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Hola amigos,
bevor es in den nächsten Blogeinträgen überwiegend um Reiseerlebnisse geht, wollte ich Euch zum Abschluss einmal zeigen, wie die Kaffeebohne vom Strauch zum Zwischenhändler (sog. cooperativa) kommt:
1. Pflücken in den Pflückkorb (sog. “cachuelas”, wiegen voll bis zu 13kg und sind von schnellen Pflücker:innen in einer Stunde gefüllt)
2. Kaffeefrüchte aus Cachuela in Säcke leeren
3. Am Ende des Tages Säcke von der Erntestelle zum Auto tragen. Ernte pro Pflücker:in abmessen (wichtig für die Bezahlung)
4. Aufladen und Transport zum Zwischenhändler. Je nach Andrang Wartezeit (alle Bauer:innen geben zur ähnlichen Zeit den Kaffee ab)
5. Abgabe beim Zwischenhändler, wo auch nochmal abgemessen wird. Dann direkte Ausbezahlung, je nach abgelieferter Qualität etwas mehr oder weniger.
Das Ganze wiederholt sich jeden Tag in der Erntezeit zwischen Oktober und Februar.
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Meine Projektphase ist vorbei! Nach 91 Tagen endete meine Freiwilligenarbeit für VISIONEERS Costa Rica am 25.12.2023. Was bleibt?
Erstmal haben wir unser Projekt erfolgreich zu Ende gebracht und sind zufrieden mit den Ergebnissen: der Instagram Kanal glänzt und ist neu ausgerichtet, die Kaffeemarke ist aufgebaut, das Logo steht, die Verpackungen und Etiketten ebenso, Kontakte in der Kaffeebranche vor Ort sind geknüpft, ein neuer Kollege eingearbeitet. Wir haben auch die Finca selbst mitgeprägt, indem wir in den letzten Wochen noch ganz viel gemalt und mitgebaut haben.
Das war eine auf vielen Ebenen intensive Zeit, in der ich viel gelernt habe - über Kaffee, Costa Rica (und seine Probleme), NGO Arbeit, über mich selbst. Vor allem aber habe ich sehr liebenswerte Menschen (und Tiere) kennengelernt - der Abschied von der Finca war dementsprechend emotional und schwer… Ich würde alles wieder genau so machen und bin sehr dankbar für diese Zeit!
Da Nicos Flug leider annulliert und damit einen Tag verspätet erst am 25.12. ankam, habe ich meinen heilig Abend spontan doch auf der Finca verbracht. Wir haben alle gemeinsam gegessen (es gab deutsche Semmelknödel und Hackbraten mit typisch costa ricanischem Reis und Bohnen - wilder Mix!): da waren meine Projektpartnerin Paty, unsere Freund*innen und Kolleg*innen aus dem Dorf, die Kaffee-Pflücker*innen, unsere Chefin aus Berlin, die mit Ihrer Familie und einem befreundeten Pastoren-Paar über Weihnachten zu Besuch war. Auch ein wilder Mix! Aber wirklich eine tolle Stimmung kam da auf. Und bei mir zum ersten Mal Weihnachtsstimmung.
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Holá amigos, die letzten zwei Wochen war viel los!
Es war leben in der Bude bzw. Finca, denn vier Mädels aus Deutschland haben unter Leitung unseres Mitbewohners Andres (siehe Foto) einen Spanischkurs absolviert, bevor es für die vier für ein Jahr in ihre sozialen-/Freiwilligenprojekte geht. Das tolle daran: wir haben nette Mädels kennengelernt, wurden jeden Tag 2x von der Schul-Köchin bekocht und konnten uns am Freizeit-/ Kulturprogramm beteiligen und so noch mehr von der Region kennenlernen.
U.a. Haben wir bei einer befreundeten Familie aus dem Dorf gemeinsam „Tamales“ zubereitet - mit einem traditionellen Ofen! „Tamales“ bestehen aus einem Maismehl-Teig, der zusammen mit Koriander (ist hier generell der Renner - zum Glück mag ich das Kraut), Paprika, Bohnenpaste und/oder Fleisch in Bananenblätter eingewickelt und gekocht wird. Ein typisches Gericht zur Weihnachtszeit - siehe Foto.
