Tumgik
#Schleusenwärter
floatmagazin · 3 months
Link
0 notes
sommerreise2024 · 3 months
Text
Sonntag, 16.Juni, Tag 19
Und am Ende des (800 m langen) Tunnels ward Licht. Bin allerdings einmal angeschrappt, weil stockfinster, kein Scheinwerfer und ich mich nur am Tunnelausgang orientieren konnte. Liegen mutterseelenallein in Vireux Wallerand in der Region Grand Est, wo außer Radlern kaum jemand hinkommt. Der Binnenschiffsverkehr hat jetzt endgültig aufgehört, da die einst für die Peniches ausgerichteten Schleusen mit 35 Metern Länge und 5 Metern Breite für die heutigen bis zu 150 Meter langen Binnengiganten zu klein sind. Die Schleusen öffnen wir automatisch mit einer bei Einreise nach Frankreich mitgelieferten Fernbedienung. Dafür mussten wir auch 120 Euro für die vierwöchige Nutzung der Wasserwege zahlen. Neue Botschaft des Schleusenwärters, die uns allerdings nicht mehr sonderlich aufregte: zwei Schleusen hinter Verdun, die wir eigentlich am kommenden Wochenende erreichen würden, sollen jetzt erst am 1. Juli öffnen. Schaun wir mal.
Tumblr media Tumblr media Tumblr media Tumblr media Tumblr media Tumblr media Tumblr media Tumblr media Tumblr media Tumblr media
3 notes · View notes
korrektheiten · 5 months
Text
Der Kampf gegen die digitale Bevormundung
Tichy:»Seit Kommunikation das Niveau des Palavers in der Steinzeithorde verlassen hat, war es eine Frage der Macht, wer etwas zu sagen hat. Der Pfarrer predigt von der Kanzel, der Feldherr vom Pferd, die Journalisten vom unangreifbaren Feldherrnhügel ihrer Zeitungen aus: „Gate Keeper“ werden sie genannt oder Schleusenwärter, die entscheiden, welche Meinung, welche Nachricht, welche Information Der Beitrag Der Kampf gegen die digitale Bevormundung erschien zuerst auf Tichys Einblick. http://dlvr.it/T6NPKf «
0 notes
dasanderl9 · 1 year
Text
Tumblr media
Warten an der Schleuse, die kleine Macht des Schleusenwärters.
0 notes
meinerseitz · 2 years
Text
Tumblr media
dann war da noch die frage nach dem schleusenwärter
0 notes
snickerstour · 2 years
Text
Von Budapest an die kroatisch/serbische Grenze und das Ende der Tour
Ab Budapest wurde es so richtig heiss, wie es halt in ganz Europa in dieser Zeit war.
Die Donau, jetzt richtig breit, fliesst nach Budapest in einem Bett aus Schottersteinen aber eigentlich nur ca. 20 km. Danach ist ein Ufer immer befestigt und dass andere, jetzt bei Niedrig- Wasser mit schönen Sandinseln bestückt.
Um auf die andere Seite zu gelangen mussten wir mehr als 500m rudern und wenn wir auf unserer Donauseite kein schönes Frühstücksplätzchen fanden, mussten wir uns wirklich überlegen, ob wir am andern Donauufer einen schönen Platz suchen wollten, oder ganz einfach mit dem Frühstück noch etwas warten wollten.
Unser Tagesrhythmus hat sich etwa so eingepegelt.
Aufstehen um 7.00 Uhr, Aufräumen, Einpacken und dann 2 Stunden Rudern. Nach 2 Stunden hatten wir dann einen richtigen schönen Hunger zusammen und das Morgenessen schmeckte einfach wunderbar.
Danach ruderten wir immer ca. 2 Stunden und dann gab es eine Bade- oder eine Schlafpause.
Immer mal wieder fanden wir ein Restaurant, dessen Leckereien wir natürlich auch versuchen mussten. Zwischen 18.00 und 19.00 Uhr suchten wir dann einen Platz für die Übernachtung und oft war es so, dass wir an jeder Menge schöner Plätzchen vorbei gefahren sind und genau dann, wenn wir einen suchten, war ein Dorf oder ein Hafen oder ein Industriegelände oder einfach nur grosse Steine oder dichter Wald an beiden Ufern.
Wenn wir uns dann mit einem Zweitklassplatz zufrieden gaben, kam sicher am nächsten Morgen nach der nächsten Kurve ein super schöner Platz in Sicht, aber das ist halt einfach so.
Für uns besteht ein schöner Übernachtungsplatz aus einem Sand- oder Kieselstrand, ein bisschen weiter oben eine kleine Grasfläche für das Zelt und viel Schwemmholz für das Lagerfeuer.
Wenn dann beim Eindunkeln noch ein Biber seine Knabberarbeit verrichtet oder einfach ein paar Mal vorbei schwimmt, ist das dann schon ein Firstklassplatz.
Wenn wir anlanden, müssen wir uns immer erst einmal etwas von unserem Rudertag erholen, dann stellen wir das Zelt auf und richten es zum Schlafen ein, dann wird Holz vorbereitet, ein Feuer gemacht, gekocht und gegessen und dann ist es schon fast dunkel.
Ich habe mir vor dieser Reise noch eine Kindergitarre gekauft, eine normal grosse hätte in der Gepäckkiste keinen Platz gehabt, aber ich war nach einem 8 Stunden Rudertag meistens so knüppelfertig, dass ich keine Lust für eine Gitarrenstunde mehr hatte.
So langsam machten wir uns auch Gedanken zu unserem Reiseende.
Wir hörten, dass man sich in Ungarn in einer längeren Aktion, beim Zoll ausklarieren muss mit Zoll, Polizei, Amtsarzt und einem Bootscheck.
Dazu kommt, dass die Donau ab der ungarischen Grenze, die Grenze zwischen Serbien und Kroatien ist. So müsste man sich in beiden Ländern einklarieren.
Dazu kommt die grosse Hitze, rudern bei 36 Grad macht nicht soviel Freude.
Und dann müssten wir noch einen Ort finden, wo wir unser Schiff in Sicherheit liegen lassen können, in der Zeit in der wir unser Auto mit Anhänger holen wollen.
Und dann fanden wir den Siokanal, eine Wasserverbindung von der Donau zum Plattensee oder Balaton, wie sie ihn nennen.
Wir fingen an zu grübeln und überschliefen das Projekt Balaton 1 Nacht. Wir hatten auf unserer Reise durch Ungarn schon viel Interessantes über den Balaton gehört.
Die 120 km Kanal wären doch mit unserem Motörchen gut zu machen, wenn wir es schon bei der Schleuse Gabčíkovoa nicht gebrauchen durften.
Am nächsten Morgen war das Mötörchen schnell montiert, lief wunderbar an und wir fuhren die paar Kilometer bis zur ersten Schleuse im Siokanal.
Wir weckten den Schleusenwärter in seinem Büro, aber das einzige deutsche Wort, dass er kannte war „Geld“ und „Boss“.
Nach langem Schulternzucken schlug Sabina vor, doch den Boss anzurufen.
Dieser entschied dann, dass der Kanal nach 30 km kein Wasser mehr führt und man uns daher nicht Schleusen dürfe.
Unser Argument mit unserem Minimaltiefgang von 10 cm zog nicht und so war der Traum vom Balaton sehr schnell verraucht und wir fuhren wieder zurück und noch ein paar km mit dem guten Motörchen weiter, bevor wir uns dann wieder fürs Rudern entschieden.
Im nächsten Ort Bajo wollte die Werft unser Schiffchen nicht für ein paar Tage hüten, dafür durften wir gratis auf dem Zeltplatz übernachten.
Der Hacken am schönen Lagerplatz war, das vis a vis auf der anderen Kanalseite eine Disco um 10 Uhr Nachts aufdrehte und den sehr lauten Steinbruchsound bis um 5 Uhr morgens durchzog.
Genau dann als wir unser Lager wegen des Lärms abbrachen und zum Kanal raus auf die Donau fuhren, schloss die Disco ihre Tore.
In Mohacs, dem letzten Städtchen vor der serbisch/kroatischen Grenze bekamen wir im Hafen, der aus einem alten Frachtschiff besteht, einen Platz auf der sicheren Innenseite und was fast noch wichtiger für uns ist, da in Mohacs eine Autofähre über die Donau verkehrt, eine Rampe, wo wir dann hoffentlich auch bei dem sehr tiefen Pegel unser treues Schiffchen slippen können.
Somit hat unsere Reise auf der Donau vorerst einmal ein Ende gefunden.
Wir werden sicher die schönen einsamen Ruderstunden, die tolle Natur, die vielfältige Tierwelt, die schönen Strände vermissen. Auch das Entdecken von immer wieder neuen Dörfern, Städten und die Begegnungen mit vielen neuen Menschen, verschiedenen Kulturen und Ansichten und Meinungen wird uns fehlen. Nicht vergessen wollen wir natürlich die kulinarischen Schmackerln, um die man hier einfach nicht herumkommt.
0 notes
hbesusioliver · 3 years
Text
30. August, Niderviller bis Lagarde
Tag 3. starteten wir um ca 8.00 Uhr. Der erste Streckenabschnitt war sehr gemütlich ohne Schleusen, aber es gab einige Brücken und Engstellen zu passieren. Das Wetter war noch wechselhaft, einige leichte Regenwölkchen waren am Himmel und ab und zu entleerten sich diese. Am späten Vormittag erreichten wir das Highlight des Tages, die Schleuse von Réchicourt. Diese Schleuse bewegt Schiffe über eine Höhe von unglaublichen 15m. Davor mussten wir warten, bis das Wasser auf unserer Höhe oben angekommen ist. Die Wartezeit nutzen wir um mit unserem Bootshund eine Runde spazieren zu gehen. Bucky hat dies sichtlich genossen und ist gleich in einen Tümpel gesprungen und hat ein ausgiebiges Bad genommen... In die Schleuse passten 4 Boots hinein, unsere Boote wurden von einem sehr freudlichen Schleusenwärter vertaut. Völlig unbeeindruckt von den Gästen zeigte sich die schwarze Schleusenkatze, die dort anscheinend zu Hause ist. Man kann sich vorstellen, dass Bucky das sehr interessant fand. Der Weg nach unten dauerte dann nur 10 Minuten. Unser nächster Stop war Bataville, da es laut unserem Plan hier ein Lebensmittelgeschäft gäbe... Wir legten also an, nahmen Hund und Einkaufstaschen und marschierten ca 3 km in den Ort- nur um dann festzustellen, dass es in dem Kaff eine Art Lebensmittelgeschäft gibt, dass zwischen 17.00 und 19.00 Uhr geöffnet hat. Somit war der Flopp des Tagen auch erledigt. Frustriert gingen wir den Weg, der an einer hässlichen Strasse vorbei führte, zurück und fuhren weiter bis Lagarde, unserem heutigen Nächtigungsplatz. Die Sonne hatte nun mitleid mit uns, und beschloss unseren weiteren Weg heute zu begleiten. In Lagarde angekommen, parkte unser Kapitän das Boot vorbildlich rückwärts ein und wir konnten im hiesigen Hafenshop benötigten Wein und Bier einkaufen. Milch und Salami auch! Ein köstliches Abendessen im Restaurant vorort bildetet den Abschluss des 3. Hausboot Tages. Bon soir, bis morgen.
0 notes
domiholblog · 7 years
Text
Syrien und der Gatekeeper
Dominic H - 12-12-2017
Als Metapher steht «Gatekeeper» für die Schlüsselstellung, die ein Faktor einnimmt, der unsere Meinung stark beeinflusst. Ds Wort kommt aus dem Englischen und lässt sich mit «Pförtner» oder «Schleusenwärter» übersetzen. Wie ein Medien-Gatekeeper funktioniert, erklärte einst der US-amerikanische Journalist und Schriftsteller Walter Lippmann: «Jede Zeitung ist, wenn sie den Leser erreicht, das Ergebnis einer ganzen Serie von Selektionen […].» Tatsächlich entscheiden Journalisten, was der Öffentlichkeit geboten oder vorenthalten wird. Wenn sie dann auch noch alle das Gleiche sagen, wirkt der Zusammenklang als Bestätigung einer angeblichen Wahrheit. So etwas schadet einer freien Gesellschaft vor allem dann, wenn Medien-Eliten und Politik-Eliten unter einer Decke stecken. Heute kann der mediale Pförtner einerseits durch die kollaborative Anwendung verschiedener Angebote des Internets überrumpelt werden - andererseits durch Helden eines unabhängigen und kritischen Journalismus.
Reporter mit Grenzen
Heldendämmerung
«Unglücklich das Land, das keine Helden hat», lässt Bertold Brecht im «Leben des Galilei» den enttäuschten Schüler des Gelehrten ausrufen. dieser erwidert: «Unglücklich das Land, das Helden nötig hat.» Zu Helden gehört das Hindernis das sich ihnen entgegenstellt, ihre Geistes-Stärke angesichts der Gefahr und die Aufopferung für das selbstlose Ziel. Diese archetypische menschliche Grenzsituation wird seit Anbeginn der Kultur in unseren Mythen besungen. Stammten die Heroen des Altertums und Mittelalters noch von Göttern und Königen ab, wurden im 18. und 19. Jahrhundert die Helden verbürgerlicht. Heldentum das nicht mehr nur als Auszeichnung für Auserwählte, sondern als universelle Möglichkeit des Menschseins wahrgenommen wird, ist inspirierend und das nützt die moderne Propaganda aus. Deshalb spricht man in Zeiten eines Krieges geradezu inflationär von Helden. Die Gräber-Felder der Gefallenen - alles Helden. Der Nazi-Staat begann die psychologische Kriegsmobilmachung sogar schon vor dem Krieg mit der mythologischen Überhöhung des Heldentods.
Helden werden allerdings erst durch die Verbreitung ihrer Geschichte als solche wahrgenommen. Deshalb - solange Politik und Journalismus korrupt genug sind - muss ein Held nicht einmal echt sein. So hatten beispielsweise im April 2007 prominente US-Soldaten der Armeeführung vorgeworfen, sie mit Lügen zu Helden stilisiert zu haben. «Ich bin noch immer bestürzt darüber, dass sie sich entschieden hatten zu lügen und mich zu einer Legende zu machen», schimpfte Soldatin Jessica Lynch bei ihrer Anhörung vor dem US-Parlament ‹Kongress›. 2003 war sie der Öffentlichkeit als das «Rambo-Mädchen» des Irak-Kriegs präsentiert worden. («Rambo» ist ein Film-Held.) Dem 2004 in Afghanistan gefallenen Soldaten Pat Tillman wurde posthum ein Tapferkeits-Orden verliehen. «Unser Held» jubelten die Titelseiten. «Das war eine komplette Erfindung», erklärte sein Bruder Kevin vor dem Kongress-Ausschuss. Tatsächlich war Tillman irrtümlich von den eigenen Truppen erschossen worden. Ein Kamerad sagte dazu aus, die Vorgesetzten hätten ihm befohlen zu lügen.
Wie der US-amerikanische Philosoph und Schriftsteller Ralph Waldo Emerson einst sagte: «Jeder Held wird auf die Dauer langweilig.» Das Heroische wird im Westen ohnehin abgeschafft. Diese Heldendämmerung hat politische, kulturelle und psychologische Gründe. Der Verhältnis-Wandel führt dazu, dass im Westen heute jeder, der sich zum Affen macht, Andy Warhol's «15 Minuten Berühmtheit» erlangen kann. Komasäufer sind Helden. Eher allerdings Spitzensportler oder Technik-Pioniere. Eine kurzfristige Bewunderung von Rummelplatz-Attraktionen und der Kult der Berühmtheit. Weil das Kriegerische nicht mehr im Zentrum des westlichen Selbstverständnisses steht, scheut man heute Schlagworte wie «Ehre» oder «Opferbereitschaft» und verharmlost zugleich die brutalsten Angriffskriege als «Einsatz» oder «Intervention».
Journalisten gab es ja noch nie so viele, wie heute. Dennoch jammert die Zunft über das Internet, wo jeder jeden Unsinn sofort veröffentlichen kann. Die gefürchteten «Fake News». Elitejournalisten gehen aber auch in einer publizistischen Klasse auf, in der sich Kommunikations-Berater, Öffentlichkeits-Arbeiter und Werbe-Fachleute tummeln. Kein Wunder, haben viele das Gefühl, dass Journalisten, statt zu informieren, etwas verkaufen wollen. Und wie es dieser Fall in den USA zeigte, können uns auch falsche Helden verkauft werden.
Durchschnittstyp
Seit 2011 kämpfen in Syrien Truppen der Regierung gegen Freischärler-Milizen bis hin zu Terrorgruppen, die medial meist unter dem wertfrei bis positiv konnotierten Sammelbegriff «Rebellen» präsentiert werden. In Syrien gibt es jedoch auch - gemäss einem Zitat - «scheiss Helden»: ‹Ad-Difa› al-Madani s-Suri› - also ‹Syrische Zivil-Verteidigung› (SCD) - so nennt sich eine Anfang 2013 entstandene «Zivilschutz-Organisation», die im Westen allgemein auch «Weisse Helme» oder «Weisshelme» genannt wird, da die Mitarbeiter einen Schutzhelm aus weissem Plastik tragen.
Als Gründer findet sich kein Syrer, sondern James Le Mesurier - ein ehemaliger Infanterie- und/oder Nachrichten-Offizier der britischen Armee. Er war schon beim NATO-Angriff auf Jugoslawien dabei. Heute bietet er sich als «privater Sicherheitsberater» an. Die von ihm gegründete, geführte und von der britischen Regierung finanzierte Nicht(Doch?)-Regierungsorganisation (NGO) ‹Mayday Rescue› bildet die Weisshelme aus. Die erhalten nicht nur Helme, sondern schicke Uniformen - alles bedruckt mit einem professionell gestalteten Logo. Für Öffentlichkeits-Arbeit und Werbung vom Feinsten und natürlich einen beeindruckenden Internet-Auftritt sorgt die US-amerikanische Firma ‹Purpose›. Perfekte Markenführung also, wie bei Waschpulver oder Zahnpasta.
