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Trans Siberian Adventure
Den Plan die transsibirische Eisenbahn zu fahren schmiedete ich schon während meiner ersten Wochen in Russland. Sie komplett zu fahren, also 7 Tage lang, wäre mir etwas zu viel gewesen... Deswegen nahm ich mir ungefähr die Hälfte der Strecke vor: 4500 km bzw. 70 Stunden Zugfahrt. Die Transsibirische Eisenbahn beginnt in Moskau und endet nach 9288 km in Wladiwostok. Auf dieser Strecke, die längste Eisenbahnstrecke überhaupt, hält sie an rund 400 Bahnhöfen. Nachdem ich Silvester in St. Petersburg gefeiert und danach nochmal einen Abstecher nach Moskau gemacht hatte, wollte ich von Kasan aus die Reise Anfang Januar starten. Fragt man Leute von hier, ist Reisen in Russland im Januar völlig bescheuert - weil kalt. Punkt. Aber darauf wollte ich natürlich nicht hören. Ich fand Winterlandschaften schon immer sehr schön, und ich liebe Schnee (auf den man in Deutschland lange warten kann). Was Temperaturen angeht, stellte ich mich auf um die -35 bis -40 Grad ein. Und da es schon in Kasan zeitweise im Dezember -30 Grad hatte, schreckte mich das irgendwie nicht so sehr ab. Trotz alledem, ohne richtige Kleidung liegt bei solchen Temperaturen buchstäblich der Tod nahe. Zwar tragen hier viele Frauen lady-like Wintermäntel, die bis zu den Knöcheln reichen, aber die stehen auch nur den Russinnen (vor allem die, die wie Ballkleider geschnitten sind - halten die überhaupt warm??). Und außerdem würde ich damit in Deutschland ausgelacht werden, abgesehen davon, dass ich auch darin eingehen würde bei den deutschen Wintertemperaturen. ‘Ne Jacke, die über’n Arsch geht, gscheite Winterschuhe und oberschenkellange Strümpfe über der Hose zählten letztendlich zu meiner Grundausstattung. Dazu der von meiner Mama ausgeliehene Wanderrucksack mit eingebauter Regenabdeckung (was hätte ich ohne sie im tiefsten Sibirien getan) und schon war ich bereit für meine 11-tägige Trans Siberian Adventure.
1st Stop: YEKATERINBURG
Der nächstgelegene Bahnhof auf der transsibirischen Eisenbahnstrecke von Kasan aus ist Yekaterinburg, wo ich mit fünf meiner ehemaligen Kommilitonen aus Kasan nach 14 Stunden Nachtzug am 8. Januar ankam. Wir hatten ca. drei Tage in Yekaterinburg, die wir mehr oder weniger gut nutzten, zumindest so gut wie unser Schlafbedarf es zuließ. Die Zeitumstellung (2 Stunden vor Kasan / 4 Stunden vor DE) war ja noch nicht sehr tragisch, weshalb einige von uns einfach beschlossen nach Kasaner, also Moskauer Zeit weiter zu leben. Sowieso sind sämtliche Zugfahrpläne in Moscow Standard Time angegeben, inklusive Uhren an den Bahnhöfen. Dass wir das bei der Planung unseres Trips nicht bedacht hatten, war aber nicht allzu schlimm. So’n bisschen Kopfrechnen um auf die lokale Abfahrtszeit zu kommen war ja noch drin. Ich frage mich nur, wie die Leute in bspw. Wladiwostok klarkommen, wo ganze 7 Stunden zwischen am Bahnhof angezeigter Zeit und und tatsächlicher Zeit liegen.
Yekaterinburg, 1,3-Millionen-Einwohnerstadt am Uralgebirge, begrüßte uns mit unerwartet eisigen Temperaturen. Während unserer Zeit dort schwankte das Thermometer zwischen -25 und -35 Grad. Wie kleine Kinder im Chemieunterricht freuten wir uns beim Beobachten wie heißes Wasser in der Luft zu Schnee wurde, wenn wir es aus dem Fenster schütteten. Da Yekaterinburg knapp 40 Kilometer östlich der imaginären Trennlinie zwischen Europa und Asien liegt, ließen wir uns im Taxi zum bekanntesten Denkmal kutschieren, das im Winter offensichtlich nur selten besucht wird. Vielleicht zu Recht, bei -30 Grad hat es nur für ein paar schnelle Bilder gereicht, bevor wir uns wieder ins warme Taxi retteten. Dementsprechend, müsste man meinen, haben wir ansonsten auch nicht viel von der Stadt gesehen. Aber trotz der sightseeing-unfreundlichen Kälte, haben wir ganz Yekaterinburg vom 52. Stockwerk eines Business Centers gesehen, waren im Zirkus, sind Eisrutschen gerutscht und haben Eisskulpturen bewundert, und waren - in keinem Museum. Letzteres passierte, weil Russland seinen Bürgern großzügig extra Feiertage gewährt, wenn ein offizieller Feiertag auf das Wochenende fällt. In dem Fall war es der 7. Januar, das christlich orthodoxe Weihnachten, das dieses Jahr auf einen Samstag fiel. Vielleicht doch etwas übertrieben in dem Fall, da in Russland offiziell schon 1.-5. Januar arbeitsfreie Neujahrsfeiertage sind. Aber der 9. Januar war dann natürlich auch noch frei und somit alle Museen geschlossen.
2nd Stop: NOVOSIBIRSK
Unsere Truppe trennte sich dann nach den 3 Tagen, da ich nur einen deutschen und einen tschechischen Freund von mir von meinem Plan, im russischen Winter an den Baikalsee zu fahren, überzeugen konnte. Zu dritt traten wir unsere erste Fahrt mit der transsibirischen Eisenbahn Richtung Osten in die nach Moskau und Petersburg drittgrößte Stadt Russlands und größte Stadt Sibiriens, Novosibirsk, an. Fahrtzeit: 24 Stunden. Als wir das Innere des Zuges betraten, wollten wir direkt rückwärts wieder aussteigen. Wir hatten, wie immer, Tickets in der 3. Klasse, russisch “Platskart”, gebucht, was soviel heißt wie offener Schlafwagon mit mehr oder minder getrennten Abteilen mit jeweils 6 Schlafplätzen. Bisher nie ein Problem gewesen - bis wir diesen Zug betraten. Dort drin hatte es gefühlte 35 Grad, es stank heftig nach Schweiß und sah aus als wäre der Zug ein paar Tage seit Moskau - bei hoher Fluktuation - durchgefahren, kein einziges Mal aufgeräumt oder ein bisschen gelüftet worden. Dazu kam, dass der Platz zwischen den Betten und der Gang schmaler war als sonst. Der Zug war offensichtlich ein älteres Modell, auch Steckdosen suchten wir vergeblich, was uns handysüchtiger Generation natürlich noch mehr Grund zum Verzweifeln gab. Allerdings beruhigten sich unsere Gemüter nachdem wir knapp 12 Stunden durchschliefen. Nach gewisser Zeit gewöhnten wir uns irgendwie an unsere Umgebung - und fanden es nach den 24 Stunden sogar schon fast nervig wieder aussteigen zu müssen. Neue Stadt - neue Zeitzone. Diesmal 4 Stunden weg von Kasan, 6 Stunden weg von Deutschland. So langsam bahnte sich ein Umstellungsproblem an. Mein Freund aus Deutschland wandte immer noch die Taktik der Nichtumstellung an, und lebte nach Kasaner/Moskauer Zeit weiter. Das hätte ich auch gerne getan, nur leider machte einem das begrenzte Tageslicht einen Strich durch die Rechnung. Somit hieß das Folgendes: Noch schwereres Aufstehen am Morgen (bzw. Mittag) und sehr frühes Ermüden am Abend (was potentielle Partypläne durchkreuzte).
Trotz dessen, schafften wir es rechtzeitig an unserem ersten Tag in Novosibirsk in die Oper, für die Premiere von “Aida” (von Verdi), für die wir im Voraus Karten ergattert hatten. Wir wollten ja immerhin ein bisschen Kulturprogramm einbauen, und wenn man schon in der Nähe des größten und bekanntesten Theaters Russlands ist (in dessen Gebäude sogar das Moskauer Bolschoi-Theater vollständig hineinpassen würde), kann man ja mal einen 4-stündigen Abstecher machen. Richtig, 4 Akte, 3 Pausen. Meine erste Oper - und wahrscheinlich längste überhaupt. Ehrlich gesagt bin ich während des ersten Aktes kurz eingenickt (nur der Zeitverschiebungseffekt!), aber gegen Ende wurde es spannend und man wurde wirklich mitgerissen. Dank der russischen Untertitel, die über der Bühne eingeblendet wurden, (die ganze Oper war auf italienisch), war auch die Handlung einigermaßen verständlich. Fazit: Sehenswert, aber seeeehr lang. :D
Fun Fact: Das Nowosibirsker Operntheater war gerade fertiggestellt, als der Zweite Weltkrieg ausbrach. In der Stadt erzählt man sich bis heute, dass sich unter dem Theater ein riesiger Luftschutzkeller, vielleicht aber auch ein Geheimbunker oder gar eine ganze unterirdische Stadt befinde – mit mehreren Straßen und sogar Ampeln. Die Legende besagt auch, dass dorthin die sowjetische Regierung evakuiert hätte werden sollen, wäre Moskau von den Deutschen eingenommen worden. Es halten sich hartnäckige Gerüchte, dass sich heutzutage unter dem Theater ein künstlicher unterirdischer See befindet, der als strategische Trinkwasserreserve oder als Reservoir für die Feuerwehr dient. Aber für keine dieser Geschichten existiert eine offizielle Bestätigung.