Weiteres Highlight: wir haben zum allerersten Mal den Kaffee unserer eigenen Finca probiert. Und er schmeckt richtig lecker! In den letzten Wochen wurden ein paar Kilo unserer Bohnen zum ersten Mal in der Sonne selbst getrocknet, beim Bau der Trockennetze hierfür hatte ich mitgeholfen. Nun war es soweit: nach ca. 5 Wochen Trocknung wurden die Bohnen in einem Nachbarort geschält und geröstet. Verrückt, wie schnell die Bohnen verarbeitet sind - im Gegensatz zur aufwendigen und anstrengenden Ernte. Nach ca. einer Stunde hielten wir ca. 15 kg gerösteten Kaffee in der Hand. Mehrere Cafés in der Umgebung bieten diesen Service für Kleinbauer:innen an. Auf unserer Finca sollen perspektivisch auch Maschinen angeschafft werden, um den Kaffee selbst Verarbeiten und Abfüllen zu können. Denn: den Kaffee anschließend selbst zu verkaufen ist 1.000 Mal lukrativer, als wie bislang den Weg über die „cooperativas“ zu gehen (siehe dazu ältere Blogbeiträge).
Letztes Wochenende durften wir dann etwas sehr besonderes und einzigartiges erleben. Zusammen mit einem befreundeten Kaffeebauern und Pastor sind wir 6h in den Urwald gefahren (davon 3h über Stock und Stein und durch Flüsse!). Dort angekommen, wurden wir mit offenen Armen empfangen und haben eine Nacht bei den „Cabécares“ verbracht. Die Cabécares sind die zweitgrößte indigene ethnische Gruppe in Costa Rica, die seit mindestens 3.000 Jahren auf dem Staatsgebiet von Costa Rica leben. Ihre Dörfer liegen im Tal am Fluss, oben in den Hängen, bis tief hinein in den Wald - wo noch überall Familien leben, wissen unsere Gastgeber gar nicht genau.
Das war unglaublich! Unfassbar schöne Natur, Sternenhimmel zum niederknien, eiskalte Nächte, die Zivilisation gefühlt unendlich weit weg, kein Internet, keine Fahrzeuge, die Hühner laufen durchs Wohnzimmer. Gewohnt wird in einfachen Holzhütten. Die alten Modelle mit Dächern aus Naturmaterialien, die neueren (dank Unterstützung der Regierung) mit Wellblech und, ja: Solarpenals. Strom und fließend Wasser gibt es, gekocht wird über dem Feuer. Ich nehme mit: kochen mit Feuer in der Küche = ungünstig. Rauch in den Augen und in der Lunge = doof.
Die Cabécares haben ihre eigene Sprache, viele sprechen aber auch spanisch. Carlos, unser Gastgeber, hat uns ein paar Vokabeln beigebracht: „wishka“ = Katze, „kawa“ = Sonne, „tulu“ = Mond, „shkina“ = Hallo, wie gehts, „wekte“ = danke.
Den Gottesdienst in der behelfsmäßigen Kirche haben wir auch miterlebt, durften uns der Gemeinde am Anfang sogar kurz vorstellen. Es wurde gesungen, die Wichtigkeit des Glaubens betont, über die Vorbildfunktion von Erwachsenen für Kinder gesprochen, Verluste und Krankheiten der Gemeindemitglieder betrauert. Jesus („El señor“) spielte da eine sehr große Rolle. Für mich befremdlich mitzuerleben, wie stark und streng und emotional gläubig die Menschen scheinen. Und dass eine Religion im Fokus steht, die mit dem Glauben ihrer Vorfahren wohl kaum etwas zu tun hat.
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Holá Amigos! Ich habe mich schon länger nicht gemeldet. Das liegt daran, dass ich in letzter Zeit mit einem Blogartikel zum Thema Kaffeeanbau und Kaffeepreisentwicklung für meine Organisation beschäftigt war (Schaut rein: https://www.visioneers.berlin/wie-viel-ist-dein-kaffee-wert/), daran dass generell viel los war und dass mir letztes Wochenende mein Handy geklaut wurde.
Unten findet ihr ein paar Bilder zu unseren bisherigen Wochenendausflügen. Im Oktober waren wir im Manuel Antonio Nationalpark und haben viele spannende Tiere beobachten und Zeit in einem tollen Hostel verbringen können. An einem anderen Wochenende haben wir einen Tagesausflug zum 2.700m hohen Poás Vulkan gemacht, dessen türkis blauer Kratersee zu den sauersten der Welt gehört (siehe Foto). Im November haben wir ein Wochenende in La Fortuna verbracht, ein süßes Örtchen in der Nähe des Arenal Vulkans. Dort sind wir gewandert, haben in natürlichen heißen Quellen gebadet und uns in Flüsse geschwungen.
