#christophkotztgleichdaschilliaus
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actuallymali · 8 years ago
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Markus macht einen Ausflug
Heute stehen wir extra frĂŒh auf. Wir dĂŒrfen den Start des Kampfhubschraubers Tiger filmen. Um 6:30 Uhr sind wir verabredet. Also erstmal kein FrĂŒhstĂŒck. Die Sonne versteckt sich hinter dicken Dunstschwaden und sieht aus wie ein Tagesmond im Sommer. Hochsommer. Wieder einmal stapfen Markus und ich hinter unserem Pressemajor ĂŒber das Flugfeld von Camp Castor und bauen uns auf. Kameras und Stativ stehen bereit, als zwei Tiger aus eigener Kraft an uns vorbei rollen. Beide Male fressen wir eine Menge Sand. Wir packen die Kamera und rennen hinterher. Die beiden Helikopter fahren raus auf die Startbahn und heben ab. In zwei Metern Höhe bleiben sie kurz in der Schwebe und rauschen dann ab. Keine dreißig Sekunden spĂ€ter verschwinden die beiden Maschinen im morgendlichen Dunst.
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Wir mĂŒssen uns mit unserem verspĂ€teten FrĂŒhstĂŒck beeilen, denn Markus fĂ€hrt heute mit den Soldaten auf eine Patrouille. Die Tour ist fĂŒr das Kamerateam von „die Rekruten“ geplant, die hier in Gao den Nachfolger drehen: „Der Einsatz“.
Hier nun seine Erlebnisse:
Nachdem ich Weste und Helm angelegt habe, besteige ich den Wolf (Mercedes Jeep mit Panzerung). Die Ansage lautet, die Weste immer anzuhaben. Den Helm nur wenn es knallt. Gleich beim Einsteigen reißt meine Hose im Schritt. Das ist praktisch, denn im Auto erreicht das Termometer seine 50-Grad-Grenze. Mehr zeigt es nicht an. Wir verlassen das Camp durch das Main Gate und ich frage nach, was ich im Auto alles nicht filmen soll. Wir passieren den FAMA-Checkpoint (Malische Armee), in dem die Soldaten gemĂŒtlich im Schatten verweilen.
Nach kurzer Fahrt erreichen wir die Stadt Gao. Die Straße ist holprig und staubig. Die HĂ€user sind aus Lehm. Immer wieder winken uns Kinder und Erwachsene zu. In der Stadt fahren unzĂ€hlige Roller, die mit dem tiefen Sand auf den Straßen kĂ€mpfen. Manch einer schiebt sein Moped. Hin und wieder sehe ich einen Eselskarren, doch diese werden mehr und mehr ersetzt von dreirĂ€drigen Lastenmopeds. Die Menschen sitzen im Schatten. Nicht nur uns ist warm.
Kurz bevor wir Gao verlassen, passieren wir einen Checkpoint der französischen Armee. Dort haben sie Panzer eingegraben. Die Soldaten patrouillieren um ihren Checkpoint herum und wir rauschen vorbei.
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Außerhalb der Stadt halten wir am Rande eines Palmenwaldes. Der, so sagt man mir, wird so dicht, dass er von keiner Seite und auch nicht von oben einsehbar ist. Schmuggler nutzen ihn deshalb als Versteck fĂŒr Schmuggler. Bevor wir aussteigen, sichern wir die Umgebung nach dem Null-FĂŒnf-System. Das bedeutet, jeder sucht die Umgebung von seinem Fensterplatz nach möglichen Gefahren ab. Ich schĂ€le mich auf dem Wagen und frischer Wind - 45 statt 50 Grad heißer Wind - weht mir durch die Hose. Immer wieder fahren Passanten vorbei, die von den Soldaten nicht aus den Augen gelassen wurden. 