Das Wetter in Novosibirsk war überraschend mild. Wir hatten mit kälteren Temperaturen gerechnet, waren aber ganz froh, dass wir uns somit draußen etwas länger aufhalten konnten. So marschierten wir ein bisschen durch die Stadt, die nur durch den Bau einer Brücke der Transsibirischen Eisenbahn über Russlands längsten Fluss Ob entstand, und schauten uns das Denkmal genau dieser Brücke an (eins von 5 Zug-Denkmälern dort). Wir erkundeten Novosibirsk’s unzählige Einkaufszentren, die Zentralmarkthalle (in der wir sehr schnell als Touristen entlarvt und umzingelt wurden), und natürlich ein paar andere obligatorische Denkmäler. Eine der heute 6 über den Fluss Ob führenden Brücken Novosibirsks ist die längste gedeckte U-Bahn-Brücke der Welt. Wegen Novosibirsk’s Durchschnittstemperaturen von +30 bis -30 Grad (wie auch in Kasan) ist die U-Bahn-Brücke im Sommer ganze 0.5 Meter länger als im Winter. Deshalb befindet sich die Brückenkonstruktion anscheinend auf speziellen Rollenlagern.
3rd Stop: IRKUTSK
Wir hatten tatsächlich Glück mit dem Zug, der uns von Novosibirsk nach Irkutsk bringen sollte. Der war nämlich wesentlich angenehmer mit einer Steckdose pro Abteil, recht sauberem Anschein, auszuhaltender Temperatur und allgemein mehr Platz. Das freute uns noch mehr, angesichts der 32-stündigen Fahrt, die vor uns lag. Als kleiner Retter in der Not hatten wir uns mit etwas Kognak und Cola ausgestattet, den wir auf unserer ersten Fahrt letztendlich nötiger gehabt hätten als auf dieser (aber hat sich natürlich trotzdem niemand von uns über den vorhandenen Alkoholvorrat beschwert...). So viel Zeit auf beengtem Raum hatte ich mir im Vornherein schlimmer vorgestellt als es tatsächlich war. Wenn man es richtig anstellt, vergeht die Zeit wie im Flug. Viel schlafen, viel lesen und viele Instant-Nudeln essen lautete die Devise. Auch einfach aus dem Fenster schauen war recht schön. Der Zug fuhr wirklich sehr langsam, weshalb man abwechselnd dichte weiße Wälder, Hügellandschaften, eingefrorene Seen und einsame Dörfer im Nirgendwo gut beobachten konnte. Nur unser Freund aus Tschechien hatte keine so schöne Zeit im Zug, er heulte noch einer Dame aus Novosibirsk nach, die er bei Tinder aufgerissen und gedatet hatte...
In Irkutsk, dem ‘Paris Sibiriens’, angekommen, mussten wir erst einmal feststellen, dass wir wirklich ganz schön weit weg waren. Das Tragischste für unseren tschechischen Freund war der nicht vorhandene McDonalds, während ich geschockt die Anzeige auf meinem Handy lesen musst: “Yandex Taxi service does’nt operate in Irkutsk.” Unsere geliebte Taxi-App hatte sich also entschlossen seine glorreichen Dienste mitten in Sibirien nicht anzubieten, was soviel hieß wie, wir konnten kein supergünstiges Taxi per App bestellen, wie sonst in (fast) ganz (West-)Russland, sondern mussten uns abzocken lassen von den 10 Tausend Taxifahrern, die um uns Touris buhlten. Angekommen in unserem Apartment (wir hatten auch in Yekaterinburg und Novosibirsk Apartments über Booking.com gebucht --> nur zu empfehlen) hob sich die Stimmung wieder, da wir im 17. Stock waren mit Zugang zur Dachterrasse, von der aus wir fast die ganze Stadt sehen konnten. Im Sommer wäre das natürlich noch geiler gewesen, aber selbst bei -25 Grad lohnte sich es ein paar Mal ‘frische’ Luft zu schnappen bei so einem Ausblick.
An Irkutsk mochte ich den sibirischen Flair, der nichts mehr mit Europa zu tun hat. Die sibirische Holzarchitektur im Stadtzentrum (im Gegensatz zum sowjetischen Plattenbaustil), die japanischen Rechtslenkerautos (in denen auch sonst alles auf Japanisch beschriftet ist), von denen es so viele gibt, dass sich das Einführen des Linksverkehrs lohnen würde, und das quasi Nichtvorhandensein anderer Touristen schaffte seine ganz eigene, recht asiatische, Atmosphäre. Auch die Geschichte der sogenannten Dekabristen hinterließ seine Spuren in der Stadt; Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wollte eine Gruppe junger Adliger, die sogenannten Dekabristen (benannt nach dem russischen Monatsnamen Dezember), die Zarenherrschaft abschaffen. Doch der Aufstand, die erste revolutionäre Erhebung in Russland, wurde im Dezember 1825 blutig niedergeschlagen, die Aufständischen hingerichtet oder zur Zwangsarbeit in die Weiten Sibiriens verbannt. Damit brachten die Dekabristen und deren Frauen unfreiwillig Bildung und Kultur in die entferntesten sibirischen Gegenden. Sie eröffneten Schulen für Bauernkinder, die auch Mädchen besuchen durften. In Wirtschaft, Wissenschaft, Landwirtschaft und in vielen anderen Lebensbereichen spürte man den positiven Einfluss dieser Menschen.
Okay, genug von Revolutionen. Einen Hauch von Westeuropa brachte Boris Becker in die Innenstadt Irkutsk, der uns von einem Werbeplakat eines Optikergeschäfts aus nachdenklich anblickte. (Hätten wir d’rauf verzichten können.) Getindert wurde in Irkutsk diesmal nicht mehr, zu meiner Erleichterung. Dafür fanden wir abends ein unglaublich gutes Restaurant der Kette “Antrecote“, offiziell Schaschlik-Bar, die perfektes Essen servierte. Fast besser als die Restaurantkette “Shashlikoff”, die wir in Novosibirsk entdeckten und die den Fleischspieß-Imbiss aus dem Kaukasus auf meterlangen Tellern anrichtet. 1A! In einem anderen Viertel Irkutsks, das 130-Kvartal, fanden wir noch abgefahrenere Sachen. Das Viertel wurde erst Ende des letzten Jahrhunderts restauriert und die teilweise jahrhundertealten Holzhäuser im Dekabristenstil auf Trab gebracht. Das Viertel ist heutzutage eine Touristenattraktion und ist eine richtige Gourmetmeile, weil es so viele aneinandergereihte Restaurants, Cafés und Bars gibt. Unter diesen fanden wir ein Restaurant, das sich das Konzept Luftfahrt zu Eigen gemacht hat. Einmal eingetreten, wird man von einer Stewardess begrüßt, die einen zur Garderobe führt, gleich neben dem Wartebereich zum Gate und den durch Leuchtschilder gekennzeichneten Toiletten. An der Anzeigetafel für Abflüge und Ankünfte vorbei führte die Dame uns dann in das Restaurant, das dem Inneren eines Flugzeuges so ähnlich sah, dass wir mit einem Video unseres ‘Fluges’ unsere Freunde in Kasan etwas verwirrten. Sie hätten aber auch selbst darauf kommen können, bei unseren Bierkrügen auf dem Tisch...
Last Stop: LAKE BAIKAL
Irkutsk liegt etwa 70 km entfernt vom südwestlichen Ende des Baikalsees, am einzigen natürlichen Abfluss dort, der Angara. Noch heute erzählt man sich folgende Legende: Die Angara war die einzige Tochter des Königs Baikal. Sie verliebte sich und lief fort. Ihr wütender Vater warf einen großen Stein nach ihr. Der liegt noch heute im Wasser vor dem Dorf Listwjanka, ein kleiner aus dem Wasser ragender Fels. In genau dieses Dorf am Baikalsee, die Anlaufstelle aller Touristen aus Irkutsk, fuhren auch wir an unserem letzten Tag.