Auf der Finca haben wir in der Zwischenzeit angefangen, coole Schilder herzustellen bzw. zu bemalen - siehe Fotos! Und unser neuestes Hobby: Schimmelbeseitigung. Die jetzt zwar ausklingende, aber dennoch irgendwie in Form von fast täglichem Regen vorhandene Regenzeit macht unseren Zimmern zu schaffen. Die Holzbetten, der Holzschrank, ja sogar unsere Rucksäcke oder Regenjacken - alles setzt Schimmel an. Wusstet ihr, das Bleistifte schimmeln können?
Wesentliche Unterschiede zwischen Deutschland und Costa Rica sind übrigens nicht nur, dass die Costa Ricaner mit kaltem Wasser waschen, spülen und meist auch duschen. Goldene Regel ist hier für mich, dass einfach alles immer anders kommt als man denkt. Costa Rica funktioniert anders. Geplante Dinge laufen anders, ungeplante Dinge passieren. Alles dauert länger. Dinge sind nicht oder nur schwer planbar. Generell plant man hier weniger voraus, Dinge passieren meistens eher spontan bzw. sofort. Auch gewöhnungsbedürftig: es wird sich weniger verabredet - wenn dich jemand besuchen möchte, kommt die Person eher einfach bei dir zu Hause vorbei und bleibt dann für ein paar Stunden (zumindest bei uns im Dorf, ob das in ganz Costa Rica so ist kann ich nicht beurteilen). Hier lerne ich geduldiger, gelassener, weniger durchgetaktet und lockerer zu sein. Mein Frisörbesuch hier auf dem Dorf dauerte letztens 2,5h - nicht wegen des Schneidens. Sondern weil ich erstmal ins Haus eingeladen wurde, mir Kaffee und Essen angeboten wurde und wir dann viel gequatscht haben. Es kommt, wie es kommt - meistens anders, als ich dachte!
Die Costa Ricaner scheinen auch ein anderes Maß zu haben was Süße angeht. Ein Beispiel: ein Getränk namens “vaca negra” (= schwarze Kuh) besteht aus süßer Kondensmilch (an sich schon ultra süß), gemischt mit Cola. Und dann noch Eis, wenn man mag. Ist einem das Ganze zu süß, einfach mehr Cola dazutun! Anderes Beispiel: Marshmallows erst in süßer Kondensmlich, dann in Kokosflocken wälzen. Ich denke, ihr versteht was ich meine ;-) Süßigkeiten scheinen hier generell extrasüß zu sein und werden viel und gerne gegessen, genauso wie süße Soft Drinks (“frescos”), die man zu den Mahlzeiten trinkt.
Einmal die Woche gehen wir zusammen mit unserem Mitbewohner Andrés einkaufen. Die Supermärkte sind ca. 30 min Autofahrt entfernt. Jedes Mal aufs Neue fällt uns auf, wie teuer die Produkte hier sind. Costa Rica hat den Ruf, die Schweiz Lateinamerikas zu sein. Und ich finde es stimmt: Die Preise sind vergleichbar mit denen in deutschen Supermärkten, tlw. sogar teurer - nur dass die Menschen hier im Schnitt weniger verdienen (durchschnittliches Monatseinkommen in Costa Rica ca. 1.000€ pro Kopf, in Deutschland ca. 4.100€ (Stand 2022)). Das Leben in Costa Rica ist also teurer als in Deutschland. Ich frage mich, wie die Menschen das hier stemmen. Vor dem Hintergrund ist es auch nochmal dramatischer, was bzw. wie wenig die Kaffeeplücker:innen verdienen.
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Holà!
In der letzten Woche gab es einen Crashkurs zur Tierärztin für mich. Wie das? Ganz einfach: Kastrations-Wunde von unserer Hündin Luna hatte sich entzündet. Tierärztin kam vorbei, hat alles einmal versorgt. Drückt uns dann zwei Spritzen in die Hand, plus eine Seife zum säubern der Wunde, fix abgefüllt in einer Cola-Flasche. Ansage: Eine Spritze täglich in die Pobacke, die andere alle zwei Tage in die Schulter. Nun, was soll ich sagen: Luna lebt noch, besser gesagt ist sie froh und munter, die Wunde verheilt. Das können wir also auch!