Am 10 Dezember 2014 berichtete die US-amerikanische Montas-Zeitschrift ‹MEN'S JOURNAL› über die Arbeit von Le Mesurier. «Gesundheit, Abenteuer, Ausrüstung, Stil», steht unter dem Namen der Zeitschrift, die bietet, was starke Männerherzen höher schlagen lässt. Nahe der syrischen Grenze, im SCD-Ausbildungszentrum in der Türkei, habe der Brite eine «urbane Kriegszone» nachbauen lassen. «Wir haben alle Materialien beschafft, genau so, wie man es in Aleppo finden würde», erklärt ein sichtlich stolzer Le Mesurier dem Journalisten «mit einer noch nicht angezündeten Zigarette, von seinen Lippen hängend». Der Ma­chis­mo trieft hier buchstäblich aus jeder Zeile: «Le Mesurier, 43, zündet sich die Zigarette an: ‹Syrien. Das ist der Mount Everest von Kriegsschauplätzen - ein absoluter Alptraum.›»
Gemäss Le Mesurier sind die Helden-Azubis alles «Durchschnittstypen» und der Artikel listet dazu «Bankbeamte, Schneider, Studenten und Eisverkäufer». Die Weisshelme werden als Freiwillige beschrieben, die geblieben sind um zu helfen. «Sie blieben. Sie sind absolute scheiss Helden», wettert Le Mesurier. Diese Helfer würden nur «gelegentlich Gehälter» erhalten und müssen daher für ihren Lebensunterhalt arbeiten, «wenn sie nicht gerade auf Bombardierungen reagieren». Sie wären auch verpflichtet «jeden» zu retten: «Rebellen, Regime-Soldaten, sogar ISIS-Extremisten». (ISIS steht für die Terror-Miliz ‹Islamischer Staat›.) Der NATO-Veteran der brutalen Zerschlagung Jugoslawiens raspelt dazu das Süssholz: «Das Recht auf Leben ist allgemeingültig.»
Während sich in Syrien - milde ausgedrückt - ihr Bekanntheitsgrad der in Grenzen hält, sind die «scheiss Helden» im Westen ein Triumph der Öffentlichkeits-Arbeit. Auf Einladung der US-Botschafterin bei der UNO konnte am 26. Juni 2015 Weisshelme-Leiter Raed al-Saleh, vor dem Weltsicherheitsrat auftreten. Am 19. Oktober 2016 weilte Saleh auf «Staatsbesuch» in Europa und besuchte auch den französischen Staatspräsidenten im Elysee-Palast. Ein Monat zuvor am 16. September, veröffentlichte das US-Unternehmen ‹Netflix› den Dokumentar-Kurzfilm «Die Weisshelme». Der Regisseur ist der ehemalige Snowboard-Profi Orlando von Einsiedel. Am 26. Februar 2017 wurde sein Streifen mit dem berühmten Filmpreis ‹Oscar› ausgezeichnet. Am 16. März 2017 erschien auf dem ‹Sundance Film Festival› ein weiterer Weisshelm-Dokumentarfilm mit dem Titel «Die letzten Männer von Aleppo». Auch dieses Werk wurde prämiert. Trotz inzwischen unzähliger Ehrungen blieb bislang der Friedensnobelpreis aus. Am 25. November 2016 gab es immerhin den sogenannten «Alternative Nobelpreis» mit 105'000 Euro Preisgeld. Seit 1980 wird diese Auszeichnung jährlich «für die Gestaltung einer besseren Welt» von einer schwedischen Stiftung verliehen. Die deutsche Regierung war so beeindruckt, dass sie zum Anlass ihre Weisshelme-Fördergelder von vier auf sieben Millionen Euro jährlich aufstockte.
Damit kommen wir zum leidigen Thema Geld. Von der Türkei kam praktische Hilfe in Form von allem, was man so für eine Ausbildungs-Kaserne braucht. Das Startkapital von etwa 300'000 US-Dollar kam wohl vom Emirat Katar über das Oppositionsbündnis ‹Syrischer Nationalrat›. Den Anfang mit der inzwischen massiv gestiegenen Finanzierung machten die Briten über Le Mesuriers NGO und die USA über ‹Chemonics International› - eine Privat-Firma, welche der ‹Behörde der Vereinigten Staaten für internationale Entwicklung› (USAID) bei «Hilfsprojekten» als Zulieferer dient. Auch die Philanthropie-Stiftung des US-Milliardärs George Soros ‹Open Society Foundations› - also «Stiftungen für offene Gesellschaft» (OSF) - soll am Anfang Pate gestanden haben. Soros hilft jedoch eher um ein paar Ecken herum die Öffentlichkeits-Arbeit zu finanzieren.
Finanziert werden die Weisshelme vor allem durch westliche Regierungen - voranging USA und Grossbritannien. Das ist keine Verschwörungstheorie. Westliche Staaten, die sich öffentlich hinter dem Versuch gestellt haben, die Regierung von Präsident Dr. Bashar al-Assad zu stürzen, finanzieren ganz offen diese Organisation, welche Opfer des hauptsächlich durch westliche Politik entstandenen Kriegs angeblich retten sollen. Öffentlich zugängliche Zahlen und offizielle Bekanntmachungen lassen erahnen, dass bis heute mindestens 200 Millionen US-Dollar in das Projekt gestopft wurden. Mitte Oktober 2016 konfrontierten Journalisten des russischen Senders ‹RUSSIA TODAY› einen Verbindungsoffizier und Sprecher der Weisshelme mit der Frage zur Finanzierung. Dieser Abdul Rahman Al Mawwas hatte soeben den französischen Staats- und Minister-Präsidenten getroffen. Er antwortete ohne Zögern: «Wir verstecken es nicht - wir geben zu, es gibt Finanzierung durch USA, Grossbritannien, Deutschland und Niederlande.» Dieser Geber-Liste muss man nach aktuellem Wissenstand auch Dänemark, Kanada, Neuseeland und Japan hinzufügen.
Zweifel
Seit seiner Gründung im Herbst 1997 hat der Schweizer Presseclub in Genf mehr als 30 Staats- und Regierungs-Chefs in seinen Räumen empfangen. Meist so um die 30 Journalisten treffen sich mit ihren Gästen in ‹La Pastorale›, einer Garten-Villa aus dem 19. Jahrhundert mit Kolonnade - unweit des Völkerbund-Palasts gelegen. Unter den bisher mehr als 1'800 Veranstaltungen dieser Organisation findet man illustre Teilnehmer, wie Fidel Castro, Kofi Annan, Henry Kissinger, den Dalai-Lama, José Bové, Pascal Couchepin, Noam Chomsky, Wole Soyinka, Matthieu Kérékou, Nicolas Hayek, Bertrand Piccard, Michel Rocard, Dominique de Villepin, Stéphane Hessel, Jean Ziegler oder Klaus Schwab. Unterstützung geniesst der Presseclub unter anderem durch die Eidgenossenschaft, Kanton und Stadt Genf, Journalisten-Vereinigungen, Leitmedien, dem Schweizer Staatssender, einer Privatbanken-Vereinigung und einer Öffentlichkeits-Arbeiter-Gesellschaft. Etwa 800 Personen sind im Besitz einer Mitgliedskarte.
Für den 28. November 2017 um 15:00 Uhr war eine eineinhalbstündige Konferenz angekündigt. Zur Präsentation eines Videos und anschliessender Podiumsdiskussion eingeladen waren der französische Journalist Richard Labévière, die britische Journalistin Vanessa Beeley und Professor Marcello Ferrada de Noli als Direktor der NGO ‹Schwedischen Ärzte für Menschenrechte› (SWEDHR). Die Konferenz trug den Titel «‹Uns kümmern die nicht› - über die wahren Absichten der Weisshelme». Wie es in der Einladung dazu hiess: «Die in Syrien tätige Organisation ‹Weisse Helme› werden in einigen Ländern als Helden bejubelt und der Westen stellt diesen sogenannten Rettern Millionen an Dollars zur Verfügung. Es behaupten jedoch Bewohner von Aleppo, dass es den ‹Weissen Helmen› nur um Geld gehen würde und darum Rebellen zu retten, aber nicht um Zivilisten.»
Kaum erfuhren sie von der Veranstaltung, gerieten die Weisshelme-Unterstützer in Panik. Wie konnte das nur geschehen? So etwas nach Jahren eines intensiven Markenaufbaus, welcher das Produkt «Weisshelme» sorgfältig zu einer profilierten Marke mit einem klar definierten Leistungsangebot gesteuert hat. Wie man aktuell im professionell gestalteten Internet-Angebot lesen kann, haben sie doch bereits 99'220 Leben gerettet! Welche Zweifel kann es denn an so was noch geben?
Bestimmung
99'220 Leben! Hinter der Positionierung der «Weisshelme»-Markenidentität, stehen die Öffentlichkeits-Arbeiter der GmbH Purpose mit Büros in New York und London. Mit einem Namen, den man auf Deutsch mit «Bestimmung» übersetzen kann, arbeitet man natürlich für die «Guten» - für sozial-liberale Kampagnen, wie beispielsweise für die einflussreiche NGO ‹Amerikanische Bürgerrechtsunion› (ACLU). Dass Purpose etwas aus dem Nichts erschaffen kann, erfährt man auf dem eigenen Internet-Auftritt: «Purpose erschafft von Grund auf neue Bewegungen, Marken und Organisation um die komplexen globalen Herausforderungen anzusprechen. Wir wenden die Erfahrung als Schöpfer von Bewegungen auf unsere Zusammenarbeit mit progressiven Firmen an […].» Bei solchen Worten drängt sich allerdings die Frage nach der Echtheit solcher «Bewegungen» auf.
Zweifel beginnen schon damit, dass Purpose so tief drin in ihren «Syrien-Schöpfungen» steckt, dass die Grenzen zwischen Berater und Kunde verschwinden. Da sitzen ungeniert mehrere Purpose-Chefs, in deren Biografie man nichts zu Syrien findet, in Gremien von Kampagnen, welche angeblich von «syrischen Aktivisten» geführt werden. Beispielsweise ‹The Syria Campaign› - also die «Syrien Kampagne» (TSC). «Geben Sie, was Sie können. Die Weisshelme geben alles» bettelt TSC auf dem grafisch verdächtig ähnlich zu Weisshelme-Internetseiten gestalteten Internet-Auftritt. TSC bezeichnet sich jedoch gegenüber Journalisten als «neutrale, unpolitische Stimme für einfache Syrer» und als reine «Solidaritäts-Organisation». TCS ist jedoch in Grossbritannien unter dem Namen ‹Voices Project› («Projekt der Stimmen») als Privatfirma registriert und teilt sich mit 91 weiteren «Firmen» die gleiche Anschrift.
TCS scheint mehr «Marketingfirma» als «Solidaritäts-Organisation». Die Finanzierung wird diskret behandelt. Namentlich bekannt sind nur zwei Geldquellen: Die 1913 in den USA zum «Wohl der Menschheit auf der ganzen Welt» gegründete «Rockefeller-Stiftung» und Ayman Asfari - ein britischer Geschäftsmann mit syrischen Wurzeln und aktiv im Sektor fossile Rohstoffe. Zwischen 2009 und Mai 2017 hat Asfari nach Erkenntnissen britischer Behörden der Konservativen Partei 794'000 Pfund geschenkt - davon 100'000 Pfund nur wenige Tage vor er dem Betrugsdezernat antworten musste.
Das Herzstück von TSC bilden acht Mitarbeiter mit Expertise in Kampagnen, welche diese Mitarbeiter anscheinend von ihren früheren Tätigkeiten mitgebracht hätten - unter anderem der britische NGO-Verbund «Oxfam», die kanadische Umweltschutz-NGO «Greenpeace», die Vereinten Nationen und der britische Staatssender ‹BBC›. Über das Personal besteht auch eine Verknüpfung von Purpose und TSC mit ‹Avaaz› - eine 2007 gegründete, international tätige «soziale Bewegung», welche von Milliardär Soros mit-finanziert wird und sich ebenfalls deutlich auf die Seite der syrischen Opposition geschlagen hat. Wer in die öffentlich zugänglichen Daten von Voices Project blickt, findet Direktoren und Gründer aus den Reihen der Purpose-Mitarbeiter.
Am 13. Dezember 2011 gewinnt man im US-amerikanischen Wirtschaftsmagazin ‹FORBES› einen Einblick in diese eng verwobene Welt von Kampagnen und Öffenlichkeitsarbeit. Dort erklärt der Mitbegründer von Purpose, Jeremy Heimans: «Ich habe Avaaz und Get Up [eine Australische Avaaz-Version] mit-begründet, was die Gründung von Purpose inspiriert hat.» Alles klar? Eigentlich ist nichts klar und das Gefühl, dass das auch so sein soll, wird man so schnell nicht los. Mit Dutzenden verschiedener «Kampagnen» wird jedenfalls sehr erfolgreich der Eindruck erzeugt, dass die «Revolution» in Syrien auf breite Zustimmung stösst. Was aber, wenn dies «Kampagnen» personell eng miteinander verwoben sind und gemeinsame finanzielle Quellen aufweisen? Was, wenn es teilweise gar aus staatlichen Quellen finanziert wird? Was für eine «Zustimmung» ist das?
Sprachrohr
Am 20. November 2017 feuert TSC die erste Salve gegen die Weisshelme-Präsentation im Schweizer Presseclub. Auf dem Kurznachrichtendienst ‹Twitter› zeigt das Konto @TheSyriaCmpgn ein Foto der Einladung zur Konferenz zusammen mit einer Nachricht. Dieser «Tweet» erklärt auf Englisch: «Erstaunt zu sehen, dass der @genevapressclub in der Schweiz die Verschwörungs-Theoretikerin @VanessaBeeley eingeladen hat um über die Weissen Helme zu sprechen, just zum Anfang der nächsten Runde der geplanten Syrien-Friedensgespräche. Die mit dem At-Zeichen angeführten Twitter-Namen lassen die so Angesprochenen von der Twitter-Nachricht wissen. Offensichtlich versucht TSC so den Presseclub zu erreichen und mit dem Bezug zu den Genfer Friedensgesprächen der UNO moralisch zu punkten. Das ist natürlich Unsinn, denn die Reputation der Weisshelme hat kaum Einfluss auf diese Gespräche. Was sich allerdings mit einem Vertrauensverlust in die Weisshelme ändern müsste, wäre der Journalismus zum Thema Syrien.
Dem ersten Tweet hängen insgesamt neun weitere an. TSC fordert den Presseclub auf, zum ersten deutlich zu machen, wer «hinter» dieser Veranstaltung stehe und zum zweiten diese abzusagen. Zur Frage, wer «hinter» der Veranstaltung steht, antwortet konspirativ ein gewisser Tobias Schneider (@tobiaschneider) mit einem Tweet: «Veranstaltet von Guy Mettan … was habt ihr erwartet.» Schneider scheint Deutscher zu sein, schreibt jedoch auf Englisch. Auf Twitter stand früher bei ihm als Kurzbiografie «Analyst der Verteidigungspolitik» - aktuell liest man nur Witzeleien. Als Domizil oder Arbeitsort gab er früher «DC», also Washington an - heute steht «London». Seine Reputation als Experte entstand anscheinend nur mit einem einzigen Artikel auf einer US-Onlineplatform für Tastatur-Taktiker und Sofa-Strategen. Heute nimmt er bereits teil an Podiums-Diskussionen des ‹Atlantic Council›, einer Denkfabrik, die von Konzern-Chefs, ehemaligen Regierungsvertretern und Ex-Militärs der USA gesteuert wird. Ein Blick über Schneiders Twitter-Meldungen zeigt ihn eher als Wiederkäuer von Informationen Anderer. Ein weiteres Beispiel des transatlantischen Syrien-Expertentums?
Was aber soll dieses «was habt ihr erwartet» zur Person von Guy Mettan? Der Geschäftsführer des Schweizer Presseclubs ist ein bekannter Journalist, ehemaliger Chef-Redakteur der Westschweizer Tageszeitung ‹TRIBUNE DE GENÈVE›, Genfer Kantons-Politiker und Sachbuch-Autor. 2015 erschien sein fast 200-seitiges Buch «Russie-Occident - une guerre de mille ans» («Russland-Westen - ein tausendjähriger Krieg»). Sein Interesse an Russland wurde übrigens nach eigenen Aussagen 1991 geweckt, als er ein russischen Mädchen adoptierte und die russische Staatsbürgerschaft erhielt. Das Buch ist eine seriöse Auseinandersetzung mit westlicher Russophobie und beantwortet die Frage «warum es uns so sehr gefällt, Russland zu hassen». Russland steht aktuell der syrischen Regierung bei das Land zu stabilisieren und im Kampf gegen Terror-Gruppen. Natürlich hat Russland somit kein Interesse daran, dass westliche Medien die syrische Regierung erfolgreich allgemein gültig in Verruf bringen. Am 29. November veröffentlicht der Westschweizer Staatssender ‹RTS› einen Online-Artikel zusammen mit einer Radiosendung zur inzwischen kontroversen Veranstaltung des Presseclubs. Darin wird Guy Mettan «Sprachrohr der russischen Propaganda» genannt.
Gräueltat-Leugner
Das erwartete Dreier-Podium der bevorstehenden Presseclub-Konferenz - Labévière, Beeley und de Noli - wird von nun an zum Ziel verschiedener Angriffe und schliesslich auch die Veranstaltung selbst. Beeley wird von TSC abgetan als «Stimme von geringerer Bedeutung» - gefördert von «Verschwörungstheorie-Internet-Seiten». Unter anderem meldet sich am 20. November ein Benjamin Norman mit dem Twitter-Namen @BenJarlath: «Da gibt's ein Treffen in Genf am Dienstag um Lügen über die heldenhaften @SyriaCivilDef zu verbreiten. Russland und die Pro-Regime-Typen hassen Syrer, welche die Wahrheit über Assads Bomben-Kampagne berichten.» Norman ist gemäss Twitter-Biografie ein «britischer Diplomat in Washington». Trotz der undiplomatisch primitiven Sprache ist das gut möglich - immerhin findet sich in der Liste des Personals der britischen Botschaft ein Erster Sekretär Benjamin Jarlath Norman.
Normans Tweet folgt einen Tag später ein Wut-Tweet von der US-Denkfabrik ‹The Syria Institute› - also das «Syrien Institut» (TSI). Dessen Gründerin und Leiterin Valerie Szybala schimpft: «Das ist nur noch peinlich für den Genfer Presseclub @genevapressclub. Weiss dessen Führung, dass sie als Gäste Gräueltat-Leugner haben, für eine Veranstaltung nur um Propaganda zu verbreiten?» Der Tweet listet mit Twitter-Namen eine ganze Reihe von schweizerischen und internationalen Journalisten auf um deren Aufmerksamkeit zu erlangen. Man darf annehmen, dass Szybala den Ausdruck «Gräueltat-Leugner» sorgfältig gewählt hat, denn er erinnert höchst effektvoll an die «Holocaust-Leugnung» - also das in mehreren Staaten sogar als Straftatbestand geächtete Bestreiten oder Verharmlosen des Völkermordes an etwa sechs Millionen europäischen Juden durch Nazi-Deutschland.