Einzigartige “Perle Sibiriens”: Mit einer Fläche von über 31.000 km² ist der Baikalsee ungefähr so groß wie unser Nachbarland Belgien. Mit einer Tiefe von 1625 m ist er der tiefste See der Welt. Wegen dieser enormen Tiefe ist die Wassertemperatur selten höher als 10 Grad. Ein typischer Badesee ist der Baikalsee also nicht. Zudem ist die Oberfläche von November bis Mai komplett zugefroren. Rund zwei Drittel aller dort lebenden Tier- und Pflanzenarten kommen ausschließlich in dieser Gegend vor. Dazu gehört die Baikalrobbe, eine von zwei Süßwasserrobbenarten. Zwar haben wir keine Robben sichten können, aber dafür habe ich mir dort eine kleine, unglaublich flauschige Touri-Plüschrobbe zugelegt. Ein anderer unglaublicher Fakt ist, dass das Wasser des Baikalsees ein Fünftel allen trinkbaren Wassers dieser Welt darstellt. Mein tschechischer McDonalds-süchtiger Freund dachte typischerweise dabei nur daran, wieviel Coca Cola damit produziert werden könne. Aber er hat Recht, faszinierend!
Als wir nach einer Stunde Fahrt in Listwjanka ankamen, konnte sich keiner von uns die Enttäuschung verkneifen. Die Bushaltestelle lag zwar sozusagen genau am Ufer des Baikalsees, zwischen zwei kleinen Cafés, einem unbesetzten Tourist-Information-Büros und dem einzigen Hotel im Dorf, aber wir sahen sofort, dass der See gar nicht komplett zugefroren war. Was wir verpasst hatten war, dass der Abfluss Angara, der genau am Touristendörflein Listwjanka lag, durch seine überdurchschnittlich schnelle Fließgeschwindigkeit einfach nie einfror und dementsprechend ein winziger Teil des Baikalsees an dieser Stelle eben auch nicht. Dieser winzige Teil ist vielleicht im Verhältnis zum restlichen See winzig, aber für uns war es natürlich das Einzige, das wir vom Baikalsee an dem Tag zu sehen bekamen. An sich hätte mich das nie so sehr gestört, aber wer mal ‘Baikalsee im Winter’ googlet, weiß wovon ich spreche. Normalerweise kommt die Eisfläche des Sees einer kristallklaren Spiegelfläche gleich, da es dort fast nie schneit und das Wasser zu den klarsten der Welt gehört. Vielleicht ein bisschen naiv, hatten wir geglaubt, genau das sehen zu können. Aber dafür muss man wohl einfach weg von der Touristenanlaufstelle ein paar hundert Kilometer am Ufer entlang (an der man keine Straße finden wird) und, wie ein betrunkener Einheimischer mir verriet, am Wochenende wiederkommen (was wir auch falsch gemacht hatten denn es war Dienstag), denn nur samstags wird anscheinend an manchen Stellen die Eisfläche so freigeräumt, dass sie tatsächlich so aussieht wie auf Google...
Trotz aller anfänglichen Enttäuschung erfuhren wir, auch ohne Tourist Information (denn die war einfach stundenlang nicht besetzt) von der Möglichkeit Hundeschlitten zu fahren, oben im Dorf. Wir nahmen also ein überteuertes Taxi (natürlich funktionierte die App dort erst recht nicht) zu der besagten Stelle, wo uns die Preise zwar etwas aus den Socken hauten (30€ für 10 Minuten), aber zumindest meinen tschechischen Freund und mich nicht davon abhielten eine Runde zu fahren. Jeder bekam seinen eigenen Schlitten, durfte sich also direkt hinter den Hunden und vor dem Schlittenführer niederlassen und gut festhalten. Die Strecke war wunderschön, durch weiße Wälder und Landschaft... Zwar froren mir fast meine Finger ab (nach 10 Minuten im Warmen spürte ich sie dann wieder), aber für die grandiosen Schlitten-Drifts in der Kurve brachte ich dieses Opfer gern. Nachdem wir uns aufgewärmt hatten, machten wir uns auf zum obligatorischen Baikalsee Museum. Wie ausgestorben wirkte das Museum, dessen verschiedene Ausstellungsräume wir vollkommen alleine begutachten konnten. Alles in allem hat sich unser Trip zum Baikalsee auf jeden Fall gelohnt, ein paar brauchbare Bilder konnten wir ja schießen, auch wenn uns -25 Grad plus arschkaltem Wind draußen nach spätestens 20 Minuten einen Strich durch die Rechnung machten, weshalb wir nun fast alle Cafés entlang des Ufers Listwjankas kennen, wo wir uns selbst enteisen und unsere Handyakkus aus ihrem Winterschlaf erwecken mussten.
Am nächsten Tag, nach 11 Tagen Reise, peilten wir dekadenterweise den Irkutsker Flughafen an, um gemütlich und vor allem schnell innerhalb von 6 1/2 Stunden in Moskau anzukommen, von wo aus es weiter nach Kasan ging. Die Zeitumstellung, zurück durch 5 Zeitzonen, war weniger schlimm als andersherum auf der Fahrt gen Osten. Und jetzt, wieder in Kasan, wo ich diesen Blogeintrag schreibe und unsere Reise Revue passieren lasse, fällt mir erst richtig auf, wie viel wir erlebt haben und wie viele Eindrücke und neue Erfahrungen ich daraus, und aus meiner gesamten Zeit in Russland, in ein paar Tagen mit nach Deutschland nehmen kann. Definitiv eine unvergessliche Zeit, in der ich jeden Tag und jedes Wochenende so gut wie möglich genutzt habe, um auch ein paar andere Ecken dieses Landes zu entdecken. Danke Russland und bis ganz bald!
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Winter Wonderland Kasan
Einbruch der Eiszeit!
Der russische Winter ist da! Und ja, so wie es schon jeder vermutete - es ist arschkalt. Trotzdem möchte ich noch einmal erwähnen, dass der Sommer in Kasan mit durchschnittlich +30 Grad wärmer war als in Deutschland und ich mich deshalb eigentlich nicht beschweren kann. (Aber schwer daran zurück zu denken, bei -25 Grad...) Wie man auf dem unteren Bild sehen kann, habe ich gerade noch einen russischen Saurier erwischt, bevor sich auch dieser auf den Weg Richtung Süden machte. Das ist ja auch das einzig Vernünftige, das man machen sollte bei solchen Temperaturen. Aber neeeein, kein einziger Zarenkönig kam mal auf die verrückte Idee woanders hinzusiedeln. Dafür standen die Damen wohl schon damals zu sehr auf ihre Pelzmäntel...
Mit dem Nachtzug nach Nishny Novgorod
Schon viel zu lange her: Ende Oktober machte der Großteil unserer Truppe, bestehend aus Austauschstudenten aus Deutschland, Österreich, den USA, England und der Slowakei, einen kleinen Wochenendausflug nach Nischni Nowgorod. Mit dem Nachtzug erreichten wir nach ungefähr 10 Stunden die auch an der Wolga liegende, fünftgrößte Stadt Russlands, die größter Rüstungsstandort des Landes während WWII war.
Wie in jeder russischen Stadt, gab es hier natürlich auch wieder Universitäten, Kirchen, Museen, Theater und ‘nen Kreml zu bestaunen. Das Interessanteste am Kreml waren die kindlichen, semi-professionellen Wächter der Gedenkstätte für die im 2. Weltkrieg gefallenen Soldaten, die wohl nur auf freiwilliger Basis ihren Dienst “abstanden”. Das changing of the guards, das in Moskau z.B. eine Attraktion ist, fiel hier dementsprechend lächerlich aus, da die Kids erstens keine einheitlichen Uniformen trugen und zweitens die Choreo nur annähernd synchron saß. Aber der Wille zählt ja. :D
Fun Fact: Südlich der Altstadt können sich die Einwohner Nischni Nowgorods in einem Park namens “Nischni Nowgoroder Schweiz” erholen. :D
Eishockey! Ak Bars Kazan
Nachdem ich mir im August ein Fußballspiel vom Rubin Kasan angeschaut hatte, wollte ich natürlich auch noch ein Spiel der Kasaner Eishockeymannschaft Ak Bars von meiner To-Do-Liste streichen. Obwohl mein lieber Papa eine Eishockeykarierre hinter sich hat, musste es mich tatsächlich erst nach Russland verschlagen, damit ich mir mal ein Spiel anschaue... Hätte ich das mal früher gemacht! (Wie mein Vater jetzt auch sagen würde) Ich war absolut begeistert von der Stimmung und den Cheerleadern, die durchgängig auf einer Nebenbühne und an allen Eingängen ihre Hüften schwangen. :D Abgesehen davon, habe ich noch nie so eine Leidenschaft der Fans miterlebt; es gab kaum eine Sekunde, in der der Kasaner Fanclub keine mit Trommeln begleitete Parole raushaute. Natürlich hat Kasan seinen Gegner wieder mit Leichtigkeit besiegt, weshalb wir ordentlich mitgrölen konnten. ;)
...und plötzlich war alles weiß
So ungefähr fühlte ich mich, als - es muss Mitte November gewesen sein - über Nacht Kasan in Weiß gehüllt war. Seitdem gab es keinen einzigen Tag ohne Schnee auf der Straße. Zwar schmolz hin und wieder etwas ab, wenn sich die Temperaturen mal von unten dem Nullpunkt annäherten, aber im Großen und Ganzen sind die Schneemassen immer größer und größer geworden. Das Bild unten sieht aber etwas dramatischer aus, als es ist, in die Uni kamen wir trotzdem noch rein. ;D
Es war sehr interessant zu beobachten, wie die Russen wortwörtlich Räumarbeiten auf die Schippe nehmen (oder eben nicht). Ich konnte bisher keinen einzigen schneeschippenden Russen entdecken. Aber auch die Stadtverwaltung macht sich da nix draus. Am Anfang gab es noch den Versuch das Glatteis mit Erde, die von Bauwägen mit Schaufeln auf die Gehwege geworfen wurden, zu bekämpfen (was nur dazu führte, dass man nicht nur hinfiel, sondern auch noch schei** dreckig wurde). Öfters fragte ich mich, ob ich hier mal jemandem diese glorreiche Idee namens Streusalz verklickern sollte... Mittlerweile fahren nur noch sehr interessant ausssehende Maschinen herum, die den Schnee mithilfe insektenartiger Greifarme von den Straßen aufsammeln. Nur wegschieben wie in Deutschland ist bei den Dimensionen eindeutig keine Option. Aber die komplett weißen Gehwege, Einkaufsstraßen und märchenhaften Parks gefallen mir sehr, sehr gut. Und auch sonst entwickelt man hier als Deutscher ein anderes Verhältnis zum Schnee: Lasst'n doch einfach mal liegen!
