ich schreibe kurze deutsche texte, meistens nicht mehr als 1000 worte und unabhängig voneinander. sie sind aus meinem leben inspiriert und haben immer eine bedeutung, versteckt oder klar sichtbar. ich überlege sie auf englisch zu übersetzten aber mal sehen. falls ihr fehler findet zögert nicht mich zu korrigieren deutsc ist nicht meine muttersprache haha (ich meine in den texten nicht hier lol)
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Text
Kurzgeschichte: Depression
Es war nachts, ich kam vom Training. Es waren die Zeiten, in welchen ich länger in den Übungsräumen blieb. Ich war nicht gut, geschweige denn gut genug, in den Dingen, mit denen ich meine Zukunft füllen wollte. Es geht hier nicht um mich, jedoch war ich nicht der einzige dessen Gefühle so nach außen schrien.
Er war auch noch hier. Ich wusste nicht von seiner Anwesenheit und Er nicht der meinen. Es muss zwischen zwei und drei Uhr gewesen sein, als ich diesen Lärm hörte. Ich dachte, ich bilde ihn mir ein, sowas passierte öfter zu jener Zeit und ich habe aufgehört es zu hinterfragen, doch diese Geräusche hörten nicht auf. Ich drehte die Musik auf die maximale Lautstärke, richtete meine Kopfhörer auf und danach meinen Körper. Die Choreografien waren mir wichtiger als dieser ständige Lärm, er höre auch nicht auf, wenn ich aufhöre, wozu sollte ich dann aufhören? Es wurde immer ohrenbetäubender und die Furcht fraß mich innerlich auf. So stand ich auf, packte meine Sachen und rannte aus dem Raum. Ich wollte fliehen, so schnell wie möglich.
Dieses Geräusch war mir unheimlich, ich kannte es nicht. Das Unbekannte hat mir schon immer Angst gemacht, doch als ich in die Garderobe flüchtete, sah ich, dass nicht nur mein Besitz sich hier befindet und die Sorgen begannen meine Gedanken zu füllen. So spät sollte niemand hier sein, nicht eine einzige Seele, selbst die meine nicht. Ich kannte diese Gegenstände, die da lagen. Ich kannte sie und ich erkannte sie. Ich konnte sie zuordnen. Sie waren Seine. Das Unbekannte war verschwunden, meine Angst mit ihm und die wiederkehrende Sorge meldete sich. Was tat Er hier? Wieso beendet sich dieses Geräusch nicht? Ich fand Ihn wenig später in einem der Übungsräume.
Zerstört. Seine Hand, neben seiner Stirn an den Spiegel gelehnt. Knieend, stöhnend, hechelnd. Ich sah sein Gesicht nicht, es war zu nahe am Spiegel. Mein Herz schien komplett ausgesetzt zu haben. Ich sah Ihn, wie noch nie zuvor. So rein, so pur. Ich sah nicht ihn, ich sah seine Seele. Er war allein in seinen Gedanken, Er versteckte sich nicht. Was Er tat, war nicht verstellt, vor wem hätte Er sich verstecken sollen? Er würde nicht darauf kommen, dass ich hier bin und in dieser Situation hätte selbst ich meiner Existenz keinen Glauben geschenkt. Ich fühlte mich weder in Traum, noch in Realität. Wie in einem Zwischenstadium zwischen Jenseits und Diesseits. Ich gehöre nicht hierher. Ich weiß, dass Er dasselbe fühlt.
Er bewegt sich nicht, doch Er atmet schwer. Meine Starre windet sich langsam um mich und verlässt mich. Einen einzigen Schritt wage ich in seine Richtung und plötzlich schnalzt sein Kopf nach oben und er starrt mich durch den Spiegel an. Ich wage mich nicht zu bewegen und halte den Blickkontakt durch den Spiegel.
Sein Gesicht ist tränenüberströmt, Seine Lippe blutig gebissen, Sein Blick starr und ohne Ziel, jedoch so durchdringend, dass ich mich fühlen muss, als hätte mich ein stählerner Pfeil durchdringt. Ein Zittern strömt durch meinen Körper, es obliegt nicht meiner Kontrolle und es scheint als hätte er erst in dieser Bewegung realisiert, wer ich bin. Dass ich bin. Ich flüstere Seinen Namen. Langsam. Leise. Ich habe mich nicht mal selbst verstanden, doch Er hat es.
„verschwinde“, flüsterte er. Mindestens genauso leise, jedoch ohne eine Art von Gefühl in seiner Stimme. Ich zittere am ganzen Körper. Als ich das nächste Mal seinen Namen flüstere, bricht meine Stimme und ein angstvolles Hecheln meinerseits kommt zum Vorschein. Ich weiß nicht, was mit mir passiert in diesem Moment. Seine Muskeln spannen sich und er steht auf. Am ganzen Leibe zitternd kommt er auf mich zu.
Wenn ich ihn ansehe, kann ich nicht glauben, jemanden in diesem Zustand, noch aufrecht stehen zu sehen. Doch nun steht er vor mir. Einen Zentimeter von mir entfernt, spüre ich seinen Atem auf meiner Haut. Ich bin größer als er, doch er baut sich vor mir auf. Er wirkt, als wäre er in vollkommener Kontrolle seiner Emotionen und doch kann ich seine Knie zittern spüren. Ich bin paralysiert und er sieht mir in die Augen. „du wirst dich umdrehen. einen schritt nach dem anderen tun. verschwinden. du wirst mich niemals auf diesen tag ansprechen. geh jetzt, ich kann dich nicht sehen“
Ich habe meinen Freund noch nie so reden hören, es wäre mir in den kühnsten Träumen nicht eingefallen. Ich bleibe stehen, bin unfähig mich zu bewegen. Noch nie in meinem Leben, habe ich eine so tiefergreifende Angst verspürt. Sein starrer Gesichtsausdruck bricht und ich erkenne eine Regung von Emotion. Es war alles, was ich mir gewünscht hatte und doch wünsche ich, ich hätte es nicht gesehen.
Es war so tiefe Trauer in seinem Blick gewesen. So tief rührende Trauer. Pure Trauer, nicht vermischt mit irgendeiner Emotion, es war Trauer in seiner reinsten Form und nun sah ich es. Nun sah ich Ihn. Er stand vor mir, total zerbrochen, nicht ein Stück seiner Seele war gesund. Diese kurze Regung hatte Ihn verraten. Er war gebrochen. Es war so typisch, wie er vor mir stand, wirkt als wäre er nie stärker gewesen, jedoch unfähig auch nur einen Schlag zu tun. Er könnte es nicht. Er ist schwach. Schwächer wie nie zuvor. Es war so typisch, wie er vor mir stand. Es passte so gut zu ihm.
Unendlich zerbrochen und doch stärker als wir alle.
Eine Träne rann von seinem Auge, Er ergriff mein Shirt und flüsterte noch einmal meinen Namen. So bedrohlich und angsteinflößend und plötzlich wusste ich, dies ist nicht mein Freund, der vor mir steht. Dies ist der dunkelste Teil Seiner selbst und es war dabei Ihn zu kontrollieren, ich musste schnell handeln. Ein letztes Mal sah ich ihm in die Augen und schloss meinen Beschluss. Ich wusste, wenn ich jetzt bleibe, fügt er mir etwas Schreckliches zu und ich wusste, wenn ich jetzt gehe, tut er sich selbst an.
So blieb ich.
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