Szybala gründete die durch «Spenden» finanzierte TSI im Jahr 2015. TSI ist anscheinend eng verknüpft mit der US-amerikanischen NGO ‹Foundation For Justice and Development› - also «Stiftung für Gerechtigkeit und Entwicklung» (FJD) - welche anscheinend ein Hilfswerk ist, das nach eigenen Angaben und wohlgemerkt nur in Rebellen-Gebieten Syriens 2'500 Lehrer und 25'000 Schüler «unterstützt». TSI und FJD sind «gemeinnützig», jedoch findet man über öffentlich zugängliche Informationen der US-Steuerbehörde wenig Nützliches zur Frage der Finanzierung.
Szybala kann mit Anfang dreissig bereits eine beeindruckende Karriere vorweisen. Zuletzt arbeitete sie für Chemonics International - die bereits erwähnte Firma, welche 2013 den Weisshelmen mit der Finanzierung half. Szybala ist auch Mitglied der US-Denkfabirk ‹Institute for the Study of War› - also «Institut zur Untersuchung von Krieg» (ISW). Gemäss ihrer dortigen Online-Vita, «unterstützte» sie für Chemonics die «Umsetzung von durch USAID finanzierten Projekten im Nahen Osten». Am Anfang der Unruhen, hatte sie in Damaskus einen Arabisch-Kurs belegt. Zufälle gibt es.
Aluhut
Mit Bezug auf den Tweet von TSC echauffiert sich am 21. November 2017 auch der Brite Eliot Higgins: «Und die zwielichtigen Schwedischen Ärzte für Menschenrechte.» Habe doch «in der Tat» die schwedische Tageszeitung ‹DAGENS NYHETER› diese Zwielichtigkeit aufgedeckt - meint dazu ein Twitter-Nutzer und berichtet, dass es sich herausgestellt habe, es wären nur vier Ärzte - «ernst genommen von niemanden, ausser von einem engen Kreis von Aluhüten». Ein Hut aus Aluminiumfolien gilt als Symbol für die Welt der Verschwörungstheoretiker.
Doch wenn geringe Personalgrösse den Verlust der Glaubwürdigkeit bedeutet, wie steht es dann beispielsweise um Frau Szybala und ihr «Institut»? Oder um Higgins - der Experte für anscheinend Vieles - der in seinem Tweet eine schwedische NGO als zwielichtig abtut? Auch er hat mal klein angefangen. Heute führt er das von ihm Mitte 2014 gegründete «investigative Recherchenetzwerk» ‹Bellingcat›. Die Internet-Plattform und ihre Mitarbeiter, die immer wieder in Leitmedien auftreten dürfen, werden nach eigenen Aussagen aus Online-Schwarmfinanzierung bezahlt. Higgins und sein Bellingcat-Team werten Fotos und Videos aus, die im Internet öffentlich zugänglich sind. Diese Arbeit - so jubelt beispielsweise auch die deutsche öffentlich-rechtliche Nachrichtensendung ‹Tagesschau› - gelte unter «Experten» als «zuverlässig und präzise» und vergisst zu erwähnen, wer den nun diese «Experten» sind, welche diese Bewertung abgaben.
Angefangen hat Eliot Higgins ganz einsam im März 2012 und dazu noch unter einem Pseudonym. Als «Brown Moses» konnte der damals arbeitslose Higgins - mit Hilfe von täglich auf die Video-Platform ‹YouTube› gestellten, verwackelten Handy-Aufnahmen der Rebellen - bequem vom Sofa aus «Indizien» sammeln. West-Medien publizierten mit Begeisterung seine «Beweise» gegen die syrische Regierung über die Verwendung geächteter Waffen bis hin zu Angriffen mit Chemie. Innerhalb weniger Monate gilt der ehemalige Büroangestellte als «Waffenexperte» und das, obwohl er selbst zugegeben hatte, seine «Kenntnisse» nur über das PC-Computerspiel ‹Counter-Strike› erlangt zu haben. Heute liefern Higgins und Bellingcat auch «Beweise» über Schreckliches gegen die russische Regierung.
Ein Spender, der ihm 2013 5'000 Pfund überwiesen hatte, wollte gemäss Higgins anonym bleiben. Das bereits erwähnte, von Milliardär Soros mit-unterstützte Netzwerk Avaaz, erklärte sich jedoch ganz offen bereit Higgins künftig zu unterstützen. «So muss ich keinen regulären Job annehmen und den Blog aufgeben», jubelte Higgins gegenüber Journalisten. Auf Twitter gestand er 2014 stolz gegenüber einem Nutzer, dass er seit seiner Syrien-Berühmtheit sein Haus abzahlen konnte. Higgins fing ganz klein an und doch wurde er nie zum «Aluhut» erklärt.
Da Higgins Professor de Noli als «zwielichtig» bezeichnet, darf man die Frage stellen, wie moralisch einwandfrei er selbst dasteht. Fragezeichen tauchten spätestens im November 2013 auf. Damals veröffentliche das Hacker-Netzwerk ‹Syrische Elektronische Armee› den E-Mail-Verkehr von Matthew VanDyke. Er ist ein US-amerikanischer Dokumentarfilmer und Aktivist, der schon beim Regierungs-Sturz in Libyen aktiv war und sich sogar als «Kämpfer» den dortigen Regierungsgegnern angeschlossen hatte. Was für ein Kerl! 2012 zog es VanDyke dann nach Syrien um einen Film zu drehen, der nach eigenen Aussagen das Bild der Rebellen verbessern sollte. Im Oktober 2013 durften auch deutsche Zwangsgebühren-Zahler das Resultat bewundern. Ob VanDyke Geheimdienst-Agent oder nur Gutmensch mit Abenteuerlust ist - darüber streiten sich die Gemüter. Ganz astrein ist er nicht, denn das zeigt ein Austausch von E-Mails zwischen VanDyke und Higgins. Deren Echtheit wurde übrigens von Higgins auf Twitter am 9. Dezember 2013 bestätigt.
In einem E-Mail-Gespräch am Abend des 8. Mai 2013 wird Higgins durch VanDyke über die Möglichkeit aufgeklärt, dass Rebellen eine «kleine Menge an Chemie-Waffen» besitzen. Information dazu habe VanDyke seit «einigen Monaten». «Das ist VERTRAULICH», schreit VanDyke in Grossbuchstaben und meint: «Ich sage es dir nur, da - weil du so viel gute Arbeit in diesem Gebiet geleistet hast - es dir zusteht über diese Möglichkeit bescheid zu wissen.» Higgins verspricht konspirativ: «Ich werde es vertraulich behandeln.» Er ist demnach bereit, Informationen, die das Bild der Rebellen im Westen massgeblich verschlechtern würden, als «vertraulich» zu behandeln. Im August 2013 drohte Syrien die massive Bombardierung durch die USA wegen angeblicher Verwendung von Chemie-Waffen. Praktisch die gesamte Medien-Elite des Westens liess unter keinen Umständen die Möglichkeit gelten, dass auch Rebellen Chemie-Waffen besitzen könnten. «Waffenexperte» Higgins schwieg.
Doch es kommt noch dicker, denn das E-Mail-Gespräch geht weiter. VanDyke warnt Higgins vor einem Giftgas-Vorfall aber verlangt: «Du hast nichts davon von mir gehört.» Higgins steht stramm: «Okay, verstanden.» Er könne es ja privat mit «anderen Journalisten» besprechen, meint VanDyke und lässt durchblicken, er wäre auf einer weit höheren «Ebene von Einzelheiten» informiert, als das was er gerade gegenüber Higgins durchsickern lies. Düster warnt er: «Ich richte das Journalisten aus, so dass sie auf die Möglichkeit vorbereitet sind, dass sie einem Gas ausgesetzt sein könnten, sollten sie im Gebiet von Aleppo arbeiten.»
Higgins antwortet mit einem entspannten «klar, kein Problem» und demonstriert damit nochmals seinen Entschluss über einen möglicherweise unmittelbar bevorstehenden Giftgas-Angriff durch Rebellen zu schweigen. So wie es scheint, zeigt er hier auch seine Bereitwilligkeit nichts zu tun, um den möglicherweise bevorstehenden Tod vieler Menschen in Aleppo zu verhindern. VanDyke ist heute im Irak «tätig». Higgins hat 2015 mit dem ‹Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis› eine Journalisten-Auszeichung in Deutschland erhalten und ist 2016 dem Atlantic Council als Senior-Stipendiat beigetreten. Higgins ist ein echter Gatekeeper.
Hoffnung
Am 20. November 2017 betet der Medienbeauftragte von TSC nochmals einen Tweet: «Lasst uns hoffen, dass @genevapressclub erkennt, dass sie hier einen Fehler machen und dass sie das Vernünftige tun werden.» Dem Tweet angehängt ist ein Tweet von Murhaf Fares, der hinter dem ‹Syrischen Zentrum für Friedens-Aktionen› (SPACE) in Oslo steht. Es handelt sich um eine in Norwegen registrierte «Organisation», gegründet in 2015, die möglicherweise aus nur drei Gründungsmitgliedern besteht, jedoch «Spenden» für Kampagnen von norwegischen Stiftungen und der Kultur-Abteilung der Stadt Oslo erhält. Auch Fares gibt sich an diesem Tag schockiert über die Schweizer, als er mit Bezug auf einen vorhergehenden Tweet von TSC wettert: «Schande über @genevapressclub dafür, dass sie Verschwörungstheoretiker eingeladen haben um Desinformation über die Weissen Helme zu verbreiten. Diese Veranstaltung wird euren Ruf auf ewig schädigen.»
Dann meldet sich die deutsche Dr. Bente Scheller und hängt ihrem Tweet das TSC-Gebetan, dem wiederum der SPACE-Aufschrei anhängt: «Ich hoffe, sie sind weise genug um die Veranstaltung abzusagen und sich zu entschuldigen.» Dr. Scheller schreibt hier zwar auf Englisch, nimmt jedoch in der Syrien-Diskussion im deutschsprachigen Raum eine wichtige Position ein. Die Politikwissenschaftlerin wurde 2012 Direktorin des Nahost-Büros der ‹Heinrich–Böll-Stiftung› einer deutschen Denkfabrik, die der ‹Grünen›-Partei nahesteht und damit staatliche Finanzierung geniesst. Zuvor hatte Dr. Scheller von 2002 bis 2004 für die deutsche Botschaft in Damaskus gearbeitet. Danach übernahm sie das «Syrien-Programm» der US-amerikanischen Denkfabrik ‹Aspen Institute›. 2013 publizierte sie auf Englisch ein Buch über Syrien, das bei einschlägigen «Experten» - also bei westlichen Denkfabriken-Arbeitern - grossen Anklang fand. Dr. Scheller wird regelmässig von deutschsprachigen Leitmedien eingeladen um über Syrien zu kommentieren.
Dr. Schellers zeigte schon in der Vergangenheit auf Twitter starke Emotionen. Beispielsweise, als der Patriarch von Antiochia, das Oberhaupt der syrisch-orthodoxe Kirche, Mor Ignatius Aphrem II. bei einer Begegnung mit dem Oberhaupt der katholischen Kirche Papst Franziskus am 19. Juni 2015, im Vatikan erklärte: «Der sogenannte Arabische Frühling hat uns nur Tod, Zerstörung und Chaos gebracht.» Dr. Scheller sah diese Kritik zum Thema «Arabische Revolutionen» nicht so gerne und beschimpfte den Patriarchen als «Assad-Geistlichen». Auch mein eigener, zugegeben etwas unglücklich gewählter Twitter-Name geriet am 11. Januar 2016 in die Schusslinie der Denkfabriken-Akademikerin: «Dumm, dümmer, am dümmsten und dann kommt domihol.» Autsch.
In einem Gespräch vom 18. Juli 2014 mit der deutschen Menschenrechtsorganisation ‹Genocide Alert› («Völkermord-Alarmruf») ärgerte sich Dr. Scheller über die «fruchtlosen internationalen Lösungsansätze» für Syrien: «Ich halte es für einen Fehler, dass schon in den erstem Momenten der Revolution im Lichte der Libyen-Erfahrung ganz klar kommuniziert wurde, dass es keine Flugverbotszone und keine militärische Intervention geben würde.» Wer 2014 «im Lichte der Libyen-Erfahrung» sagte und trotzdem noch eine «militärische Intervention» verlangte, hatte eventuell keine Nachrichten gelesen über Libyens Terror-Chaos nachdem die NATO unter Vorwand einer eben solchen «Flugverbotszone» den Regierungssturz mit massiver Bombardierung beschleunigt hatte.
Doch Dr. Scheller argumentierte in der deutschen Tageszeitung ‹TAZ› sogar noch am 3. Mai 2016 für eine syrische «Flugverbotszone». Der Titel: «Ein Flugverbot ist notwendig.» Im gleichen Jahr - beispielsweise am 19. August konnte man auf TAZ die Überschrift «Libyen, das Land der 2.000 Milizen» lesen und zehn Tage später: «Nach dem Sturz und dem Tod des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi infolge eines französischen und britischen Militäreinsatzes im Jahr 2011 war das nordafrikanische Land ins Chaos gestürzt.» Rollt die Augen und wiederholt: «Im Lichte der Libyen-Erfahrung.»
Die «militärische Intervention» - das weiss man seit Jugoslawien - die kommt nur dann, wenn es im Westen politisch möglich wird - also wenn das Wahlvolk genügend Entrüstung verspürt, welche wiederum erfolgreich mit Massaker-Geschichten erzeugt wird. Die Weisshelme bieten auf ihren Online-Kanälen diese Geschichten fast täglich. Und während die «Rebellen» als Marke durch verschiedene, inzwischen auch im Westen dokumentierte Gräuel ihre weisse Weste verloren haben, kann man die Weisshelme weiterhin erfolgreich als glaubwürdige Wohltäter vermarkten.
Kein Wunder also «hofft» auch Dr. Scheller, dass der Schweizer Presseclub nicht am Fundament der Weisshelme-Glaubwürdigkeit rüttelt. Der Zeitpunkt für eine klassische «militärische Intervention» dürfte zwar verstrichen sein, doch die «Intervention» ist ja längst geschehen - nur eben nicht so deutlich erkennbar. Es ist die erst verdeckte, dann offene Bewaffnung der Freischärler. Auch beanspruchen die USA inzwischen ein Drittel von Syrien für eine ihrer Stellvertreter-Milizen. Auch ist der Erhalt des guten Rufs der Weisshelme nicht mehr nur zur weiteren Stimmungsmache gegen die syrische Regierung wichtig. Von Journalisten bis hin zu Denkfabriken-Akademikern hängen Karrieren an einem dünnen Faden. Sie haben sich obsessiv und exzessiv für die «Sache» engagiert. Es gibt kein Zurück.
Werkzeug
Am 23. November meldete sich die Schweizer Sektion der NGO ‹Reporters sans frontières› - also «Reporter ohne Grenzen» (RSF) mit einem «Offenen Brief» an den Presseclub - unterschrieben von Gérard Tschopp als Vorsitzender und Christiane Dubois als Direktorin. So konnte man in TRIBUNE DE GENÈVE lesen, dass sich die Gruppe als Presseclub-Mitglied von der geplanten Konferenz vollständig distanzieren müsse. Beeley wurde als «sogenannte Journalistin» abgetan und beschuldigt, sie würde «die Anwendung von Folter durch das syrische Regime rechtfertigen» und dass sie bisher nie von unabhängigen Medien publiziert wurde. Erstaunlich sei daher, dass «russische Propaganda-Medien «mindestens zweihundertmal» sich auf sie bezogen hätten. Zu Professor de Noli meinten die Autoren, dass seine Organisation sich als «Werkzeug russischer Propaganda» verhalten würde. Konspirativ wurde erwähnt, dass man dazu Verknüpfungen zu relevanten Informationen bieten könne. Im letzen Abschnitt drohte RSF: «Des Weiteren rufen wir sie auf, dieses Projekt aufzugeben, da es dem Ruf des Presseclubs schadet. Wir behalten uns vor, je nachdem, wie ihre Entscheidung ausfällt, uns zu überlegen, ob wir unseren Mitgliederausweis behalten sollen.»
Die 1985 vom dem gegen das Alter hin anscheinend immer rechtslastigeren Politiker und ehemaligen Journalisten Robert Ménard gegründete und bis 2009 geführte RSF setzt sich angeblich weltweit für die Pressefreiheit und gegen Zensur ein. Gerüchte, dass es enge Beziehungen zu Geheimdiensten der USA gibt, lassen nicht ab. Zur Frage, wie RSF finanziert werden, hat Ménard bereits 2005 öffentlich zugegeben, seine Organisation werde «teilweise von US-Organisationen finanziert, die eng mit der Aussenpolitik der Vereinigten Staaten in Verbindung stehen».
Eine staatliche Finanzierung durch Frankreich, die USA und die EU ist Tatsache. Das derzeit öffentlich bekannte Jahres-Budget von etwas unter 5 Millionen Euro wird mindestens zur Hälfte bestritten aus Zuwendungen von Unternehmen, Stiftungen und staatlich finanzierten Einrichtungen, wie ‹Französische Entwicklungsagentur›, ‹Internationale Organisation der Frankophonie›, ‹Europäisches Instrument für Demokratie und Menschenrechte› und ‹National Endowment for Democracy› - also «Nationale Stiftung für Demokratie» (NED). Die Finanzierung durch NED ist besonders pikant, handelt es sich doch hier um eine unter US-Präsident Ronald Reagan 1983 gegründete, international tätige Einrichtung, die praktisch nur aus dem US-Staatshaushalt finanziert wird. Die nicht-staatliche Finanzierung kam in der Vergangenheit auch aus nicht gerade unverdächtigen Quellen in Frankreich, wie beispielsweise der Rüstungsindustrie und von Medienkonzernen. Irgendwie passt auch die Finanzierung durch Herrn Soros ins Bild, da gerade diesem US-Milliardär immer wieder vorgeworfen wird, hinter seiner Wohltätigkeit würden politische Interessen stehen.