Tagestrip nach Joschkar-Ola
Ein paar von uns verschlug es an einem Sonntag nach Joschkar-Ola, der Hauptstadt einer Nachbarrepublik Tatarstans, Marij El. Die ursprünglich genannte “Stadt des Zaren an der Kokschaga” (kleiner Wolga-Nebenfluss) liegt 3 Autostunden von Kasan entfernt, weshalb sich ein Tagestrip angeboten hatte. Ehrlich gesagt, hätte man sich als Tourist dort auch nicht sehr viel länger beschäftigen können. Zwar gab es wieder die Standardsachen anzuschauen, und auch sonst waren die Gebäude echt schön und die Innenstadt ganz süß, aber ich habe noch nie eine - ich würde nicht sagen leblosere, aber - ruhigere Stadt erlebt. Man könnte meinen, dass mindestens die Hälfte der 250.000 Einwohner Joschkar-Olas (was auf Mari “Rote Stadt” bedeutet) Ü60 sind. Trotz alledem, haben wir das Beste daraus gemacht und uns u.a. auf Joschkar’s einzigartigem Honigmarkt (bestehend aus 2 Ständen) prächtig amüsiert. ;D
“Monument der Frischvermählten” - Grace Kelly und Rainier III. Wer bitte kam auf diese Idee...?! :D
Kazan’s Temple of all religions
Recht spät schauten wir uns Anfang Dezember endlich den Tempel aller Religionen an, oder “Tempel der Kultur und Wahrheit”, am Rande Kasans. Mich beeindruckten nicht nur die bunten Farben, sondern auch, dass tatsächlich eine orthodoxe Kirche, eine Moschee und eine Synagoge auf einem Fleck standen. Besser könnte man das friedliche Zusammenleben aller Religionen seit so vielen Jahren in ganz Tatarstan, und vor Allem in Kasan, nicht darstellen. Türme mit Kreuz, Davidstern, Mondsichel und Ying-yang stehen hier direkt nebeneinander. Der Tempel wurde 1992 gebaut, aber bis heute noch nicht ganz fertiggestellt (Erinnerte mich an die Sagrada Familia in Barcelona). Der verantwortliche Künstler wohnt witzigerweise in dem Konstrukt, weshalb man den Tempel leider nicht von innen anschauen kann. Gearbeitet wird noch an insgesamt 16 Kuppeln, die 16 Weltreligionen repräsentieren sollen.
Auf der gegenüberliegenden Seite hatten wir einen atemberaubenden Ausblick über die unglaublich breite, zugefrorene Wolga. Leider fanden wir keinen Weg herunter, um ein bisschen auf ihr zu spazieren, aber ich schaff das schon noch! ;)
Letzte Tage an der Uni
Genau, da war ja noch was, die Uni... :D Kommt jetzt wohl so rüber als hätte ich außer Reisen und Sightseeing sonst nichts geschafft - Pustekuchen! Ich befand mich quasi bis vor ein paar Stunden noch in der Prüfungsphase, die knapp zwei Wochen aus Russischprüfungen, Englischprüfungen und Wirtschaftsprüfungen bzw anderweitiger Leistungserbringung bestand. Bis heute also, der Tag an dem ganz verrückte Leute irgendwo im Westen den 2. Weihnachtsfeiertag feiern, hatte ich noch Einiges zu tun, aber morgen zisch ich endlich nach Petersburg ab, wo ich mir mit ein paar Leuten Silvester á la Rossyia vorgenommen habe. ;)
Zum Unileben: Natürlich war mir klar, dass es anders wird als in Deutschland. Aber als Ausländer in dem russischen System klarzukommen stellte für fast alle foreign students hier von Anfang an eine recht große Herausforderung dar. Immerhin wohne ich nicht im Studentenwohnheim, denn das hat den meisten Leuten das Leben hier noch schwerer gemacht. Aber ich fange woanders an... Ich hatte schon einmal erwähnt, dass ich Wirtschaftskurse mit Studenten eines Masterstudiengangs, die kurz vor ihrem Abschluss stehen, belegt habe, da ansonsten keine Kurse auf Englisch an der Fakult��t angeboten wurden. So weit, so gut. Da die russischen Studenten, ob im Bachelor oder Master, in kleine Gruppen aufgeteilt werden, die bis zum Abschluss zusammen bleiben, lernte ich schnell alle kennen und lieben. ;) Was den Unterricht angeht, war Kopfschütteln meistens meine Antwort, wenn mir die Worte fehlten (was öfters vorkam). Ins Detail gehe ich nicht, da ich alles in allem ein Semester in Kasan empfehlen kann, und sich Austauschstudenten auf der ganzen Welt entsprechenden Problemen stellen müssen, aber ein paar Sachen muss ich doch los werden . :D
Am meisten enttäuscht hat mich, dass viele Dozenten offensichtlich keine Ahnung davon haben, wie man einen Unterricht gestaltet und Lernstoff vermittelt. Wenn es nicht schon am Englisch beider Seiten scheitert, stellt auch die Arbeitsmoral der russischen Studenten eine Hürde dar. Vielleicht können sie auch einfach nichts dafür, weil dieses verschulte System ihnen nichts anderes beibringt, aber ein generelles Interesse daran etwas zu lernen - vor Allem in einem Masterstudiengang - sollte doch schon vorhanden sein. Stattdessen ist, auch von Seite der Dozenten, Quantität vor Qualität die Devise. Viele Hausaufgaben sind in kurzer Zeit zu erledigen, viele umfangreiche Präsentationen zu halten, aber Referenzen/Quellenangaben sind generell überflüssig, was dazu führt, dass regelmäßig 100% aus dem Internet kopiert wird und eine eigene Leistung fast unermittelbar ist. ...Wie auch immer, jetzt fühle ich mich schlecht, so viel Kritik auszuüben, obwohl ich alle meine Kommilitonen so ins Herz geschlossen habe... :D
Deshalb hier mein recht positives Fazit: Meine Russischkurse waren tatsächlich sehr effektiv und haben Spaß gemacht, und auch während meines Wirtschaftsstudiums hier habe ich doch eine Menge gelernt, was mir in Zukunft zugute kommen wird. Alles in Allem hatte ich eine aufregende und herausfordernde Zeit an der Kazan Federal University, so wie es sein soll, und bin dankbar für die herzliche Aufnahme und jeglicher Hilfe während der Zeit. :)
Aber Abschied von der Uni heißt nicht Abschied von Russland! Petersburg und Moskau warten, und im Januar habe ich noch Einiges mehr geplant... Ich halte Euch in Facebook auf dem Laufenden, wohin es mich noch so verschlagen wird. :*
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A Student’s Life in Russia
Ich lebe noch! In den letzten sechs Wochen ist natürlich wieder viel passiert, weshalb ich es sehr zu schätzen weiß, wenn es jemand bis zum Ende des Blogeintrags schafft! ;)
#stuffonly #russenundenglisch #wasistdadrin
English & other Horror Stories
Als kleine Introduction, dachte ich, beschreibt das Bild ganz gut, was ich hier schon an English Horror Stories durchmachen musste. Selbst schuld, wer vorhat in Russland English Linguistics weiter zu studieren. Das kannst du vergessen, haben sie gesagt, wahrscheinlich ist dein Englisch sogar besser als das der Dozenten, haben sie gesagt. Und sie hatten leider, leider recht, weshalb ich ganz froh bin, dass dieser Teil meines Studiums hier nur ein ganz kleiner ist. Die meiste Zeit in der Uni verbringe ich nämlich am Institute of Economics and Finance, wo ich Wirtschaftskurse zusammen mit russischen Studenten habe, die den Master General and Strategic Management im zweiten Jahr studieren. Diese Kurse, die alle abends stattfinden, da die meisten Masterstudenten hier tagsüber arbeiten, sind die einzigen Kurse auf Englisch am ganzen Institut. Dass mir das Niveau zu hoch sein könnte, war mir schon klar. Nur, dass sich diese Befürchtung als fast unbegründet herausstellen sollte, war irgendwie schockierend. Tatsächlich ist nicht nur das allgemeine Englischniveau, wie ich es in einem Masterstudiengang nicht ganz so schlimm erwartet hatte, sondern auch die Unterrichtsform und die Arbeitsmoral der Studenten für mich hier sehr gewöhnungsbedürftig gewesen. (Aber dazu vielleicht im nächsten Eintrag mehr)
Abgesehen von den englischen Wirtschaftskursen, habe ich mich auch an zwei Kurse auf Russisch getraut. Die sind zwar auf Bachelorniveau, aber eben auf Russisch, was die ganze Sache für mich nicht unbedingt leichter gestaltet. :D Trotz alledem, verbessert sich mein Russisch natürlich von Tag zu Tag, was mich todesmutig darauf hoffen lässt, dass ich diese zwei Klausuren bestehe…
#KFUhörsaal #econometrics #auchnochaufrussisch #hilfe
WG gesucht auf Russisch
