#22.9.1983
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22. September
Morgen sind KGB im U4. Soll ich hingehen? Traue mich irgendwie nicht, aber dort könnte ich Claudius am ehesten finden. Nur wird die Hausfrau entsetzt sein, wenn ich so spät noch fortgehe. Habe bis 10 Uhr geschlafen, komische Sachen geträumt, bin immer wieder aufgewacht. Heute gehe ich endlich ins Zwanzigerhaus und danach einkaufen. Mein Geld schwindet.
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Traum: Bin wieder in Imst. Fahre mit einem Auto weg, werde dazu gezwungen, obwohl ich gar nicht Auto fahren kann, dieser Traum kommt immer wieder, bin plötzlich auf dem Romedibichel, sitze hinten im Auto und strecke jemandem, der beim Fenster hineinschaut, den Hintern entgegen.
War im 20er Haus, hatte mir die Ausstellung viel toller vorgestellt. Besonders gut: Nitsch, Schwitters, von meinem geliebten Artaud gab es nur ein Selbstportrait und zwei Briefe, D'Annunzios Villa, Marcel Duchamp, Gaudí. Am Schluss war ich so müde, dass ich gar nichts mehr sehen wollte. Bin nur noch schnell durchgegangen.
Als ich mich bei den Dadaisten einmal umdrehte, sah ich hinter mir einen älteren Mann stehen, der haargenau so aussah wie Claudius. Der gleiche Blick, die gleiche Gestalt, blaue Augen. Dachte immer, das sei sein Vater und behielt ihn im Blick. Ein paar interessante Leute waren noch da: ein Punkpaar mit schwarzen und roten Haaren, eine Frau mit einem schwarzen Baby, einer mit einem Roßschwanz und langen, welligen Haaren, der aussah wie das Peterle aus dem KOMM. Vielleicht kaufe ich mir den Katalog der Ausstellung. Die Ausgestellten: keine einzige Frau! Artaud, zwei Bilder von Pierre Klossowski, Claes Oldenburg, Ludwig II., Richard Wagner, Adolphe Appia, D'Annunzio, Adolf Wölfli, Fernand Cheval, Henry Dunant, Robert Deleuze, ein Instrument, das eine Mischung war aus Physik und Musik: die Töne werden durch Licht erzeugt! Robert Wilson, die Gläserne Kette, das sind Architekten mit utopischen Entwürfen, Oskar Schlemmers Triadisches Ballett, Josef Matthias Hauer und noch ein paar Männer, deren Namen ich nicht mehr weiß. Und jetzt finde durch diese Namen und mit einer Suchmaschine heraus, welche Ausstellung das war. Es klingt nach Harald Szeemann. Ging dann in ein Geschäft in der Nähe einkaufen und fuhr nach Hause.
Las den Artikel über Ingeborg Bachmann in der Zeitschrift COURAGE. Am Abend ins Stadtkino: DER STALKER. Ein wunderschöner, russischer Film. Neben mir saß ein dickes Mädchen, das dauernd redete und zwar in einer ganz unverständlichen Sprache. Russisch? Der Film war merkwürdig, erst als ich zu Hause das Programm gelesen hatte, kannte ich mich aus, nämlich, dass es nichts zum Auskennen gibt. Bin erst um halb zwölf nach Hause gekommen, der Film hat so lange gedauert. In der U-Bahn ging es zu wie im KOMM: Ein Betrunkener bewegte sich, als ob er Klavier und Gitarre spielte, sang dazu, zwei höchstens vierzehnjährige Buben schleppten zwei Mädchen, die offensichtlich auch betrunken waren und einschlafen wollten, aber nicht durften. Es waren offensichtlich Deutsche. Um Mitternacht lag ich endlich im Bett.
Geträumt vom Einsiedlerpark: Eine Frau wohnt an einem Ende des Parks, der Mann am anderen Ende. Sie suchen sich im Park und finden sich nicht.
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