Mitte April 2005 nahm Ménard in einem Diskussionsforum des französischen Nachrichtenmagazins ‹NOUVEL OBSERVATEUR› die Frage der NED-Zuwendungen auf die leichte Schulter: «Richtig, wir erhalten Geld von NED und das bereitet uns kein Problem.» Tatsache ist jedoch, dass NED und die ihr untergeordneten Stiftungen den Direktiven des US-Aussenministeriums folgen. Es werden angeblich auch nicht alle von NED erhaltenen Gelder im Rechenschaftsbericht von RSF aufgelistet. Schon möglich, denn nach eigenen Angaben soll RSF alleine durch Auktionen, Kalenderverkäufe und dem Erlös aus drei Bildbänden über 45 Prozent des Haushalts erwirtschaftet haben. Glaubwürdig wird das nur, wenn man annimmt, dass hier jährlich Tonnen an Bücher und Kalender verkauft werden.
Staatliche Finanzierung bedeutet staatliche Abhängigkeit und diese könnte eine selektive Wahrnehmung durch RSF von Verstössen gegen die Pressefreiheit bedeuten. Was jedenfalls immer wieder auffällt: Länder in der Schusslinie der USA werden von RSF regelmässig mit harscher Kritik überzogen - gegenüber westlichen Regierungen hat die Kritik anscheinend «Grenzen». Wird gelegentlich Kritik am Westen oder Verbündeten des Westens geübt, kann man dies auch als «Feigenblatt» betrachten. Denn so kann mit dem Schein der Unabhängigkeit und Ausgewogenheit die Tatsache verdeckt werden, dass derzeit eine Kritik an beispielsweise Saudi-Arabien keinen Ruf aus Washington nach Regierungssturz mit Androhung einer «Intervention» nach sich zieht.
Auch die Finanzierung aus Kreisen der Wirtschaft wirft Fragen auf. Auf die Frage zum Schweigen von RSF zur Medienkonzentration in Frankreich, antwortete Ménard im März 2001: «Damit würden wir das Risiko eingehen, einige Journalisten zu verstimmen, uns die grossen Pressebarone zum Feind machen und uns den Zorn der Wirtschaft zuziehen. Aber um in die Medien zu kommen, brauchen wir die Mithilfe der Journalisten, die Unterstützung der Pressebarone und das Geld der Wirtschaft.»
Eingebettet
Dass Tschopp und Dubois über die in Syrien unabhängig tätige Beeley mit dem Ausdruck «sogenannte Journalistin» spotten, ist alleine schon bemerkenswert in Anbetracht der Beurteilung durch RSF des sogenannten «eingebetteten Journalismus». Dies ist seit dem Einmarsch der USA im Jahre 2003 im Irak nämlich die verharmlosende Bezeichnung für Kriegspropaganda. Hierbei werden einer kämpfenden Einheit Kriegsberichterstatter zugewiesen - also «eingebettet» und die müssen für diesen privilegierten Informations-Zugang ein «Regelwerk zur Kooperation» befolgen. Zur kumpelhaften Nähe zwischen Journalisten und Soldaten, über die sie eigentlich objektiv berichten sollten, kommt damit auch noch eine formale Verpflichtung zur Zensur. «Wir erkennen an, dass die Abhängigkeit der Reporter vom Militär in Kriegszeiten ihre Arbeit weniger glaubwürdig macht.» So verharmloste RSF damals dieses Propaganda-System der USA, aber heute erlauben sich Leute wie Tschopp und Dubois über «Werkzeuge russischer Propaganda» zu schimpfen?
Bleibt man beim Thema «Propaganda», fällt bei RSF ihre eigene, hochprofessionelle Öffentlichkeits-Arbeit auf. Hierbei hilft ihnen aus der Werbe-Branche kein Geringerer, als die weltweit tätige Agentur ‹Saatchi & Saatchi›, welche wiederum Teil von ‹Publicis› ist, ein multinationaler Konzern mit Hauptsitz in Frankreich. RSF befindet sich als Mandant dieses Werberiesens in der illustren Gesellschaft von Weltkonzernen wie ‹Coca Cola›, ‹Disney›, ‹McDonald's› oder ‹Toyota›. die Werbekompetenz von Saatchi & Saatchi sollte für eine NGO eigentlich unerschwinglich sein. Doch die Agentur arbeitet angeblich ohne Bezahlung. In den Finanzberichten von RSF tritt Saatchi & Saatchi als einer von mehreren Geschäftspartnern auf, die ihre Dienste kostenlos zur Verfügung stellen. Das tönt zwar nett, ist aber eventuell gar nicht so harmlos. Immerhin arbeitet Saatchi & Saatchi für Unternehmen, die mit den aussenpolitischen Interessen der USA verflochten sind und als Sahnehäubchen oben drauf ist auch noch die US-Armee ein Kunde. Diese Frage darf man jetzt aber stellen: Wessen «Werkzeug» sind eigentlich RSF?
Eins ist sicher: RSF hat viel emotionales Kapital in die syrische «Revolution» investiert. In diesem Zusammenhang kommt man um den den sogenannten «syrischen Journalisten» Hadi al-Abdallah nicht herum. Weigert man sich ihn als Propagandisten zu bezeichnen, muss man ihn zumindest als eingebetteten Journalisten sehen und wie man sich einbettet, so liegt man. Abdallah ist vor allem im Bett mit der syrischen Miliz ‹Ahrar al-Sham›, die in Deutschland übrigens bereits durch Gerichte als Terrorgruppe bestätigt wurde.
Abdallahs Video-Berichte über die Heldentaten der «freien Männer Syriens» - wie sich der Milizen Name übersetzten lässt - findet man online. So manches seiner Interviews endet damit, dass er das «Victory-Zeichen» - die Sieges-Handgeste winkt. Zum Beispiel vor der Kulisse eines noch brennenden feindlichen Panzers. Man riecht förmlich den Gestank des darin kochenden Menschenfleisches. Apropos Menschenfleisch: Es gibt übrigens auch eine alte Videoaufnahme, welche Abdallah in Gesellschaft mit dem berüchtigten Kannibalen Abu Sakkar zeigt. Dieser Rebellen-Offizier hatte Anfang 2013 vor laufender Kamera einem getöteten syrischen Soldaten ein inneres Organ aus dem Leib geschnitten und in das Blut tropfende Stück gebissen.
Neben den unzähligen Aufnahmen von Abdallah, die ihm umgeben von schwarzen Dschihad-Fahnen zeigen, wäre noch dieses aussagekräftige Foto, wo der korpulente, aus Saudi-Arabien stammende und inzwischen von den USA als Terrorist gejagte Kleriker Abdullah al-Muhaysini den «Journalisten» liebevoll an sich drückt. Als Al-Kaida-Chef Julani sich Mitte Dezember 2015 entschied ein Interview zu geben, war unter den vier Auserwählten Gesprächspartnern auch Abdallah. Bei Fragen an Julani zeigte Abdallah liebevolle Vorsicht, doch er kann auch anders: Nicht nur einmal hat er Gruppen von Gefangenen mit blutigen Nasen zu Schau gestellt und bei laufender Kamera ausgefragt - beispielsweise 2013 sogar vor einer ISIS-Fahne.
Dass Abdallah vor der Kamera und auf Twitter offen Freundschaft und Bewunderung für Muhaysini, dem geistigen Führer der syrischen Al-Kaida ausdrückt, das scheinet im Westen seinen Glanz nicht anzukratzen. Und so wurde Abdullah am 14. November 2016 in Strasbourg von RSF zum ‹Journalisten des Jahres› gekürt und unter Beifall einer französischen Regionalregierung und des Europarats «für seinen Mut» ausgezeichnet. «Er schreckt nicht davor zurück, sich in gefährliche Gebiete zu begeben», lautete die Begründung. Abdullah gehe dorthin, «wohin sich kein westlicher Journalist wagt», jubelten die Reporter ohne Grenzen, die Beeley, welche sich ebenfalls in gefährliche Zonen gewagt hat, als «sogenannte Journalistin» lächerlich machen.
Druck
Es sind Schweizer von RSF, welche versucht haben Druck auf Mettan und den Presseclub auszuüben. RSF-Vorsitzender Tschopp sitz - nach einer bereits langen Karriere mit Spitzenposition im Schweizer Staatsrundfunk - seit 2010 in der Generaldirektion des Staatssenders und ist dort zuständig für «Konvergenz und Effizienz» sowie für die «Programmkoordination». Am 26. April 2017 veröffentlich RSF den Bericht «Die Rangliste der Pressefreiheit 2017», welcher die Situation für Journalisten und Medien in 180 Staaten und Territorien vergleicht. «Besonders erschreckend» sei es, gemäss RSF-Vorstandssprecher Michael Rediske, «dass auch Demokratien immer stärker unabhängige Medien und Journalisten einschränken». Die Schweiz sitzt auf Platz 7. «Es gibt keine Demokratie ohne Pressefreiheit», donnerte dazu stolz Vorsitzender Tschopp, der in dieser Funktion etwas mehr als ein halbes Jahr später eine Konferenz des Schweizer Presseclubs einschränken will.
Doch es kommt noch besser, wenn man sich RSFs Reaktion am 28. August 2017 zu einem Vorfall in Deutschland genauer betrachtet. Auf ‹linksunten.indymedia.org› forderten Nutzer online zur Gewalt gegen Polizisten auf. Das deutsche Innenministerium entschied sich deshalb die deutsche Subdomain der Plattform der 1999 in den USA gegründeten Gruppe «Indymedia» zu sperren. Indymedia möchte als internationales Netzwerk aus Medienaktivisten und Journalisten auf gemeinnütziger Basis und unabhängig von Leitmedien, eine Art von Gegenöffentlichkeit schaffen. Die Subdomain sei «die zentrale Kommunikationsplattform im Bereich des gewaltbereiten Linksextremismus», teilte das Bundesinnenministerium mit. RSF pochte daraufhin mit ihrer Kritik an der deutschen Bundesregierung auf das «Grundrecht auf Pressefreiheit» und sprach von einem «journalistischen Online-Portal».
«Journalistisch? Obwohl dort jeder auch anonym veröffentlichen konnte? Christian Mihr, der RSF-Geschäftsführer des Verbandes, eklärte: «Pressefreiheit gilt auch für unbequeme, ja selbst für schwer erträgliche Veröffentlichungen. Um gegen strafbare Inhalte auf linksunten.indymedia vorzugehen, hätte es weniger einschneidende Mittel gegeben.» RSF halten also selbst bei Aufrufen zur Gewalt durch anonyme Autoren am Konzept der «Pressefreiheit» fest, jedoch eine Veranstaltung mit drei Personen, die zu einem Krisengebiet journalistische Arbeit geleistet haben - die will man unter massiven Druck abwürgen?
Presseclub-Direktor Mettan hielt jedoch dem Druck stand. In seiner brieflichen Antwort erinnerte er RSF, dass das, was sie von ihm verlangen einem Gesetzesbruch gleichkäme: «Wir sind hier in der Schweiz, einem demokratischen Land, das die Pressefreiheit respektiert. Es steht in unserer Verfassung.» Mettan erklärte gegenüber Journalisten, dass der Presseclub an Druck gewöhnt ist - meist jedoch aus «diktatorisch geführten Staaten, wie Saudi-Arabien, Bahrain und anderen», da diese politischen Gegnern keine Platform erlauben würden. Jedoch wäre es das erste mal in 20 Jahren, dass er solch einen Ruf nach Zensur von einem Journalisten-Verband vernehme. Die Erklärung, dass der Presseclub auch schon prominente Kritiker des russischen Staatspräsidenten Vladimir Putin eingeladen habe, nützte anscheinend wenig, denn am 29. November wurde er trotzdem auf dem Westschweizer Staatssender als «Apologet der Putin-Regierung» verunglimpft.
Der wichtigste Träger des Presseclubs ist der Kanton Genf. Dessen Finanzkommission beantragte am 1. Dezember formell die Streichung der Subventionen und François Longchamp, der Genfer Regierungspräsident, rief den Vorstand des Presseclubs auf, die «notwendigen Massnahmen» zur Entlassung Mettans zu ergreifen. Der seit 2013 amtierende Longchamp ist unter anderem für die Beziehungen zum Bund und zum internationalen Genf zuständig. Longchamp weiss, wie Druck von Aussen geht. Beispielsweise im September 2014 - nach sieben Jahren Seilziehen um eine Genfer Gedenkstätte für den Armenier-Völkermord. Ein Mahnmal neben dem Völkerbundspalast, so wollten es Armenier und die Stadt Genf. Dagegen kämpfen die Türkei und das Departement für auswärtige Angelegenheiten der Schweiz, das sich auf die Neutralität des internationalen Genfs beruft. Der Kanton, der den Bau bewilligen muss, hielt sich erst heraus. Als sich Longchamp einschaltet, beugt er sich anscheinend dem Druck und schlägt einen weniger exponierten Standort vor. Kein Wunder versteht Longchamp nicht, wieso sich Mettan nicht auch einfach brav dem Druck beugt. Offensichtlich glaubt jedoch Mettan daran, dass es für journalistische Neugier keine Grenzen geben darf.
Journalisten ohne Grenzen
Grosses Kino
Labévière, Beeley und de Noli kennen offensichtlich keine Grenzen als Journalisten. Die Weisshelme kritisieren, wird jedoch immer schwieriger, denn sie sind bereits Stars. Die Traumfabrik Hollywood - diese Freihandelszone der Fakten - krönte unlängst eine Weisshelme-Dokumentation und dazu kündigte dann auch noch der berühmte Schauspieler George Clooney an, er wolle einen Spielfilm über die Weisshelme drehen. Man sei derzeit noch auf der Suche nach einem Drehbuchautor, hiess es Ende Dezember 2016 im Branchenblatt ‹VARIETY›. Grosses Kino! Auch zum Auftakt der Presseclub-Konferenz wurde ein Film gezeigt - eigentlich ein Ausschnitt von einem Bericht, der ursprünglich am 22. September 2017 auf dem russischen Staatssender ‹RT› gezeigt wurde und mit einem Zitat darin, der Konferenz den Titel schenkte: «Uns kümmern die nicht.»
Es beginnt mit der Reportage vor Ort in Aleppo von RT-Korrespondent Murad Gazdiev. Die Anklagen: Zivilisten, welche unter Hunger litten, weil Rebellen Vorräte für Profit horteten, konnten ihre Lage verbessern, wenn sie in Videos das sagten, was verlangt wurde; Solche Weisshelme-Videos wurden sorgfältig inszeniert; Weisshelme-«Krankenhäuser» wurden auch als Schützenstand, Waffenlager, Munitionsfabrik und/oder Milizen-Hauptquartier genutzt; gerettet wurden nur Leute, die den Rebellen wichtig waren; frische Leichen wurden von Weisshelmen gelegentlich für den Organhandel mit der Türkei benutzt; nach Massaker durch Rebellen, haben Weisshelme zwar die Sterbenden gefilmt, sie jedoch liegen gelassen; Weisshelme unterhielten ausgezeichnete Beziehungen selbst zur Terrororganisation Al-Kaida.
Alle Aussagen werden entweder direkt durch Einheimische in Gesprächen mit Gazdiev gemacht oder es werden im Hof von «Krankenhäusern» geparkte Kanonen oder im Schutt gefundene Überbleibsel als Beweise gefilmt. Es folgen eine Anzahl von Szenen, welche die Oppositionellen selbst auf YouTube gestellt hatten: Weisshelme verprügeln Zivilisten; Weisshelme sind bei einer Hinrichtung dabei um den Toten zu entsorgen; Weisshelme wedeln mit offensichtlicher Begeisterung die Flagge der syrischen Al-Kaida.
Schliesslich wird auch ein Video-Ausschnitt gezeigt, wo man sieht, dass für eine «Rettung» durch Weisshelme eindeutig Schauspieler einsetzt wurden. Dieses Video war allerdings als Scherz mit «Botschaft» gedacht und wurde von einer Rebellen-Mediengruppe produziert. Im November 2016 begeisterte sich nämlich das Netz wieder mal für eine Mitmach-Aktion: Bei der sogenannten «Mannequin-Challenge» ging es allerdings darum, nichts zu tun - nämlich Posen von Menschen in zumeist alltägliche Situationen einzufrieren. Zu den hunderten von gefilmten Beispielen wollten auch die Weisshelme ihren Beitrag leisten. Der Schuss ging nach hinten los, denn die Inszenierung war so perfekt, dass sie gleich an alle bisherigen Filme zweifeln liess. Der Staub auf dem Gesicht des verschütteten Opfers, etwas Blut, Schutt, zerbombte Ruine - alles nur Maske und Kulisse, aber praktisch identisch mit vielen Videos angeblich echter Rettungen. Der Verdacht: Sorgfältige Planung und perfekt ausgeleuchtete Inszenierungen sind das Geheimnis hinter der unbestreitbaren Tatsache, dass viele Bilder der Weisshelme-Heldentaten durch eine künstlerische Perfektion bestechen, die jeden Kriegs-Fotografen neidisch werden lassen.
Richard Labévière
Anschliessen am RT-Film reihen sich die Gäste des Presseclubs am Podium auf: Labévière, Beeley und de Noli. Als erster beginnt Richard Labévière mit einem Bezug auf den ehemaligen französischen Präsidenten General Charles de Gaulle, der in seinen Memoiren zugab: «In den komplexen Orient, bin ich mit einfachen Ideen geflogen.» Syrien ist komplex, meint dazu Labévière, der schon seit über 30 Jahren in die Region reist und auch etwas Arabisch spricht. Fühlt er den Puls seiner Heimat Frankreich, würde die Bevölkerung dort mehrheitlich nicht hinter der aktuellen Syrien-Politik der Regierung stehen, wie er am 29. Oktober 2016 bei einem Symposium der Universität Damaskus erklärte.
In seiner Presseclub-Präsentation macht Labévière einen Unterschied zum ehemaligen «Bürgerkrieg» im Libanon, den er ebenfalls als Journalist verfolgt hatte und dem, was in Syrien geschieht. Denn dort sei der Krieg durch die Einflussnahme von Aussen vollends globalisiert worden. Schliesslich kommt er bei einer Beschreibung der Finanzierung der Weisshelme an. Den Zuhörern fliegen von nun an die Millionen-Beträge um die Ohren und Labévière beschreibt auch die erfolgreiche Öffentlichkeits-Arbeit. Labévière lamentiert, dass sich kaum westliche Journalisten nach Syrien wagen und zugleich die Weisshelme als angeblich zuverlässige Quelle für Beschuldigungen gegen die syrische Regierung ernst genommen werden.