Vor knapp zwei Monaten, als ich noch bei meiner russischen Gastfamilie wohnte, war ich mir unsicher, ob ich zum Semesterbeginn ins Wohnheim ziehe oder mir selbst eine WG suche. Auszuziehen war ohnehin von Vornherein geplant, da die Gastfamilie genauso teuer ist wie mein Zimmer in Gießen und es hier sehr viel günstigere Optionen gibt. Ich entschied mich letztendlich für die teurere der günstigen Optionen, eine WG in der Innenstadt. Ca. 30 mal teurer als Wohnheim, aber immer noch akzeptabel, bei 140€ im Monat. ;) Ich denke, meine amigas Leandra und Sara, in Belgien und Australien, können davon nur träumen… :D Das Zimmer zu finden war aber gar nicht so einfach. Zwar hatte ich einen Tipp bekommen für eine günstige Agentur in Kasan, aber dass die ihr kleines Mafia-Büro irgendwo im Nirgendwo hatten, hätte mir jemand ja mal früher sagen können. :D Gott sei Dank hatte ich zwei Freunde aus der Sprachschule mit dabei, die besser Russisch sprachen als ich, und mir damit enorm helfen konnten (Ein großes Dankeschön hier nochmal an Kristina und Marcel!). Auch sonst hätte ich wahrscheinlich erstens, das ‘Büro’ nicht gefunden, und zweitens, vielleicht auch nie wieder nach Hause… :D Vor dem Eingang hinter dem riesigen Plattenbau saßen schon sehr unheimliche Kerle und als wir nach ein paar Gängen dann den Raum fanden, den wir die ganze Zeit gesucht hatten, war ich schon etwas verwirrt. Halbnackte tätowierte Männer waren am Pizza essen, irgendwelche Frauen lauthals am telefonieren und rauchen, und die Ausstattung sah auch ganz und gar nicht nach Maklerbüro aus. Alles in allem hatte ich das Gefühl, dass da noch ganz andere Geschäfte abliefen. :D Beschwert haben wir uns trotzdem nicht, denn die Provision lag bei umgerechnet nur 55€ und einen guten Job haben sie letztendlich ja auch gemacht. Ein paar kleine und böse Überraschungen gab es zwar bisher, aber ich bereue meine Wahl auf keinen Fall.
Gezeigt wurde mir (von meinem jetzigen Vermieter, der nur ein Jahr älter ist als ich) ein Zimmer in einer noch leerstehenden 5-er WG, mitten in Renovierungsarbeiten. Perfekte Lage, im gehobeneren Regierungsviertel, nur 10 Minuten zu Fuß in die Innenstadt. Da habe ich natürlich nicht lange gefackelt! Ich wusste aber noch nicht, dass ich die Einzige sein würde, die sich das Zimmer NICHT teilt, was bedeutet, dass ich jetzt 8 Mitbewohner habe (von denen eigentlich keiner richtig Englisch kann). Abgesehen davon, geht der Kühlschrank nicht und das Bad war 4 mal so verstopft, dass man weder auf’s Klo noch duschen konnte. Aber trotz alledem, fühle ich mich hier tatsächlich wohl. Das ist auch gar nicht so unverständlich, wenn man bedenkt, dass meine Freunde im Wohnheim wie pubertierende Teenager behandelt werden. Ausgangssperre von 22-5 Uhr, Alkoholverbot, Gästeverbot, wöchentliche Zimmerkontrolle, Kameras auf den Gängen, 2-/3-Bett-Zimmer… Außerdem braucht man ca. 40 Minuten mit dem Bus in die Innenstadt, was mich auch schon unglaublich nerven würde.
Mein Bett im neuen Zimmer habe ich mir allerdings selbst organisieren müssen. Dank einem meiner usbekischen Freunde und seinem Auto, konnte ich das im Zimmer vorhandene, nach Gefängnis aussehende Metallgestell durch ein in einem russischen Hinterhof erworbenes, neues und sehr bequemes 1.40er Bett ersetzen. (Wonach ich allerdings Angst hatte bei den anderen ein falsches Bild über mich zu erwecken, da sonst tatsächlich alle auf diesen menschenunwürdigen Dingern schlafen). Im Endeffekt sind alle neidisch auf mich, aber mögen mich trotzdem. :D Leider habe ich kein Foto von dem Auto mit Matratze auf dem Dach, das an dem Tag für Aufsehen sorgte, aber natürlich nach russischen Standards gesichert war - also gar nicht! ;D
#neuebleibe #regierungsviertel #karlmarxstraße #9erWG #alleinunterrussen
#dasnennichmal #tiefergelegt :D
Declaring my Love to Kazan
Noch ein paar Bildchen von einem kleinen Ausflug zum Kreml & Co. Kasan mag keine Metropole wie Moskau oder Petersburg sein, aber eine sehr sympathische Stadt mit hohem Wohlfühl-potential. Ich finde es super, hier und da zufällig Freunde zu treffen oder einfach alles zu Fuß erreichen zu können. Ich weiß es zu schätzen, dass die Mieten und Preise hier nur halb so hoch sind wie z.B. in Moskau oder dass es hier für Einheimische noch was Besonderes und Aufregendes ist auf Ausländer zu treffen. Kasan ist nicht zu groß und nicht zu klein, das perfekte Mittelding und ein super angenehmer Wohn- und Studienort und hat hiermit meine Liebeserklärung eindeutig verdient! ;D
#nevertoolatetodiscovernewplacesin #kazan #unitedstatesgermanykazakhstan #kremlkazan #kulsharifmoschee
Random pic of me and my russian, japanese and korean friends :D
Putin Superstar
Nichts Ungewöhnliches, in den Einkaufsläden einen oberkörperfreien Putin auf Pferden oder Bären reitend zu sehen, der einen von T-Shirts, Tassen und sonstigen ‘Fanartikeln’ anlacht. Aber als uns in der zweiten Uniwoche auf einmal Putin und Minnichanow beim Russischunterricht zuschauten, ausgerüstet mit Fahnen und einem Souvenir-Tellerchen, fühlte ich mich dann doch etwas propagandisiert. :D Kurz danach dachte ich dann, wenn schon denn schon, und kaufte mir eine wunderschöne Putin-Hülle für meinen Studentenausweis, von der aus mir Putin jeden Tag zuzwinkert. Was gibt es Besseres! Nun ja, für viele meiner russischen Kommilitoninnen anscheinend tatsächlich nicht viel. Liebesgeständnisse von 19-jährigen Mädels an den guten Putin musste ich mir schon häufiger anhören… Leute, der Mann ist 64 und alles andere als sexy! (Ich hoffe ich werde aufgrund dieser Aussage nicht ausgewiesen)
#Russischunterricht #Putin #immerdabei #PräsidentTatarstans #Minnichanow #darfauchnichtfehlen
Victory! - Great Patriotic War Memorial
Der Park Pobedy - Park des Sieges - in Kasan soll als eine Art Open Air Museum an den Sieg über Deutschland im Großen Vaterländischen Krieg (Great Patriotic War) während des 2. Weltkrieges erinnern. Das schafft er auch ganz gut mit den vielen mächtigen Panzern und der Gedenkstätte an alle Helden des Krieges (natürlich mit eternal flame). Tatsächlich hat das in Kasan produzierte Kriegsgerät anscheinend zu einem großen Teil zum Sieg beigetragen. Da kann man, vor Allem als Deutscher, nur sagen - ein Hoch auf Kasan! Spaß beiseite, an gewissen Orten fühlt es sich hier einfach besser an sich nicht direkt als Deutscher zu outen… :D
#parkdessieges #openairmuseum
My youngish friends from Kazakhstan…
Seit ich in Kasan bin, habe ich schon Leute aus ganz Zentralasien kennengelernt; Turkmenistan, Usbekistan, Tadschikistan, Kirgistan, und die meisten aus Kasachstan. Meine Freunde hier auf den Fotos unten sind aus Kasachstan und absolvieren ihr komplettes Bachelorstudium hier in Kasan. Wenn man bedenkt, dass die Jüngste unter ihnen, Altynzer heißt sie, vor 2 Wochen erst ihren 17. (!) Geburtstag mit uns gefeiert hat, ist das schon sehr beachtlich. Als ich 16 war, habe ich noch nicht mal ans Abi gedacht, und schon gar nicht an Studium, und das erst recht nicht im Ausland… Aber das sind tatsächlich zwei verschiedene Welten. Wie in der Ukraine, gehen auch die Russen direkt nach der Schule, also meistens mit 17, an die Uni. Sowas wie’n Gap Year, FSJ oder Auslandsjahr, macht hier niemand (abgesehen vom einjährigen Pflichtwehrdienst für die Männer). Dementsprechend sind die Bachelorabsolventen hier höchstens 21. Das Bachelorstudium dauert hier aber auch ein Jahr länger, also 4 Jahre, da der Staat so lieb ist und allen Studenten aller Fachrichtungen zu Beginn des Studiums extra allgemeinbildenden Unterricht, wie bspw. Mathe, Russisch, Geschichte, aufdrückt, bevor man dann mit seinem eigentlichen Studium beginnen kann. Das konnte ich schon in der Ukraine kaum glauben. Das Hochschulsystem ist extrem verschult, man hat kaum Wahlfreiheit, wird wie in der Schule in Klassen eingeteilt, in denen man bis zum Abschluss bleibt, und es gibt zentralisierte Lehrpläne und straffe Stundenpläne anstatt von Vorlesungsverzeichnissen (was mir erhebliche Probleme bereitet hat beim Planen meines Studiums hier). Aber genug von Uni geredet, mit meinen lieben Kasachen kann man, wie man sieht, auch außerhalb der Uni unglaublich viel Spaß haben (und ich schwöre alle anderen sind schon 18 ;D).
