#Trump TheArtOfTheDeal Ratgeber Finanzen Geld Yuppie Trash
Explore tagged Tumblr posts
Text
Psychologie Folge 8: Donald Trump: The art of the deal
Jedes Buch kann Menschen etwas beibringen und von Wert sein. In erster Linie helfen die zahlreichen RatgeberbĂŒcher, Erfolgsseminare und Coachings ihren Autoren, sie bieten eine Einnahmequelle und die Möglichkeit, sich selbst in ein gutes Licht zu rĂŒcken und um sich als Experte zu profilieren. Das ist völlig legitim, aber wenn ein Produkt nur dem Verlag und dem Autor nĂŒtzt, braucht man sich so ein Werk nicht zu kaufen. Trumps âThe art of the dealâ scheitert auf voller Linie: Es taugt nicht als Erfolgsratgeber, es ist nicht mal unterhaltsam, sondern bestenfalls unfreiwillig komisch und nahezu perfekt, um davor zu warnen, nicht auf jeden Singsang zu hören, nur weil jemand angeblich extrem erfolgreich, wohlhabend und ein SpitzengeschĂ€ftsmann ist.
Das einzige Kapitel, welches sich halbwegs als Ratgeber verstehen lĂ€sst, zĂ€hlt zwar Stichworte auf, die Trump fĂŒr den geschĂ€ftlichen Erfolg fĂŒr wichtig hĂ€lt, er fĂŒhrt diese Gedanken aber nicht weiter aus. Es sind folgende Regeln:
Think big. (Denke in groĂen MaĂstĂ€ben)
Protect the downside and the upside will take care of itself. (Rechne mit dem Schlimmsten, um positiv ĂŒberrascht zu werden)
Maximise your options. (Maximiere deine Optionen)
Know your market. (Kenne deinen Markt)
Use your leverage. (Nutze die Hebelwirkung)
Enhance your location. (Verbessere deinen Standort)
Get the word out. (Verbreite deine Nachrichten)
Fight back. (Wehre dich)
Deliver the goods. (Liefere deine Waren und Dienstleistungen)
Contain the costs. (Halte die Kosten im Rahmen)
Have fun. (Habe SpaĂ)
Ansonsten lĂ€sst uns Trump an einem Arbeitstag teilhaben, an dem natĂŒrlich ganz viel telefoniert und erreicht wird. Das restliche Buch biegt die Tatsachen so zurecht, wie es ihm passt. Wenn eine feindliche Ăbernahme mal nicht gelingt, dann ist das halb so schlimm, er hat ja an dem gestiegenen Aktienkurs genug verdient. Er prahlt mit seinem Trump-Tower, schildert, welch immense Gewinne im Casino-GeschĂ€ft stecken, verliert aber natĂŒrlich kein Wort zu den VorwĂŒrfen, dass die Mafia am BaugeschĂ€ft in New York beteiligt gewesen sein soll oder das GlĂŒcksspiel vor allem Profite auf Kosten SpielsĂŒchtiger und Rentner bedeutet. Wer die traurige Menschen vor den Automaten in Las Vegas mal gesehen hat, erkennt, wie wenig Glamour und wie viel Elend, Einsamkeit und Verzweiflung dahinter steckt. Und allen Ernstes reitet Trump auf der Leistung herum, eine Eislaufbahn in New York renoviert zu haben, selbstverstĂ€ndlich viel schneller, gĂŒnstiger und besser als die, seiner Meinung nach, unfĂ€hige Verwaltung unter seinem Erzfeind Ed Koch.
Es gibt einige, wenige Momente, in denen etwas Mitleid mit dem Menschen Trump möglich ist. Wenn er etwa zugibt, dass sein Trump-Tower mit all dem Anschein von Luxus, Marmor und Gold eher naive Menschen beeindruckt, eine echte Luxusmarke wie Loewe, mit ihren Lederwaren, hingegen rasch ihr GeschĂ€ft in dem GebĂ€ude aufgab, weil es an zahlungskrĂ€ftigen Kunden mangelte. Und es ist spannend zu erfahren, wie unangenehm es Trump war, in den Wohnungen fĂŒr Menschen aus unteren Schichten, mit denen sein Vater sein Vermögen gemacht hatte, die Miete eintreiben zu mĂŒssen. Dabei gab es auch körperliche Gegenwehr der Mieter. VerstĂ€ndlich, dass Trump lieber im Segment der Superreichen unterwegs sein wollte, als sich mit Mietern von Sozialwohnungen herumzuschlagen. Ein kurzes Wort des Bedauerns ĂŒber den frĂŒhen Tod seines alkoholkranken Bruders Fred Trump junior wirkt ebenfalls ungewohnt rĂŒcksichtsvoll. Durchaus berechtigt scheint die Kritik an Prominenten, welche selbst in subventionierten Wohnungen in edlen Stadtteilen Manhattans lebten und sich nach AuĂen sozial gaben. Heuchelei und Doppelmoral sind keineswegs Dinge, die nur Menschen wie Trump geprĂ€gt haben.