Was sich die RSF-Chefs Tschopp und Dubois mit dem Ausdruck «sogenannte Journalistin» zur Person Beeleys getraut haben, ist bei Labévière nicht so einfach, denn er hat eine sehr lange Leitmedien-Laufbahn hinter sich. Studiert hat er Politik, Geschichte und Philosophie in Paris, Genf und Grenoble. Er wird nicht nur als Journalist, sondern auch als Strategie-Analyst gehandelt, denn er ist Chefredakteur von ‹DÉFENSE›, der Zeitschrift der französischen Militärakademie ‹Institut für höhere Studien der nationalen Verteidigung›. Seine Position bei Frankreichs staatlichen Auslandsrundfunk ‹Radio France Internationale› (RFI) und staatlichen Sender ‹TV5› hatte er jedoch am 12. August 2008 verloren. Der Grund: Ein Interview mit Präsident Assad. Der syrische Staatschef wurde damals am 12. Juli für einen Besuch in Paris erwartet - Labévière führte vier Tage zuvor ein Gespräch mit ihm in Damaskus. Gemäss der Begründung seiner Entlassung, hätte er es unterlassen die Chef-Etage von seinem Vorhaben zu informieren. War die administrative Pedanterie nur ein Vorwand? Immerhin wurde das Interview für gut befunden und mindestens zweimal von Frankreichs staatlichen Sendern ausgestrahlt. Den wahren Grund seiner Entlassung sehen er und seine Unterstützer eher bei seiner Einstellung zur Palästina-Frage mit Israel-Kritik.
Labévière schrieb auch mehrere Bücher - darunter beispielsweise ein 1999 erschienenes Buch, welches hinsichtlich der Konzentration islamistischer Freischärler im Syrien-Krieg besondere Aktualität gewinnt. Der Titel lässt sich auf Deutsch übersetzen mit «Dollars für Terror - die Vereinigten Staaten und die Islamisten». Darin wird die Frage gestellt: «Protegieren und finanzieren die Vereinigten Staaten und ihre Saudi-Verbündeten radikale Islamisten?» Geldwäscherei, organisiertes Verbrechen und Verflechtungen von Geschäft und Politik - Labévière enthüllt in seinem Buch eine Welt in der es nicht um Religion sondern um Geld geht. Heute schreibt er als Chefredakteur mit zehn Journalisten für die unabhängige geostrategische Analyse-Platform ‹PROCHE & MOYEN-ORIENT›.
Vanessa Beeley
Als Vanessa Beeley ihre Präsentation beginnt, dankt sie Presseclub-Geschäftsführer Guy Mettan für seinen Mut diese Konferenz durchzuführen. Kritik könne doch gar nicht «Russen-Propaganda» sein, meint sie, denn viele Beweise kämen von Weisshelmen oder von Medien-Organisationen der Rebellen und die würde schliesslich der Westen finanzieren. Beeley weist darauf hin, dass Syrien eigentlich seit 1953 einen funktionierenden Zivilschutz habe, welcher jedoch medial totgeschwiegen würde. Was ist also die Rolle der Weisshelme und wie steht es um ihre angebliche «Neutralität», solange die Weisshelme ausschliesslich in Rebellen-Gebieten arbeiten - oft unter Kontrolle von international geächteten Terror-Gruppen.
Auf der Wand hinter Beeley werden Standbilder projiziert. Eines davon stammt von Ende 2016 aus einer Video-Kampagne oppositioneller Medien-Organisationen mit dem Titel «FSA - unsere Wahl». Hierbei ist die ‹Freie Syrische Armee› gemeint - das Etikett, unter welchem der Westen über viele Jahre die Freischärler-Milizen als «Gemässigte» verkaufen wollte. Neben «Syrern» aus verschiedenen Berufsgattungen wurden in diesem Werbe-Video auch uniformierte Weisshelme gezeigt. «Wir sind Syrien und die FSA ist unsere Wahl», steht hier und dient als weiterer Hinweis zur Parteilichkeit dieser «NGO».
Beeley listet die zahllosen Video-Beweise dazu, dass das Weisshelme-Personal keinerlei Berührungsängste mit dem islamistischen Terror hat und nicht mal die Nähe zu Massakern und Hinrichtungen scheut. Später im Vortrag nennt sie einen Weisshelme-Leiter im östlichen Aleppo, welcher sogar seine führende Position in einer Gotteskrieger-Miliz beibehielt. Beeley zeigt ein Standbild aus einem Video der syrischen Al-Kaida, worin ihr damaliger Führer Abu Jaber Shaykh die Weisshelme mit dem blumigen «verborgene Soldaten der Revolution» lobt. Dass mit solch einer Nähe zum extremen Islamismus sunnitischer Prägung sich keine Mitglieder anderer Glaubensgemeinschaften unter den Weisshelmen finden lassen, darf also nicht überraschen.
Demonstrationen im Januar 2016 zeigen Weisshelme mit Plakaten, welche die «Auslöschung» der Städtchen al-Fu'ah und Kafriya fordern. Die mehrheitlich von der Glaubensgemeinschaft der Schiiten bewohnten Orte stehen heute noch unter Belagerung durch islamistische Freischärler. Immerhin konnte im April 2017 die Evakuierung von Zivilisten - mehrheitlich Frauen und Kinder - ausgehandelt werden. Ein Konvoi von Reisebussen machte sich daraufhin am 15. April Richtung Aleppo auf den Weg. Im Rebellen-kontrollierten Vorort al-Rashideen musste auf die Erlaubnis zur Weiterfahrt gewartet werden, als neben dem Konvoi eine massive Bombe explodierte. 300 Zivilisten wurden getötet oder verletzt (man spricht heute von über 200 Toten). Kinder wurden anscheinend zum Ort der geplanten Explosion durch die Verteilung von Süssigkeiten gelockt. 49 Kinder wurden getötet. Jedoch sollen 54 Kinder - gemäss Zeugenaussagen - von Weisshelmen entführt worden sein und werden angeblich heute noch in der Türkei für Lösegeld festgehalten.
65 aktive Weisshelme hätten auf Sozialen Medien ihre Gefolgschaftstreue gegenüber Islamisten- und Terror-Milizen erklärt, rechnet Beeley vor und präsentiert dazu passende Bilder. Beeley kommt auch auf den Fall von John Cantlie zu sprechen. Er ist freischaffender Kriegsreporter, der seit November 2012 von ISIS festgehalten wird und seither für die Terrormiliz als «Journalist» arbeitet - ob freiwillig oder nicht, ist unklar. RSF - Haupt-Kritiker der Pressclub-Konferenz - machte sich für Cantlies Freilassung stark. Dieser bezeichnete jedoch die Weisshelme als «Feuerwehr des Islamischen Staats». Was meint RSF dazu - wundert sich Beeley. Pikant dabei ist, dass man in einem Video vom 9. Februar 2015 über Aleppo, bei Cantlie im Hintergrund Weisshelme sieht. Als ISIS-Gefangener filmt Cantlie ausschliesslich in Gebieten unter ISIS-Kontrolle.
Beeley nennt hohe Millionen-Beträge, als sie beginnt die Finanzierung der Weisshelme zu erklären. Dabei wird deutlich, dass der Westen die Verteilung der Geldspenden gerne auf undurchsichtige private Zulieferer auslagert und dass die genauen Zahlen wohl nie bekannt werden, da das Meiste einfach unter «Hilfe» aufgelistet wird und man derzeit schon «aus Sicherheitsgründen» nicht erfahren darf, wie viel an welche Rebellen-Miliz geht und wie viel für die Weisshelme übrig bleibt.
Es scheint, die Rolle der Weisshelme ist es, die gleichen westlichen Staaten, die sie mit Geld füttern, im Gegenzug mit emotional aufgerüstetem Propaganda-Material zu füttern. Die Weisshelme-Kampagnen zielen auf Überzeugungsarbeit für die militärische «Intervention» durch den Westen. Dabei darf man auch nie die westlichen Sanktionen gegen Syrien aus den Augen lassen und auch nicht die Tatsache, dass eine Wirtschafts-Blockade immer auch Kriegswaffe ist. Es ist das Massaker-Marketing durch Rebellen- und Weisshelme-Videos, das die Hintergrundmusik macht und so das westliche Wahlschaf darauf einstimmt, die Verwendung von Steuergeldern für Weisshelme und Freischärler und die brutalen Wirtschafts-Sanktionen gegen das syrische Volk, als «notwendiges humanitäres Eingreifen» zu akzeptieren.
Beeleys journalistische Unabhängigkeit steht ausser Frage, denn, wer sich so viele Feinde innerhalb der Leitmedien-Elite gemacht hat, hat aktuell wohl kaum eine Chance sich am Journalismus eine goldene Nase zu verdienen. Die gemäss Schweizer RSF-Chefs «sogenannte Journalistin» mag ihre gelegentlichen Auftritte in russischen und iranischen Staats-Medien haben, doch im Allgemeinen erlangte sie ihren Bekanntheitsgrad durch einen beachtlichen Online-Aktivismus und ihren Recherchen vor Ort.
Die aus Grossbritannien stammende Beeley hat wohl seit ihrer Kindheit eine Beziehung zum Nahen Osten, denn ihr Vater ist Sir Harold Beeley, ein Akademiker, der nach dem zweiten Weltkrieg als Diplomat bis hin zum Rang eines Botschafters für die britische Regierung unter anderem in Palästina, Irak, Saudi-Arabien und Ägypten tätig war. Sie sei «100% eigenfinanziert» schreibt sie auf ihrem Internet-Auftritt ‹thewallwillfall.org› (ein Name, der sich mit «die Mauer wird fallen» auf die Thematik der Besatzung Palästinas durch Israel bezieht). Sie machte sich in der Vergangenheit für die Sache der Palästinenser stark und stell sich nach eigenen Aussagen allgemein «gegen fremde Einmischung».
Offensichtlich lehnt sie die Einmischung mit westlichen Wohltäter-Bomben auf syrische Köpfe ab, auch wenn der Staat seine Schattenseiten hat. Das zeigt der bisher einzig mässig erfolgreiche Versuch sie anzuschwärzen. In einer durchgesickerten privaten Twitter-Diskussion über einen angeblich in den 1990er-Jahren in syrischen Gefängnissen gefolterten Journalisten, lässt Beeley durchblicken, dass sie ihre Überzeugung, dass in Syrien gefoltert wurde, nicht öffentlich preisgeben würde. Wie US-Geheimdienstler beispielsweise in Afghanistan, betrachten nun mal auch ihre Syrien-Pendants den einen oder anderen «Journalisten» als «Terroristen» und wenden «erweiterte Verhörtechniken» an - wie man in den USA Foltermethoden nennt. «Wir haben einige Leute gefoltert», bestätigte im August 2014 der damalige US-Präsident Barack Obama bezüglich eines gerade veröffentlichten Berichts der Parlamentskammer ‹Senat›. Wie viele prominente US-Journalisten wussten oder ahnten das vorher schon und haben trotzdem dazu geschwiegen?
Alles klar. Beeley agiert also gelegentlich als Partei nehmende Aktivistin. Sind «echte Journalisten», welche die Schweizer RSF-Chefs als solche akzeptieren würden denn wirklich so neutral? Seit sie Syrien das erste mal im Juli 2016 besuchen konnte, hat Beeley es bis ins kriegsgebeutelte Aleppo geschafft und dort viele Belege sammeln können, die gegen das positive Bild sprechen, das Rebellen und Weisshelme im Westen geniessen. Offensichtlich wird sie von einer Elite als Gefahr wahrgenommen, ein gewünschtes Erzählmotiv zu stören. Würde sonst beispielsweise das Atlantic Council, also eine politisch hochgradig einflussreiche US-Denkfabrik, sie im Februar 2017 in einem «Bericht» über Aleppo erwähnen? In einem Kapitel mit dem Titel «Desinformation» werden ihre Worte auf die Waage gelegt. Unter 11 aufgelisteten Organisationen, denen die Autoren dieses «Berichts» danken, finden wir alte Bekannte, wie Bellingcat, Syrien Kampagne, Syrien Institut und - Trommel-Wirbel bitte - die Weissen Helme. Die Echokammer ist perfekt.
Marcello Ferrada de Noli
Als letzter im Triumvirat der Presseclub-Gäste erhält anscheinend das «Werkzeug russischer Propaganda» das Wort, wenn man den Brief der Schweizer RSF-Chefs durchliest. Nach kurzer Danksagung erklärt Professor de Noli die NGO, der er vorsteht. SWEDHR würde keine Finanzierung von Aussen erhalten, wäre daher völlig unabhängig und wäre Stolz darauf eine Alternative zu den Leitmedien zu bieten.
Der eremitierte Professor Dr. med. Marcello Ferrada de Noli: ehemals am schwedischen ‹Karolinska-Institut› - eine von Europas grössten und angesehensten medizinischen Universitäten; und ehemals Forschungsstipendiat an der ‹Harvard Medical School› - die medizinische Fakultät der ‹Harvard› Universität im US-amerikanischen Staat Massachusetts. Nach seiner Pensionierung gründete er SWEDHR, deren Direktor er ist. Daneben ist er auch Direktor des gemeinnützigen Verlags ‹Libertarian Books› und schreibt über Politik auf seinem Blog ‹professorsblogg.com› und für die Politik-Platform ‹theindicter.com› - welche mit SWEDHR verknüpft ist. Neben vielen medizinischen Fachartikeln in der Vergangenheit hat er 2014 auch ein Buch über den Fall Julian Aussange geschrieben. Schwedische Leitmedien haben auch schon einige seiner Meinungsartikel publiziert. Er hat Radio- und Fernseh-Auftritte - sowohl in Schweden, als auch international und, ja, auch auf russischen Staats-Medien.
In seiner Präsentation im Presseclub erklärt sich Professor de Noli bereit zu glauben, dass auch in den Weisshelmen Einzelpersonen arbeiten würden, die ernsthaft versuchen wollen humanitäre Hilfe zu leisten. Es gehe seiner Organisation also nicht um die Dämonisierung aller Weisshelme. Die Analyse durch SWEDHR von Material der Weisshelme ziele darauf hinaus das Augenmerk auf zwei Aspekte dieser Organisation zu richten: Zum einen ihre Bedeutung innerhalb des Propaganda-Krieges um Syrien und zum anderen der Umstand, dass die Weisshelme der UNO-Untersuchungs-Kommission anscheinend als verlässliche Informations-Quelle dienen.
Professor de Noli erwähnt, dass es jetzt schon in Venezuela, Malaysia und den Philippinen den Versuch gibt mit dem Marken-Namen «Weisse Helme» für die dortigen Oppositionen zu punkten. Ein erfolgreicher Trick der Weisshelm-Propaganda sei die Flut von Bildmaterial, welches der Öffentlichkeit den Eindruck vermittelt, dass die betreffenden Städte unter einem Dauer-Angriff stehen. Zum Giftgas-Vorfall vom 4. April 2017 im Ort Khan Shaykhun hatte eine UNO-Untersuchung zwar auch andere NGOs hinzugezogen um festzustellen, ob sie mit den Hinweisen der Weisshelme übereinstimmen, doch gehören auch diese Quellen zum Kreis der syrischen Opposition und stehen auch im engen Kontakt mit den Weisshelmen.
Am 12. März 2017 veröffentlichte SWEDHR einen Bericht über ein Video, das am 16. März 2015 auf einen YouTube-Kanal der Weisshelme gestellt wurde. Das Video zeigt auf chaotische Weise die Behandlung von Kleinkindern nach einem angeblichen Angriff unter Verwendung von Chlorgas durch syrische Regierungstruppen auf den Ort Sarmin. Das gleiche Video wurde zu einem Öffentlichkeitsarbeit-Knüller für die USA, denn es wurde einen Monat später in einer geschlossenen Sitzung des Weltsicherheitsrats präsentiert. Auf Einladung des US-Botschafters sprachen Dr. Mohamed Tennari (zugegen bei den gefilmten Rettungsversuchen), Dr. Zaher Sahloul (Chef einer oppositionsnahen NGO, der auch Tennari angehört) und ein «Überlebender» des angeblichen Sarin-Gas-Angriffs vom August 2013. Ihre Beschreibungen und das Video rührten die versammelten Botschafter «zu Tränen», wie es danach hiess.
Laut SWEDHR sind die im Video gezeigten «Rettungsversuche» eine Fälschung, da es sich eventuell um ein bereits totes Kind handeln könnte. Die Spritze für die «intrakutane Injektion›, die auf dem Körper eines kleinen Jungen gezeigt wird, war entweder leer oder aber ihr Inhalt war dem Kind nie injiziert worden. Schlimmer noch: «Wenn nicht bereits tot, würde diese Injektion das Kind getötet haben», erklärt die zur Meinung hinzugezogene Ärztin Dr. Lena Oske. Waren die Kinder am Leben? Waren Opiate im Spiel? Fand hier wirklich eine intrakardiale Injektion (Einspritzung in das Herz) von Adrenalin statt?
Der SWEDHR-Bericht listet viele Details, die nicht ins Bild eines seriösen Rettungsversuchs passen wollen. Was hingegen ins Bild eines primitiven Propaganda-Streifen passen würde, sind Instruktionen, die man im Video hört, welche darauf hinzielen die Opfer besser in Szene zu setzen. Im Original-Video, bei Minute 1:16, schlägt beispielsweise der «Arzt» dem Kameramann vor: Zeig im Bild - die Mutter - die soll darunter und die Kinder auf ihr drauf - hey - sorg dafür, dass die Mutter darunter liegt.»
Professor de Noli stellt auch die Frage, ob «Zivilschutz» wirklich die Hauptaufgabe der Weisshelme ist und wie politisch neutral die Organisation überhaupt sein kann. Eine Version des verdächtigen «Rettungsversuche-Videos» ist mit dem Logo des ‹Sarmin Koordinations-Komitees› gekennzeichnet, das als zusätzliches Element das muslimische Glaubensbekenntnis beinhaltet. Ein Video mit uniformierten Weisshelmen, die auf einem Lastwagen voll von toten Regierungs-Soldaten das Siegeszeichen machen und dazu jubeln ist ebenso gekennzeichnet. Das gleiche Logo trägt auch ein Video, worin Weisshelme freudig über den Rebellen-Einmarsch in die Stadt Idlib jubeln und dazu interessanterweise die Fahne der syrischen Al-Kaida wedeln.