#friendsfromkazakhstan
Clubbing in Russia
Es wird mir wahrscheinlich niemand glauben, wenn ich sage, dass ich in 2 ½ Monaten nur einmal in Kasan feiern war. Stimmt aber! Obwohl mich ja schon Gießen insoweit verändert hat, dass eher Café, Bar und Kneipe an der Tages- bzw Nachtordnung lagen als Disco (was an dem Angebot liegt). Aber auch hier treffen wir uns eher in günstigen Bars als uns die Nächte in irgendwelchen Clubs um die Ohren zu schlagen. Das liegt einerseits auch an dem Angebot, da viele Clubs hier außerhalb liegen und recht teuer sind für russische Verhältnisse, und andererseits, weil man sich in einer etwas ruhigeren Atmosphäre doch einfach besser unterhalten kann. Das hält uns ja nicht vom Alkohol ab und getanzt haben wir auch schon viel in den Bars hier (oder auf Wochenmärkten). :D Es macht viel mehr Spaß, vor allem wenn man jeden Tag neue Leute von überall her im Gepäck hat, und man hat auch viel mehr davon, als sich die ganze Nacht umher zu schubsen und angegrapscht zu werden. ;) Trotz aller Kritik, war es eine verrückte Nacht im T.E.A.T.R.O. Kazan, mein Dank geht an Evelina und Albina (die eh kein Deutsch verstehen :D)!
#nightout #russianclub #teatrokazan
Uzbek Food & Russian Traffic
Durch meinen lieben usbekischen Bett-Transporteur (:D) habe ich, abgesehen vom russischen Essen, auch ein paar usbekische Leibspeisen probiert. Das auf dem Foto nennt sich Lagman und ist bisher das Leckerste, was ich hier gegessen habe. Morgen bin ich sogar bei seinem Bruder eingeladen, der uns und ein paar Freunden Pilaw kocht, ein orientalisches Reisgericht, was seine Ursprünge im Iran hat, aber in Usbekistan wie auch in Tatarstan sehr beliebt ist.
Weil ich so lieb bin, durfte ich natürlich auch schon mit seinem Auto fahren. :D Und das war echt ein Erlebnis, in einem ‘etwas’ älteren Chevrolet, der lächerliche 280.000 km auf dem Buckel hat, dessen Scheinwerfer, Hupe und Scheibenwischer zwar nicht mehr funktionieren, aber hey, wer braucht das schon - im russischen Straßenverkehr gelten andere Regeln! Da hält man sich auch nicht an Fahrbahnmarkierungen - gesetzt den Fall, dass sie überhaupt vorhanden sind. Obwohl ich sagen muss, dass das dann auf ‘ner - theoretisch ca. 6-spurigen - Fahrbahn ganz schön Spaß macht und einen eher an Grand Theft erinnert als an den deutschen Straßenverkehr. :D Mama, Papa, macht Euch deshalb bitte keine Sorgen um mich, ich könnte wetten hier sterben mehr Menschen an zu hohem Wodkakonsum als an Verkehrsunfällen! ;)
#ridindirty #russianstreets #bestekarre #280000kmläuft
Karaoke Deluxe
Ohje, so oft wie wir hier Karaoke singen gehen, verfalle ich immer wieder nostalgisch in Gedanken an die SingStar Zeit so long ago. Karaoke ist hier tatsächlich fast so beliebt wie wahrscheinlich in Japan. Alle Karaoke Bars hier in Kasan, und davon gibt es viele, sind mit der gleichen Karaokesoftware ausgestattet, das eine wirklich große Auswahl an englischen Liedern hat. Das hat mich echt überrascht, weil wir im Endeffekt dort immer die Einzigen sind, die die englischen Karaokeklassiker & beyond auspacken. Die Russen kennen an englischen Liedern meist nur Britney Spears und trauen sich auch sonst nicht an die Liedtexte, was mich mal wieder nicht wundert, bei dem allgemeinen Stand der Englischkenntnisse hier. :D
#karaoke #sogarenglischeliedergefunden #unddierussenkennennurbritney
Auf den Spuren der Wolgabulgaren - oder so…
Letztes Wochenende haben wir tatsächlich mal wieder einen Ausflug mit dem Bus gestartet. Drei ganze Stunden fuhren wir durch das Nichts Russlands, endlose Weiten, jede 30 Kilometer mal ein Dorf mit 5 Häusern (was die ländliche Einwohnerdichte von unter 1 Einwohner/km2 erklärt)… Bis wir in der sagenumwobenen 8.000-Einwohner-Stadt Bolgar ankamen. Die kleine, aber berühmte Stadt liegt wie Kasan an der Wolga und auch noch in Tatarstan. Eigentlich ist sie nur ein Turistenmagnet, weil es mal Zentrum der Wolgabulgaren war und bedeutende Burgstadt mit Fernhandelsverbindungen, weshalb dort einfach viele Stücke zum Ausstellen gefunden wurde. ;) Die White Mosque, zu der wir ‘ne halbe Stunde über eine nicht befahrene Landstraße laufen mussten, auf der Schilder vor Kühen warnten, fand ich am schönsten und macht unserer blau-weißen Kul-Sharif Moschee in Kasan echt Konkurrenz. Bolgars historischer Komplex gehört seit 2014 sogar zum UNESCO-Weltkulturerbe. Alles in allem ja sehr beeindruckend. Nur leider hatten wir echt kein Glück mit dem Wetter, weshalb ich fast schon froh war, dass der Busfahrer uns ganze 2 ½ Stunden Zeit gegeben hatte, bis wir uns wieder auf den 3-Stunden-langen Rückweg machten (Sinn?). :D
#ausflugnach #Bolgar #arschkaltaberwasmussmuss #whitemosque
Ich hoffe, ich schaffe es diesmal ein wenig eher wieder etwas auf’s Blogpapier zu bringen und schicke Euch ganz liebe Grüße aus Kasan! :) :*
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Hello Moscow!
