#Ringverleihung
Explore tagged Tumblr posts
Text
Ringverleihung 2018 – Bericht von Joachim Milberg
Bericht von Prof. Dr. Joachim Milberg (mp3) Bericht von Prof. Dr. Joachim Milberg (pdf) Prof. Dr.-Ing. Dr. E. h. mult. Dr. h. c. mult. Joachim Milberg bei der Verleihung des Werner-von-Siemens-Ringes an Joachim Milberg und Hasso Plattner am 13. Dezember 2018 in Berlin Sehr geehrter Herr Bundespräsident, meine Damen und Herren, während der Laudatio ist mir sehr deutlich geworden, dass es eigentlich leichter ist, einfacher ist, Löbliches zu tun als, sozusagen den Lob für das löbliche Tun zu bekommen, weil eigentlich tut man das Löbliche ja nicht, um gelobt zu werden, sondern aus Freude an der Sache, aus der Gestaltungsmöglichkeit, einfach aus Freude sage ich jetzt mal. Und in diesem Sinne ist es mir eben eine ganz besondere Freude, dass Sie hier heute die Laudatio gehalten haben. Sie haben eben darauf angesprochen, unsere Wege haben sich schon vor längerer Zeit gekreuzt. Es war die Zeit als Sie Kanzleramtsminister waren während der Regierung Schröder. Das Thema Leipzig haben Sie angesprochen. Wir haben in dem Thema „Rat für Wachstum und Innovation“, glaube ich, gemeinsam ein bisschen dafür gekämpft, das Innovationsklima in Deutschland positiv zu gestalten. Und wenn ich so zurückblicke, ich glaube, es ist uns da einiges gelungen. Es ist einiges in Bewegung gekommen. Schon allein deshalb, weil in diese Zeit – und ich rede jetzt über das Jahr 2002 – auch die Gründung von Acatech fällt. Sie waren eine wirklich große Unterstützung gerade in der Anfangsphase dieser Gründung – neben Roman Herzog und Angela Merkel, die uns auch sehr unterstützt haben. Das wollte ich an dieser Stelle nochmal sagen und das ist, glaube ich, ein guter Anlass auch nochmal ganz herzlichen Dank für diese Starthilfe zu sagen! Ebenso freue ich mich ganz besonders, dass ich diese Ehrung mit Herrn Hasso Plattner zusammen hier genießen darf. Ich erinnere mich nämlich wirklich mit großer Freude an unsere gemeinsame Zeit, wenn ich das jetzt so besitzanzeigend sagen darf, in Ihrem Aufsichtsrat Ihrer SAP. Es war in der Tat eine wirklich sehr inspirierende Zeit. Dafür Danke, aber insbesondere auch an Sie einen ganz herzlichen Glückwunsch! Verehrte Frau von Siemens, lieber Herr Ulrich, ich bedanke mich natürlich ganz besonders beim Stiftungsrat, dass er mir und uns diese Wertschätzung hier zuteilwerden lässt. Und es macht mich in der Tat stolz, mich einreihen zu dürfen in die Reihe derjenigen, die diesen Ring schon bekommen haben. Aber insbesondere macht es mich stolz, auch mit dem Namensgeber dieses Rings, Werner von Siemens, jetzt in einem engerer Zusammenhang genannt zu werden oder genannt werden zu dürfen. Deshalb lassen sie mich kurz auf das Wirken von Werner von Siemens eingehen, mit einigen wenigen Aspekten, die mir in diesem Zusammenhang wichtig sind. Und jetzt versetzten wir uns mal in den Wechsel vom 19. auf das 20. Jahrhundert. Und da muss ich dazusagen: Es war eine Zeit der Aufbruchsstimmung Ende des 19. Jahrhunderts, eine Zeit der Aufbruchsstimmung insbesondere in den Ingenieurwissenschaften. Und es sind dort Grundlagen gelegt worden eigentlich für die Industrienation Deutschland, so wie wir sie heute kennen. Und Werner von Siemens war für mich eigentlich der besondere Repräsentant dieser ganzen Entwicklung, dieser Dynamik, die dort stattgefunden hat. Wir haben schon vieles darüber gehört in den verschiedenen Ansprachen. Er war Technikwissenschaftler, Innovator, Entrepreneur, er war vor allen Dingen auch – das will ich auch noch mal aus meiner Recherche sozusagen in Erinnerung rufen – ein wirklich ganz besonders verantwortungsvoller Unternehmensführer mit all den Werten, die uns heute wichtig sind oder soll ich sagen, wichtig sein sollten. Er war Brückenbauer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zur Gesellschaft hin. Er war Wissenschaftsförderer. Die Physikalisch-Technische Reichsanstalt – heute Bundesanstalt – wäre ohne ihn sicher nicht zu diesem Zeitpunkt und in dieser Ausprägung gekommen. Und was mir jetzt in diesem Zusammenhang wichtig ist: Er hat dafür gekämpft, die Technikwissenschaften als eigenständige, anerkannte Wissenschaft zu etablieren oder zu positionieren. Und ich darf erinnern, dass er 1873 der erste Technikwissenschaftler war, der in die damalige preußische Akademie der Wissenschaften aufgenommen worden ist. Und ich darf zitieren aus seiner Begründung heraus oder seiner Einschätzung heraus. Er hatte nämlich in einem Zusammenhang geschrieben, dass eine Mitgliedschaft erkennen lässt, dass zwar die Ergebnisse der angewandten Wissenschaften gerne genutzt werden, als Mitglied der Akademie aber nur der die reine Wissenschaft Betreibende aufgenommen werde. In Ausnutzung dieser Aufbruchsstimmung in den Technikwissenschaften, die ich versucht habe, ein bisschen anzudeuten, ist dann auch 1899 eine Denkschrift bei Kaiser Wilhelm II. eingereicht worden, doch eine Akademie der Technikwissenschaften zu gründen. Diese Denkschrift wurde umfänglich diskutiert, von der Administration aber abgelehnt mit der Begründung, weil Technik und Techniker nach wie vor als zu weit entfernt vom Zentrum des Geistes galten. Ja. So war das damals. Jetzt sind wir 100 Jahre älter oder etwas mehr als 100 Jahre älter. Und erst ein Jahrhundert später wurde dann durch acatech – die Gründung – die erste nationale Akademie für Technikwissenschaften in Gang gesetzt. Mit viel Unterstützung von vielen Menschen, die hier im Raum sind. Ich könnte jetzt flapsig formulieren: Kaum sind hundert Jahre vergangen auch hat Deutschland eine Akademie für Technikwissenschaften. Meine Damen und Herren, ich habe eingangs von der Freude gesprochen, die mich eigentlich immer begleitet hat bei meiner Arbeit. Für mich war das wirklich ein Schlüssel. Ich hatte immer das große Glück eigentlich immer Dinge tun zu können – jedenfalls meistens – die mir Freude gemacht haben. Und ich hatte auch im Rückblick immer Menschen um mich herum, mit denen es wirklich Freude gemacht hat, zu arbeiten und auch Probleme zu lösen. Menschen, von denen ich auch eine Menge lernen durfte, die mich begleitet in vielfältiger Weise in meinem Berufsleben und in meinem Lebensweg begleitet haben und insbesondere bei dem öfteren Wechsel an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Wirtschaft doch sehr viel Rückendeckung gegeben haben. Und deshalb freue ich mich auch ganz besonders, dass aus allen Phasen dieses Berufslebens Menschen heute hier sind, die mich begleitet haben, die mich unterstützt haben. Mitstreiter aus der Zeit an der TU Berlin, wo ich angefangen habe mit dem Studium und auch meine wissenschaftlichen ersten Schritte getan habe, aus der Zeit an der TU München, Kollegen der wissenschaftlichen Gesellschaft Produktionstechnik, die heute hier sind, Wegbereiter, ganz