Nochmals: 99'220 Leben! So viele wollen die Weisshelme nach eigenen Angaben bisher gerettet haben. «Jeder kennt die Wahrheit über Syrien», heisst es im Oscar-prämierten Weisshelme-Film. Sind die Retter nun echt oder nur ein Hollywood-Traum? Nachdem im Dezember 2016 die letzten Bewaffneten die Stadt Aleppo verlassen mussten, konnten Journalisten von Menschen im vormals von Rebellen besetzen Stadtgebiet endlich diese «Wahrheit» erfahren. Einigen der Befragten waren die Weisshelme tatsächlich unbekannt. Dann gab es Stimmen, welche die angeblichen Retter verschiedener Verbrechen, wie Diebstahl und Erpressung bezichtigten. Medizinische Versorgung hätte es höchstens für Kämpfer gegeben. Gegenüber der für RT arbeitenden britischen Journalistin Lizzie Phelan brachte Mitte Dezember 2016 ein Bürger die derzeit schwerste direkte Beschuldig vor: Seiner Tochter hätte man in einer Weisshelme-Klinik absichtlich Luft injiziert - um sie zu töten.
Ästhetik weisser Helme
Informationskrieg
Wer im Westen seinen Bürgern und vor allem der «Generation Schneeflocke» neo-kolonialen Krieg schmackhaft machen will, muss heutzutage für Ästhetik sorgen. Den Menschenrechten verpflichteten Massenmord kann man Wahlschafen allerdings nur über eine Mehrheit williger Journalisten andrehen. Am 22. August 2013 - in einer Diskussions-Runde auf einem deutschen Staats-Sender - erklärte der inzwischen verstorbene, aber damals auch noch mit seinen 89 Jahren sehr beliebte und respektierte deutsch-französische Journalist und Publizist Peter Scholl-Latour: «Wenn man alleine die Herrschaft der Medien betrachtet, […] die Einseitigkeit, die Irreführung der öffentlichen Meinung - hat man ja am Beispiel Syrien gesehen, das ist ein konzentrierter Beschuss[…].» Die Alten haben nichts zu verlieren? Oder hatte Scholl-Latour als als Ausland-Korrespondent zu viel erlebt um - wie seine jüngeren Kollegen - noch ernsthaft in «Arabellion»-Jubel auszubrechen?
Zurück zum Presseclub: Vor die Fragen aus dem Publikum angenommen werden, kommen Labévière, Beeley und de Noli nochmals zu Worte: Beeley lamentiert dass Leitmedien ihre Arbeit ausser Acht lassen, berichtet über tätliche Angriffe während einer Syrien-Konferenz in London und berichtet, dass Auslands-Syrer innerhalb ihrer Gemeinschaft Gewalt fürchten müssen, wenn sie sich öffentlich gegen «Revolution» aussprechen. Professor de Noli meint dazu, dass Kritik an seiner Arbeit zum Thema Weisshelme nie faktenbezogen sei und in persönliche Angriffe ausarten würde. «Die Tatsachen selbst bleiben unangefochten», meint er. Wenn sie seine Erkenntnisse kritisieren, würden ihm Medien auch nie Gelegenheit zur Gegenschrift bieten.
Es stellt sich also auch zum Thema Syrien die Frage, in welchem Masse Regierungshandeln und öffentliche Meinung verkoppelt sind. Normalerweise sollte ja in demokratischen Systemen die Empfindlichkeit gegenüber der eigenen Öffentlichkeit sehr hoch sein. Doch politische Parteien werden sich scheinbar immer ähnlicher - statt substantieller Aussagen nur noch opportune Formulierungen. Politikverdrossenheit ist die Folge und daraus entstehen diese ewigen 50:50-Wahlresultate und daraus grossen Koalitionen oder Parlaments-Einheitsbrei wie beispielsweise in den USA, wo man sich beim Krieg führen immer einig ist.
Ganz ignorieren kann die 50:50-Elite die Veränderungen der öffentlichen Meinung allerdings nun auch wieder nicht und daher herrscht der Informationskrieg. «Das erste Opfer des Krieges ist die Wahrheit» - dieser Ausspruch wird verschiedenen Persönlichkeiten zugeschrieben, doch darum geht es: Im Krieg wollen die Parteien das Bild bestimmen, das sich die Öffentlichkeit macht. Es geht letztlich um die Rechtfertigung der ausgeübten Gewalt.
Nach 2003, als die USA illegal in den Irak eingefallen waren, gab es ja diese Mediennabelschau und Journalisten zweifelten sogar ihre eigene Arbeit an. Bei Syrien sind sie sich heute aber anscheinend alle wieder ganz sicher. Welchen Unterschied kann Journalismus denn zu einem Krieg überhaupt machen? Kommt darauf an. Der Vietnamkrieg gilt als der erste Krieg, der auch auf dem Bildschirm ausgefochten wurde. 1968 sass der prominente US-Fernsehjournalist Walter Cronkite im Studio und sprach seinen legendären Kommentar: Die USA steckten, so begann er, nach blutigen Erfahrungen in einer Sackgasse fest. Als US-Präsident Lyndon Johnson die von Cronkite gemachte Aufforderung zum Frieden sah, soll er sich zu seinem Pressesekretär umgedreht haben und erklärt haben: «Ich habe Cronkite verloren - ich habe das Land verloren.»
So viel ist klar: Kriegsberichterstattung kann nur in einem gewissen Zusammenhang zum Faktor werden. Betrachtet man eine westliche Regierung auf Grund ihrer Hilfe für syrische Rebellen als Krieg führende Partei, dann nützt ihr der Leitmedien-Journalismus, wenn: die Berichterstattung regierungsseitig im Sinne der eigenen Kriegsziele gesteuert werden kann; die Medien durch Schematisieren die regierungsseitig gewünschten Bewertungsmuster übernehmen; und Journalisten bereitwillig Bilder und Informationen übernehmen, die zum Kriegsverlauf regierungsseitig bereitgestellt werden oder gewünscht sind. Medien können generell Zustimmung zum Krieg erzeugen. So wurden erst kürzlich die seit bald eineinhalb Jahrzehnten herrschenden Bedrohungsvorstellungen durch das mediale ausschlachten des ISIS-Horrors erneut bekräftigt und verstärkt, was zur Ursache hatte, dass die meisten Bürgern im Westen die völkerrechtlich illegale Bombardierung Syriens als gerechtfertigt und notwendig sehen.
Aufgrund zunehmender Beschleunigung und Globalisierung der Kommunikation, werden jedoch die Beeinflussungs-Grenzen durchlässiger - steht die Gatekeeper-Funktion westlicher Medien zur Disposition. Das sollte man - egal auf welcher Seite man steht - als positive Entwicklung betrachten. Denn beispielsweise der Forderung die Presseclub-Konferenz zu annullieren, steht entgegen, dass es einem in demokratischen Systemen auch im Kriegsfall erlaubt sein sollte, den Krieg, seine Begründung und seine Folgen politisch zu bewerten.
Blutleere
Kriegsschauplatz Couch: «Die Weissen Helme» das ist also ein Film. Die Geschichte der Kriegs-Fotografie zeigt, dass aufrüttelnder Realismus zweierlei erreichen kann: einerseits Einstimmung auf Krieg und Rechtfertigung der Opfer - andererseits Kritik an ungenügender Unterstützung der kämpfenden Truppe. Die «kämpfende Truppe» - das sind in Syrien die vom Westen unterstützten Rebellen und Weisshelme. Ihre Bilder sollen den Ruf nach Unterstützung stärken - am liebsten gleich «Bomben auf Assad».
Der Bart: für den Islamisten ein Muss - im Westen heute «Mainstream». Bärte, wohin man schaut - der «Hipster» steht für die authentische Männlichkeit des Unterschicht-Kerls. Auch die fotogenen jungen Männer der Weisshelme tragen mit Bärten ihre Männlichkeit nach aussen. Wird ihre Hipster-Optik von Religion oder Mode vorgegeben? Egal - die Jungs sehen gut aus und sie scheinen täglich eine ganzen Kindergarten zu retten. Alte Männer und junge Frauen werden - nach dem Video-Angebot zu urteilen - anscheinend nie verschüttet in Syrien. Starker Mann und süsses Baby - kein Auge bleibt da trocken und wie im Chor singt der Westen das Lied der «Bomben auf Assad».
«Friedensnobelpreis-Anwärter Weisshelme […] Sie sind die unbestrittenen Helden des syrischen Bürgerkriegs […]», jubelt am 26. September 2016 auch das Schweizer Boulevardblatt ‹BLICK›. Dazu natürlich starke Fotos. Die Bilder aus dem Weisshelme-Angebot bieten eine verdächtig konstante Ästhetik: Schockierende Brutalität eines Krieges bei gleichzeitiger Blutleere. Zum BLICK-Artikel gibt es online auch ein Video. Und wieder sehen wir, wie ein Kleinkind ausgegraben wird. Dazu ein Foto vom, natürlich bärtigen, und passend ernsthaft dreinblickenden Weisshelm, der mit einem Kind in seinen Armen aus einem anscheinend zerstörten Gebäude rennt. Held und Kind sind staubig - Blut fliesst keines. «Saubere Gewalt» ist eine Hollywood-Strategie um möglichst viele Zuschauer-Typen ins Kino zu locken. Auch die Weisshelme brauchen ein möglichst grosse Publikum für den Ruf nach «Bomben auf Assad».
Am anderen Ende des Spektrums und wohl für das weniger zimperliche Zuschauer-Segment gedacht, können wir uns als Beispiel ein Weisshelme-Video vom 24. November 2016 reinziehen. Hier sehen wir also wieder einmal die Rettung eines kleinen Jungen - diesmal aus dem Schutt eines zerbombten Gebäudes in Aleppos Stadtteil Al-Nayrab. Hier wird nicht nur mehr Blut gezeigt, sondern der reinste Horror: die aufgeschlagene Schädeldecke des Kindes scheint teilweise nur noch an Haut und Haaren festzuhängen und wackelt, wenn sich das Kind bewegt. Während Männer hysterisch mit einem Presslufthammer um ihn herum arbeiten, blinzelt der Kleine verstört in die Gegend. Die undefinierbare Masse klafft auf! Sieht man hier jetzt das Gehirn? Überspitzt verstörende Wirklichkeit, ein Hyperrealismus der den Schmerz geschundener Leiber vom Bildschirm auf den Zuschauer übertragen soll. Wie im Horrorfilm soll einem das grausame Geschehen buchstäblich unter die Haut gehen und auch hier wieder die gewünschte Reaktion auslösen: den schockierten Schrei nach «Bomben auf Assad».
Heldenepos
Syrien wird auf Bildschirmen ausgefochten und damit auf direkte Weise privaten Wertmassstäben unterworfen. Wer lieber was lesen mag, findet neben starken Bildern natürlich auch starke Worte. «Khaled Omar war Mitglied der ‹White Helmets›, des syrischen Zivilschutzes, der nach Bombenanschlägen die Opfer aus den Trümmern gräbt. Nun ist der Held von Aleppo tot – eine doppelte Tragödie.» So heult Eva Marie Kogel am 12. August 2016 in der deutschen Tageszeitung ‹WELT›. Doch keine Gelegenheit bleibt ungenutzt das «Regime» anzuprangern: «‹Die Helikopter haben vier Fassbomben abgeworfen. Eine davon war mit Chlorgas gefüllt. Eine Frau und zwei Kinder starben, sieben Menschen leiden an Atemnot.› Khaled Omar trägt einen Helm, er hat nur wenige Schweissperlen auf der Stirn, als er das sagt.» Hier wird auf WELT ein Vorfall nur zwei Tage zuvor beschrieben. Er hat «nur wenige Schweissperlen auf der Stirn»? Wie sieht man das von Berlin aus - Frau Kogel?
«Khaled Omar war einer der ersten vor Ort und ein wichtiger Zeuge», berichtet Kogel. Ein «Zeuge» gegen das «Regime» - also den Feind? «Fassbomben», «Chlorgas»? Ja, «verbotene Waffen» - ein Propaganda-Klassiker. Kennt man spätestens seit Irak. Und heute weiss man, die US-Amerikaner haben gelogen. «Getötet durch eine Fassbombe des syrischen Regimes», steht als Untertitel über Kogels Beschreibung, wie der «wichtige Zeuge» angeblich gestorben sein soll. Was aber ist eine «Fassbombe» - Frau Kogel - und wenn sie existiert, wer überhaupt hat die «verboten»? Leben wir denn nicht in einer Zeit, als die USA ungeniert die «Mutter aller Bomben» - die 9,14 Meter lange ‹GBU-43/B Massive Ordnance Air Blast› mit 8,48 Tonnen Sprengstoff auf Afghanistans Dörfer werfen?
«Die Welt hat einen Helden verloren», jammert am gleichen Tag auch die deutsche Boulevardzeitung ‹BILD› über den Tod von Khaled Omar Harrah. Doch ein Heldenepos lebt von der Wiederholung und deshalb werden wir Geschichten über diesen Helden nicht so schnell los. «Einer der Helden […] war Khaled Omar», beten deshalb Björn Stritzel und Julian Röpcke ein halbes Jahr später am 27. Februar 2017 auf BILD in einem Artikel mit dem Titel «In Hollywood geehrt - in Syrien Lebensretter». Bei solchen Sätzen kann doch kein Auge trocken bleiben: «Omar zieht das Kind zwölf Stunden nach dem Luftangriff schliesslich lebend heraus – die Retter brechen in Jubelgeschrei aus, wieder haben sie ein Leben gerettet.» Dem BILD-Leser wird auch der edle Wahlspruch nicht vorenthalten: «Mit ihrem Motto ‹Wer ein Menschenleben rettet, rettet die ganze Menschheit› ziehen die Weisshelme jedoch jeden Tag aufs Neue aus […].» Old Shatterhand und Winnetou reiten in den Sonnenuntergang - und Abspann mit Schluss-Musik.
Im BILD Artikel erfahren wir auch den Namen eines der Syrer, der die schönen Bilder für den in Hollywood prämierten Streifen «Die Weisshelme» geliefert hatte: Khaled Khatib. Über ihn schreibt BILD: «Der «syrische Journalist ist einer der Kameramänner, die für die Oscar-prämierte Dokumentation ‹The White Helmets› die Arbeit der Rettungskräfte filmten.» Mit «einer der Kameramänner» wird deutlich, dass die Weisshelmen immer auch ein Filmteam dabei haben, wenn sie wieder mal «die ganze Menschheit» retten. Was man in einigen Aufnahmen auch deutlich sehen kann, wenn sich Männer mit Kameras und Männer mit Helmen gegenseitig auf die Füsse treten. Der von BILD & Co. besungene Khaled Omar ist übrigens Protagonist im bereits erwähnten Film «Die letzten Männer von Aleppo» - ein Film der - quelle surprise! - in der engeren Wahl steht für die Oscar-Auszeichnung 2018. Auch in diesem Jahr werden wir wohl wieder über Khaled Omar hören und lesen ad nauseam.
Vakuum
Wer es so richtig wortlastig mag. kauft am besten die ‹NEUE ZÜRCHER ZEITUNG› (NZZ) - die Schweizer Tageszeitung von Weltruf. Seit ihrer Gründung im Jahre 1780 steht das Blatt angeblich für eine der Sachlichkeit verpflichtete Berichterstattung und gilt als führende Stimme des Qualitätsjournalismus. So eine Zeitung geniesst heute noch einen deutlichen Glaubwürdigkeits-Vorsprung gegenüber jedem Internet-Auftritt. «Einige, die vor Ort geblieben sind, setzen ihr Leben aufs Spiel, um die Not zu lindern», jubelt Monika Bolliger in der NZZ am 9. Juli 2016 über die Weisshelme.
Jedoch auch auf NZZ findet man zu Syrien die üblichen Schablonen-Sätze, wie «friedlicher Volksaufstand» und «autoritäres Regime». Bolliger verpackt das jedoch gekonnt in eine emotionale Geschichte über einen Weisshelm mit dem Namen Abdelmoneim al-Ghothani: «Als 2011 die Proteste begannen, versorgte er heimlich verletzte Demonstranten, die in Regierungsspitälern nicht mehr sicher waren.» Gegen Ende des Artikels das mediale abwinken: «Aus Regimekreisen wird behauptet, die Weissen Helme unterstützten Terroristen und gehörten zur Jabhat al-Nusra, dem syrischen Kaida-Ableger. Der Vorwurf ist haltlos.» Also «haltlos»? Aber warum? Und wo - Frau Bolliger - bleibt hier die angeblich zentrale Tugend im Journalismus: neugierig bleiben? Bolliger schrieb diesen Artikel nämlich nicht nach direkten Gesprächen oder eigenen Erfahrungen vor Ort.
Bolliger schützt ihre NZZ-Leser auch vor einem der eindeutig belegten Hauptangriffspunkte gegen die Weisshelme: «Klar ist dagegen, dass sie mit allen in den oppositionellen Gebieten operierenden Fraktionen ein Auskommen finden müssen, so wie sich Hilfsorganisationen im Gebiet des Regimes mit diesem arrangieren müssen.» Wird hier etwa die schon alleine auf Grund des Völkerrechts zwingende Verpflichtung für UNO-Hilfswerke mit der syrischen Regierung zu arbeiten mit der völlig freiwilligen Al-Kaida-Nähe der Weisshelme gleichgesetzt?
Bolliger bietet allerdings einen interessanten Einblick in den strategischen Nutzen der Weisshelme, als sie Jihad Mohamid beschreibt - einen «Gründer der Organisation» und «Protestführer in Daraa»: «‹Wir begannen, Strassen zu reinigen, Infrastruktur zu reparieren, Wasser und Strom zu liefern›, erzählt er. ‹Wo das Regime ein Vakuum hinterliess, wollten wir dieses füllen. Und wir wollten der Strategie des Regimes entgegenwirken, die Gebiete der Opposition unbewohnbar zu machen.›» Neben Propaganda hatten die Weisshelme also ursprünglich noch eine weitere, wichtige Aufgabe: Das «Vakuum» füllen. Sobald in Gebieten, welche die vom Westen unterstützten Freischärler der Regierung unter Waffengewalt entreissen können, eine vom Westen unterstützte protostaatliche Organisation (wie beispielsweise die Weisshelme) die Aufgaben des Staats übernimmt (und wenn auch nur zum Schein), dann kann der Westen diesen so entstandenen Protostaat als das «Neue Syrien» anerkennen und dem Reststaat jegliche Legitimation absprechen. Das Kriegsglück hat dieses Projekt inzwischen allerdings durchkreuzt.