Die paar freien Tage zwischen Sprachschule und Semesterbeginn Ende August nutzte ich um einen Freund aus den Niederlanden nach Moskau zu begleiten. Da ich diese Entscheidung recht spontan traf, waren die Nachtzüge, die ich eigentlich bevorzugt hatte, genauso teuer wie Flüge hin und zurück, weshalb ich mich für Letzteres entschied. Das sparte schon einige Zeit ein, wenn man bedenkt, dass man mit dem Nachtzug sonst über 12 Stunden unterwegs ist. Hätte ich aber trotzdem spannend gefunden. Das wäre immerhin schon meine zweite Fahrt mit dem Nachtzug gewesen, nachdem ich letztes Jahr in der Ukraine schon 10 Stunden über Nacht von Poltava nach Odessa gefahren bin. Das war auch ganz witzig.;) Dagegen war der Fug tatsächlich etwas langweilig, aber dafür die Zeit in Moskau umso spannender.:) Wir checkten Samstag Nachmittag im Hostel Kremlin Lights ein, das tatsächlich direkt neben dem Moskauer Kreml liegt. Bei umgerechnet 20€ für zwei Nächte so zentral kann man auch nicht meckern. Es war mein erstes Mal in einem 8-Bett-Zimmer und ich muss sagen, ich würde es jederzeit wieder einem stinknormalem Hotelzimmer vorziehen! Man lernt automatisch interessante Leute aus aller Welt kennen und hat trotzdem (zumindest in diesem Hostel) seine Privatsphäre, da jedes Bett einen Vorhang hat, den man einfach zuziehen kann. Das Hostel war auch sonst sehr gemütlich, gepflegt und sauber. Kann ich wirklich jedem empfehlen, der mal nach Moskau reist.:)
Moskauer Kreml
Roter Platz und St. Basil’s Cathedral
Kitay Gorod - Chinesisches Viertel
Gorky Central Park of Culture and Leisure
Abgesehen vom üblichen Sightseeing (Kreml, Roter Platz, Gorky Park) machten wir natürlich auch das Nachtleben in Moskau mit. Über einen Österreicher aus dem Hostel lernten wir am ersten Abend vier partywütige Russinnen kennen, mit denen wir die ganze Nacht um die Häuser zogen. Das war wirklich die teuerste Nacht seit langem. Obwohl wir hier von insgesamt 50 oder 60€ sprechen, was in Deutschland für ‘ne Partynacht ja generell nicht viel ist. Aber im Vergleich zu Kazan, wo man ein Bier für umgerechnet 1,5€ kriegt ist Moskau mit 5€-Bier selbst für europäisches Niveau gut dabei. Ich fragte mich die ganze Zeit, wie sich die Russen ein Leben in Moskau überhaupt leisten können. Vor allem, da die russischen Partygirls dauernd meinten die Preise wären doch total normal und uns ständig Shots ausgaben. Davay! :D
Moscow by night
Trotz dass wir unseren Rausch ausschlafen mussten, haben wir in den nächsten Tagen noch verhältnismäßig tapfer Touri-Programm durchgezogen. Wir machten eine Metro-Tour, was soviel hieß wie an jeder Station einmal aussteigen und die künstlerisch gestalteten unterirdischen Metrostationen bestaunen. (Siehe Bilder) War tatsächlich sehr beeindruckend. Genauso wie das Jewish Museum and Centre of Tolerance, wo wir am letzten Tag waren. Ein interaktives Museum über die Geschichte der Juden in Russland, wo man doch schon sehr eine kräftige Finanzspritze und Putin-Propaganda verspürte. An sich ein paar sehr interessante Tage in Moskau, aber noch lange nicht genug Zeit für alles was Moskau zu bieten hat. Ich hoffe ich schaffe es noch ein zweites Mal dorthin solange ich in Russland bin.:)
Underground Metro Tour
Jewish Museum and Centre of Tolerance
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Russian Language Summer School - August ‘16
Wooooooow! Ich kann kaum glauben, dass ich es in über zwei Wochen keine einzige ruhige Minute an den PC geschafft habe... Ich war einfach dauernd on Tour - und das ist ja auch gut so :) Aber dafür muss ich hier jetzt einiges nachholen - wo fang ich an...
Fun24
Die geilste Nacht in Kazan bislang - das Spieleparadies für Erwachsene: FUN24. Drei Stockwerke pures Vergnügen, von Autoscooter über 5D Kino bis Rodeo Reiten. So viel Spaß in einer Nacht gibt’s sonst nirgendwo. Das Bier floss natürlich auch in Strömen, was die ganze Sache noch ein bisschen witziger machte. ;) Es gab alles was das Herz begehrt: Air Hockey, Bowling, Billiard, Schaumparty, Karaoke, Bier Tower, Fast Food etc. Der Eintritt für Männer war umgerechnet 3€, und Frauen durften kostenlos rein. :) Das war unser erstes, aber eindeutig nicht letztes Mal im FUN24. Vor allem, da freitags sogar eine Food-and-Drinks-Flatrate angeboten wird - man zahlt 800 Rubel (=11€) und kann so viel essen und trinken, wie man will. Der nächste Freitag kommt bestimmt! :D
Raifa Monastery of the Mother of God / Raifa Bogoroditsky Kloster
Mein erster Ausflug, zusammen mit allen Sprachkursteilnehmern, ging zum Raifa Bogoroditsky Kloster, das ca. 30 km von Kazan entfernt liegt. Ich habe nicht sehr viel verstanden, von dem was unser Tourguide auf Russisch so von sich gab, aber das wäre sowieso nicht das interessanteste Blogmaterial! :D Schön war es ja trotzdem, deshalb gibt’s auch ein paar Bilder. :)
(Random Metro Pic mit meinen lieben Mitschülern :D)
Свияжск (Sviyazhsk)
Mein zweiter Ausflug, diesmal mit zwei Mädels aus dem Sprachkurs, ging per Boot nach Sviyazhsk. Sviyazhsk ist ein Inseldorf mit ganzen 276 Einwohnern. Die Insel ist 1,2 km lang und 0,7 km breit und liegt knapp 30 Kilometer von Kasan enfernt. Abgesehen davon, dass die Insel recht schön anzusehen ist, fand ich es sehr interessant, dass in den früheren Klöstern ab den 1920er-Jahren ein Gefängnis, dann ein Umerziehungslager für obdachlose Jugendliche und ab 1953 eine psychiatrische Klinik untergebracht war. (Shutter Island? :D)
(Immer schön Kopftuch tragen.)
Das erste Mal Baden in der Wolga. :)
(Ich bin die, die sich da im Wasser freut wie ein kleines Kind)
Erkundung der universitätsinternen Museen
Neben dem täglichen dreistündigen Sprachkurs standen während der Summer School auch einige von der Uni organisierte Exkursionen in Museen an. Für den Großteil dieser Exkursionen mussten wir noch nicht einmal das Gebäude verlassen. Man geht nur ein Stockwerk höher und schon steht man z.B. im Edward Eversman Zoology Museum, in dem man über 50.000 Exponate bestaunen kann. Die waren zwar teilweise fast 200 Jahre alt, was man an den aufplatzenden Nähten und dem herausquillenden Füllmaterial sehen konnte, aber eigentlich war ja genau das interessant daran. In den Gebäuden der KFU findet man sogar noch 7 weitere Museen. Ned schlecht, Herr Specht!
Kazan by night
Soviel mehr als die Überschrift und die Bilder sagen kann ich gar nicht hinzufügen. ;) Auf dem ersten Bild sieht man das Theater von Kazan und auf dem zweiten Kazan’s Wahrzeichen - die Qolşärif Moschee, die, nachdem sie im 16. Jahrhundert von Ivan The Terrible zerstört wurde, erst Ende des 20. Jahrhunderts wieder aufgebaut wurde. Sie ist also noch recht jung und sieht ziemlich modern aus.
MATCH! Rubin Kazan vs. FC Anzhi Makhachkala (1:2)
Ich bin ja zwar sonst nicht der größte Fußballfan, aber zu einem Spiel von Rubin Kazan habe ich mich gerne überreden lassen. ;) Und so schlimm war es auch gar nicht, obwohl Kazan verloren hat...
озеро глубокое казань - Lake Glubokoye
Wer hätte es gedacht, dass man sich in Russland am See fühlen kann wie im Urlaub in Italien (Ich auf jeden Fall nicht). Bei über 30 Grad den ganzen August über mussten wir uns schon ab und zu eine Abkühlung gönnen. Ein bisschen außerhalb entdeckten wir den See Glubokoye, der mitten im Wald liegt. Dort verbrachte ich mit ein paar Leuten vom Sprachkurs einen Tag am See, der nicht besser hätte sein können. :) Also ihr Lieben, falls ihr’s noch nicht wusstet: In Russland kann man wunderbar Sommerurlaub machen! ;D
Final snapshots
Und so schnell sind 4 Wochen in Kazan vorbei... Die Summer School hat sich sowas von gelohnt. Ich bin im Nachhinein sehr glücklich über meine Entscheidung den Kurs vor Semesterstart zu machen. Der bestand zwar zu 70% aus Deutschen, was meinen Plan durchkreuzte mich hier von Deutschen fernzuhalten, aber ich bin froh über jede einzelne Bekanntschaft und neu gewonnene Freundschaft während der paar Wochen hier. :)
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Sommer in Russland
Ja, das ist tatsächlich ein wunderschöner, unschuldiger Strand mitten in Kazan an der Wolga. Am Sonntag habe ich dort gerade noch so den Sonnenuntergang erwischt. Die Temperaturen sind hier optimal um zu wirklich jeder Uhrzeit schwimmen zu gehen (war ich aber noch nicht). Seit ich hier bin, gab es schon an einigen Tagen über 30 Grad, was sich aber in Wirklichkeit noch heißer anfühlt. Man ist eigentlich nur am Schwitzen... Ich hätte nicht gedacht, dass ich mich hier jemals so sehr über eine Klimaanlage in meinem Zimmer freuen würde. :D Vor allem, da das hier ein echter Luxus ist. In der Uni gibt es keine einzige und auch im Wohnheim anscheinend nicht. Wenn ich in knapp drei Wochen ins Wohnheim ziehe, kühlt es hoffentlich ein bisschen ab... Eigentlich sage ich das ungern, da ich die russischen Tiefstwerte im Winter echt nicht herbeisehne! Auf -20 Grad freut sich, glaube ich, niemand...