besonders, und Wegbegleiter von BMW in einer wirklich tollen Zeit und natürlich – last but not least – Mitstreiter aus der Gründungs- und Anfangsphase von acatech. Ein ganz besonderer Dank gilt meiner Familie. Denn ich stand immer auf den Schultern einer kleinen, aber starken Familie und ich glaube, ohne Zustimmung meiner Frau wären so manche Kraftakte, die dahinter stecken, eigentlich gar nicht möglich gewesen. Also, es ist eine Lebensleistung für uns beide! Vielen Dank! Meine Damen und Herren, den Wechsel zwischen Wissenschaft und Wirtschaft mehrfach, gleich mehrfach vollzogen zu haben, empfinde ich nach wie vor als großes Privileg. Und ich glaube, ich habe beruflich wie auch persönlich sehr von diesen mehrfachen Wechseln gezehrt. Denn der Grenzgänger hat einfach die Chance, so zu sagen aus Vorhandenem, was er schon hat, in der neuen Umgebung Neues hinzuzufügen. Ich glaube, aus der Kombination von beiden ergeben sich Dinge, die sich als aus einer alleinigen Überlegung aus einem bestimmten Bereich so gar nicht ergeben hätten. Und das Stichwort ist es eben schon einmal gefallen. Ich verkürzte das einfach. Diese Mehrdimensionalität, die dahinter steckt, hat mir sicherlich auch geholfen, in vielen kritischen Situation, die man ja in seinem Berufsleben auch gelegentlich erlebt, doch etwas sicherer und vernünftigere Entscheidungen zu treffen, um mit komplexen Herausforderungen zurechtzukommen. Deshalb glaube ich, dass Mehrdimensionalität eine wesentliche Voraussetzung dafür ist, um mit komplexen Situationen gut zurechtzukommen. Und ich möchte deshalb alle auch ermutigen, über die Grenzen zu gehen und verschiedene Blickwinkel sozusagen zu ermöglichen und damit indirekt und direkt auch Brücken zu bauen. Aus dieser Erfahrung heraus ist bei mir auch die Erkenntnis gewachsen, dass ein guter Ingenieur ein Innovator ist, oder zumindest sein sollte. Ich glaub der Innovationsbegriff ist für die Ingenieure für die Ingenieurswissenschaften im Zentrum. Das ist jemand, der in der Lage ist, Theorie und Praxis, Wissenschaft und Wirtschaft auf vernünftige und geschickte Art und Weise mit zu verknüpfen. In den Ingenieurwissenschaften – um das hier nochmal deutlich zu sagen – geht es also nie allein um die Erkenntnis, um den Erkenntnisgewinn. Es geht immer um die Umsetzung, immer um die Anwendung und damit letztlich auch das Hineintragen in den Markt und in die Wirtschaft. Und zurück noch mal zu Werner von Siemens. Dieses Bild des Ingenieurs hat Werner von Siemens vor 150 Jahren, um es mal etwas vereinfacht zu sagen, vorgelebt. Und ich wollte das eigentlich auch immer vorleben. Und ich wollte deshalb auch die Zeit als Hochschullehrer es möglichst an viele junge Menschen weitergeben – die Begeisterung für Innovationen, für das Neue – zumal ich wirklich der festen Überzeugung bin, dass der Wohlstand in Deutschland von Innovationen abhängt. Das würde ich gern noch ein bisschen vertiefen. Das heißt also von vernünftig umgesetzten Ideen, Schumpeter hat in diesem Zusammenhang, wie ich finde, einmal sehr treffend formuliert: Innovation sind die Treiber für jede Volkswirtschaft und entscheiden über Aufstieg und Fall von Nationen. Herr Bundespräsident, sie haben eben das Thema China hingewiesen. Das kann man wirklich nur mit großem Ernst an dieser Stelle noch mal einschieben. Dabei ist der Zusammenhang eigentlich relativ einfach, wie ich finde. Wohlstand braucht Beschäftigung. Beschäftigung braucht Innovation und Innovation braucht Bildung. Daraus folgt aber auch: Innovationen sind kein Selbstzweck. Es geht im Kern eigentlich darum, um die Weiterentwicklung unserer Industriegesellschaft. Das ist ein nicht einfacher Prozess, weil er in einem erheblichen Spannungsfeld stattfindet. Und ich würde das gerne ganz kurz mit drei Polen beschreiben. Auf der einen Seite haben wir die Notwendigkeit natürlich, Ressourcen, Umwelt, Klima so zu behandeln, dass sie nicht unwiderruflich sozusagen verloren gegangen sind und damit Leben vernichtet für unsere Nachfolger. Auf der anderen Seite haben wir aber auch individuelle und kollektive Bedürfnisse der Menschen. Ich meine damit nicht so sehr Konsumbedürfnisse. Ich meine damit Arbeitsplatz, Aufgaben zu haben im Leben, was in aller Regel in unserer Gesellschaft durch einen geeigneten Arbeitsplatz erreicht wird. Und an der dritten Stelle, mein dritter Pol, ist für mich die Notwendigkeit wirtschaftliches Wachstum zu ermöglichen. Wirtschaftliches Wachstum als Basis für nachhaltigen Wohlstand, als Basis für Stabilität, als Basis für Sicherheit in unserer Industriegesellschaft und letztlich darüber hinaus auch als Quelle sozusagen neuer Innovationen aus der Investitionsreserve heraus. Und ich glaube, im Spannungsfeld dieser drei Pole bewegen sich oder sollten sich unsere Diskussionen über die Zukunft unserer Gesellschaft bewegen. Und jede Einseitigkeit der Diskussion führt uns nicht zu einer stabilen Entwicklung. Es geht also in meinen Augen nicht um das Entweder-oder in dieser Diskussion. Es geht um das balancierte Sowohl-als-auch. Diese drei verschiedenen Bereiche, da geht es in meinen Augen darum, tatsächlich in sorgfältiger Balance, situationsbezogen das richtige Optimum zu finden. Und der Schlüssel für mich ist in diesem wirklich anspruchsvollen Prozess der Begriff des Vertrauens. Der Soziologe Luhmann, der vor etwa vierzig Jahren ein kleines aber lesenswertes Büchlein mit dem Titel „Vertrauen“ geschrieben hat, da würde ich jetzt gerne einen kurzen Abschnitt zitieren: “Wo es Vertrauen gibt, gibt es mehr Möglichkeiten des Erlebens und des Handelns. Weil mit Vertrauen eine wirksame Form der Reduktion von Komplexität zur Verfügung steht. Wer Vertrauen erweist, nimmt Zukunft vorweg, handelt so, als ob er der Zukunft sicher wäre. Er überspringt sozusagen die Zeitgrenze. Das ist ein Aspekt. Und für Luhmann ist Vertrauen also ein elementarer Tatbestand des sozialen Lebens. Da Vertrauen aber immer wieder durch Erfolge sozusagen untermauert werden muss und sich bewähren muss, geht er in seiner Beschreibung weiter und kommt zu dem Thema, dass Wahrheit das tragende Element für Vertrauen ist. Sagt er. Dann kann man ja die kritische Frage stellen, wie sieht es denn mit Wahrheit und Vertrauen in unserer Gesellschaft im Moment aus. Derzeit beobachten wir, zumindest aus meiner Sicht, einen deutlichen Verlust an Faktenorientierung und ebenso einen Verlust des Vertrauens in die wirtschaftlichen, politischen, leider auch in die wissenschaftlichen Eliten aus der Sicht der Öffentlichkeit. Manchmal habe ich so den Eindruck, als wenn die Aufklärung irgendwie ein bisschen im Rückzug wäre. Die in jüngster Zeit bekannt gewordenen, prominenten Fälle offensichtlichen Fehlverhaltens – dürfen wir hier auch nicht verschweigen – hat natürlich nochmal diesen Trend dramatisch verstärkt. Und dazu kommt ein weiterhin