Legitimität
Die Fragestunde im Presseclub fiel erstens kurz und zweitens etwas schwach aus. Nach all den Angriffen und den Versuchen dieser Konferenz den Riegel vorzuschieben, wollte nun plötzlich keiner der Anwesenden eine schwierige Frage stellen. Immerhin kam Stéphane Bussard von der Schweizer Tageszeitung ‹LE TEMPS› zur Rettung, als er von den eingeladenen Gästen unter anderem wissen wollte: «Sie haben die Legitimität der Weisshelme hinterfragt […] was ist Ihre Legitimität?» Möglicherweise eine Frage an die «sogenannte Journalistin» Beeley? Doch welche Legitimität haben Bussard und seine Zunft?
Sollte der Journalismus tatsächlich nur Gatekeeper und nicht so unabhängig sein, wie er vorgibt, dürfen Fragen zur Befangenheit gestellt werden. Ein Gerichtsurteil des deutschen Bundesverfassungsgerichtes vom 25. März 2014 gibt dazu eine Antwort. Die Richter stellten nämlich fest, dass Politiker die Öffentlich-Rechtlichen beeinflussen. Die Deutschen zahlen also Zwangsgebühren für Politik-kritische Berichterstattung, aber - gemäss Bundesverfassungsgericht - kontrollieren die Politiker die Nachrichten - und damit die Gebührenzahler.
Wenn Medien aber wie in einer Bananenrepublik zum Sprachrohr der politischen Elite werden, sind die Folgen verheerend - und das nicht nur für den Journalismus. Auch zum Thema Syrien gilt der Vorwurf, dass sich Journalisten auf den Duktus der politischen Elite fixieren und jede abweichende Meinung mit «Aluhut» beschimpfen. Mit koketter Selbstgefälligkeit wird zum Krieg gehetzt und komplizierte Zusammenhänge werden vereinfacht: «gute Rebellen» - «böses Regime». Die Folgen solch volkspädagogisch auftretenden Journalismus sind jedoch, dass inzwischen ein wachsender Teil der Bevölkerung die Berufsgruppe als systemkonform und ihre Arbeit als manipulierend einstuft.
Einen Mistgabeln schwingenden Pöbel, welcher Medienhäuser stürmt, wird es dennoch nicht geben - dazu ist die Verführung für die Mehrheit viel zu angenehm. Es gibt allerdings Studien über die Vertrauenskrise und eine wichtige Erkenntnis ist, dass es keine Randgruppen sind, die Journalisten nicht mehr trauen. Gemeinsam haben diesen Menschen oft nur den Vertrauensverlust in die Demokratie als solche. Medienvertrauen wächst jedoch anscheinend mit Politik-Zufriedenheit und persönlichen Wohlstand.
Zweifellos haben Leitmedien-Journalisten also noch viel Einfluss auf unsere Gesellschaft. Das Internet könnte ihnen diese Rolle streitig machen. So lange Auflage-Zahlen passten, interessierten sich zu Zeiten vor dem Internet keine Redaktions-Stuben, ob die Leser zufrieden waren. Dieser Berufsstand konnte bis vor kurzem seine Kundschaft ignorieren. Berufsstand? Ja - Herr Bussard - wie steht es eigentlich um die Legitimität? Das Wort «Legitimität» leitet sich vom lateinischen Adjektiv «legitimus» ab und hat die Bedeutung, dass etwas gesetzmässig oder rechtmässig ist. Die Bezeichnung «Journalist» ist jedoch im deutschsprachigen Raum rechtlich nirgends geschützt. Aus demokratiepolitischen Gründen bestehen keine Voraussetzungen, wie beispielsweise eine verpflichtende Ausbildung mit Prüfung. Das heisst, jeder darf sich «Journalist» nennen. Oft ist es ein Beruf für Quereinsteiger und tatsächlich kann ein Grossteil der Journalisten nur freie Tätigkeiten oder ein nicht abgeschlossenes Studium vorweisen.
Ist man sich dieser Tatsachen bewusst, ist Bussards Frage nach der Legitimität von Labévière, Beeley oder de Noli schon fast eine Frechheit. Menschliches Zusammenleben verlangt Glaubwürdigkeit. Nur aufgrund gewonnener Erfahrungen betrachten wir Vereinbarungen als verlässlich. Das Wort «Kredit» leitet sich vom lateinischen Verb «credere» ab - also glauben. Wie viel «Kredit», wie viel Glaubwürdigkeit haben Journalisten? Beeley sollte froh sein, dass man ihr mit «sogenannte Journalistin» die Zugehörigkeit zu diesem Berufsstand abspricht. Denn, laut einer Studie der Marktforschungs-Denkfabrik ‹GfK Verein› zum Vertrauen in Berufe, zählt der Journalist in Deutschland zu den von der Bevölkerung am wenigsten als vertrauenswürdig eingeschätzten Berufen.
Gatekeeper
Bei Labévière fallen vor den Fragen aus dem Publikum noch Stichworte, wie «Farbrevolution», «Georgien», «Ukraine», «Balkan», «Otpor», «Soros», «Femen» et ce­te­ra pp.. Tatsächlich wurden mit dem Untergang der Sowjetunion und der damit verbundenen Beendigung des Ost-West-Konfliktes Hoffnungen geweckt auf eine Ära der Stabilität und des Friedens. Doch das «Ende der Geschichte» bescherte uns drei Jahrzehnte danach immer noch keinen Frieden, sondern tiefgreifende politischen Veränderungen - vor allem in der ehemaligen Machtsphäre des Ostblocks.
Da wären die sogenannten «Farbrevolutionen»: «Rosenrevolution», «Orangene Revolution», «Zedernrevolution», «Tulpenrevolution» und wie sie alle heissen. Wer hat sie finanziert? Wünschten sich die Bürger wirklich diesen Chaos? Was ist mit all diesen «Konflikten», die anscheinend nur NATO-Bomben und eine knallharte Aufteilung eines vormals einflussreichen Staats «lösen» können? Wie kam es dazu? Welche Rolle spielte die Verführung durch den Westen sich dem «Markt» zu öffnen? Wer finanzierte und bewaffnete die «Rebellen»? Und dann dieser vermaledeite «Arabischer Frühling», diese «Arabellion» mit ihren ewigen «Tag der Wut» Demos, mit all diesen jungen, attraktiven Aktivisten und dann, wie aus blauem Himmel gefallen, all diesen heldenhaften Hipster-Rebellen. Sind das aber noch «Revolutionen», wenn die revolutionären Kräfte ohne Hilfe von Aussen nie auf einen grünen Zweig gekommen wären?
Labévière nennt mit der ursprünglich eigentlich serbischen jedoch massiv aus den USA unterstützten ‹Otpor!› («Widerstand!») ein typisches Beispiel einer Organisation, die - sobald sich der farbige Revolutions-Staub gelegt hat - die Bürger kaum noch interessiert, also offensichtlich nie den populären Rückhalt hatte, den man von «Revolutionären» eigentlich erwarten würde. Heute ist aus ihr das ebenfalls aus den USA finanzierte und nun global tätige ‹Zentrum für angewandte gewaltlose Aktion und Strategien› (CANVAS) entstanden. Von Ägypten bis Venezuela kann man sich bei CANVAS für die nächste «Revolution» Tips und eventuell auch noch mehr besorgen.
Der Währungsspekulant George Soros wird oft und gerne als Finanzier hinter blumig klingenden Regierungsumstürzen angenommen. Ja - die Zerschlagung einflussreicher Regionalmächte hilft der Globalisierung und damit dem international operierenden Grosskapital. Doch hinter fast jedem Regierungssturz in der Welt - egal ob gewaltsam oder gewaltfrei - wollen diejenigen, die von Qualitäts-Journalisten «Aluhüte» genannt werden, am Ende doch immer wieder nur die Regierung der USA als Strippenzieher erkennen. Als das Rom des Kapitalismus-Glaubens setzt Washington allerdings gerne auf Private und auf Strategien des Konsumkapitalismus. In einer Artikel-Serie aus dem Jahr 2005 bietet die deutsche Zeitschrift ‹SPIEGEL› unter dem Titel «Die Revolutions-GmbH» überraschend offen das Rezept für den gekonnten Regierungssturz. «Sie sind die Kinder von Gandhi, Gates und Coca-Cola - und die Helden von heute», jubelt SPIEGEL über die «Aktivisten». Coca-Cola in der Tat, denn das Vorgehen der Revolutions-GmbH kommt aus den Werbe- und Verkaufs-Taktiken der Multis.
Das Grundrezept der Farbrevolution/Arabellion steht also fest: Man diskreditiert den Staatschef als «Diktator» und wirft ihm Verbrechen vor; man schafft ein Motto und hält medienwirksame Proteste ab; man lässt die Kampagne amateurhaft wirken und arbeitet mit Humor; man lässt die Aktivisten jugendlich unschuldig und doch heldenhaft erscheinen; man wiederholt unaufhörlich die Mantra der «anfänglich friedlichen Proteste, die wegen Brutalität des Diktators zum Bürgerkrieg führten»; und man wählt ein einprägsames Symbol - beispielsweise einen weissen Helm.
SPIEGEL nannte damals die zum Umsturz nach Ex-Jugoslawien geflossenen Geldmittel: vermutlich über 40 Millionen US-Dollar aus verschiedenen Quellen - also die üblichen Nicht- und Doch-Regierungsorganisationen. In der Ukraine wurde 2004 bei der Orangenen Revolution das Bargeld angeblich kofferweise ausgeschüttet. Frau Victoria Nuland, die für Europa verantwortliche Mitarbeiterin des US-Aussenministeriums, nannte 2014 die damals in die sogenannte «Demokratisierung» getätigte Investition der USA: 5 Milliarden US-Dollar. Nuland war hautnah dabei, als die Regierung der Ukraine zum wieder mal einer Farbrevolution zum Opfer fiel. Seit 2011 scheinen SPIEGEL-Journalisten über die syrische Arabellion zu jubeln - ganz so, als ob ihre Zeitschrift nie über eine «Revolutions-GmbH» geschrieben hätte. Der Gatekeeper weiss, was man durchsickern lassen darf und was nicht.
Dominic H auf Twitter: @domihol
Tumblr media
Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung - Nicht kommerziell - Keine Bearbeitungen 4.0 International Lizenz.
1 note · View note
wildwechselmagazin · 5 years
Text
Dollbohrer! Henni Nachtsheim & Rick Kavanian im KFZ Marburg
Tumblr media Tumblr media
Dollbohrer-Duo: Henni Nachtsheim und Rick Kavanian kommen ins KFZ Marburg! | (c) A. Mirsch (Marburg) Dollbohrer hieß früher ein Werkzeug das beim Dächer-Bau benötigt wurde. Heute steht es vor allem für Menschen, die offensichtlich schwer einen an der Waffel haben. Womit wir auch schon bei den beiden Comedians Henni Nachtsheim (der einen Hälfte von Badesalz) und Rick Kavanian wären, die sich diesen Begriff ja nicht umsonst auf ihre gemeinsame Fahne geschrieben haben! Bunte Latex-Anzüge? Fehlanzeige! In ihrem neuen Programm widmen sie sich den wahren Helden unserer Zeit! Denn während man römische Gladiatoren, texanische Cowboys oder fliegende Gestalten in bunten Latex-Anzügen in der Literatur oder auch in Filmen nach wie vor und im hohen Maße glorifiziert, spielen Helden wie Sanitär-Facharbeiter, Schleusenwärter, Putzfrauen oder Sprechstundenhilfen in der großen Arena der Beachtung keinerlei Rolle. Dies zu ändern ist das Anliegen des neuen „Dollbohrer!“-Programms. Hilfreicher Weise hat man den beiden, wie schon beim ersten Programm, erneut über geheime Quellen bislang unbekannte Geschichten zukommen lassen, die uns einen ganz neuen Blick auf das Thema „Helden“ ermöglichen! Anerkennung, wo sie verdient ist! In denen es eben um all jene geht, die es endlich mal verdient haben, Anerkennung zu erfahren! Ob es die Putzfrau ist, die beim Reinigen des Beichtstuhls plötzlich einem Auftragskiller die Beichte abnehmen muss, die Sprechstundenhilfe, die sich gegen meckernde Rentner im Wartezimmer behauptet oder ob es die Hauptdarsteller einer hessischen Pornofilm-Produktion sind, die alles andere als einen leichten Job haben! Sie alle sind Helden unserer Zeit und werden jetzt endlich dank des neuen „Dollbohrer!“-Programms angemessen geadelt! Was erwartet die Zuschauer? Wer ein Fan von Badesalz und Rick Kavanian ist, weiß, dass es eine besondere Form der Unterhaltung wird. Hessisch-bayerische Comedy! Auf keinen Fall eine staubtrockene Lesung. Eher eine Show mit einem Mix aus feinster Comedy, guter Musik, natürlich auch Lesung, gemeinsamer Blödelei, Hessisch-bayerischer Freundschaft, und Komik, die auch gerne mal im Wahnsinn enden kann.
Tumblr media
Ist für die Musik zuständig: Martin Johnson | (c) Martin Johnson Und weil beide keine Freunde staubtrockener Lesungen sind, haben sie auch dieses Mal den Posten des General-Musikdirektors mit Martin Johnson besetzt, der das Ganze mit seinem virtuosen Spiel an den Tasten abrundet!
Tumblr media
Dienstag 21. Januar 2020 Henni Nachtsheim & Rick Kavanian • Dollbohrer! 19:00 Marburg KFZ  Typ: Kabarett Jetzt: Ticket kaufen   Weitere Veranstaltungen in Marburg:
Tumblr media
Freitag 13. Dezember 2019 Weihnachtsmarkt 11:00 Marburg Innenstadt Marburg  Typ: Weihnachtsmarkt
Tumblr media
Freitag 13. Dezember 2019 Weihnachtsmarkt 15:00 Marburg Hofgut Dagobertshausen  Typ: Weihnachtsmarkt
Tumblr media
Freitag 13. Dezember 2019 Step up the Streets Vol. 2 • Call it Tragedy, Forgotten Chamber, Relations und World Negation. 19:00 Marburg Café Trauma  Typ: Party » Hardcore/Metalcore
Tumblr media
Freitag 13. Dezember 2019 Arnulf Rating • Die Jahrespresseschau 19:00 Marburg KFZ  Typ: Kabarett Jetzt: Ticket kaufen
Tumblr media
Freitag 13. Dezember 2019 After Work Glühweinabend 19:00 Marburg Hofgut Dagobertshausen  Typ: Weihnachtsmarkt
Tumblr media
Freitag 13. Dezember 2019 Die Nacht, in der das Fürchten wohnt 19:30 Marburg TurmCafé  Typ: Lesung
Tumblr media
Freitag 13. Dezember 2019 Die Mausefalle • Die Hoertheatrale 20:00 Marburg Lomonossow-Keller  Typ: Theater
Tumblr media
Freitag 13. Dezember 2019 Compagnia Buffo - Weihnachtsfeier • Willi Lieverscheidt und Kascha B. 20:00 Marburg Waggonhalle Kulturzentrum e.V.  Typ: Theater
Tumblr media
Freitag 13. Dezember 2019 Taki Maki 21:00 Marburg Q Marburg  Typ: Konzert
Tumblr media
Samstag 14. Dezember 2019 Weihnachtsmarkt 11:00 Marburg Innenstadt Marburg  Typ: Weihnachtsmarkt Lesen Sie den ganzen Artikel
0 notes
4imnorden · 5 years
Text
Schwedenhappen (oder: Wegen Überfüllung geschlossen)
13. Juli 2019 Spannend war noch ein Gespräch mit einem norwegischen Naturschützer am Freitagabend am Fluss. Nicole war mit Kilian und Louisa auf Bibersuche, als sie auf den großen Mann mit Kamera trafen. Er wartete auf springende Forellen und hatte viel zu erzählen: Die massenhaft blühenden Lupinen gehören garnicht nach Norwegen, dafür verdrängen sie andere Pflanzen. Und so sauber ist die Wasserkraft garnicht: Das eingespeiste Wasser ist zu kalt, was Flora und Fauna schadet. Deshalb setzen sie sich dafür ein, dass wenigstens wärmeres Wasser aus den Speichern nach unten fließen soll. Wir stehen mit den Füßen nochmal in dem an dieser Stelle 10 Grad kühlen Wasser und sind angemessen beeindruckt. Danach verliert Nicole noch einmal in Serie am Tischkicker gegen Kilian. War es nicht erst gestern, dass man das Kind  - das gerade einen Fortnite-Triumphtanz aufführt - beim Spielen gewinnen ließ? Am Samstagmorgen packen wir tatsächlich unser Zelt und verlassen den wunderschönen Platz in Dalen samt seinem leicht verschrobenen niederländischen Betreiber. Inzwischen wissen wir: Der Sender, der 24 Stunden lang dudelt, ist MDR Thüringen.  Wohnmobile über 6 Meter sind seit diesem Sommer zwar grundsätzlich verboten - aber manche rollen nach der Gesichtsprüfung dann doch durch. Und er wird sich wohl nie merken können, wer alles zu unserer Familie gehört. Sagenhaft nett war er trotzdem und der Platz hat fünf Sterne plus verdient. Wir zuckeln gemütlich nach Ulefoss zu den Staustufen des Telemarkkanals. Wie gut, dass wir uns gegen eine Bötchenfahrt entschieden haben, alleine die Anreise hätte zwei Stunden gedauert. Zwar wollen gerade keine Schiffe durch die Schleusen, aber sie sind auch so beeindruckend.
Im Bootshaus spielen die drei jungen Schleusenwärter gerade Karten. Wir picknicken auf der Bank. Eine kurze Elternkrise gibt es in Skien, als Nicole nach eine mautpflichtigen Durchfahrt der Stadt ein schickes Café in einem tristen Hafen ansteuert - ja, liebe Kinder, eure Eltern können sich auch mal kräftig streiten (in diesem Fall: Über den Sinn von Kaffeestopps in Innenstädten bei langer Fahrzeit) und danach auch wieder vertragen. Kilian und Lousia waren fassungslos. Sie dürfen sich den ganzen Tag prügeln - aber die Eltern müssen doch einer Meinung sein! Kaffee gab es übrigens dann erst später an einer Tankstelle. Über die Autobahn geht es Richtung Oslo. Gefühlt informieren alle paar Kilometer  neue Schilder darüber, dass die nächste Maut abgebucht wird. In Horten am Oslofjord rollen wir nach kurzer Wartezeit auf die Fähre Richtung Osten nach Moss. Dort wird übrigens sogar norwegischer Wein angebaut. Auf der Fähre waren grell gekleidete Männer sehr damit beschäftigt, die Tür zur Herrentoilette wieder zu öffnen, da diese offensichtlich blockiert war. Gut, dass Gerald kurz nach der Abfahrt schon dort war und die Räume auch wieder verlassen konnte.
