Tumgik
sweetladys-posts · 3 years
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Der Tag, an dem sich mein Leben komplett veränderte
Es war der 23.August 2006, als ich mich wegen Fremdgefährdung in einer psychiatrischen Klinik auf der geschlossen Station befand.Ich habe mich dort selbst einweisen lassen, weil ich mich vor mir selbst nicht sicher fühlte, mit dem immer wiederkehrenden Drang mir etwas anzutun.
Die Tage vergingen sehr schleppend und ich bekam so gut wie kein Besuch.Ich fühlte mich einsam, obwohl ich mit einigen Menschen dort soweit gut klar kam.Es drehte sich bei mir nur um das eine Thema, nämlich, wie setze ich mein Leben ein Ende.
Eine Psychologin sprach mit mir und gab mir eine Hausaufgabe die ich im Zimmer erledigen konnte, nur was brachte es mir noch, ich legte es lieber beiseite, weil ich grade keine Gedanken dafür habe.
Eines Tages kam meine Mutter und meine Schwester und wir gingen ins nahegelegene Cafe,ich war dort sehr unruhig.Ich bekam dafür Medikamente, die wie es schien nicht so wirklich wirksam waren,unter anderem ein Medikament, weshalb ich auf dem Klinikflur wegen Unverträglichkeit kollabierte.
Aus der Visite heraus wurde entschieden, mich trotz meiner Suizid-Gedanken auf die offene Station zu verlegen, zudem der 3.Stock,wo die Fenster zu öffnen waren.Ich war einfach nur Angst geplagt und teilte dieses auch dem Pflegepersonal mit, doch es schien nicht wirklich relevant zu sein, zum Ärgernis von mir.
Irgewann schaffte ich es dann doch, wieder auf die geschlosse Station und fühlte mich erst einmal wieder sicher vor mir selbst.
Ich schien eine Stimme zu hören, welche mir relativ neu und vor allem unbekannt, die mir sagte "wenn du es nicht machst, kommst du hier nie raus" und damit war gemeint, mich aus dem Fenster zu stürzen und das mit Todesfolge,ich wusste nur nicht wie ich es in einef geschlossen Abteilung anstellen sollte.
Die Gedanken hatten mich bisweilen fest im Griff, ich konnte an nichts anderes mehr denken.Dann kam der 23.August, es war der Vormittag, wie ich das vorerst letzte Mal mit meiner Mutter telefonierte und sie in Sicherheit wog, wie ich zu ihr sagte, "Mama, mache dir keine Sorgen, es ist alles gut und nichts war gut, ich stand kurz davor mein Leben komplett auf links zu drehen, ich wusste zu dem Zeitpunkt, nur noch nicht wie.
Nach dem Mittagessen, es gab Rostbratwurst mit Kartoffeln, Rotkohl und Soße, bat ich eine Ärztin,die sich auf dem Flur der Abteilung befand, mir die Tür zum Klinik Garten aufzuschließen, dies tat sie anstandslos.So ging ich umher und bemerkte eine geöffnete Eisentür,davor ein kleiner Weg, der zum Hauptgebäude der eigentlichen Klinik führte,sozusagen mein Ticket für das Vorhaben was ich hatte.Aus Sorge, ich würde Ärger und Sanktionen bezüglich des Fortbleibens der Station bekommen, ging ich diesen Weg, der mich direkt zur Klinik führte.Ich war gut drauf, die Sonne schien, es war heiß und ein älterer Herr kam mir entgegen, den ich freundlich grüßte.Mein letzter Gedanke der mir durch den Kopf ging, war "gleich habe ich es hinter mir"Im Foyer der Klinik angekommen, nahm ich nicht den Fahrstuhl, sondern ging die Treppen, bis in ein Stockwerk wo ich nicht einmal wusste, was für eins es war.Ich ging auf das Raucherzimmer zu, wo die Balkontür verschlossenen war, dann ging ich die Treppen weiter hinauf und dort angekommen, sah ich aus dem Fenster die rauchenden Schornsteine der Großküche der Klinik, dann sah ich hinunter und stellte mir selbst die Frage, ob der Sprung tödlich endet.Dann wurde mein Bewusstsein komplett abgeschaltet vergleichbar mit einem Filmriss in der Disco wenn man zuviel getrunken hat.Ich weiß nicht mehr, wie ich aus dem Fenster kam, noch weiß ich, wie der Fall war.
Ich weiß nur vom Hören Sagen, das es der 5.Stock war."Mein Glück" war, das ich auf dem Dach der Eingangshalle der Klinik gelandet bin, wäre ich tiefer gefallen, wäre ich sofort tot gewesen.
Die Folgen des Sturzes waren massiv und gravierend.Die Rettungskräfte mussten mich intensiv reanimieren(wiederbeleben)Ich habe sehr viel Blut verloren genau gesagt bin ich fast ausgeblutet, habe Fremdblut bekommen, davon zahlreiche Frakturen, unter anderem der Rippen, der Sprunggelenke, der Wirbelsäule mehrfach und des Beckens mehrfach, zudem erlitt ich ein schweres Schädelhirntrauma mit Hirnbluten,hatte einen Milz und Lungenriss, sowie eine Nierenquetschung um nur einige zu nennen, habe ein Jahr im Rollstuhl gesessen wegen der Sprunggelenksfrakturen und war ein kompletter Pflegefall was meine Mutter dann für mich übernahm.Ich hatte eine vollständige Amnesie und wusste nicht einmal meine eigene Identität.
Die Jahre danach waren geprägt von Frustration und Ehrgeiz und den eisernen Willen wieder zurück ins Leben zu gehen.Ich habe Stück für Stück wieder das Laufen gelernt, eigentlich all das, was man als selbstverständlich ansieht,oder noch einmal Kind sein.
15 Jahre danach kann ich sagen, das ich es geschafft habe, wo ich sehr stolz drauf bin, meine Mutter und meine geliebte Schwester, die mich auf meinem schweren Weg begleitet haben gibt es leider nicht mehr, aber ich bin jetzt soweit,eine eigene Wohnung zu bewohnen, arbeiten zu gehen, zwar in einer Werkstatt für beeinträchtigte Menschen, aber egal und ich habe sogar vor, in Kürze wieder Auto zu fahren, klar, komme ich manchmal an meine Grenzen, aber man sollte dann schon mit seinen Recoursen haushalten, dann passt das schon.Ich habe ein zweites Leben geschenkt bekommen und das werde ich auch nutzen so gut es geht und das Leben ist wie eine Achterbahn, es geht immer auf und ab, man muss nur wissen, wie man damit umgeht.
Ich wünsche allen, welche ein ähnliches Schicksal haben, nicht aufzugeben, weil es geht immer irgendwie weiter, wenn nicht so schnell, dann aber Stück für Stück, man muss sich nur die Zeit geben,es lohnt sich, ich spreche aus Erfahrung.
Liebe Grüße Sandra ☺️
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