erschreckender Trend aus meiner Sicht zu vereinfachender Generalisierung, möchte das einfach mal nennen. Und ich finde, vom Vertrauensverlust sind insbesondere Schlüsselindustrien bedroht, die den derzeitigen Wohlstand und damit auch die Stabilität in unserer Gesellschaft und in unserer Volkswirtschaft sichern und darüber hinaus, wenn ich in die Zukunft schaue, auch Technologien, die in Zukunft Sicherheit, Stabilität und auch Wohlstand sichern sollten. Und da kann ich bloß noch mal sagen, Innovationen ohne Vertrauen werden es schwer haben. Denn nur wer Vertrauen hat und Vertrauen weckt, dass die Ergebnisse der gegenwärtigen Innovationstätigkeit auch zu einer besseren, zu einer vernünftigeren Zukunft führen, wird die Handlungsspielräume haben, jetzt innovativ zu sein und etwas Neues zu tun. Das ist für mich ein wesentlicher Punkt. Und ich denke in einem Klima des Misstrauens werden Innovationen es schwer haben in unsere Gesellschaft. Und das ist ein Standortrisiko, auf lange Sicht jedenfalls. So, die Frage ist nun, was ist zu tun. Erster Punkt ist: Wir müssen was tun! Ich glaube nicht, dass wir es laufen lassen sollten, weil ich nämlich nicht glaube, dass sich die Situation von alleine verändern wird oder verbessern wird – schon gleich gar nicht kurzfristig. Das ist natürlich leichter gesagt als getan und ich kann jetzt hier einfach nur vielleicht ein paar Gedanken mal anreißen, über die wir dann vielleicht mal an anderer Stelle weiterdenken müssen. Ich glaube, auf der einen Seite müssen wir erkennen, dass eben nicht nur ökonomische sondern auch ökologische und soziologische Auswirkung von unternehmerische Tätigkeit – aber auch von wissenschaftlicher Tätigkeit, das ist ja ein weiterer Aspekt, der in der letzten Zeit zu erkennen ist – in einer immer zunehmend kritischeren Öffentlichkeit einen immer höheren Stellenwert einnehmen. Ich glaube, dass die Konsequenz daraus sein muss, dass wir viel stärker die Gründe, die Restriktionen, auch die Folgen unseres Handelns gegenüber den Menschen offen legen müssen und dass wir uns allerdings auch an ein als allseits akzeptierten Wertekanon, Verhaltenskodex, halten müssen und Verfehlungen, wenn sie denn stattfinden, als solche auch benennen und mit der richtigen Konsequenz sozusagen überwinden. Wir müssen aus meiner Sicht daran arbeiten, wieder zu einer transparenten, differenzierten, konstruktiv kritischen, öffentlichen Diskussion, zu einem Diskurs zu kommen. Schließlich müssen wir uns ja – und das haben Sie vorhin angesprochen – müssen wir uns als Gesellschaft darüber verständigen: In welcher Zukunft wollen wir eigentlich leben? In diesem Spannungsverhältnis zwischen den drei Polen, die ich eben angesprochen habe: Welche systemische Balance? Und ich betone das Wort systemische Balance, weil wenn ich über Einzelaspekte nur reden könnte: Wollen wir denn eigentlich unsere Zukunft gestalten? Eine einseitige Hegemonie in diesem Dreieck kann sicher nicht zu einer stabilen Zukunft führen. Meine Damen und Herren, auch in Zukunft gilt wohl für unsere Gesellschaft, dass unser wirtschaftliches Wohlergehen auf der Gewinnung und Anwendung naturwissenschaftlichen Wissens und technischen Könnens beruht. Wobei Innovationen ohne Sinn für Systemvertrauen für mich schwer vorstellbar sind auf die Dauer. Und ein Schlüssel dazu ist für mich darüber hinaus: Verantwortliches Handeln. Mit diesen beiden Anmerkung würde ich gern die Brücke wieder schließen, zu Werner von Siemens zurückkommen und auch zu acatech und den Technikwissenschaften. Acatech – und das darf ich in alter Verbundenheit sagen – möchte genau die Brücke zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft, durch eine evidenzbasierte und systemische Arbeit schließen und einen Beitrag zu einer Verbesserung der Vertrauensbasis bilden. Nach dem Motto: Nicht nur veröffentlichen – sondern auch verändern! Mir persönlich gibt die Auszeichnung mit dem Werner-von-Siemens-Ring das Bewusstsein, dass es sich auch weiterhin lohnt, über Grenzen zu gehen und Brücken zu bauen. Es wäre für mich auch eine Botschaft, ich glaube dass, wir dieses „über Brücken gehen“, dass man „über Grenzen gehen“ einfach noch viel stärker in unserer Gesellschaft verankert muss, damit wir die Versäulung, die wir doch noch in erheblichem Maße haben, überbrücken können. Lassen sie mich abschließen mit einer Formulierung von Hermann Lübbe, den ich zufälligerweise heute auch im Hotel getroffen habe. Er hat nämlich mal formuliert: In letzter Instanz hängt die Zukunft nicht von ökonomischen, sondern von moralischen Faktoren ab. Zwei dieser Faktoren sind dabei mit Abstand die wichtigsten: Zu wissen was auf dem Spiel steht und Zuversicht. Nun bin ich zuversichtlich, dass wir alle wissen, was auch spielt steht. In diesem Sinne nochmal vielen Dank! Read the full article
0 notes
Text
Ringverleihung 2018 – Schlusswort von Nathalie von Siemens
Schlusswort von Dr. Nathalie von Siemens (mp3) Schlusswort von Dr. Nathalie von Siemens (pdf) Dr. Nathalie von Siemens bei der Verleihung des Werner-von-Siemens-Ringes an Joachim Milberg und Hasso Plattner am 13. Dezember 2018 in Berlin „Nur nicht überall das tötende Wort „Es geht nicht“ aussprechen!“ „Iterativ Arbeiten, nicht vom Ergebnis her, sondern lernen.“ „Sich in der Sache so richtig streiten , sich sachfetzen.“ „Um die Ecke blicken können, Wendepunkt erkennen, Pionier sein.“ Sehr geehrter Herr Bundespräsident, Herr Steinmeier, sehr geehrte neue, alte Träger des Werner-von-Siemens-Rings, lieber Herr Professor Ullrich, lieber Bert, sehr geehrte Festgäste, können Sie auf Anhieb sagen, welche der obigen Sätze sich auf Werner von Siemens beziehen und welche auf Professor Hasso Plattner oder Professor Joachim Milberg? Als ich mich auf den heutigen Abend vorbereitet habe, habe ich mich gefragt, was verbindet die heutigen Ringträger mit Werner von Siemens? Und dazu habe ich mit ein paar Menschen gesprochen, die beide Preisträger sehr gut kennen, weil sie lange mit ihnen zusammengearbeitet haben. Ich habe gefragt, welche Eigenschaften oder welche Begriffe ihnen als erstes in den Sinn kommen, wenn sie an Joachim Milberg und Hasso Plattner denken. Und dann habe ich daneben gestellt, was mir in den Sinn kommt, wenn ich an Werner denke. Werner wäre heute 202 geworden. Ziemlich alt. Und trotzdem hat er uns offensichtlich noch viel zu sagen. Werner war ein großer Briefeschreiber und hat über alle möglichen Themen geschrieben. Wenn man die liest, fällt auf, das 21. Jahrhundert – unserer Zeit – und das 19. Jahrhundert – seine Zeit – sind sich ziemlich ähnlich. Disruptive Technologien, Paradigmenwechsel, Beschleunigung, Vernetzung, Veränderung von Arbeit und über allem diese große Sehnsucht nach dem Sinn, das was wir heute neudeutsch „purpose“ nennen, die Antwort auf die Frage „Warum?