Tumgik
#Pics: Patrick Schulze
itchyofficial · 2 years
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05.08.2022 CH-Gränichen - Gränichen Open Air
Der Hahn gränicht um 8Uhr an diesem Freitag Morgen. Anschließend putze ich mir den dritten Zahn der linken Oberkieferreihe mit einer Zahnbürste, die bald mal ausgewechselt werden sollte. Danach trinke ich zwei Tassen Kaffee und daraufhin putze ich mir den selben den Zahn gleich nochmal, weil Kaffee ja nicht so gut ist fürs Gebiss. Ich muss da mal was an meiner Morgen-Routine-Reihenfolge ändern.
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Kurze Zeit später, verlasse ich mit dem altbekannten Gefühl, irgend etwas ganz wichtiges vergessen zu haben, meine Wohnung im Stuttgarter Westen und fahre mit der U-Bahn zum Stuttgarter Flughafen. Dort steht unser Privatflieger, besser bekannt als ITCHFORCE ONE, mit dem wir immer zu unseren Konzerten geflogen werden. Der letzte Satz, war inhaltlich ein bißchen übertrieben, aber immerhin holt mich da unser Tourbus mit den anderen Mitgliedern unserer Band und Crew ab. Der Stuttgarter Flughafen eignet sich übrigens ganz hervorragend als „Kiss & Ride“ Personen-Einsammel-Und-Abgabestelle. Allerdings darf man für das Ein- und Ausladen einer Person nur maximal acht Minuten benötigen. Dauert es länger, zahlt man 40€ Strafe und/oder wird vom Bodenpersonal an Ort und Stelle erschossen. Haben das noch nicht ausprobiert.
Auf der To-Do-Liste für heute steht das Gränichen Open Air in der Nähe von Aarau in der Schweiz. Wie immer mischt sich, aufgrund des anstehenden Grenzübergangs, Angst und Panik in unsere Vorfreude. Kürzlich habe ich übrigens gelesen, dass alle Grenzbrücken in die Schweiz bis ins Jahr 2007 mit Sprengstoff bepackt waren, damit man sie im Falle eines drohenden Angriffskrieges schnell sprengen kann. Mal sehen, ob sie unseren Bus beim Versuch einen bassspielenden Panzer einzuschmuggeln, heute trotzdem rüberlassen.
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Im Bus wird heute sehr viel geredet. Ich versuche mich ständig durch komplett unangebrachte Komentare in die Diskussion einzuklinken, werde aber durch die Tatsache, dass die meisten meiner Wortmeldungen unangebrachte Kommentare sind, weitestgehend ignoriert. Anschließend beschwere ich mich per Whatsappnachricht bei Nova, die zwei Reihen vor mir sitzt, darüber, dass alle heute so viel reden.
Nach einem relativ erträglichen Grenzüberschritt (nur eins von zwei Fahrzeugen wurde rausgezogen und niemand hat eine Brücke gesprengt) fahren wir friedlich ins Land der Berge und des Käses ein.
Angekommen beim Gränichen Open Air stellen wir erstmal fest, dass es hier eher warm ist heute. Um ehrlich zu sein, ist es so heiß, dass wir es eigentlich nicht fassen können. Wir sind ja wirklich weitgereiste Personen und haben uns schon mehrfach in tropischen Ländern aufgehalten, aber die Hitze und Schwüle hier in Gränichen heute ist wirklich komplett absurd. Zum Abendessen gibt es Nudeln mit reingeregneten Schweißtropfen aus unseren Frisuren, die dem Gericht eine angenehme Salznote verleihen.
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Kurz vor unserem Auftritt zerstöre ich aus versehen meinen Bass und versuche daraufhin ihn selbst wieder zu reparieren. Das kann in seltenen Fällen funktionieren, ist aber eher unrealistisch. Da ich handwerklich leider nicht sonderlich begabt bin, zerstöre ich beim Versuch Bass Nummer eins zu reparieren, auch noch meinen Ersatzbass. Letzterer hat jetzt nur noch drei Saiten. Wobei nur die untere fehlt und die ist jetzt auch nicht so wichtig. Braucht man eher selten. Das ist quasi so, wie wenn bei einer Fussballmannschaft der Ersatztorwart fehlt. Da geht ja meistens auch alles gut, solange sich der Stammtorhüter nicht verletzt. Problematisch ist bei uns nur, dass sich der metaphorische Stammtorhüter bei uns sehr oft, während eines Konzertes, verletzt. Naja. Hoffen wir das beste. Für ein unentschieden wird’s schon reichen.
Was uns heute auffält: Alle Bands die auf diesem wirklich schönen Festival spielen, sind in der Außenwahrnehmung deutlich „härter“ als wir. Alle schreien rum, tragen ausschließlich schwarze Klamotten und ein Hardcore-Breakdown-Part jagt den nächsten. Man weiß ja immer nie so genau, wie ein solches Publikum auf eine melodische Punkrockband wie uns reagiert. Allerdings ist „Härte“ ja auch immer ein subjektiv einzuordnender Begriff: Wir haben zwar geputzte Zähne und beschweren uns über das zu warme Wetter, dafür haben wir aber auch nur zwei halbkaputte Bassgitarren dabei und unsere Gitarrist ist der einzige Mensch auf dem kompletten Festivalgelände, der kein einziges Tattoo hat. Das ist Punk!
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Ums kurz zu machen: Das Konzert heute ist eines der besten des bisherigen Sommers und es geht ab wie Schmidts Katze. Jetzt wo ich das grade so schreibe, frage ich mich woher die Aussage „geht ab wie Schmidts Katze" wohl kommt. Muss kurz googeln, moment:
„Der Name Schmidt entwickelte sich im Laufe der Zeit aus dem Wort Schmied. Da es in einer Schmiede auch Mäuse gab, hielt sich der Meister oft eine Katze. Und die machte sich wie der Blitz aus dem Staub, wenn der Schmied mal wieder so richtig mit dem Hammer auf den Amboss drosch.“
H��tten wir das auch geklärt.
Wir sagen tausendmal Danke an alle Leute vom famosen Gränichen Open Air. Wir kommen so gerne in die Schweiz. Bitte sprengt nie eure Brücken.
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