Mit der Waschmaschine haben wir uns mittlerweile gut gestellt. Gewaschen wird generell mit kaltem Wasser, weiße Kleidung mit Chlor. Das ist schonmal gewöhnungsbedürftig. Die Waschmaschine funktioniert aber auch an sich anders: jeder Schritt (Wasser einlassen, waschen, auswaschen, schleudern) wird manuell eingeleitet. Also: so viel Wasser wie nötig mit dem Gartenschlauch rein, dann 15min waschen (länger geht nicht), umfüllen in die Schleuder-Seite, max. 5min schleudern lassen. Das kann man wenn nötig so oft wiederholen und nach Belieben kombinieren, bis die Wäsche sauber ist ;-) Davon gehen Flecken jetzt nicht unbedingt raus und durch das kräftige Schleudern entsteht das ein oder andere Löchlein.
Neben unserer Arbeit für das Kaffeeprojekt haben wir Davíd und Michael (ausgesprochen wie „Michael“ in Michael Jackson) schon kräftig unter die Arme gegriffen. Das sind die beiden dauerhaften Mitarbeiter der Finca. Sie kümmern sich um alles, was draußen bzw. im Kaffeeberg so ansteht. Zum Beispiel haben wir beim Obstbäume pflanzen geholfen, beim Streichen, beim Bau einer Trockenkonstruktion für den Café oder beim Gemüse anpflanzen. Es gibt immer was zu tun!
Auch beim Kaffeepflücken haben jetzt öfter geholfen. Einerseits, um mehr mit den Pflücker:innen in Kontakt zu kommen und ihre Arbeit für unseren Insta-Kanal zu fotografieren/ dokumentieren. Andererseits, um selbst zu erleben, wie die Arbeit ist - und wie das Produkt zustande kommt, das wir vermarkten sollen. Fazit: sehr ermüdend und hart. Entweder es ist zu heiß oder zu nass, die Plantagen sind tlw. super steil und rutschig, die Körbe wiegen >8kg wenn sie voll sind, der Rücken bedankt sich. Die wunderschöne Natur um dich herum nimmst du da nicht wahr. Nach 2-3h sind wir erledigt. Komisches Gefühl, dann in die Finca zurückzukehren, während die anderen noch den ganzen Tag lang weiterpflücken… teilweise zusammen mit ihren Kindern.
Treuer Begleiter auf allen Wegen: Coco, unser übrig gebliebener Hundewelpe. Ich bin so verliebt - siehe Fotos! Anderes Highlight: Mit der Barista-Kaffeemaschine konnten wir den Kaffeepflücker:innen auf unserer Finca den ersten Cappuccino ihres Lebens zubereiten. Schönes Gefühl. Status in Sachen Autopannen: Stabil. Wir hatten mittlerweile die dritte Reifenpanne in vier Wochen, dieses Mal waren gleich zwei Reifen gleichzeitig platt und wir standen im Funkloch. Rekord! Und für ein paar lernwillige junge Leute bzw. Freunde aus dem Dorf geben wir jetzt Deutschunterricht. Und den ersten Stromausfall und kurzzeitige Finca-Überflutung wegen Starkregen gab’s auch. Bis baldo!
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Holà! Ich bin gestern mitten in der Nacht aufgewacht, weil mein Bett gewackelt hat. Ich dachte, das Haus wankt vielleicht im Wind. Es war aber windstill. Also Leute, das bedeutet: ich habe mein erstes Erdbeben erlebt! Gruselig. Ist aber nichts passiert und alles gut, unser Haus ist erdbebensicher gebaut und die Erdbeben hier wohl immer nur so mittelstark.
Nun wie versprochen zum Kaffee-Anbau. Ich hole da ein bisschen aus. Kaffee wird in Europa so viel getrunken, vom Anbau hat aber wohl kaum jemand Ahnung. Deswegen:
Kaffee ist ein aus Äthiopien stammender immergrüner Strauch. Sein Anbau ist langwierig und zeitaufwendig. Erst nach drei bis vier Jahren blüht die Pflanze zum ersten Mal, vorher gibts keinen Ertrag. Weltweit im großem Stil angebaut werden nur Arabica- und Robusta-Pflanzen, wobei in Costa Rica ausschließlich Arabica angepflanzt werden darf.