“. Aber jetzt zur Auflösung. Der erste Satz – mit dem tötenden Wort – ist von Werner. Werner wollte sich nicht davon aufhalten lassen, dass Menschen auf neue Ideen meistens mit der Annahme der Unmöglichkeit oder der Unnötigkeit reagieren. Die anderen Begriffe beziehen sich auf unsere heutigen Preisträger. Aber sie könnten genauso gut über Werner gesagt worden sein. Er konnte sich sehr gut in der Sache streiten. Es gibt wunderbare Briefwechsel mit seinen Brüdern, in denen sie sich alles Denkbare und Undenkbare an den Kopf werfen. Werner wusste, dass Konflikte für Fortschritt nötig sind. Und er hat sie nicht gescheut. Aber er war immer in der Lage, einen Konflikt im Blick auf eine gemeinsame Position zu überwinden. Geholfen hat dabei sein großer Humor. Humor mit einem ziemlich trockenen Witz. Und einer guten Portion Selbstironie. Ich glaube, wir haben heute sehen können, dass auch darin unsere Preisträger dem Werner ziemlich ähnlich sind. Werners Humor hat ihm auch geholfen, mit Fehlern umzugehen. Werner hat Fehler nicht gemocht. Aber er hatte den Mut sie zu machen. Er wusste, dass auf den Weg zu Neuen Fehler passieren müssen, dass Fehler der schnellste Weg sind zu lernen. Und das gilt auch heute. Es gehört ganz wesentlich zu Kreativität und der Fähigkeit, Probleme zu lösen. Werner war disruptiv. Brodelnd. Auch er konnte um die Ecke blicken und Wendepunkte – inflection points – erkennen. Wir verstehen diese Wendepunkte meist als technologische Paradigmenwechsel. Aber es ging auch um Wendepunkt in Wissenschaft und Bildung. Bildung – und auch das haben wir heute schon gehört – ist entscheidend für das gesellschaftliche Gelingen eines technologischen Paradigmenwechsel. Die industrielle Revolution hat enormen Wohlstand gebracht. Und nicht nur einzelnen Unternehmern. Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit wurde es breiten Schichten ermöglicht, an Wohlstand teilzuhaben. Aber das war nicht von Anfang an so. In nur einer Generation veränderte die industrielle Produktionsweise das Leben der Menschen radikal. Es stellte sich auf einmal „die soziale Frage“. Nach Werners Analyse war der wesentliche Faktor, dass es Arbeitern selten möglich war, sich Kapital zu ersparen. Seine Antwort war eine praktische, wo er entscheiden konnte, in seinem eigenen Unternehmen: Reduzierung der Arbeitszeit, Gewinnbeteiligung, Prämienzahlungen, Einführung einer Pensions-, Witwen- und Waisenkasse. Sein Unternehmen arbeitete seither mehr, effizienter und besser. Aber das brachte noch keine Lösung für die gesamte, frühe industrielle Gesellschaft. Ein wichtiger Schritt war die Sozialgesetzgebung Bismarcks, die viele der sozialen Innovation von Unternehmern – nicht nur, aber eben auch Werner – verbindlich machte. Der wichtigste Hebel aber lag in der Bildung. Die industrielle Produktion – also die Herstellung von möglichst vielen Gütern mit derselben Qualität, in möglichst kurzer Zeit, unterstützt von Maschinen – beruht auf drei Prinzipien: Standardisieren. Memorieren. Repetieren. Wer in der industriellen Produktion arbeiten will, was Voraussetzung für die Teilhabe am industriellen Wohlstand ist, muss genau diese Fähigkeiten beherrschen. Und die soziale Frage fand genau dann ihre Lösung in der Breite, als das Bildungswesen sich auf eben diese Fähigkeiten des Standardisieren, Memorierens und Repetierens konzentrierte. Und das sind großartige Fähigkeiten. Wenn man die beherrscht, kommt man zu großartigen Ergebnissen. Und genau mit diesem Erlernen dieser Fähigkeiten konnten viele Menschen erfolgreich an der industriellen Wertschöpfung teilnehmen. Bis heute ist die industrielle Produktion weitgehend Basis für unseren Wohlstand. Und jetzt erleben wir die nächste Revolution durch die Digitalisierung. Und wer an der digitalen Wertschöpfung teilhaben will, braucht wiederum die entsprechenden Fähigkeiten und Haltungen. Es sind Fähigkeiten wie kritisches Denken, kreative Problemlösung oder Kooperation und das was man im Englischen „character“ nennt. Wir fassen diese Fähigkeiten unter dem Begriff der „21st century skills“ zusammen. Nur, unser Bildungswesen ist darauf nicht, oder noch nicht so richtig, eingestellt. Wie im 19. Jahrhundert läuft die Entwicklung der Bildung der Entwicklung der Technologie hinterher. Ich bin überzeugt: Auch mit dem heutigen technologischen Paradigmenwechsel muss ein Paradigmenwechsel in der Bildung einhergehen. Sonst werden wir eine neue soziale Frage haben. Die digitale Spaltung – Herr Bundespräsident, Sie haben das Wort Spaltung benutzt. Und wir dürfen hier keine Zeit verlieren. Werner hat auf die Herausforderungen seiner Zeit mit Bildungshunger für sich und seine Familie reagiert. Er coachte die Brüder und später seine Kinder bei Mathematik, Physik und technischem Zeichnen, vermittelte Ausbildungen, band die Brüder früh in seine Unternehmungen ein. Und er gründete mit der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt eine wissenschaftliche Institution, die bis heute als PTB von enormer gesellschaftlicher Relevanz ist. Wir haben von ihrer Geschichte gehört, Professor Ullrich. Auch die heutigen Ringträger stehen nicht nur für Wendepunkt in der Technik. Beide stehen auch für „inflection points“ in Wissenschaft und Bildung. Sie, sehr geehrter Professor Milberg, als Lehrender für die wichtige, wichtige MINT-Bildung, an bedeutenden Universitäten wie der TU München. Und Sie haben als Gründungspräsident der acatech eine Organisation geprägt, die wie kaum eine andere Innovationskraft in die Technikwissenschaften voranbringt. Und Sie, sehr geehrter Professor Plattner, haben mit dem Hasso-Plattner-Institut eine Lehr- und Forschungsstätte geschaffen, die genau den für die digitale Revolution nötigen Paradigmenwechsel in der Bildung schafft. Sie stehen beide für Unternehmertum, das die Chancen von technologischer Disruption in die gesamte Gesellschaft trägt. Unternehmertum, das zeigt, dass auch die digitale Revolution eine Zeit des Aufbruchs ist und der Hoffnung. Eine Zeit des Innovationshunger nicht nur der Angst. Solches Unternehmertum schafft Gravitationszentren, die unsere Gesellschaft zusammenhalten. Und das brauchen wir so, so dringt. Ich danke Ihnen als Bildungsaktivisten von ganzem Herzen für das, was Sie unserer Gesellschaft schenken. Und ich darf auch im Namen meiner Familie sehr herzlich zu Ihrer Würdigung als Träger des Werner-von-Siemens-Rings gratulieren. Herzlichen Glückwunsch! Read the full article
0 notes
Text
Ringverleihung 2018 – Bericht von Hasso Plattner