Zwischen den Palmen sehe ich ein Zelt der Songhai, der hier ansĂ€ssigen Volksgruppe. Ich fotografiere die Soldaten, wie sie das GelĂ€nde sichern. Nach diesem kurzen Fototermin setzen wir uns wieder in unsere Sauna auf vier RĂ€dern und fahren zum Grabmal von Askia. In diesem UNESCO-Weltkulturerbe, das im 15. Jahrhundert erbaut wurde, liegt vermutlich Mouhammed I. TourĂ© begraben, der erste König des Songhaireiches. Ich besteige das Grabmal ĂŒber eine Lehmtreppe und mache Bilder von der Umgebung. Durch den Eingang zum Grabmal am Ende der Treppe passe ich mit Weste und Kameras nicht durch.
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 Ich lasse mich noch kurz fotografieren, dann geht es weiter auf den Markt von Gao. Hier werden Ziegen verkauft. Die wertvollste muss die mit den dicksten Hoden sein. Lokale HÀndler bieten frittierten Fisch an. Es gibt Jaamwurzeln. Ein Stand verkauft VitaminprÀparate, die mit dem enormen Arsch von Kim Kardashian beworben werden.
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 Ein Soldat begleitet mich stĂ€ndig. Er wirkt aufmerksam, aber auch gelassen. Die Leute lĂ€cheln mich an und winken mich zu sich. Ein Ă€lterer Herr erzĂ€hlt, dass er frĂŒher Fahrer bei der französischen Armee war. Eine Gruppe Frauen möchte von mir ein Geschenk haben, weil ich sie gefilmt habe. Ich habe leider nichts außer Kippen und die wollen sie nicht. Der IEB (interkultureller Einsatzberater) zĂŒckt seinen Geldbeutel und gibt ihnen umgerechnet 50 Cent. Wir bewegen uns zurĂŒck zum Auto und ich fĂŒrchte mich schon, die kĂŒhle Außenwelt wieder zu verlassen.
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Der nĂ€chste Halt ist ein Plateau auf der anderen Seite des Nigers. Von dort aus haben wir einen weiten Blick ĂŒber das fast ausgetrocknete Flussbett. Ein Boot transportiert riesige Lautsprecher ans andere Ufer. Viehtreiber trĂ€nken ihre Tiere. Kinder toben im Wasser. Einer der Soldaten witzelt, er wĂŒrde ja auch reinspringen, wenn es im Fluss keine Krokodile gĂ€be. Ein MĂ€dchen steht etwas abseits und beobachtet unser Treiben. 
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Aus der Ferne kommen immer mehr Kinder angerannt. Bevor wir zu viele mangels Geschenke enttĂ€uschen mĂŒssen, steigen wir lieber wieder ein und fahren zurĂŒck ins Camp. Der Fahrer lĂ€sst mir ein letztes Mal die Wahl: Darf es ein Aufguss aus Angstschweiß oder aus FreudentrĂ€nen sein? Ich empfinde Gao als relativ sicher und habe mich nie unwohl gefĂŒhlt. Die Sicherheitslage kann sich aber von heute auf morgen Ă€ndern. Nach einer kurzen Nachbesprechung lege ich meine klatschnassen Klamotten ab und besteige eine Hose ohne Loch.
Markus gibt mir meine GoPro samt feuchtem Tragegurt (er hat ihn ĂŒber der Weste getragen) zurĂŒck und wir gehen essen. Im Anschluss haben wir ein HintergrundgesprĂ€ch bei einem Vertreter vom AuswĂ€rtigen Amt ĂŒber seine Arbeit als Schnittstelle zwischen der deutschen Botschaft in Bamako und den verschiedenen zivilen Programmen der Vereinten Nationen in Gao.
Anschließend beginnt der Stress mit der BĂŒrokratie der Bundeswehr. Uns wird eine Drehgenehmigung nicht erteilt, die wir schon am 12.5. angefragt hatten. Unser Pressemajor hat aber erst am Morgen in Potsdam angefragt. Die Stimmung kippt.
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