Geerntet wird der Kaffee hier von Ende Oktober bis Februar. Per Hand. Reif ist eine Kaffeefrucht, wenn sie rot ist. Eine Kaffeefrucht bzw. -Kirsche enthält zwei Kaffeebohnen. Da die Früchte nicht gleichzeitig reif sind, muss jeder Kaffeebusch bis zu drei, vier Mal “bepflückt” werden.
Die Ernte hat jetzt also begonnen. Geerntet werden die Früchte überwiegend von Gastarbeiter:innen aus Nicaragua - für sie eine dringende Einnahmequelle. Auf unserer Finca sind momentan sieben Pflücker:innen zu Gast. Untergebracht sind sie in “Behausungen” auf engstem Raum, tlw. Ohne Fenster.
Bezahlt wird nach Kilo. Wenn man wirklich viel und schnell pflückt, kann man am Tag wohl (immer abhängig vom aktuellen Kaffeepreis) um die 25€ verdienen, ca. 160 Kilo Kaffee hat man dann geerntet. Also gilt: je mehr man pflückt, desto besser. Das hat Auswirkungen. Zum Beispiel, dass die Menschen die ganze Woche durchpflücken, auch am eigentlich freien Sonntag. Da die Pflücker:innen über mehrere Monate hier leben, müssen sie ihre Kinder mitbringen. Heißt dass Kinder, sobald sie alt genug sind, oft mitpflücken. Kinderarbeit ist also ein Thema. Und die Kinder, die zu klein sind, können auch nicht den ganzen Tag allein bleiben - stehen also bei jedem Wetter bzw. Jeder Hitze mit im oft sehr steilen Kaffeeberg. Viel Aufwand für eine Tasse Kaffee, den sie sich wahrscheinlich nie werden leisten können.
Auch über “Vorfälle” und von ansteigender Kriminalität in den Erntemonaten wird uns berichtet. Armut, Machtstrukturen, Rassismus, Vorurteile. Krass, das hier mitzuerleben.
Die Bohnen unserer Finca werden (noch), wie die meistern anderen auch, auf dem einfachsten aber leider auch unwirtschaftlichsten Wege verkauft: sie gehen als ganze Frucht an einen Zwischenhändler (sog. “Cooperativas”), wo die Bohnen mit anderen gemischt, geschält, geröstet und dann in die USA exportiert werden. Die Kaffeebauer:innen und Pflücker:innen werden bei dem Vorgehen natürlich nicht angemessen für ihren Einsatz entlohnt.
Solche Probleme gibt es wohl fast überall, wo Kaffee angebaut wird. Es gibt weltweit Projekte, die dem entgegenwirkten wollen, indem sie die Kleinbauer:innen z.B. dabei unterstützen, die Kaffeeverarbeitungsschritte (schälen, trocknen, rösten) selbst durchzuführen und dann unabhängig von Zwischenhändler:innen den Kaffee selbst zu verkaufen.
Das hat auch unsere Non-Profit-Organisation “Visioneers” vor, für die wir im Einsatz sind. Visioneers ist spendenfinanziert, hat 2021 die Kaffeeplantage hier gekauft und darauf die Finca gebaut. Die Vision: mit den hoffentlich bald aus dem Kaffee-Verkauf generierten Einnahmen unabhängiger von Spendengeldern sein und in soziale Projekte vor Ort fließen lassen. Dann soll z.B. ein Kindergarten für die Kinder der Kaffeepflücker:innen entstehen. Wir unterstützen Visioneers, indem wir Verpackungen und Etiketten für den Kaffee besorgen, die Kaffeemarke + Logo designen, die Finca via Instagram und YouTube bekannter machen, Kaffee-Zertifizierungen recherchieren, Benchmarking betreiben etc.
Wichtig zu sagen ist mir noch: Das Dorf San Andrés wirkt malerisch - auf den ersten und privilegierten Blick. Aber die Abgeschiedenheit kann auch zur Hölle werden, wenn du kein oder wenig Geld, kein Auto oder Führerschein hast. Dann bist du gefangen, hast keine Perspektive. Es gibt nicht genügend Arbeit für alle. Schwache Bildungsstrukturen tun ihr übriges. Und ein soziales Leben gibt es hier auch nicht, keine Vereine, keine Restaurants, Sportangebote o.ä. Das sollte man immer mitdenken.