Bericht von Prof. Dr. Hasso Plattner (mp3) Bericht von Prof. Dr. Hasso Plattner (pdf) Prof. Dr. h. c. mult. Hasso Plattner bei der Verleihung des Werner-von-Siemens-Ringes an Joachim Milberg und Hasso Plattner am 13. Dezember 2018 in Berlin Herr Bundespräsident, liebe Frau von Siemens, Herr Ullrich, vielen Dank für diese Auszeichnung. Als Sie mich angerufen haben, hat mich das sehr überrascht. Ich fühlte mich sehr geehrt und habe sofort gegoogelt. Was ist denn der Siemens-Ring? Wer hat ihn gekriegt? Naja, keine Frage, eine illustre Gesellschaft. Und heute in der Stiftungsratssitzung wurde ja auch das Thema angesprochen, wie sich eine solche Auszeichnung im Zuge der Machtverhältnisse – oder der politischen Verhältnisse – verschieben kann, wenn ich es mal so vorsichtig formuliere. Ich bin sehr dankbar, dass ich in einer Zeit lebe, in der es diese potenzielle Gefahr nicht gegeben hat. Also, geboren 44 habe ich in meinem Leben im Wesentlichen in Frieden gelebt. Mein Großvater war Maschinenbauingenieur. Mein Vater war Augenarzt. Und ich wusste nicht, was ich werden wollte. Also habe ich mein bestes Fach von der Schule genommen und mich in Karlsruhe für Physik eingeschrieben. Dann traf ich – noch in meiner, in der Stadt, in der ich Abitur machte, Konstanz am Bodensee – jemanden, der schon in Karlsruhe Physik studierte. Und der sagte mir, ich sollte nicht Physik studieren sondern Elektrotechnik. Es ist vor kurzem der Transistoren erfunden worden, der wird die Welt verändern und da sollte ich sofort draufzugehen. Also fuhr ich nach Karlsruhe und änderte meine Einschreibung von Physik nach Elektrotechnik. Fiel mir schwer am Anfang. Vieles im Studium in den ersten zwei Semestern war das Gleiche, was ich schon in der Schule hatte, also langweilig. Und dann gab es Fächer, die mich nicht so begeistert haben. Und die wurden auch klein gehalten in Karlsruhe. Darstellende Geometrie! Warum ein Elektrotechniker eigentlich zeichnen muss? Na gut. Ich mache Vordiplom in Karlsruhe. Als Berliner, denke ich mir „Jetzt kannste doch wieder zurück nach Berlin“. Möchte mich also an der TU in Berlin einschreiben für das Hauptstudium Elektrotechnik. Und da ist eine lange Schlange und da ist eine Dame, die hinter einem kleinen Fenster sitzt und meine Zeugnisse anguckt und sagt: „Ja da fehlt ja Darstellende Geometrie!“. Und da sage ich: „Mit allem Respekt, aber ich studiere Elektrotechnik und jetzt Nachrichtentechnik und wir beschäftigen uns also mit den Transistoren.“ Nein, also ich müsste das nachholen und wenn ich das dann habe, dann kann ich wieder bei ihr vorbeikommen. Das war mein Ende auf vom Berliner sein. Es ist wirklich so gekommen. Auf Wiedersehen. Wieder in den Zug. Zurück nach Karlsruhe in die von einer Berliner Perspektive vielleicht etwas Diaspora. Wir hatten damals 8.000 Studenten und vielleicht 80 Studentinnen an der Universität in Karlsruhe. Aber dennoch, ich muss heute sagen: Ich bin sehr dankbar für die Ausbildung, die ich genossen habe, insbesondere die Ausbildung im Hauptstudium. Und wir haben festgestellt in der Stiftungsratssitzung und gestern beim Abendessen, wie viele in Karlsruhe studiert haben und wie viele in Karlsruhe studiert hätten, wenn sie nicht in den Urlaub gefahren wären. Herr Ullrich hat die Einschreibefrist verpasst. Ich habe also in Karlsruhe abgeschlossen. Ja, ich wollte eigentlich an der Hochschule weitermachen, habe aber mit dem damals relativ berühmten Professor Steinbruch in der mündlichen Prüfung, bin ich in einen Streit verfallen. Ich will den kurz erzählen, weil er für Elektrotechniker lustig ist. Damals wurden also Computerspeicherelemente mit Ferritkernen gemacht. Und je nachdem wie rum also nun die Magnetisierung des Ferritkerns war, wurde die 1 oder die 0 beschrieben. Und da fragt mich der Professor: „Was passiert denn…“ – das ist das, was ich gehört habe – „Was passiert denn, wenn der Ferritkern immer kleiner wird?“ Dann habe ich gesagt: „Dann wird die Hystereseschleife immer kleiner.“ Was soll ich auch anderes sagen. Wird ja immer kleiner! Er hat später gemeint, er hat gesagt: „Wenn der Ferritkern immer dünner wird…“. Und dann hätte ich sagen sollen: „Dann wird die Hystereseschleife immer steiler und immer rechteckiger.“ Also habe ich nur eine 2,5 bekommen. Das war ja nicht so schlimm. Aber meine drei Nachhilfeschüler haben alle eine 1 bekommen. Und einer davon sofort nach der Prüfung eine Doktorandenstelle. Ich muss gestehen, dass ich Mühe hatte, das letzte Fach, was ich noch nicht mit einer Prüfung abgeschlossen habe, noch hinter mich zu bringen: Starkstrommotoren. Also für einen Nachrichtentechniker etwas Schwerfälliges. Also ich habe es hinter mich gebracht. Bin zu IBM gegangen. Warum bin ich zu IBM gegangen? Die haben 200 DM mehr geboten als Siemens. Heute, rückblickend, der Job bei Siemens wäre ungleich besser gewesen. Ich hatte damals das Angebot, nach Amerika zu gehen, in Amerika ein neues Betriebssystem – hieß dann später BS2000 – kennenzulernen, nach Deutschland zu bringen mit einem neuen Rechner der nächsten Generation. Und das habe ich eingetauscht – mit etwas mehr Anfangsgehalt bei der IBM. Wurde nach Mannheim vertrieben. Und wollte nach sechs Wochen kündigen. Ich musste mit Maschinen arbeiten aus schwerem Eisen, in die man auf einer Seite die Lochkarten rein steckte. Und wenn die dann angeschlossen wurden an eine andere Maschine aus schwerem Eisen, die drucken konnte, dann konnte man also aus den Lochkarten und mit Hilfe eines sehr schlichten Steckmechanismus also etwas mit den Lochkarten machen, und das Ausdrucken auf dem Papier. Und ich hatte in Karlsruhe auf dem damals schnellsten deutschen Rechner arbeiten dürfen – außer Garching, die hatten noch einen schnelleren. Und also, ich bin zu meinem Chef gegangen und habe gesagt: „Also, das wird nix hier.“ Und das in der Weihnachtsfeier. Da hat er mich an die Hand genommen und sagt, also er stellt mir jetzt mal ein paar Leute vor, die auch aus Karlsruhe sind und die auch Elektrotechniker sind. Und ich sollte doch mal langsam machen. Und der eine, den er mir vorstellte, war der Dietmar Hopp. Und der sagte: „Mensch, also, komm jetzt bleib mal noch mal hier. Also, das gucken wir uns mal gemeinsam an.