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#Ziebenspeck
wernerkraeutler · 4 years
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Ich habe ei Faible für BIO-Bergbauern. Das ist inzwischen hinlänglich bekannt. Meine Wertschätzung ist so groß, dass ich mich ausschließlich von köstlichen BIO-Lebensmitteln aus Tirols Bergen ernähre. Aber ich will sie auch vor den Vorhang meines Blogs holen und vorstellen.
Mein Vorteil: ich kenne viele BIO-Bauersleute in Tirol, bei denen ich allerfeinste Produkte erwerben kann. Und wenn ich zwischendurch etwas brauche, gibt’s bei uns in Tirol noch die wunderbare Qualitäts-Marke BIO vom BERG. Dennoch bin ich stets auf der Suche nach neuen BIO-Höfen und vor allem nach innovativen Produkten. Das führt mich immer wieder auf die Spur außergewöhnlicher Bäuerinnen und Bauern. So auch bei einem Spaziergang im Winter 2020 in Obernberg.
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Die berühmte Nikolaus-Kirche in Obernberg
Beim Spazieren entdeckt
Beim Abschluss einer meiner bereits traditionellen Winter-Rundwanderung fiel mir neben der Haltestelle bei der Obernberger Volksschule eine kleine Holzhütte auf. ‚Kreizigers Hofladele‘ stand darauf und wunderbare BIO-Lebensmittel waren drin. Ein gefüllter Kühlschrank, eine Kassa, Würste und selbst gemachtes Brot in Holzkörbchen. Da deckte ich mich nach dem Spaziergang gleich ordentlich mit feinsten BIO-Produkten ein.
Spezialität: Ziegenspeck und Ziegenwurst
Das Hofladele beim Gemeindeamt Obernberg
Bauernbrot
Kühlschrank
Keine zwei Wochen später fiel mir als Stammbesucher der Bauernabteilung in der Innsbrucker Markthalle ein Verkaufsstand auf, der Ziegenprodukte und Eier anbot. Just jener Bergbauernhof, der auch in Obernberg ‚Kreizigers Hofladele‘ betrieb. Ich kaufte gleich zwei Paar Ziegenwürste, schmackhafte BIO-Freilandeier und frische BIO-Ziegenmilch und vereinbarte mit dem jungen BIO-Bauern hinter dem Tresen einen Besuch am Kreizigerhofes in Obernberg. Diesen BIO-Hof wollte ich mir gleich einmal anschauen.
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Iris Messner am Verkaufsstand des Kreizigerhofes in der Innsbrucker Markthalle. Bild: Kreizigerhof
Ich muss es immer wieder betonen: Das Obernberger Tal gehört für mich zu den schönsten Tälern Tirols. Der gleichnamige smaragdfarbene See, die Tribulaunspitzen und eine Berglandschaft wie aus dem Hochglanzkalender. Ein Poster der Kirche habe ich auf meiner Pilgerfahrt von Sevilla nach Compostela in einer Herberge gesehen. viadelaplata.info Man glaubt’s ja kaum.
Besuch am Kreizigerhof
Heinrich Messner.  Bild: wikipedia
Der Hof ist dann auch einfach zu finden: Ganz am Beginn des Ortes liegt der Kreizigerhof rechts der Straße, wenn man aus dem Wald herauskommend in Richtung Obernberg fährt. Und noch etwas hat mich schon seit Jahren interessiert: wo das Haus eines Idols meiner Kindheit liegt, nämlich jenes von Heini Messner. Der hatte nicht nur zweimal Bronze bei Olympiaden gewonnen. Dieser großartige Tiroler Ski-Stilist gewann auch das allererste Weltcuprennen im Jahr 1967.
„Der Heini ist mein Onkel und das ist sein Geburtshaus“ begrüßt mich Alfred Messner, der BIO-Jungbauer eben aus dem Ziegenstall kommend. Wir setzen uns an den Tisch vor seinem Hof, seine Frau, die Jungbäuerin Iris, bringt uns einen Kaffee. Also das mit dem Heini Messner, der heute in Steinach a.B. wohnt hätte ich damit auch abgehakt.
Der BIO-Kreizigerhof
Das Nebengebäude samt ‘Blumenschmuck’
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Alfred und Iris Messner vor ihrem Hof
Obwohl Alfred die Landwirtschaftsschule in Imst und eine Schlosserlehre absolviert hatte betätigte er sich lange Zeit als Bühnenbauer, erzählt er mir. Genau im Sommer, wenn die Bühnen aufgestellt werden mussten, herrschte am Bauernhof stressige Hochsaison. Bis er vor sechs Jahren beschloss, nur noch Vollerwerbsbauer sein zu wollen. 2015 hat er den seit rund hundert Jahren im Familienbesitz befindlichen Hof von seinem Vater übernommen. Um anschließend wenige Steine auf den anderen zu lassen.
Auf los geht’s los – auf die Weide
Eine Viererbande mit den Chefs der Herde
Vor dem Weidegang
Ein weitreichender Entschluss
„Mein Vorteil war, dass bereits mein Vater BIO-Bauer gewesen ist“, sagt Alfred. Kühe und Kälbermast, ergänzt durch die Zucht stellten früher das Einkommen des Hofes sicher. Alfred hatte andere Pläne. Er kaufte die ersten 40 Zuchtziegen aus der Schweiz und setzte auf Ziegenmilch. Fünf Jahre lang lieferte er immer größere Milchmengen in die Sennerei Zillertal. Dieses Milchsystem erschien im jedoch zu intensiv. Es war nicht seine Sache.