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Holà Amigos! In der letzten Woche ist einiges passiert. Erstmal sind uns unsere Hundewelpen abhanden gekommen. Die wurden m.E. nach schon sehr, sehr, sehr früh (mit nur ca. 4 Wochen) weggenommen und verschenkt. Einen dürfen wir aber behalten, das Gerangel um einen Namen läuft noch. Zur Auswahl stehen Chili, Coco, Mango oder Milow. Alles besser als “Uschi”, so heißt die Hündin eines Mitarbeiters (siehe Foto). Kein Scherz! Und weil “Uschi” so besonderes gut hört (nicht), hört man ihren Namen auch besonders oft und laut durch den Kaffeeberg schallen. Die zugehörige Hundemutter Luna wurde in der Zwischenzeit kastriert - zwar von einer Tierärztin, aber dafür in unserer Finca auf dem Bürotisch. Hunde haben es hier oft nicht leicht…
Mittlerweile wurden wir schon zwei Mal zum kochen in der Schule eingespannt. Beide Male gab es Pasta con salsa roja y queso, im Wesentlichen Nudeln mit Tomatensoße. Hier gehen 97 Jungen und Mädchen zur Schule, getragen werden Schuluniformen und die Schulglocke klingt wie ein Feueralarm in Deutschland. In der Kantine arbeiten zwei Köchinnen, eine in Teil- und eine in Vollzeit. Den Essensplan erstellt das Direktorium persönlich immer für einen Monat im Voraus. Gegessen wird in drei Schichten, da nicht alle Schüler:innen in die Kantine passen. Vormittags wird auch ein Frühstück für die Lehrer:innen zubereitet, Reis mit Bohnen (“Gallo pinto”), Eiern, Käse, Kochbananen und angebratener Wurst - siehe Foto.
Die meistgenutzte Social Media-App ist hier übrigens TikTok, gefolgt von Instagram. Wirklich jede:r, bis ins hohe Alter, scheint TikTok zu nutzen.
Unser Ausflug zum Kühe melken hat nicht geklappt, anstatt dessen haben wir den Avocadobauern Andrés besucht. Er züchtet Avocados, ohne Chemikalien zu verwenden - und ist damit hier so ziemlich der einzige. Er arbeitet z.B. mit einem Pilz, der aus fermentierten Reiskörnern entsteht. Via App kann er kontrollieren, ob seine Pflanzen über genügend Wasser verfügen oder ob Boden und Wasser die nötige Qualität haben. Gerne würde er seine Avocados bald nach Deutschland exportieren - wir drücken ihm die Daumen! Eine Avocado braucht übrigens ca. drei Jahre, bis die zum ersten Mal Früchte trägt (unter den hier vorherrschenden klimatischen Bedingungen, in Deutschland kann das deutlich länger dauern). Und pflückreif ist eine Frucht, wenn sie nicht mehr glänzt. Die von mir selbst geerntete Avocado auf dem Foto war also leider noch nicht reif, wie ich später feststellen musste.
Am Wochenende waren wir zum ersten Mal in San José und haben befreundete Freiwillige aus einem anderen Projekt besucht. Zu San José gibt es nicht viel zu sagen, die Stadt ist wirklich nicht schön. Viel Verkehr, Lärm, Müll, keine Parks und wenn doch, dann umrandet von lauten Straßen. Kaum zu übersehen sind die vielen “Ropa Americana”-Läden. In denen wird Kleidung mehr oder weniger günstig verkauft, die in Nordamerika (überwiegend USA) gespendet wurde. Ein riesen Geschäft.
Ansonsten ist die Regenzeit noch voll im Gange. Der Oktober ist der regenreichste Monat, man merkt es!
Wieder ein langer Post. Deswegen erzähle ich einfach beim nächsten Mal vom Kaffeeanbau und unserem Projekt ;-)
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Holá! Seit einer Woche wohne ich auf einer Kaffee-Finca in San Andrés de Leon Cortés, einem kleinen Dorf im Zentrum von Costa Rica. Das Abenteuer beginnt!