Das Allermeiste, was Trump in seinem Buch behauptet, hat er wĂ€hrend seiner spĂ€teren Jahre als GeschĂ€ftsmann, Fernsehstar und PrĂ€sident völlig zunichte gemacht und sich selbst entzaubert â geradeso wie im MĂ€rchen âDes Kaisers neue Kleiderâ. So wirkt ganz vieles, was er von sich gibt, absolut lĂ€cherlich und gĂ€nzlich unglaubwĂŒrdig.
Ein Mann, der Corona erst verharmloste, dann das Trinken von Desinfektionsmitteln empfahl, anschlieĂend demonstrativ Schutzmasken verballhornte und sie dann doch trug, nachdem seine Umfrageergebnisse, aufgrund der medizinischen und wirtschaftlichen Katastrophe in den USA, immer weiter sanken. Jemand, der bei einer Sonnenfinsternis ohne Schutz direkt in die Sonne blickt. Jemand, der den Klimawandel leugnet, meint jede Frau jederzeit in den Schritt fassen zu können und aus den 200 Millionen geerbten Dollar seines Vaters mehrere finanzielle Flops vollbracht hat, ein notorischer LĂŒgner ist und gegen den selbst George W. Bush relativ klug wirkt.
Es gibt noch so viel mehr ĂŒber Donald Trump zu berichten, etwa ĂŒber seine âTrump Universityâ, ein Kurs, in dem leichtglĂ€ubigen, armen Menschen ihr mĂŒhsam erspartes Geld abgenommen wurde. Donald Trump stellt sich so dar, wie sich arme Leute einen reichen Menschen vorstellen. Dabei hat er mehr Ăhnlichkeit mit der Trash-Reality-Show âDie Geissensâ als mit echten GeschĂ€ftsmĂ€nnern wie Jeff Bezos, Elon Musk oder den Albrecht-BrĂŒdern. âEr ist einer der gröĂten TrickbetrĂŒger der Weltâ, wird in der Netflix-Doku ĂŒber ihn gesagt. Darin kommt auch der Ghostwriter des Buchs âThe art of the dealâ Tony Schwarz zu Wort. Der verrĂ€t, dass Trump ganz primitiv sei, in dessen Welt gibt es entweder Opfer oder Raubtiere. Trump sei ein Soziopath ohne Werte und ohne Gewissen.
âThe art of the dealâ ist ein Buch fĂŒr Menschen, die Gordon Gekko, Patrick Bateman und Jordan Belfort verehren, ihrer Yuppie-Zeit in den 1980ern nachtrauern und meinen, dass sich mit Geld alle Dinge, lösen lassen. Kindisch.
Und hier einige âAnspieltippsâ, in denen Trump zwar ĂŒber andere spricht, aber die Aussagen auch selbst gerne Mal reflektieren dĂŒrfte, sowie einige vollmundige Versprechungen:
"Die Ăffentliche Verwaltung ist korrupt und inkompetent" (Track 222)
Trump kĂŒndigt den Bau des höchsten GebĂ€udes der Welt in NYC an. ĂberfĂ€llig seit 1987. (Track 221)
Trump ĂŒber einen Gegner: "Nur ein frustrierter, alter Mann, der Frust ablassen will, ohne RĂŒcksicht auf die Konsequenzen." (Track 197)
"Das hat mich gelehrt, nie impulsiv zu reagieren, sondern erst sorgfÀltig beide Seiten abzuwÀgen". (Track 183)
Wertung: 20 %
Trump: The Art of the Deal
Autoren:Â Donald J. Trump, Tony Schwarz
8 CDs
Spieldauer: 600 Minuten
Verlag: Random House LCC US
ISBN-10: 152473439X
ISBN-13: 9781524734398
Erscheinungsdatum: 14.06.2016
24 Euro
Das Hörbuch ist z. B. als Stream bei Deezer erhÀltlich.
Deutlich empfehlenswerter ist die Netflix-Doku âTrump: An American Dreamâ in dem ein journalistisch ausgeglichenes PortrĂ€t Trumps gezeigt und viele Aussagen aus dem Werk von Tony Schwarz relativiert werden. Â
0 notes