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โMein Leben bedeutet nichts. Aber jenen eine Zukunft zu geben, die sie auch sehen wollenโฆ Das bedeutet alles. Auch wenn hier alles fรผr mich endet, so ebnet mein Opfer den Weg fรผr so viele andereโฆ Lang lebe der junge Kรถnig.โ
Zu Sterben war nicht so schlimm, wie man es erwartete. Der Schmerz, den das Feuer auf seiner Haut entbrannt hatte, an dessen Finger der Ring der Kรถnige von Lucis gesteckt hatte, verging und gab stattdessen Raum fรผr ein Gefรผhl, das Nyx Ulric seit sehr langer Zeit nicht mehr empfunden hatte. Frieden. Das Wissen darum, etwas bewirkt zu haben, auch wenn er nun nicht mehr weiter kรคmpfen kรถnnte. Auch wenn sein Kampf hier in Insomnia, der Hauptstadt seines Reichs ein Ende gefunden hatte. Die Stadt war gefallen, der Feind hatte sie nach dem Fall des Schildes โ sonst immer aufrechterhalten durch den nun gefallenen Kรถnig Regis โ fast restlos zerstรถrt. Seit Jahrhunderten schon lagen die zwei grรถรten Kรถnigreiche ihrer Welt im Krieg. Seit dem Tag an dem die Armee Niflheims es sich zur Aufgabe gemacht hatte, die ganze Welt zu beherrschen und das Kรถnigreich Lucis ihnen so viel versuchte entgegen zu setzen, schien Eos zu brennen. Kleinere Lรคnder fielen den Niffen zum Opfer, darunter das glรคnzende, bewaldete Reich Tenebrae oder das inselreiche Galahd, das Nyx bis zum letzten Augenblick seine Heimat genannt hatte.ย Der Kรถnig selbst war es gewesen, der ihn und weitere Unschuldige gerettet hatte, als Niflheim รผber Galahd hergefallen war. Und so schien es nur eine Frage der Zeit gewesen zu sein, bis er selbst zum Schwert gegriffen und sich der Armee des Kรถnigs von Lucis angeschlossen hatte, der alles daran setzte, seinen Sohn darauf vorzubereiten, dass er eines Tages in seine Fuรstapfen treten wรผrde. Wie bald das sein wรผrde, hรคtte Prinz Noctis Lucis Caelum aber vermutlich selbst nie bedacht. Im Laufe weniger Jahre hatte sich herausgestellt, dass Nyx so wie einige Weitere seines Alters, empfรคnglich fรผr die kรถnigliche Magie waren. Gespeist aus einem Kristall, der seit รonen im Besitz der Lucis war. Eine Magie, die fรผr die Kรถnigsglaiven โ wie man jene magieaffine Kรถnigswache nannte โ nur geborgt war. Sie wรผrde sie so lange begleiten, wie der Kรถnig von Lucis am Leben war.ย
So lange, bis er fiel.ย
Und das war er. Direkt vor Nyxโ Augen.ย
Und so hatte er seinen letzten Willen ausgefรผhrt. Er hatte dafรผr gesorgt, dass die Prinzessin Lunafrey โ die Prinz Noctis versprochen war โ sicher aus der Stadt gekommen war. Er hatte seinen zu den Niffen รผbergelaufenen General besiegt und die Stadt mit Hilfe hรถherer Mรคchte geschรผtzt. Die Macht der alten Kรถnige war ihm bis zum Sonnenaufgang gewรคhrt gewesen, dann sollte er mit seinem Leben bezahlen.ย ย Er hatte seinen Soll erfรผllt und das Letzte, was er von seiner Welt zu sehen bekommen hatte, war die Sonne, wie sie langsam, gemรคchlich und so, als hรคtte sie all diese Schrecken der Nacht von Insomnia noch nicht gesehen, langsam am Horizont auftauchte.ย Und der Frieden, der ihn einlullte schien trรผgerisch. Zu gut, um wahr zu sein. Einen Moment lang glaubte er in der Dunkelheit die Stimme seiner Schwester zu hรถren. Kein angsterfรผlltes Schreien um Hilfe, so wie er es sonst immer vernahm. Quรคlend hatte er sie im Traum und bei Tage in seinen Gedanken gehรถrt und damit den Vorwurf, den er sich selbst machte. Den, sie nicht gerettet haben zu kรถnnen.ย
Nyx hatte seine Familie wieder sehen wollen. Er hatte sich im Tode zurรผck in ihre Arme gewรผnscht. Wenn man als Kรถnigsglaive kรคmpfte, stellte man sich doch รถfter vor, wie die Zeit danach wohl sein wรผrde, als man zรคhlen konnte. Nyx hatte oft รผber den Tod nachgedacht. Darรผber, dass er nicht sinnlos sein durfte. Wenigstens das hatte er geschafft und die Zukunft fรผr jene geebnet, die sie bestimmen wรผrden. Er hatte seinen Anteil beigetragen. Doch jetzt begrรผรte ihn nicht seine Schwester, die er nicht hatte retten kรถnnen. Er konnte nicht ihre Stimme hรถren und dass sie ihm das, was er sich immer vorgehalten hatte, verzieh. Er fand keinen Frieden. Er wachte in einer Welt auf, die seiner nicht unรคhnlicher hรคtte sein kรถnnen.ย Der Tod schien nicht das Ende zu sein und doch fรผhlte sich diese Welt ohne Magie an, als hรคtte er es erreicht. Ein unzufriedenstellendes Ende, durch das er keinen Frieden finden konnte. Es hatte eine Weile gebraucht, bis er sich in dieser Welt eingelebt hatte, die sie Erde nannten. Ein Ort, der hektisch war, voll von Konflikten, so wie er sie auch kannte. Auch wenn man hier wenigstens nachts die Stรคdte verlassen konnte, ohne Angst davor zu haben, von Siechern getรถtet zu werden. Jene monsterartige Wesen, die von der Astralplage befallen worden waren und sich bis zur Unkenntlichkeitdurch die Dunkelheit verรคndert hatten.ย Manchmal glaubte Nyx, er wรคre verrรผckt. Dass seine Geschichte, dass alles, was er erlebt hatte, vielleicht gar nicht stimmte. So zumindest suggerierte es diese Welt, in der sich jeder Mensch selbst der Nรคchste war. Er fรผrchtete, dass er vielleicht sein Leben lang in einer Lรผge gelebt hatte und vielleicht doch gar nicht der war, der er zu sein glaubte. Doch wenn dem so war und er mal wieder glaubte, er wรผrde gรคnzlich den Verstand verlieren, dann zog er aus der hintersten Schublade jenen Kiste hervor, in der alles war, was ihm von seiner Heimat รผbrig geblieben war. Seine Glaiven-Uniform, zerschlissen und ramponiert durch den letzten Kampf, den sie erlebt hatte und die zwei gebogenen Klingen seiner Kukriโs, die einst durch die Magie der Kรถnigsfamilie gespeist Krรคfte hatten verleihen kรถnnen, zu der in dieser Welt nur die Trรคumenden Zugang hatten.
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