#Ekelfressen
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danieldeppe · 2 years ago
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Ekelfressen und Dschungelprüfung für Alle
Ekelfressen
Wenn den mehr oder weniger Prominenten im Dschungelcamp widerwärtiges Ekelfressen als Dschungelprüfung serviert wird, dann lehnt sich der geneigte Zuschauer mit wohligem Grusel im Sessel zurück und dankt seinen Göttern, dass er selbst jetzt nicht gerade von Dr. Bob wegen eines drohenden Kotzanfalls medizinisch überwacht werden muss. Doch die Zeiten, in denen sich windendes Gewürm und das große Krabbeln auf dem Teller lediglich der Fernsehunterhaltung dienten, sind inzwischen vorbei. Denn dank der EU darf ab sofort alles, wofür man sonst einen Kammerjäger bemüht, ins Supermarkt-Essen gemischt werden. Über die dadurch ermöglichten Alternativen zu Rind, Schwein, Geflügel & Co. dürften lediglich australische Buschmänner erfreut sein, denn die betrachten ein Omelett vom Spinnen-Ei als exklusive Delikatesse.
Ekelfressen ab sofort in diesen Produkten
Läuft Ihnen beim Gedanken an gemahlene Heuschrecken, Mehlwürmer oder Getreideschimmelkäfer das Wasser im Mund zusammen? Dann sind Sie fein raus, denn dieses Ekelfressen, pardon, diese Leckereien dürfen Sie ab sofort in einer erstaunlichen Vielzahl in gut (und auch weniger gut) sortierten Lebensmittelregalen erwarten. Wie „Tichys Einblick“ recherchiert hat, dürfen beispielsweise in den folgenden Produkten des alltäglichen Bedarfs bis zu 10% Ungezieferpulver enthalten sein (Zitat):
Kekse
Gebäck und Brot
Veganer Fleischersatz
Burger-Pattys
Pasta, Nudeln
Wurst / Bratwurst
Craft-Beer
Suppen
Pizza
Fitnessriegel
Mehl
Brot und Brötchen
Verarbeitetes Getreide und Frühstücks-Cerealien
Porridge
Backmischungen für Kuchen und Brot
Getrocknete oder gefüllte Erzeugnisse aus Teigwaren wie Maultaschen, Ravioli
Molkenpulver
Gerichte auf Getreide-, Teigwarenbasis
Nudeln
Snacks, wie Chips, Cracker oder Brotstangen
Erdnussbutter
Sandwiches
Fleischzubereitungen
Fleischanaloge Ersatzprodukte
Analoge von Milch und Milchprodukten
Schokolade
Textnachweis/Quellenangabe: Warum Insekten im Bier? Supermarktketten zur neuen EU-Ekel-Ess-Verordnung
Ekelfressen bringt Tierprodukte auf den veganen Teller
Sind Sie Vegetarier, Veganer oder anderweitig gegen den Konsum von Fleisch oder tierischen Produkten eingestellt? Dann wird es Sie sicher interessieren, zu lesen, das die EU auf Ihre Einstellung pfeift und Ihre Ablehnung von Tier auf dem Teller nicht respektiert. Denn wenn Sie die obige Liste genau durchgehen, merken Sie schnell, dass das neue Ekelfressen durch die „Novel-Food-Verordnung“ auch vor ehemals rein pflanzlichen Nahrungsmitteln nicht halt macht. Das nächste Brötchen, dass Sie essen, könnte also durchaus vorher zu gewissen Anteilen irgendwo im Dschungel zuhause gewesen sein. Bildlich gesprochen. Da hilft es auch nichts, wenn man das grausam wahre Wort „Ekelfressen“ durch den nutzlosen und absurd beschönigenden Anglizismus „Novel-Food“ ersetzt.
Das ist doch echt Scheiße!
Auch Maden, Würmer, Käfer und Krabbler müssen sich zu Lebzeiten irgendwie am Kacken halten, wie es im Ruhrpott-Idiom so kernig heißt. Wenn Sie jetzt ins Grübeln kommen, haben Sie völlig Recht. Denn wenn die lecker Tierchen, fein vermahlen, im Ekelfressen landen, bringen sie dann nicht auch ihren Darminhalt mit? Man frisst also im neuen Müsli nicht nur das Ungeziefer, sondern zusätzlich auch noch dessen Scheiße. Oder etwa nicht? Teils teils. Die EU hat vorgesehen, dass die neuen Weidetiere vor ihrer Pulverisierung 24 Stunden lang nichts mehr zu Fressen bekommen sollen. Per EU-Beschluss sollte der Darm der leckeren Tierchen bis dahin leer sein. Ob die Tierchen das auch wissen oder, noch wichtiger, sich hier an die EU-Verordnung halten, darf jedenfalls stark bezweifelt werden. Mäuseküttel im Sandwich sind widerlich, aber immerhin sichtbar. Mehlwurmscheiße werden Sie nicht so einfach identifizieren können. Aber wer weiß? Vielleicht sind die Stoffwechselendprodukte der Dschungeldelikatessen ja das neue „Super Food“.
Muss Ekelfressen denn nicht deklariert werden?
Doch. Muss es. Aber wer hat schon Zeit und Lust, bei jedem Lebensmittel, das bislang harmlos war, die Zutatenliste durchzuarbeiten, die man sowieso nur unter dem Mikroskop lesen kann? Und wer wüsste dann, dass da nicht beispielsweise leicht verständlich „Heuschreckenpulver“ steht, sondern „Teilweise entfettetes Pulver aus Acheta domesticus (Hausgrille)„? Abgesehen davon wird im Restaurant das bestellte Essen ja auch nicht mit detaillierter Zutatenliste serviert. Da kann es schnell passieren, dass Sie mit Suppe und Soße deftige Mehlwurmgrütze untergejubelt bekommen. Guten Appetit.
Der Regisseur Richard Fleischer hat all das (und noch viel mehr) bereits vor 50 Jahren (!) in seinem Kultfilm „… Jahr 2022 … die überleben wollen“ („Soylent Green“, 1973) zum Thema gemacht. Es läuft einem kalt den Rücken runter, wenn man diesen Streifen heute sieht und sich dazu vergegenwärtigt, wie bestürzend präzise die Zeitschätzung des Regisseurs war. Andererseits könnte die Herstellung und „Verfütterung“ von „Soylent Green“ der katastrophalen Überbevölkerung der Erde wirksam Einhalt gebieten.
– Milla Münchhausen –
Beitragsbild/Symbolfoto von Robert Gunnarsson auf Unsplash
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