Kurz vor der Grenze geben wir unsere letzten Kronen noch in der norwegischen aldi-Variante aus, dann sind wir auch schon in Schweden. Die Einreise ist unproblematisch, einen Stau gibt es bei der Einreise nach Norwegen. Als wir Fjällbacka erreichen - Kulturschock. So viele Menschen! Das zauberhafte Fjällbacka liegt am Meer, unterhalb eines großen Felsens, ist Schauplatz der Ronja Räubertochter-Verfilmung und von der Bücher von Camilla Läckberg (stehen ab jetzt auf der Krimiliste). Und im Sommer rettungslos überlaufen. Der Zeltplatz hat schon weit vorher ein Schild mit "Full" aufgestellt. An der Rezeption erklärt uns eine Dame im breitesten Österreichisch, dass hier erst ab August wieder was geht und drückt uns einen handgemalten Zelt mit dem Weg zu einem Zeltplatz im Wald in die Hand. Derweil cruisen alte Amischlitten herum, offensichtich ist ein Treffen im Ort. Die nächsten Plätze in der Küste sind genauso knallvoll, vor allem Wohmobilwüsten. ..
So war es auch 2017, als wir nach dem komplett entschleunigten Finnland und Aland nach Schweden übergesetzt haben. Die Ostküste war genauso voll wie jetzt die Westküste, damals bekamen wir nach stundenlanger Suche noch Platz auf einem Acker. Ähnlich endet es auch diesmal: Nicole erinnert sich vage, dass im Innenland bei einem Museum ein Zeltplatz sein sollte und ruft auf gut Glück an. Tatsächlich, hier ist noch was frei! Vor 21 Uhr steht das Zelt auf einer ackerähnlichen Wiese. Der Platzwart ist ein dunkelbraun gebrannter Schwede mit viel Golddeko und vermutlich schon einem Bier zuviel (Samstag in Skandinavien...), aber superfreundlich. Es gibt kleine Hütten, wenige Wohnmobile, der Zeltplatz sei ein Familienbetrieb, man wolle nicht Stress und Chaos wie an der Küste, erklärt er.
0 notes
floatmagazin · 3 months
Link
0 notes
Text
Schleusen
Hierüber müssen wir noch ein paar Worte und Bilder beifügen.
Von Beginn unserer diesjährigen Wasserreise, von Holland über Belgien durch Frankreich bis nach Strasbourg, haben wir 25o Schleusen befahren. es waren wesentlich mehr als wir geplant hatten - die Maas war im oberen Teil wegen des fehlenden Wassers nicht befahrbar und wir mussten über den CANAL DES ARDENNES, den CANAL LATERAL A L,AISNE und den CANAL DE L,AISNE A LA MARNE in den MARNE-RHEIN-CANAL; und diesen in seiner gesamten Länge von Westen nach Osten bis Strasbourg durchschippern - immerhin allein dieser Kanal hat eine Länge von ca. 3oo Kilometern.
Wir haben also mehrere Wasserscheiden überschritten, vom Maastal über die Ardennen in das Seine-Becken, die Aisne hinunter und die Marne hinauf, dann wieder hinunter zur Mosel und wieder hoch über die Vogesenausläufer und dann das Elsass hinunter in die Rheinebene.
Die höchsten Kanalgipfel, entweder dann ein Tunnel oder mehrere oder Speicherseen und Naturschutzgebiete, lagen auf 26o und 27o Meter Meereshöhe.
Alles geht natürlich nur mit Schleusen verschiedenster Grössen, Höhen, unterschiedlichsten Techniken und aus verschiedenen Bauzeiten und in unterschiedlichem Gebrauchszustand oder auch imposante Schiffshebewerke. Wir haben unten dann verschiedene Bilder angefügt mit denen jeder sich ein Bild machen kann.
Die Grössen der Schleusen sind natürlich auch je nach Alter und Nutzung des Kanales unterschiedlich. die kleinen Schleusen sind so gross, dass wir mit unserem 13 Meter langen Schiff gerne alleine gefahren sind - es gehen aber auch zwei Schiffe unserer Grösse in eine solche Schleuse. Die ganz grossen Schleusen - Rhein und Maas - sind aber so gewaltig und riesig und sehr beeindruckend, so dass wir uns dann ganz klein und verlassen vorgekommen sind.
Überhaupt ist die gesamte Technik solcher Kanäle, ob aus dem 18. Jahrhundert oder ganz Neuen, immer wieder sehr eindrucksvoll. Wir werden über die Kanäle, Brücken und Tunnels an anderer Stelle nochmals ausführlich berichten und informieren.
Die Schleusen werden heute meist automatisch und hydraulisch betrieben. nur die ganz alten Schleusen werden noch per Hand von einem oder mehreren Schleusenwärtern bedient - wie die grosse Schleuse in Utrecht. Trotzdem sind laufend Schleusenaufsichtspersonen unterwegs und auch telefonisch oder über Funk fast immer sofort erreichbar, wenn etwas nicht mehr geht und dann kommen diese freundlichen Mitarbeiter mit dem Auto an und bringen die Schleuse wieder zum gehen oder schauen einfach nur nach uns Schifferlaien damit wir nichts falsch machen oder gar Schaden anrichten.
Normalerweise wissen die Mitarbeiter der Schleusenaufsicht aber immer wo und wer und welches Boot gerade welche Schleuse benützen möchte und wir hatten deshalb hier ausnahmsweise auch ein gutes Gefühl immer unter Beobachtung zu stehen.
Wenn wir an eine Schleuse heranfahren, dann geht das fast wie bei einer Ampel beim Autofahren - ist die Ampel doppelt Rot, dann ist die Schleuse ausser Betrieb - bei kleinen Kanälen kann nachts nicht gefahren werden. Ist die Ampel nur Rot dann ist die Schleuse in Betrieb wir dürfen aber nicht einfahren - können natürlich auch nicht, denn meist ist diese geschlossen. Blinkt dann eine Lampe Gelb, dann wissen wir, dass sich irgend etwas tut und wir schauen informationssüchtig durch unser Fernglas. Wenn dann eine grünes Licht neben dem Roten aufleuchtet wissen wir, dass die Schleuse für uns vorbereitet wird, vielleicht auch für einen grossen Lastkahn, den wir aber noch nicht sehen wer weiss? Aber wir freuen uns und normalerweise geht dann, wenn die Schleuse vorbereitet ist und das Tor aufsteht die rote Ampel aus und das grüne Licht sagt uns: Wir können einfahren - normalerweise - wenn kein Berufsschiffer auch einfahren will, denn der hat immer Vorfahrt.
Die Schleuse weiss wann wir einfahren wollen mittels verschiedenen Anmeldungsarten:
Entweder die Schleuse ist von einer Schleusenwärterin oder einem Schleusenwärter besetzt und dieser sieht dich aus seinem Schleusenhaus oder es gibt Lichtschranken die beim Durchfahren entsprechend reagieren und die Schleuse dann automatisch in Betrieb nehmen und für dich vorbereiten. Es gibt aber auch über dem Kanal und vor der Schleuse in der Luft hängende Stangen die gedreht oder gezogen werden müssen damit die Schleuse arbeitet. Dann gibt es auch Kameras über die die Zentrale der jeweiligen Schleusenaufsicht und des jeweiligen Kanales dann weiss wo du bist und wann die Schleuse für dich sinnvoll und zeitlich günstig und abhängig vom anderen Schiffsverkehr geöffnet werden kann. Natürlich kann auch jede Schleuse über Funk oder besser über das Handy und dann über die entsprechende Aufsichtperson geschaltet werden. Und wenn alles nicht geht und die Wartezeit vor der Schleuse wegen der Hitze oder des Windes oder weil es langweilig wird nicht mehr zumutbar erscheint, wird bei der Schleusenkontrollstelle angerufen und egal wie weit die Schleuse abgelegen ist und egal wie wenig Betrieb auf dem Kanal ist, nach einer gewissen Zeit kommt ein Schleuser mit dem jeweilig sinnvollen Gefährt aus dem Nichts an und öffnet freundlich die Schleuse für uns.
Wir waren wirklich oft ganz allein unterwegs oder an diesen Tagen wurde der Teil des Kanales sicher nur von einigen wenigen kleinen Schiffen genutzt, so dass wir manchmal ein schlechtes Gewissen hatten, wenn wegen uns die ganze Sache extra in Bewegung gebracht wurde - aber immer beeindruckend funktionierte.
Die kleinen Schleusen waren auch wirklich oft regelrecht zugewachsen, was zwar recht romantisch aussah aber betreffend der Funktion seine Tücken hatte. Bei den grossen Schleusen waren wir dann doch immer froh wenn die Festmacher dann beweglich und schwimmend waren und wir nicht die Leiter hochsteigen mussten - bei der Bergfahrt - deshalb sind uns die Abwärtsfahrten auch lieber, denn dann ist die Schleuse voll und das Festmachen ist einfacher - und Festmachen ist wirklich notwendig, denn jede Schleuse hat ein anders Füll- oder Leerverhalten und die entstehenden Strömungen in den Schleusen sind immer anders und manchmal überraschend lebhaft.
Wir haben also 25o Schleusen abgearbeitet, denn es ist richtig Arbeit, die 2o Tonnen immer still zu halten und sich keine Schrammen zu holen, und wir sind die höchste Schleuse hochgehoben worden - immerhin 16 Meter - und haben ein Schiffshebewerk benützen können, welches 44 Meter auf- und abhebt, eine schräg bewegliche Wanne für zwei solcher Boote wie unseres.
2 notes · View notes
korrektheiten · 7 years
Text
Helmut Kohl: Gespräche mit dem Schleusenwärter
Tichy:Helmut Kohl ist mit 87 Jahren gestorben. Friedlich eingeschlafen in seinem Privathaus am Morgen des 16. Juni 2017. Es zeigt sich ein großes Bedürfnis, zu diesem traurigen Anlass noch einmal die eigene Geschichte zu reflektieren. Oft auch, um sie mit dem Ist-Zustand unter Angela Merkel abzugleichen. Ein spannender, ein bewegender ein nachlesenwerter Reigen aus versöhnlichen und ein paar Der Beitrag Helmut Kohl: Gespräche mit dem Schleusenwärter erschien zuerst auf Tichys Einblick. http://dlvr.it/PN9zxs
1 note · View note
melbynews-blog · 6 years
Text
Schienentrolley und Schleusenreiher an Zitadelle : Burks' Blog
Neuer Beitrag veröffentlicht bei https://melby.de/schienentrolley-und-schleusenreiher-an-zitadelle-burks-blog/
Schienentrolley und Schleusenreiher an Zitadelle : Burks' Blog
Tumblr media Tumblr media Tumblr media Tumblr media Tumblr media Tumblr media Tumblr media Tumblr media Tumblr media Tumblr media Tumblr media Tumblr media Tumblr media
Dank des Hinweises eines hier mitlesenden Paddlers oder Schleusenwärters beschloss ich am ersten Tag meines Kurzurlaubes die Wasserfahrt in Richtung Spandauer Schleuse zu wagen, um auf die nördliche Seite zu gelangen. Vom Stößensee aus brauchte ich ca. 45 Minuten. (Muss man als Paddler bei Rot auch halten?).
Rechts neben der Schleuse ist eine steinerne Rampe mit Schienen, oben auf dem Gipfel ein Trolley, der mit Karacho nach unten rollt, wenn man ihn nicht an einem Seil festzurrt. Mein Kajak bekam ich ohne Probleme auf die andere Seite. Das Patent gefällt mir.
Das Internet behauptet, an der Charlottenburger Schleuse aber, die die Vorsehung zwischen mein Boot und das Charlottenburger Schloss platziert hat, gebe es so etwas nicht. (Wie macht man denn das? Nimmt man das Boot huckepack oder mietet man sich einen Esel oder kann man mit in die Schleuse und ertrinkt dann womöglich?)
Die Havel nördlich der Schleuse brachte mich in großartige Urlaubsstimmung. Wohlgemut erkundete ich den Festungsgraben der Zitadelle Spandau (neues Wort: Ravelin) und steuerte dann nach Norden, fast allein auf dem glitzernen Wasser, umrundete fröhlich Eiswerder und die Pionierinsel (vorher nie gehört: Spandauer Militäreisenbahn), und paddelte dann wieder südwärts.
An der Schleuse wartete ein Reiher, der mich fast auf fünf Meter heranließ, aber dann doch davonflatterte. Das unterste Foto zeigt übrigens den Großen Jürgengraben. Die Tour dauerte fünf Stunden. Ich war ganz begeistert…
Mai 23, 2018 | abgelegt unter Panorama 
Kommentare
Burks' Blog admin Quelle
قالب وردپرس
0 notes
snickerstour · 2 years
Text
Von Passau nach Linz
Schon kurz nach Passau erreichen wir erstmals Österreich. Zwar vorerst nur an einem Ufer, aber schon nach der Schleuse Jochenstein, dann nur noch Österreich und die Umgebung verändert sich auch. Bis jetzt fuhren wir vorwiegend durch ein sehr breites Tal und kaum in Österreich angekommen, fahren wir durch ein enges Tal mit vielen Kurven. Was am Anfang Schattental heisst, wird später zum Obermühl und dann zum Untermühl.
Im Schattental finden wir einen kleinen Hafen, welcher zu einem Gasthof gehört, einem Familienbetrieb mit wunderbaren Fischgerichten, was wir natürlich ausprobieren mussten und es war wirklich so.
Der Wirt erklärte uns, dass im nächsten Dorf, namens Niederranna, ein Kaff mit 10 Häusern, in zwei Werkstätten die einzigen Zillen an der ganzen Donau gebaut werden. Zillen sind eine Art Weidlinge, ganz ähnlich in Form und Bauweise wie unser Boot, aber aus Holz. Wir sahen sie seit einer Weile auf der Donau.
Am nächsten Tag fuhren wir natürlich dorthin, aber leider war Sonntag und niemand zeigte uns, wie Zillenbauen funktioniert, was unter der Woche ganz normal ist.
Immerhin sahen wir ein paar dieser schönen Boote, welche zu ihrer schönen Form noch billig sind, mit Plache kosten sie 4000.- Euro. Nicht viel, wenn ich daran denke, dass unser Club für einen Weidling Fr. 26 000.- bezahlt hat. Anscheinend werden viele Zillen auch in die Schweiz verkauft.
Unterdessen melden wir uns vor den Schleusen auch folgendermassen an.
Guten Tag, wir sind mit einem Weidling vor ihrer Schleuse und möchten gerne talwärts geschleust werden. Mit was für einem Boot, wird dann zurückgefragt. Mit einer Zille, antworten wir und werden dann immer zuvorkommend und höflich behandelt und geschleust, manchmal sind wir sogar ganz allein in den riesengrossen Schleusen.
Nur einmal wollte uns ein Schleusenwärter nicht schleusen, weil wir angeblich nicht die richtigen Vesten trugen. Er meinte, dass er uns nur mit Rettungsvesten schleusen kann, nicht mit Schwimmvesten. Nach einer Stunde ging es dann trotzdem und der nächste Schleusenwärter wollte dann, dass wir beim Schleusen unsere Schwimmvesten anziehen sollten.
In Linz fanden wir im Winterhafen einen guten Übernachtungsplatz mit WC und Duschen und einem kleinen Hüttchen mit Sitzbänken. So konnten wir die schöne Stadt gemütlich besichtigen, uns durch die wunderbaren Bäckereien essen und das von einen Schweizer Architekten gebaute Lentos Kunstmuseum geniessen.
Auch der Dom hat uns gefallen, da er mit seinen im Kreuz angeordneten Sitzbänken und der teilweise modernen Fenstern eine Leichtigkeit und nicht erdrückende Überladenheit, sondern eher eine Offenheit vermittelt.
Zum Nachtessen wurden wir von Maria, einer ehemaligen Mitarbeiterin von Sabina eingeladen. Mit ihrem Mann und Kind wohnt sie mitten in der Stadt und sie hat uns nicht nur gut bekocht, sondern auch noch mit einigen österreichischen Geschichten verwöhnt.
Jetzt geht es aber Richtung Wien weiter, dass wir, wenn es nicht so stark wie heute uns entgegen windet, in 2/3 Tagen erreichen sollten. Die Donau wird immer breiter, es gibt praktisch keine Strömung mehr, aber uns gefällt es immer noch.
0 notes
hbesusioliver · 3 years
Text
28. August, Einschiffung in Saverne
Unser heutiger Tag begann um 3.15 Uhr. Pünktilich um 4.00 Uhr ging es los und wir fuhren Richtung Frankreich. Die Fahrt war bis auf ein kleine Verzögerung sehr entspannt. So wie Frau Navi gesagt hat, waren wir um 13.30 Uhr in Saverne- unserem Abfahrtshafen. Bei strömenden Regen haben wir das Boot übernommen. Eine kurze Einschulung und eine Probefahrt mit einem Mitarbeiter der Bootsvermietung und schon konnten wir unsere "Niderviller" in Beschlag nehmen. Während die Damen einen Abstecher zum Supermarkt machten, haben die Herren und Bootshund Bucky das Schiff startklar gemacht. Mit voll gepackten Taschen kehrten wir zum Schiff zurück und beluden den Kühlschrank bis zum Rand. Zum Glück hat es zu Regnen aufgehört und die Sonne lachte uns zur Abfahrt von Saverne um 17.30. Schon kam die erste Herausforderung für unseren Bootsführer, die erste Kurve und dahinter eine Schleuse. Gemeinsam haben wir das prima gemeistert und anschliessend tuckerten wir auf dem Kanal dahin. Schleuse Nummer 2 ging uns schon leichter von der Hand. Vor der Schleuse Nummer 3 legten wir zur Übernachtung an, da um Punkt 19.00 Uhr der Schleusenwärter Feierabend macht. Unser Abendessen war ganz französisch mit Käse und Baguette. Morgen geht es weiter, hinter der Schleuse wartet Lutzelbourg auf uns. Bon soir...
0 notes