“ Und, er gab mir dann – ich blieb dann – gab mir dann in der nächsten Woche nach Weihnachten einen Schlüssel. Den Schlüssel zur Stockwerkbibliothek. In jedem Stockwerk bei der IBM in Mannheim gab es eine kleine Stockwerkbibliothek. Ich kriegte diesen Schlüssel. Schloss auf. Musste die Newsletter, die von Amerika kamen, die englischen Newsletter, einsortieren. Also in die richtige Broschüre, an die richtige Seite. Die alte Seite raus, die neue Seite rein. Naja, so doll war die Tätigkeit nicht. Aber, ich fing an zu lesen, rechts und links. Also was war denn vor der Sache, die geändert wird, und hinterher und was wurde denn geändert. Oder manchmal gab es auch eine ganz neue Broschüre. Da gab es eine ganz neue Broschüre über einen Rechner, den es noch gar nicht gab. IBM 85. Der wurde dann später berühmt, weil er verboten wurde von Staatswegen zu bauen, wegen Überlappung mit Control Data Systems. Aber ich hatte diese Broschüren. Und das war die Zukunft von Rechnern für kommerzielles Rechnen. Wahrscheinlich für die nächsten zehn Jahre. Virtuelles Betriebssystem! Ich lernte also auf indirekte Weise etwas kennen, was mich dann zwei Jahre später, oder drei Jahre später, in die Lage versetzte, mit Dietmar Hopp und drei anderen Kollegen die Systemanalyse und Programmentwicklung zu gründen. Und dann haben wir einfach angefangen zu bauen, Software zu bauen. Wir hatten vorher schon das Erlebnis, dass man nicht nur etwas bauen kann, was es schon gibt und verbessern, sondern dass man etwas ganz Neues machen kann. Das war mehr so unbewusst. Also, wir bauen das erste Realtime-Vertriebssystem in Deutschland. Das war noch unter der IBM. Und da haben wir gedacht: Also das kann man ja ausbauen. Und haben dann unheimliches Glück – also ich muss überhaupt erstmal Danke sagen, dass ich immer Glück gehabt habe. Also bis jetzt läuft alles mit Glück. Und jetzt ist auch noch die Firma, bei der wir arbeiten, ICI in Östringen, südlich von Mannheim, unsere Heimat. Die ICI ermöglicht es uns, praktisch frei, uns zu entfalten und für sie Systeme zu bauen. Systeme, die dann Nutzen für die Mitarbeiter bringen oder Nutzen für die Firma. So bauen wir also unsere ersten Systeme, die dann später ERP-Systeme heißen. Wir bauen unsere ersten Systeme, die wir verkaufen. Wir waren damals gleichzeitig Softwareentwickler, Kundenberater und Vertriebler. Dietmar war sehr gut im Vertrieb. Wir hatten in einem schwierigen Jahr 81 eine kleine Krise. Wer sich da erinnert, die IG Metall streikte. Und für sechs Monate gab es überhaupt kein Geschäft für uns im Maschinenbau. Und ich kam Weihnachten zur Weihnachtsfeier von drei Kundenbesuchen, sollte drei Abschlüsse bringen und brachte keinen. Das war eine Krise. Die sind alle später gekommen! Aber nicht zu diesem Zeitpunkt. Wir haben uns davon berappelt. Eine Zeit, die heute gar nicht mehr geht. Denn wir haben von Anzahlungen gelebt und wir haben von Anzahlungen den Mitarbeitern eine Jahresprämie gegeben und haben halt auf unser Gehalt verzichtet. Und so ist also aus dem R/1 ein R/2 geworden und später ein R/3, SAP nach Amerika gegangen. Ich bin mit dem R/3 nach Amerika gegangen und wir haben da einen ganz großen Erfolg gehabt. Es war wie im Flug zum Mond. Im August hatten wir typischerweise – das ist so 96 – das Ergebnis des Vorjahres schon überholt. Das heißt also, die nächsten vier Monate waren Nettogewinn. Wachstum! Wenn man so wächst, kann man ja managementmäßig gar nichts falsch machen, sondern nur anschnallen und den Steuerknüppel festhalten. Das änderte sich dann ein bisschen bei der Annäherung an das Jahr 2000. Alle hatten Angst davor, was passiert. Nichts ist passiert! Und danach sind wir in ein intellektuelles Loch gefallen. Was machen wir denn jetzt? Fast jeden Tag habe ich mit meinem damaligen Kollegen Henning Kagermann diskutiert. Können wir denn nochmal was Neues bauen? Müssen wir nicht was ganz anderes machen? Eine schwere Zeit! Und damit komme ich zu meinen Beobachtungen, was in einem technischen Beruf im Ingenieurwesen aus meiner Sicht besonders wichtig ist. Natürlich die Fähigkeit, Sachen zu verstehen. Sachen, Dinge zu verbessern. Japanisches Kaizen, stückweises verbessern, wird zu einer neuen Qualität. Es ist aber eben nicht ausreichend. Die Geschichte ändert sich so stark, dass es an bestimmten Punkten in der Geschichte – Andy Grove hat sie inflection points genannt – es nicht ausreicht, ein System einfach zu verbessern. Sondern man muss einmal grundsätzlich darüber nachdenken, ob man nicht was anderes machen muss, ja was anderes machen kann. Und dieses Ausbrechen an den inflection points, glaube ich, ist für einen Ingenieur oder die Ingenieure in einer Firma eine ganz wichtige Tugend. Rückblickend kann ich sagen, dass wir fast alle inflection points ganz gut getroffen haben. Ich habe sie immer – war immer mein favorite Sport, den ich nie richtig ausgeübt habe, Wellenreiten – ich habe immer das Bild vor Augen gehabt: Man sitzt da draußen auf seinem Board, im Wasser, und wartet bis die richtige Welle kommt. Und wenn sie dann kommt, dann muss man Gas geben, um auf der Welle zu sein. Wer da nicht schnell paddelt, dann ist die Welle weg. Also den inflection point erahnen und dann aber mit aller Kraft voran. Am besten haben wir das getroffen mit dem System R/3. Plötzlich werden die Computer kleiner, billiger. Jeder kann sich, oder viele können sich nun einen Firmencomputer leisten und damit explodierte unser Potenzial. Wir haben in Rekordzeit, in 3 Jahren, ein neues System gebaut. Dieses System wurde dann Basis für den Welterfolg der SAP. Also, stetiges verbessern und gleichzeitig den Mut haben zu komplett Neuem. Wird übrigens erforscht und gelehrt an der Stanford Universität im Programm „Design Thinking“, wie man Leute befähigt, aus der Box heraus zu denken und, Herr Milberg, Sie hatten das ja auch so deutlich beschrieben. Das Zweite ist das Arbeiten im Team. Wir Ingenieure erfinden nicht nur etwas, beschreiben etwas, sondern müssen es auch bauen und wir müssen es fertig bauen und es muss funktionieren am Ende um seinen Zweck zu erfüllen und in irgendeiner Weise oder Form einen Einfluss auf unser tägliches Leben zu haben und das zu verbessern. Das geht nicht mit Einzelkämpfern. Das geht nicht alleine, nicht mit Einzelkämpfern, sondern es muss im Team gearbeitet werden. Viel ist darüber geschrieben worden. Erfahrung, die wir gesammelt haben und immer wieder neu sammeln müssen, ist: Ja, Teams sind hierarchisch organisiert. Es muss einen Teamleiter geben. Aber eben, so wenig ausgeprägt wie möglich. So viel Mitnehmen der Anderen im Team. Again, in diesem Stanford „Design Thinking“ Programm wird geübt, wie die Teams möglichst flach bleiben, damit alle Teammitglieder zumindest das Potenzial haben, beizutragen und nicht versuchen müssen, der Hierarchie entlang zu folgen. Und immer wieder, wenn das passiert in einer Firma, die Hierarchieebenen wachsen, fängt eine Firma an zu verkrusten. Also ich habe das schon ein paar Mal erlebt und viele andere sicher auch, dass damit Innovationen, um die es nun geht, und das Bauen von innovativen Systemen behindert wird, weil nicht alle, die eigentlich was dazu beitragen könnten, es richtig können. Weil sie behindert werden durch die hierarchischen Ebenen, Angst haben, oder von jemandem, der sagt: „Das braucht man nicht.“ Auch das ist bei uns ganz häufig gewesen: „Also das braucht man nicht.“ „Also bei uns braucht man das nicht.