#US sefmade flying Surfervan
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trampress-blog · 8 years ago
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Gerrit the Adventurer: A great learning
Was für ein Anfang. Es geht also doch. Nun bin ich zumindest schonmal fast in Österreich. Entspannt lasse ich mich auf einer Parkbank nieder und beobachte meine Umgebung. Autos zischen im Minutentakt an mir vorbei, während LKWs sich für die Nacht vorbereiten. Halb sieben in Österreich.
Nach kurzer Zeit schon, packte mich wieder die Neugier und die Vorfreude, wies denn nun weitergeht. Ich frage zuerst bei den umliegenden Autos und dann bei einem Wohnmobil, dabei erschrecke ich fast ein älteres Ehepaar, dass voller Gedanken in der riesigen Faltkarte nach einem geeigneten Campingplatz in der Nähe suchte, um die Nacht zu überbrücken. Leider können sie mich also nicht mitnehmen. Zurück auf der gewohnten Parkbank schaue ich mich abermals um und frage einen Frankfurter, Aufgefallen ist er mir durch seinen überdimensionalen SUV der Marke Maserati. Abseits dieses ersten Eindruckes und des typischen Klischee eines reichen Unternehmers ist er aber total nett und freundlich, würde mich sogar mitnehmen, wenn er nicht sein Wagen bis zum Rand hin voll hätte.
Nach dieser Ernüchterung kommt plötzlich ein roter VW-Bus zum Parkplatz. Heraus steigt ein schon auf den ersten Blick sympathischer Mann. Ich komme sofort mit ihm ins Gespräch, muss mir aber leider absagen, da sein Wagen komplett voll geladen mit Kitesurfstuff ist. Ehe ich mich versehe, ist er im Rasthof verschwunden. Mist, wieder nichts. So langsam wollte ich dann doch weiter. Als er zurückkommt, lächelt er mich zum zweiten Mal an und fragt mich, wo ich denn hinwill. „Wenn man ein bisschen hinten umräumt, sollte es gehen. Und so war es auch. Gerrit ist mein neuer „Mitnehmer.“ Zwar nicht auf dem Weg nach Lissabon, aber immerhin Richtung Süden, genauer gesagt zu seiner Surfschule am Gardasee. Das passt doch perfekt. Ich bin zwar noch kein ausgelernter Surfer, nichts desto trotz teile ich in gewisser Weise ihren entspannten Lebensstil. Und dann auch noch in nem Surfervan. Ich fühle mich sofort wohl.
Gerrit trampte wenig in seinem Leben, doch hat er um einiges mehr zu erzählen als ich. Er erlebte das wahre „Durchschlagen“ und reiste viel. Und das alles in einer Zeit, in der ich noch nicht mal auf der Welt war. Beeindruckend. Mit Motorrad und 10$ Budget pro Tag, fuhr er durch die Staaten, früher was das möglich, heute ist es unvorstellbar. Kostet doch das Ticket durch die national Parks schon mindestens 200$. Da kommt mir wieder der Spruch: „Früher war alles besser“ in den Sinn, doch das stimmt nicht. Sicherlich war früher das Leben deutlich bezahlbarer, doch hatte man die Möglichkeiten, was man heute hat?! Von GPS über WIFI bis hin zum Couchsurfing. Auch bei meine Tramp-reise ist Wifi sehr hilfreich, doch geht nichts über die Hilfsbereitschaft der Menschen, denen ich begegne.
Wie sich herausstellte, ist Gerrit Pilot der Lufthansa, sonst in Uniform mit der Crew sitzt er heute ganz lässig in seinem VW-Bus und fährt für sein Hobby Kitesurfen zum Gardasee. Ganz ohne Druck und Vorschriften. Durch sein Interesse an Modellflugzeugen und seinen Auslandsaufenthalten durch den Job seines Papas in den Niederladen, bringt er all das mit, um das schier unmögliche Auswahlverfahren als Pilot zu meistern. Vieles im Leben erlernte er sich selbst. Ob es das Wick-Schweißen ist, oder eigenständig sein Eigenheim umzubauen. „Das teuerste am Handwerk ist doch die Zeit“, meint er. Wenn du diese investieren kannst, lernst du nicht nur etwas fürs Leben, sondern sparst dir auch noch richtig Geld. Und damit hat er absolut recht. Nach kurzer Espresso -und Paninibreak geht es weiter Richtung Gardasee. Wir sprachen über Weltwirtschaft und die Realität in Afrika. Wir leben hier in Deutschland ja in unserer Blase, im Wohlstand und vermeintlich ohne Sorgen. Durch seine Langstreckenflüge hat Gerrit schon viel in der Welt gesehen und erlebt, auch viel Leid miterlebt. Von Herunterwirtschaften eines ganzen Kontinents bis zu den Streetcriminals in Brasilien. Damit Deutschland so sicher bleibt, müssen wir viel investieren. Da geb ich ihm absolut recht.
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge schau ich Gerrit nach. Er düst weiter Richtung Gardasee und ich versuche nach Lissabon zu kommen. Hier trennen sich also unsere Wege. Einerseits ein zu schnelles Ende unserer horizonterweiternden Gespräche, andererseits auch die Freude, meinem Ziel wieder ein Stückchen näher zu sein. Zeit für ein Abschiedsfoto bleibt natürlich noch. Dann bricht er aber auf. Mitten in der Nacht um halb 12 auf einem dürftig beleuchteten Rasthof in bella Italia.
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