Tumgik
#Cowboy Larsi
reisemeister · 7 years
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Rancho Santa Lucia
Wir haben das große Glück eine Ranch am Usumacinta, dem Grenzfluss zwischen den Bundesstaaten Campeche und Tabasco, besuchen zu dürfen.
Um von der Stadt dahin zu kommen, müssen wir erstmal 6 Stunden mit dem Collectivo fahren. Allein das Auffinden des Abfahrtsortes ist gar nicht so einfach. Wir kommen gerade noch rechtzeitig und für unsere großen Rucksäcke ist natürlich auch kein Platz im Innenraum des vollbelegten Kleinbusses.
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Die Fahrt gestaltet sich recht abenteuerlich. Der Fahrer hat einen beachtlichen Zacken drauf und schafft es selbst nach Anbruch der Dunkelheit die Schlaglöcher im Asphalt mit großen Schlenkern zu umfahren. Durchgerüttelt und -geschüttelt kommen wir im Stockfinstern an der Ranch an. Der Sternenhimmel ist fantastisch und wir müssen unsere Stirnlampen herausholen, um den unbeleuchteten Feldweg zum Hauptgebäude sicher zu bewältigen.
Wir werden herzlich von unseren lieben Gastgebern Johanna, Juan Carlos und dem kleinen Nestor begrüßt. Wir klönen ein wenig in der Küche, bevor Nestor ins Bett geht. Da es sehr viele Mücken gibt, man also kaum den Abend draußen genießen kann und wir am nächsten Morgen früh aufstehen wollen, hauen wir uns auch in die Kissen. Doch bevor wir uns hinlegen können, müssen wir noch einen ungeliebten, ziemlich großen Mitbewohner rausschmeißen. Hier, mitten in der Wildnis, kreucht und fleucht es überall.
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Das Leben auf der Farm gestalten unsere Gastgeber so umweltfreundlich, wie es geht. Sie erzeugen sehr wenig Plastikmüll, sodass wir wahrscheinlich von der Fahrt mehr dabei haben, als sie in einem Monat wegschmeißen würden, kochen über einem Feuer, das sie mit Holz von einem großen Baum im Garten entzünden und haben die Wasserklos, deren Abwässer in den Fluss geleitet wurden, durch eine Komposttoilette im Garten ersetzt.
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Die beiden Tage auf der Ranch vergehen wie im Flug. Wir fahren am nächsten Morgen gemeinsam mit Julia dem Au-Pair-Mädchen in die kleine Stadt Palizada. Juan Carlos will Ohrclips für die Schafe besorgen. Auf dem dortigen Markt genießen wir ein leckeres mexikanisches Frühstück, danach sehen wir uns den Ort an und bewundern mexikanischen Weihnachtsschmuck in der Kirche.
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Am Nachmittag machen wir noch eine Paddeltour auf dem Usumacinta. Weil wir uns sehr viel Zeit lassen und uns ein Regen überrascht, kommen wir völlig durchnässt und nach Einbruch der Dunkelheit nur von Glühwürmchen geleitet am Ziel an.
Am nächsten Tag dürfen wir die Ranch gemeinsam mit einem der Angestellten auf dem Pferd erkunden. 
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Auf dem riesigen Gebiet sollen über eine Million Bäume gepflanzt werden, wobei das Holz später entweder zu Möbeln oder Holzkohle verarbeitet werden soll. Bestenfalls könnte es aber auch sein, dass man genügend Geld aus dem Handel mit dem gespeicherten CO2 erwirtschaften kann, sodass die Bäume einfach wachsen können. Dabei wird komplett auf den Einsatz von künstlichen Düngern oder Pflanzenschutzmittel verzichtet, was natürlich zu bestimmten Schwierigkeiten führt. Zum Beispiel gibt es ein Ratte, die die frisch gepflanzten Bäume abnagt. Nachdem man erstmal herausgefunden hatte, welcher Schädling dafür verantwortlich war, wurden überall zwischen den Setzlingen Vogelhäuser für Eulen und Holzkreuze für andere Raubvögel aufgestellt.
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Eine der angepflanzten Baumsorten ist der Tinto. Dieser Baum, dessen Holz sich zu einem roten Farbstoff verarbeiten lässt, war lange Zeit ein sehr wichtiges Exportgut bevor der Handel durch das Aufkommen synthetischer Farbstoffe zusammenbrach.
Von Pallisada fährt jeden Tag ein kleines Motorboot nach Ciudad del Carmen, was wir für den Rückweg nutzen. Tatsächlich gibt es die Straße, auf der wir gekommen sind, noch gar nicht so lange und früher musste alles über den Fluss transportiert werden. Die Fahrt mit noch drei weiteren Passagieren startet um mexikanisch 5:30 Uhr, also um 6:00 Uhr und ist mindestens genauso ein Höllenritt wie die Fahrt im Collectivo.
Vorne am Bug steht ein Junge, nennen wir ihn Pepe, wahrscheinlich ist er nicht älter als 15, und zeigt an, wenn ein anderes Gefährt im Weg ist und wo einer am Ufer steht, der mitgenommen werden will, oder eine Fracht an Bord geben möchte. Das Boot ist offenbar auch die hiesige Post. Während hinten am 110PS-Außenboarder, der uns mit wahnsinniger Geschwindigkeit über den engen und gewundenen Fluss treibt, der erfahrene Junge, wahrscheinlich ungefähr 18 Jahre alt, steht. Sie kennen den Fluss genau, wissen wie sie jede Kurve nehmen müssen und wo vielleicht jemand wartet.
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Am Ende geht es noch etwa 20 Minuten über die wellige Lagune. Dort müssen wir uns unter einer Plastikplane gegen das spritzende Wasser schützen, werden aber trotzdem ordentlich nass.
Nach etwa 2 Stunden kommen wir an unserem ersten Ziel Ciudad del Carmen an, von wo wir noch etwa 5 Stunden mit dem Bus nach Mérida fahren müssen.
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