“, wenn jemand eine Idee hatte, dass man etwas eigentlich anders machen müsste. Also das muss man – wie das Erkennen von inflection points – das muss man früh üben in der Ausbildung und ich bin sehr froh, dass an vielen Stellen in der Ausbildung heute das Arbeiten im Team sehr weit vorne steht. Wir haben in Stanford gelernt, dass die Teams im Engineering zum Beispiel nicht nur aus Ingenieuren bestehen sollten. Also als erstes war es mal, dass die Teams geschlechterunabhängig sein sollten. Es ist immer gut, wenn ein paar Frauen im Team sind. Es hat kommunikationstechnische Vorteile. Und auch die Stimmung im Team ist vielleicht etwas weniger aggressiv. Heute in unserer Disziplin – also der Software, benutzerorientierter Software - es geht nicht ohne die Benutzer, es geht nicht ohne die Doms . Das Domänenwissen derer, die dann die Software verwenden sollen. Wir bauen gerade in Potsdam an einem Patienteninformationssystem: Also die Informationen, die Patienten in ihrem Leben einsammeln, dass man die abspeichern und verwenden kann. Die, die sie verwenden werden, sind dann Mediziner. Und man kann ein solches System nicht bauen ohne Mediziner. Also habe ich als Erstes mal drei Lehrstühle in Potsdam eingerichtet für die Digital Health. Und jetzt kommen drei weitere in New York dazu, weil dort, Herr Steinmeier, die Gesetzgebung etwas anders ist bezüglich der Behandlung von sensiblen Daten. Es ist also nicht so, dass die Amerikaner damit locker umgehen, aber sie tun einem nicht Fußschellen und handcuffs anlegen, bevor man überhaupt angefangen hat. Also, das Bild, so schlimm ist es nicht. Aber das sind Probleme. Und das geht eben nur mit domain knowledge. Und wir müssen im Team zusammenarbeiten. Ganz interessant: Wir sprechen völlig unterschiedliche Sprachen. Mediziner und Informatiker, also die müssen erstmal lernen, dass Englisch nicht ausreichend ist. Eine dritte Eigenschaft, die man als Ingenieur braucht, ist das Zuhören und das Verstehen, was Nutzer eigentlich haben wollen. Was ihnen gefällt, ob das bei ihnen im Auto ist oder bei uns am Bildschirm. Wir Deutsche haben extreme Schwierigkeiten, mehr als andere, richtig auf Benutzer einzugehen. Wir glauben, wir deutschen Ingenieure glauben, wir wissen das eigentlich besser. Wir haben mal kurz studiert, was denn eigentlich die Sache ist und dann wissen wir das. Und dann machen wir das. Und dann bauen wir Systeme, die zu kompliziert sind, die nicht gemocht werden, die abgelehnt werden. Also, wir kämpfen seit 25, 30 Jahren an der Front, an der Benutzeroberfläche. Und obwohl wir gute Ingenieure sind: Da machen uns die Amerikaner was vor! Warum ist das am Anfang kein Problem gewesen für uns? Na ganz einfach: Wir haben in einer Firma gesessen. Wir haben mittendrin gesessen in den Leuten, die unsere Software bedient haben. Und wir haben jeden Tag gesehen, wie die eigentlich reagieren. Und wenn die Mundwinkel runter gegangen sind oder die knorrig gekocht haben, dann war also die Software nicht gut genug. Oder wenn die gesagt haben „High five!“, dann hat man also einen Hit gemacht. Wir brauchen dieses Feedback. Und wir brauchen das Verständnis, dass Benutzer eben nicht unerfahrene Menschen sind – wenn man die genügend trainiert, dann können die das schon, mit dem System umgehen. Also trainieren möchte heute keiner mehr. Auch ein Auto: Wenn man eins kauft, setzt mach sich rein und fährt. Da liest man doch nicht erst das Buch, oder? Also die Freude am Fahren kommt bei mir nicht beim Lesen vom Manual! Und dann kommen wir zu einem Punkt – Herr Milberg hat das schon angesprochen, und ich habe also auch zurückgeblickt, die 45 Jahre: Wo sind denn Probleme entstanden? Probleme sind ganz oft entstanden, wenn die Wahrheit nicht die Basis der Kommunikation war. Wenn also Geschichten erzählt wurden, wenn – heute im neuenglisch – fake news verteilt wurden, oder auch nur wenn Botschaften gefärbt wurden. Das hat fürchterliche Einflüsse, negative Einflüsse auf die Entwicklung eines Produktes und führt letzten Endes zum Chaos. Und wir haben ja nun genügend gehört darüber in den letzten Monaten. Also, Engineering geht nur auf Fakten, so wahr, wie sie sind. Die müssen ausgetauscht werden. Und nicht politisch. Das ist jetzt nicht Ihre Politik, sondern firmenpolitisch eingefärbt werden. Das behindert, führt auf den falschen Weg und muss so wie die falschen Hierarchien immer wieder bekämpft werden. Am Ende einer Engineering-Tätigkeit kann es die große Freude gebt. Nämlich die Freude, etwas erdacht zu haben, es gemacht zu haben, es gebaut zu haben und jetzt funktioniert es auch noch. Das kauft sogar einer! Wer mit der Eisenbahn gespielt hat, also wenn sie endlich zusammen gesteckt war und dann im Ring rumfuhr – meine war ganz klein. Ich hatte einen Klassenkameraden der hatte eine inklusive Krokodil, wer das noch kennt. Eine Eisenbahn, fantastisch! Er ist aber nicht Ingenieur geworden. – also die Freude am Bauen, etwas das dann funktioniert, also jeder der in die Informatik hineingeht und sein erstes Programm schreibt und sagt „Mensch, das funktioniert ja!“. Das tut was und funktioniert. Und da kommt ein Ergebnis raus und das stimmt sogar. Das ist ein Glücksgefühl. Es gibt andere Fächer, also das Bauen eines Hauses zum Beispiel, ist also auch eine Sache, die viel Spaß macht, wenn es dann steht und nicht zusammenfällt und nicht reinregnete. Also das Bauen macht uns Spaß. Das bauen von Dingen macht uns Spaß. Wenn es ein positives Feedback gibt von denen, die das was wir gebaut haben, nutzen. Aber, wir müssen als Letztes auch daran denken, dass wir eine soziale – und sie hatten das erwähnt – eine soziale Verantwortung tragen. Was wir bauen, wenn es dann im Einsatz ist, das ist nicht, dass wir uns nun davon lösen können und sagen: „Gut, also verkauft so viel wie möglich davon.“ Sondern wir müssen weiter beobachten, was wird denn damit passieren. Ich war immer der Meinung, dass wir politisch im Westen dem Osten überlegen sind, weil wir das bessere Fernsehen haben. Weil wir mehr Informationsfreiheit haben und die verteilen und irgendwann muss das sich mal positiv Auswirken. Im Nachhinein war es also nicht so sehr die Überlegenheit unserer Fernsehgesellschaft, sondern vielleicht mehr die Pershing-Nachrüstung. Was jetzt passiert ist in den letzten 15 Jahren mit den sozialen Systemen, die wir gebaut haben, die mit einer Begeisterung von Milliarden von Menschen genutzt werden, ist was ganz Merkwürdiges passiert. Statt die Informationen noch weiter zu verbreiten, noch mehr Menschen zu informieren über das Wichtigste, über das Richtige oder auch nur über das, was Spaß macht zu lesen oder anzuschauen. Plötzlich reduziert sich unsere Informationsaufnahmebereitschaft. Wir lesen. Es fängt also an mit den – ich weiß gar nicht wie viele es waren – 94 Zeichen: Textmessages. Dann Emojis. Wir verarmen. Kaum einer liest ein Buch. Kaum einer beschäftigt sich mit einer Sachfrage länger als ein paar Sekunden. Und fake news überall. Was in Amerika passiert ist in den letzten zwei Jahren, muss ein Lehrbeispiel für die Soziologen sein aber auch die Techniker, da was zu machen. So geht es nicht weiter in diese Richtung. Wir brauchen – wie immer vielleicht – nach dem Einführen von radikalen neuen