#Arbeiterkind yay
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In der Oberstufe und zu Beginn meines Studiums habe ich mir oft Gedanken darum gemacht Arbeiterkind zu sein.
In der Schule ist es mir immer wieder aufgefallen, dass ich nicht wie die meisten meiner Freund*innen meine Eltern bei Problemen mit Hausaufgaben, Klausurthemen u.Ä. fragen konnte. Für die meisten meiner Freund*innen war auch der Ablauf nach dem Abi schon irgendwie klar: Abschluss, Uni, Beruf in einem bestimmten Feld. Dadurch, dass meine Eltern beide kein Abitur gemacht haben, war es für mich damals nicht einfach überhaupt zu erkennen, was für Möglichkeiten sich für mich nach der Schule auftun könnten. Ich war gewissermaßen auf mich alleingestellt, da ich nun Möglicheiten bekommen würde, die für meine Familie sonst nie Thema waren/gewesen wären. Gewissermaßen auch irgendwo ein Vorteil, nicht an die Erwartungen meiner Eltern gebunden gewesen zu sein, aber trotzdem schwierige Situation. Insgesamt suggerierten auch einige Lehrkräfte, dass wir durchs Abitur und durch unser zukünftiges Studium (was *natürlich* die einzig richtige Option mit Abitur ist - ja ne ist klar) irgendwie überlegene Menschen wären und dass Ausbildungsberufe zu belcheln sind. Damals wie heute regt mich diese Einstellung unglaublich auf, aber thats not the point rn.
Am Anfang von der Uni ist es mir hautsächlich in der Diskussionskultur aufgefallen, aber auch darin, dass ich überhaupt gar keinen Plan vom Uni-Orga-Krams hatte und mir alles selbst beibringen musste. Ich denke, zum Arbeiterkind-Sein in Unikreisen will ich an dieser Stelle auch nicht zu viel sagen, da sich meine Erfahrung zum Großteil mit der der meisten anderen online hier deckt. Je länger ich studiere, desto weniger fühle ich mich out-of-place, was denke ich auch darauf zurückzuführen ist, das meine Kommillitonen und ich uns immer weiter auf unser Fach spezialisieren und natürlich auch älter, d.h. unabhängiger von unseren Eltern, werden. Long story short, ich hatte es schon länger nicht mehr, dass ich mich so extrem "anders" gefühlt habe (auch wenn ich mir meinem Hintergrund durchaus bewusst bin).
Jetzt zu dem eigentlichen Punkt, den ich festhalten wollte. Letzte Woche habe ich mich mit Freund*innen getroffen. Wir stecken alle momentan in verschiedenen Phasen unserer Bachelor- oder Masterarbeiten. Das Thema Korrekturlesen und Abgabe kam auf und mehrere Personen haben davon erzählt, dass sie Haus- und Abschlussarbeiten ihren Eltern zum Korrekturlesen gegeben haben. Der Gedanke allein war für mich schon ein bisschen abgefahren Ich wäre nie auf den Gedanken gekommen, meinen Eltern eine wissenschaftliche Arbeit zum mehr als Flüchtigkeitsfehler finden zu geben. Dann kamen aber immer mehr Geschichten dabei rum, dass die Eltern auch inhaltliches Feedback gegeben haben und so. Nie im Leben wäre ich in der Lage, das zu machen. Das soll auf keinen Fall ein Diss an meine Eltern sein, ich war nur so perplex davon, weil es so weit außerhalb vom Horizont meiner Möglichkeiten ist, dass ich da nie drüber nachgedacht hätte. Ich bin mir nicht sicher, warum mich genau das so nachdenklich gemacht hat. Aber das war nach langer Zeit so ein Moment, an dem mir wieder bewusst wurde, dass viele Akademikerkinder in 'ner ganz anderen Welt leben als Arbeiterkinder. Und dass Bidlungsaufstieg in Deutschland echt 'ne harte Nuss ist.
#rant over#BundesTag#Arbeiterkind yay#Unierfahrung und so#we <3 the deutsches bildungssystem#ein anderer Moment vor kurzem war als ich mit einem freund über musk die unsere eltern hören gesprochen hat#und er meinte so dass die toten hosen ja wohl anscheinend voll die studi-musik gewesen ist#und ich nur so *suprised pikachu face*#ich wusste echt nicht was ich in dem moment sagen sollte#(meine eltern haben nicht mal beide nen realschulabschluss)#(aber ist im rückblick n witziger moment gewesen)
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