San Andrés ist 1,5h von der Hauptstadt San José entfernt und an sich schon abgelegen, hierher verirrt sich im sonst touristischen Costa Rica (noch) kein Tourist. Das wird von unserer Bleibe aber noch getoppt - um zu uns zu gelangen verlässt man (mit einem Geländewegen oder Motorrad oder zu Fuß) die Straße und ist nach einer kurzen, aber umso ruckeligeren Fahrt auf einem löchrigen Schotterweg bei uns. Dafür wohnen wir hier mitten in der Natur. Also wirklich mittendrin. Stellt euch vor, ihr wacht morgens auf, schaut aus dem Fenster und alles, was ihr seht ist sattes grün: unzählige Kaffeepflanzen, riesige Bäume, Schmetterlinge... Rundherum gibt es Obstbäume mit Früchten, die man nur aus Supermarkt-Regalen kennt oder noch nie gesehen hat, wunderschön blühende Pflanzen, und na klar: 20min entfernt (Fußweg) gibt es einen Wasserfall. Den seht (und hört) ihr natürlich auch aus eurem Zimmer. Vor eurer Haustür schläft eure entspannte Hündin Luna, die gerade super süße Welpen hat. Wow!
Diese Abgeschiedenheit hat natürlich auch Nachteile. In San Andres gibt es keinen Supermarkt, keine Restaurants oder sonstiges, was man aus dem Stadt-Leben in Deutschland so gewöhnt war (heißt u.a. auch wenig Arbeitsplätze und entsprechende Auswirkungen). Für alles braucht man ein Auto - nur ist das der Finca leider seit über einem halben Jahr kaputt. Costa ricanische Lässigkeit eben ;-) Zum Glück ist unser Mitbewohner Andrés hier super gut vernetzt und organisiert uns Autos von Freunden für unsere Wege.
So sind wir nach unserer Ankunft auch vom Flughafen abgeholt worden. Noch in San José ist dann einer der Autoreifen geplatzt (naja, besser als zwei was!?). Also fix rechts ran gefahren, nach einigem hin und her Ersatzreifen draufgezogen (Wagenheber war auch kaputt), dann zu einer Werkstatt. Dort wurde der Reifen entfernt und geflickt (nein, nicht gewechselt). Und das Ganze abends um 21 Uhr. Und alle entspannt dabei. Pura Vida!
Auf der Finca angekommen, wurden wir mit typisch Costa ricanischem Essen von einer Nachbarsfamilie sehr herzlich empfangen. Es gab „Gallo Pinto“, Reis mit Bohnen (gibt es hier zum Frühstück, Mittagessen und Abendbrot - kalte Mahlzeiten wie bei uns wären für Costa Ricaner:innen unvorstellbar). Nach über 24h Reise schwirrte uns bei dem schnellen und Slang-lastigen Spanisch der Kopf. Die Ticos, so nennen sich die Costa Ricaner:innen, haben nämlich für viele Begriffe eigene Wörter (wie z.B. für Messer, Zuhause oder schlafen) oder komplett neue, eigene Ausdrücke erfunden.
Das Klima ist hier übrigens sehr angenehm. Wir liegen auf 1.300m, heißt: keine Moskitos, normal hohe Luftfeuchtigkeit, abends angenehm kühl. Noch bis November dauert die insgesamt 6-monatige Regenzeit an, das heißt wiederum: Sonne von 5 bis ca. 14/ 15 Uhr, anschließend Regen (manchmal auch schon mittags), Sonnenuntergang 17.30 Uhr. Danach richten wir unseren Tagesablauf aus und werden zu echten Frühaufsteherinnen :-)
Tiere gibt es hier auch, wenn auch nicht die aller-aller-aufregensten. Neben unserer Hündin Luna (frei laufende Hunde hat hier jede:r), ihren Welpen und unserem WG-Neuzuwachs Katzenbaby Jona haben wir schon Frösche, bunte Vögel (auch Wellensittiche), Land-Krebse und große Käfer gesehen. Anscheinend kann man mit Glück auch Tucane sehen, drückt die Daumen! Einmal hatte sich ein Faultier, das Nationaltier Costa Rica’s, hierher verirrt. Das war ein riesen Highlight, bis der Gute anstatt einen Ast zu fassen aus Versehen eine Stromleitung zu greifen bekam. Ende der Geschichte…
Noch in dieser Woche werden wir auf verschiedene Arten in das Dorfleben eingespannt, um Menschen und Kultur besser kennenzulernen: Essen kochen in der Schulkantine und Kühe melken mit dem Bauer stehen auf dem Plan! Beim nächsten Mal erkläre ich dann auch, wie genau unser Kaffee-Projekt aussieht, an dem wir schon fleißig arbeiten.
Buenas noches y besos!
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