Techniklösungen, ob Dampfmaschine, ob Auto oder Flugzeug oder Atommeiler: Danach gab es neue Gesetze. Danach gab es neues Recht. Wir haben die Welt mit diesen sozialen Netzwerken so stark verändert, dass wir über die sozialen Folgen wirklich ernsthaft Nachdenken müssen. Wird auch gemacht. Aber es muss auch gehandelt werden. Das sind die Grenzen, die passieren können, von dem, was wir tun. Also mit der Dampfmaschine sind die Kessel in die Luft geflogen. Mit dem Auto ist ja alles gut gegangen. Nicht? Mit dem Flugzeug haben wir lernen müssen, wie Qualität wirklich funktionieren muss. Wenn im Flugzeug was kaputt ist, kann halt nicht mehr gut landen. Und, naja, mit den Atommeilern haben wir ja auch gelernt und unsere Schlüsse daraus gezogen. Also, der Ingenieur, die Ingenieure haben eine Verantwortung auch nachdem sie etwas erfunden, gebaut und verkauft und in den Markt gebracht haben. Die Freude, von der ich gesprochen habe, die treibt uns voran. Und ich finde das gut, Herr Milberg. Wir haben sowieso ab und zu fast synchrone Meinungen zu Dingen. Als die SAP vor zehn Jahren einmal in einer Krise war, habe ich in einer Rede an die Mitarbeiter gesagt – also es gab eine Änderung im Vorstand und im Vorstandsvorsitz. Und ich habe gehofft, dass die Neuen – Jim war dabei – als sie das Amt übernommen haben, die SAP wieder zurückführen zu einer Firma, wo die Mitarbeiter‚ Freude haben. Menschen, die Freude haben, arbeiten vielleicht 120% erfolgreich. Menschen, die keine Freude haben, also sicher unter 80%. Es ist so gewaltig der Unterschied zwischen. Das Wort „glücklich“ ist ein bisschen oder kann falsch verstanden werden. Ich habe es damals gewählt, weil ich „happy“ in Englisch gesagt habe. Es so wichtig, dass wir in unserer Gesellschaft auch Freude haben, insbesondere in einer Firma Freude an dem, was wir machen. Freude an dem was wir machen wollen. Und so ganz verstehe ich nicht, was weltweit die Menschen bewegt, dass sie sich so abgehängt fühlen. Das kann sein, dass wir mit unserer Informatik, in unseren digitalen Prozessen tatsächlich Leute, die keine Ader dafür haben, nicht verstehen, dass wir sie emotional abhängen. Wenn das so ist, dann müssen wir das erkennen und dagegen etwas tun. Aber an sich ist es schlecht, wenn große Teile der Bevölkerung meinen, es geht uns eigentlich nicht gut. Es ist eigentlich keine Freude mehr da, sie sind knorrig, wir müssen aus der EU austreten. Haben wir noch keine Freude mehr. Da sind also Probleme, die jetzt nicht vom Engineering gelöst werden können. Aber wir sind mit dabei! Wir haben gestern in der Stiftungsratssitzung ein bisschen darüber diskutiert: Wir sollten, wir müssen die Öffentlichkeit positiv einstimmen, über unsere Zukunft positiv, über das, was wir machen können, was wir machen müssen. Denn sonst verbruzzeln wir unsere eigenen geistigen Kapazitäten. Ja und die Chinesen sind so weit weg, dass wir sie nie mehr sehen. Schönen Dank! Read the full article
0 notes
Text
Der Mensch – Technologe und Erfinder
Prof. Dr. Joachim Ullrich, Vorsitzender des Stiftungsrats, über die neuen Preisträger Joachim Milberg und Hasso PlattnerDer Mensch war schon immer auch eines: Technologe und Erfinder. So entwickelte er sehr früh Techniken, um sich oder Dinge durch den Raum zu bewegen oder um Nachrichten auch über große Distanzen zu übermitteln. In unseren heutigen Begriffen würden wir sagen, dass es schon immer um Mobilität und Kommunikation ging. Insbesondere im letzten Jahrhundert haben die technologischen Entwicklungen auf diesen (und auf sehr vielen anderen) Gebieten enorm Fahrt aufgenommen und unsere Gesellschaft wesentlich geprägt. Heute nun mündet diese Entwicklung, nicht zuletzt durch die Digitalisierung der Kommunikation, in eine geradezu revolutionäre Umwälzungsphase, die unsere Zukunft grundlegend verändern wird. Joachim Milberg und Hasso Plattner – zwei herausragende Visionäre der Mobilität und der Digitalisierung Vor diesem Hintergrund passt es perfekt, dass die Stiftung Werner-von-Siemens-Ring in diesem Jahr zwei herausragende Visionäre der Mobilität und der Digitalisierung ehrt: Joachim Milberg und Hasso Plattner. Beide sind vieles in einem: Der eine ist ausgebildeter Ingenieur, ausgezeichneter Wissenschaftler und dann in den Bereichen Automatisierung und Produktentwicklung im Automobilsegment tätig. Der andere ist Informatiker im Bereich Softwareentwicklung, Datenbanken und Softwaresystemarchitekturen. Beide Professoren haben ihre jeweiligen Unternehmen durch Kreativität, viele kluge Einzelentscheidungen und Tatkraft an die Weltspitze gebracht. Werner von Siemens als Vorbild Damit bewegen sich beide auf den Spuren von Werner von Siemens. Zum einen war Siemens ein Pionier der Elektromobilität, indem er bereits im Jahr 1882 einen elektrisch angetriebenen, an Oberleitungen gebundenen Kutschenwagen, den weltweit ersten Vorläufer der Oberleitungsbusse, demonstrierte. Zum anderen hat Siemens auch die Kommunikationstechnik an vorderster Front gestaltet, indem er im Jahr 1874 das erste transatlantische Telegrafenkabel verlegen ließ, das bis 1931 funktionstüchtig war. Werner von Siemens war jedoch nicht nur ein genialer Erfinder, tatkräftiger Geschäftsmann und herausragender Wissenschaftler. Werner von Siemens war vor allem auch ein verantwortungsvoller Mensch, der seinen erarbeiteten Wohlstand zum Wohle der Gesellschaft einzusetzen wusste. So vertrat er als Geschäftsmann Werte, die auch in der heutigen Wirtschaft erfolgsentscheidend sind: unter anderem eine Ausrichtung auf den langfristigen Erfolg statt auf kurzfristigen Gewinn, ein respektvolles Miteinander im Unternehmen, soziale Absicherung und Erfolgsbeteiligung der Mitarbeiter. Dass diese Werte auch in der heutigen Wirtschaft aktiv gelebt werden, zeigen die diesjährigen Preisträger des Werner-von-Siemens-Rings, Joachim Milberg und Hasso Plattner, auf eindrucksvolle Weise. Engagement für Technikforschung und Gesellschaft Durch ihr vielfältiges Engagement und das Eintreten für die Werte im Sinne Werner von Siemens’ tragen die Preisträger dazu bei, die enge Verzahnung von Wissenschaft und Wirtschaft in Deutschland zu intensivieren sowie Akzeptanz für die Technikwissenschaften in der Gesellschaft zu schaffen. Diese Basis ist entscheidend, um in Zukunftsfragen handlungsfähig zu bleiben, um Veränderungen einzuordnen und diese zu gestalten, statt sie lediglich hinzunehmen. Das Leitmotiv muss sein: Wir haben die Zukunft in der Hand, wenn wir mit Weitsicht agieren, nicht zuletzt bei Themen wie der Mobilität und Digitalisierung, die alle Lebens- und Arbeitsbereiche berühren und revolutionieren werden. Die diesjährigen Preisträger beweisen auf eindrucksvolle Weise, wie dies gelingen kann, wie die Chancen gesehen werden können und nicht zuletzt, wie sie verantwortungsbewusst und mutig umzusetzen sind. Read the full article
0 notes