Am Samstag lud einer meiner deutschen ‘Mitschüler’ vom Sprachkurs zu seiner Einweihungsparty ein, da er in ein eigenes Apartment gezogen ist. Ehrlich gesagt überlege ich es mir auch, mir etwas Eigenes zu suchen. Man zahlt dann zwar monatlich umgerechnet ca. 150€ statt 5€ (im Wohnheim), aber jetzt, wo ich das hier so eintippe, kommt es mir noch lächerlicher vor als ich es sowieso schon fand. :D Bei den Preisen hier müsste man meinen, dass wir Westeuropäer so richtig auf die Kacke hauen, aber genau das Gegenteil ist der Fall: Man sucht trotzdem automatisch nach dem billigsten Preis. In meinem Fall wäre das also 5€ für’s Wohnheim, worauf es wahrscheinlich hinauslaufen wird... :D
Die Uni in Kazan ist wirklich recht schön. Mit über 200 Jahren auf dem Buckel ist sie die zweitälteste Uni in Russland. Das große Lenin-Denkmal vor dem Uni-Hauptgebäude erinnert an dessen Studium an der Kazan Federal University Ende des 19. Jahrhunderts (worauf hier alle sehr stolz sind). Da hier noch Semesterferien sind, sind die Uni und die Bib ziemlich leergefegt. Das wird sich in zwei Wochen höchstwahrscheinlich schlagartig ändern. Immerhin studieren hier rund 40.000 Studenten, genauso viele wie an meiner Uni in Gießen. Gießen als Stadt mit der höchsten Studentendichte Deutschlands, mit nur ca. 80.000 Einwohnern, kann aber definitiv nicht mit den 1,2 Mio Einwohnern Kazans mithalten. ;D
Die ‘Baumana Ulitza’ ist die größte Einkaufsstraße hier in Kazan. Sie verbindet den Tukaya Square (von dem aus ich das Bild gemacht habe) mit dem Kazaner Kreml, einer historischen Zitadelle aus dem 16. Jahrhundert, die zum Weltkulturerbe der UNESCO zählt. Natürlich habe ich mir dieses kulturell wertvolle Erlebnis noch nicht angetan, sondern bin nach dem Sprachkurs bisher lieber in den ganzen Bars unterwegs gewesen mit meinen ‘Mitschülern’ (PUB CRAWL! :D). Was mich nicht sehr überrascht hat ist, dass es recht viele auf deutsch getrimmte Pubs gibt. Das war in der Ukraine nicht anders. Immerhin hat unser Bier einen ausgezeichneten Ruf. ;) Da kommt es dann schonmal vor, dass man seine ein oder zwei Bierchen im ‘Gute Elefant’ trinkt. :D
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Welcome to Russia
Oh mein Gott, der Tag des ersten Blogeintrags ist gekommen. Der ganze Stress, den man sich so vor ‘nem Auslandssemester antun muss, mit Wohnung, Uni und ‘nem Haufen Papierkram, sei hiermit erstmal abgehakt. Yesssaaa :D Da ich vorgestern von München geflogen bin, und sich mein Papa erbarmt hat mich hinzubringen, war ich umso überraschter als auf einmal meine Mama (die in Wolfsburg wohnt und an dem Tag auch noch Geburtstag hatte) am Flughafen auftauchte um mich noch zu verabschieden. #socuteimgonnadie
Mein erster Flug mit Aeroflot war unerwartet unspektakulär. In München wussten die Mitarbeiter es noch zu schätzen, dass ich ordnungsgemäß meine Flüssigkeiten organisiert, meinen Schmuck abgelegt und meine elektronischen Geräte ausgepackt hatte. Bei meiner Zwischenlandung in Moskau sah das schon wieder anders aus. Es war fast nichts los, die Sicherheitsmitarbeiter waren sichtlich gelangweilt und Fragen waren ganz unerwünscht. Da wurde dann lieber schnell mit einer Handbewegung signalisiert, dass man sein Zeug einfach so auf’s Band schmeißen und gefälligst durch die Metalldetektorschleuse gehen solle. Gerne!
Nachdem ich überpünktlich in Kazan landete und nach minutenlangem Beten mein Koffer sogar als zweiter auf dem Band erschien, ging ich nochmal in mich und war mir auf einmal gar nicht mehr so sicher, ob ich überhaupt abgeholt werde. Ich wäre gnadenlos aufgeschmissen gewesen; ich kannte weder die Adresse, noch irgendwelche anderen Daten meiner Gastfamilie, bei der ich die nächsten vier Wochen wohnen sollte (was aber nicht an mir, sondern an der Uni lag). Ich fühlte mich ein bisschen zurückversetzt in die Ukraine letztes Jahr, wo ich mir auch recht unsicher war, ob das alles so klappt wie (mehr oder weniger) geplant... Aber was Planung angeht, muss man die deutschen Gewohnheiten wohl einfach mal ablegen. Denn glücklicherweise erspähte ich beim Hinausgehen einen großen, dünnen Mann, der ein Schild der Universität hoch hielt. Er sprach ausschließlich Russisch, aber trotzdem klappte es irgendwie eine mehr oder weniger erfolgreiche Konversation zu führen. Ich ahnte ja nicht, dass es noch schlimmer wurde!
Als mich ‘Rufat’ - ein waschechter Tatare - dann bei der Familie rausschmiss, war ich positiv überrascht. Meine “Familie” besteht nämlich aus zwei Frauen (nicht so wie Ihr jetzt denkt). Eine Rentnerin und ihre Tochter, die um einiges älter ist als ich. Richtig chillige Mädels-WG also! ;) Noch chilliger wäre es, wenn ich die beiden ansatzweise verstehen würde. Obwohl ich sagen muss, dass es jetzt, am dritten Tag, schon deutlich besser ist, was erfolgreiche Konversation angeht. :D Es spricht natürlich kein Schwein Englisch, und das ist auch gut so. Aber es braucht halt erstmal eine kleine Weile bis mein Russisch sitzt. ;)
#meinzimmer #übertriebengroßesbett #undschonchaosverbreitet #jadasisteineklimaanlage
Hier geht extrem früh die Sonne unter und auch wieder auf, weshalb ich am ersten Morgen trotz fetter Vorhänge gegen 5 Uhr aufwachte (was in Deutschland 4 Uhr gewesen wäre). Das war nicht unbedingt schlecht, weil ich sowieso früh raus musste, um mit meiner Gastmama zur Uni zu fahren. Sie gab mich dann beim “Office for external affairs” ab, bestückt mit einem Zettel, auf dem auf Russisch stand, wie ich wieder nach Hause komme. Aber darüber habe ich mir zu dem Zeitpunkt noch keine großen Gedanken gemacht. Die Mitarbeiter des International Office boten mir sofort Tee und Kekse an, was mich auch an die Ukraine erinnerte. Die Stimmung ist einfach entspannt und alle sind sehr hilfsbereit. Dort traf ich dann auch noch einen anderen Deutschen, der wie ich erst am Tag zuvor angereist war, und auch etwas verspätet in den Sprachkurs einsteigen wollte (der Kurs hatte schon am Montag angefangen). Wir gehörten beide eindeutig in die Anfängergruppe, die mit uns aus nur 8 Leuten besteht. Deutschland, Japan, die Niederlande und China waren vertreten. Wir lernten ein bisschen grundlegende Grammatik, was für mich nur Wiederholung war, aber trotzdem würde ich ungern in die fortgeschrittene Gruppe wechseln, da ich echt noch Probleme damit habe frei zu sprechen. In der Mittagspause gingen wir alle zusammen (es sind insgesamt 3 Gruppen) in die Stadt und aßen in einem kleinen Restaurant, bevor es an der Uni mit einer Gesangsstunde weiterging. Wir haben typisch russische Lieder gesungen, ob “Zum Geburtstag”, “Biene Maja” oder russische Volkslieder, wir kamen an nichts vorbei. Klar sind die Texte für mich noch sehr unverständlich, aber ich muss schon sagen, dass Musik tatsächlich dabei hilft, eine Sprache zu lernen.
Als wir fertig gesungen haben sind wir in das einzige “Soviet Lifestyle Museum” in ganz Russland gegangen, wo wir mächtig Spaß hatten mit Kleidung aus der Sowjetunion und der DDR. Danach ging es in eine Studentenbar, wo wir ein paar Bier zischten. Das Bier ist aber leider nicht so gut hier. Aber das stört ja keinen so wirklich, oder spätestens nach dem dritten dann nicht mehr. ;D
#bildersagenmehralstausendworte #ichglaubeichhabediesescheißhashtagsimmernochnichtverstanden
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