2019 dann haben Iris und Alfred Messner einen Beschluss von großer Tragweite gefasst: Sie verkaufen die Produkte ihres Hofes ab sofort direkt an die Kunden. „Natürlich haben wir jetzt weniger Milchziegen“ sagt Alfred. Dafür aber haben sie genug Grundfutter für die intelligenten Ziegentiere der Sorte Sarner Ziegen, die genetisch bedingt hornlos sind.
Er spricht damit jenen Punkt an, der für mich seit Jahrzehnten der eigentliche Grund ist, ausschließlich BIO-Lebensmittel zu genießen: Die BIO-Bauern können nicht wahllos und beliebiger Menge Futtermittel einkaufen, wie es etwa in der industriellen Landwirtschaft gang und gäbe ist. Was Alfred einkauft sind BIO-Lucerne-Pellets. Wer die Luzernepflanze nicht kennt: sie ist eine Kleeart deren Hülsenfrüchte ein gutes, alternatives Tierfutter darstellen.
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Kein Getreide für die Goaßn
Kriegen die Ziege auch Getreide? „Nein, das kriegen die nicht. Wir arbeiten extensiv und damit im Schritttempo der Natur“ sagt Alfred. Und genau das ist für mich auch ein wichtiger Punkt: Alles was wir Menschen genießen können sollte nicht für die Tiermast herangezogen werden. Und wenn, dann nur in sehr geringem Umfang.
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Käse und Speck vom BIO-Kreizigerhof
Was mir noch aufgefallen ist: die Werbung des Kreizigerhofes für den Direktverkauf ist bemerkenswert gut. Vor allem die Social-Media-Arbeit lässt eine professionelle Hand dahinter vermuten. „Dafür bin ich zuständig“, sagt Iris, die BIO-Jungbäuerin mit familiären Wurzeln in Völs bei Innsbruck. Die gelernte Grafikerin und Buchbinderin ist eine klassische Quereinsteigerin, was man auch bei den verschiedenen Innovationen im Produktbereich erahnen kann. Sie ist aber auch für die ‚Etikettierung‘ zuständig. Also für die Bürokratie, die mit der Genehmigung von neuen BIO-Produkten vorausgeht die die beiden direkt ab Hof verkaufen wollen.
Die Gourmetpalette des Kreizigerhofes
Die bestehende Palette von Produkten lässt sich aber sehen: Vom Kreizigerhof gibt es derzeit :
BIO-Ziegenrohmilch,
BIO-Ziegen-Naturjoghurt probiotisch,
BIO-Ziegen-Süßmolke,
BIO-Ziegen-Rohmilchkäse,
BIO-Ziegen-Joghurtaufstriche und
Fleisch von BIO-Ziege, BIO-Kiz und BIO-Schwein.
Besonders schmackhafte BIO-Ziegenwürste und ein BIO-Ziegenspeck runden das Angebot an.
A propos Ziegenwürste. Das dafür nötige BIO-Schweinefleisch wird jetzt ebenfalls am Hof hergestellt. Und stammt von einer uralten Schweinesorte, nämlich ihren Schwäbisch-Hällischen-Landschweinen, die liebevoll auch ‘Mohrenköpfle’ genannt werden. Am BIO-Kreizigerhof machen es sich so richtig gemütlich, wälzen sich im Schlamm oder liegen in der Sonne.
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Die Schweine einer alten Sorte suhlen sich mit Vorliebe im tiefen Sumpf.
Daneben verkaufen die Messners noch die Eier ihrer 32-köpfigen gackernden Hühnerschar, eigenen Bienenhonig und selbst gemachtes Bauern-Brot. „Ich würde gerne noch weitere schmackhafte Produkte anbieten, aber die BIO-Richtlinien sind sehr streng, es braucht vor allem Zeit, bis ein Produkt genehmigt ist“ sagt Iris etwas bedauernd. „Ein bißchen stolz bin ich darauf, dass ich Arnikatinktur herstellen darf“, sagt sie. „Denn ich nehme die Blüten genau dann, wenn wir unser eigenes Bergmahd mähen.“
Wo gibt’s die Produkte zu kaufen?
Das Obernberger ‚Hofladele‘ befindet sich inmitten des Ortes am Rand des großen Parkplatzes. Stets geöffnet können sich Besucher, Spaziergänger und Touristen hier mit allen Erzeugnissen des BIO-Kreizigerhofes eindecken.
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Kreiziger Hofladen mitten in Obernberg
Für die Innsbrucker BIO-Gemeinde ‚ordiniert‘ der Kreizigerhof jeweils Freitag und Samstag in der Markthalle im Bauernsektor. Da kann man auch ein Schwätzchen mit den BIO-Hofleuten führen. Iris fällt allerdings in den nächsten Wochen aus: Sie wird Mutter. Ich wünsche ihr das Allerbeste.
Was ich sehr empfehlen kann: die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Der Bus von Steinach-Bahnhof nach Obernberg hält einige Meter vor dem BIO-Kreizigerhof, die Haltestelle heißt ‘Tribulaunblick’.
Inmitten grandioser Berge: Der BIO-Kreizigerhof in Obernberg Ich habe ei Faible für BIO-Bergbauern. Das ist inzwischen hinlänglich bekannt. Meine Wertschätzung ist so groß, dass ich mich ausschließlich von köstlichen BIO-Lebensmitteln aus Tirols Bergen ernähre.
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