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Die kalte, alte Luft hinterließ einen faden Film auf ihrer Zunge. Die dichten Staubpartikel wirbelten in der Luft und schimmerten auf, sobald das warme Licht der flackernden Flammen auf sie fiel. Ausgehend von den wenigen Fackeln, die in den Wänden aus massivem Stein eingemeißelt waren. Der Stein erzählte von der Vergangenheit, von den Erfahrungen, die ihre tiefen Wunden in sie gerissen hatten. Das leise, qualvolle Stöhnen des Gemäuers war Lovis schon aufgefallen, als sie eingetreten war. Trotzdem hatte sie die Elemente von sich abgeschirmt, um ihren flüsternden Stimmen zu entkommen. Es war ihr jedoch unmöglich, einer Stimme zu entkommen. Der Klang des tiefen Basses breitete sich in dem Gewölbe aus und schlich sich bis in die letzte Ecke. Seine schroffe Stimme passte nicht zum Ausdruck seiner Augen, die sie aufmerksam musterten. Als Empathin war sie dazu imstande, Gefühle anderer als ihre eigenen wahrzunehmen. Gerade waren die Anwesenden jedoch vor einer inneren Mauer abgeschottet. Als sein Blick so über sie fiel, war sie kurz versucht, ihre Mauer einzureißen, um es herauszufinden, doch sie besann sich eines Besseren und verstärkte ihre Barriere zusätzlich. Seine Haltung war nicht feindselig, aber es lag eine gewisse Bedrohung in der Art, wie er sich nach vorne stemmte und die Hexen anschaute. Lovis beobachtete ihn aufmerksam. Ihre vorherige Einschätzung, dass man ihn besser im Auge behalten sollte, bestätigte sich mit jedem weiteren Schritt, den er ging. Das könnte amüsant werden, dachte sie sich und richtete ihren Blick auf die Hexen, die sich noch nicht ganz von ihrem Entsetzen erholt hatten. “Ihr habt ihn gehört. Seid ihr damit einverstanden?”, ertönte ihre melodische Stimme sanft, während sie sich mit einigen Schriftstücken den Hexen näherte. “Alle Bedingungen sind darin enthalten. Ich habe es aufgesetzt, also ist es unmöglich zu brechen. Solltet es eine von beiden Seiten tun, fühle ich mich persönlich dazu genötigt, einzugreifen. Ich bitte euch darum, mich nicht zu unterschätzen. Ich bin euch haushoch überlegen, auch wenn es nicht so aussieht.” Das sagte sie keineswegs, um zu prahlen. Vor einigen Jahren noch war sie sicher auf dem Niveau einer sehr mächtigen Hexe, aber mittlerweile überstieg sie Grenzen, die sie selbst nicht für möglich gehalten hatte. Seit sie etwas anderes geworden war, war ihre Magie beinahe grenzenlos. “Das sollte euch zusätzlich antreiben, keine Dummheiten zu begehen”, fügte sie hinzu, nachdem sie alle Schriftstücke ausgeteilt hatte und die Anwesenden nur ihr eigenes Schriftstück unterzeichnen mussten. Sobald jeder dies getan hat, würden die anderen Unterschriften auf den anderen erscheinen. Trotz ihrer errichteten Mauern spürte sie eine Bewegung aus dem Hintergrund, die sich langsam den Vampiren näherte. Schlampig, schlampig, schlampig. Die Person stürmte los, doch bevor sie sich nähern konnte, erschien Lovis aus dem Schatten neben ihr. Der Typ stach mit einer Waffe auf sie ein, doch Lovis wehrte den Schlag problemlos ab und schlug ihm die Waffe aus der Hand. Im gleichen Augenblick griff sie nach dem Arm und drehte ihn mit einer schnellen Bewegung herum. Schmerzerfüllt schrie der Mann auf, als Lovis ihm fast den Arm auskugelte und ihn ins Licht der Fackeln zerrte. Sofort ließ sie ihn los, sodass er begann, seinen Oberarm schonend an seinen Körper zu pressen. “War das ein geplanter Angriff von euch?”, fragte Lovis und betrachtete die Hexen nacheinander.
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Marinos saß tief in einem alten Gewölbe, das von der Dunkelheit der Jahrhunderte umgeben war. Die Wände waren aus grob behauenem Stein, von dem die Spuren der Zeit deutlich sichtbar waren. Moos und Flechten hatten sich an den Ecken und Kanten festgesetzt und gaben dem Gewölbe ein mysteriöses und altertümliches Aussehen. Der Boden war mit Schmutz und Staub bedeckt, der bei jedem Schritt aufgewirbelt wurde. Der Geruch in der Luft war modrig und feucht, eine Mischung aus Erde und verrottendem Holz. Ein schwacher Hauch von Weihrauch lag in der Luft, was darauf hindeutete, dass dieser Ort einst für rituelle Zeremonien genutzt worden sein könnte. Das diffuse Licht, das durch kleine Risse in den Wänden drang, warf unheimliche Schatten auf den Boden und verstärkte die geheimnisvolle Atmosphäre des Gewölbes. Er und seine Brüder saßen auf alten Holzstühlen, seiner knarzte, als er sich bewegte. Er spürte die Kälte des Steins durch seine Kleidung hindurch und konnte das Pochen seines Herzens in seinen Ohren hören. Seine Augen waren auf eine kleine Nische gerichtet, in der eine staubige Schriftrolle lag, die die Antworten auf seine Fragen enthalten sollte. Doch deine zarte und sanfte Stimme ließ ihn das aller erste mal aufhorchen, es war als würde sein Körper auf sie reagieren, auch wenn er wegen dem Friedensangebot keinerlei Interesse an anderen Dingen hatte. Mit jedem Atemzug spürte Marinos eine wachsende Spannung in der Luft. Er hatte sich entschieden, eine Vereinbarung mit den Hexen zu treffen, um eine Lösung für den Jahre langen Krieg zu finden. Die Dunkelheit des Gewölbes und die Aura des Verbotenen verliehen seiner Entschlossenheit einen zusätzlichen Schub.
Marinos war sich bewusst, dass er sich auf gefährlichem Terrain bewegte, aber er war bereit, das Risiko einzugehen. Er fühlte die Präsenz der anderen Hexen um ihn herum, obwohl sie noch nicht sichtbar waren. Die Stille wurde nur durch das leise Summen der Insekten und das Echo seiner eigenen Gedanken durchbrochen. „Wir fordern eine Wiedergutmachung, keiner von euch setzt auch nur einen Fuß auf unsere Seite des Kontinents“, sagte er schroff und in tiefer Stimme, während sein Blick wieder auf dich huschte und er dich musterte. Du warst keine von ihnen, dass konnte er fühlen. Deine blonden Haare ließen deine Haut strahlen, du warst viel zu schön und anmutig für einen schäbigen Ort wie diesen. „und damit eins klar ist..“ knurrte er und stand auf, bevor er seine Hände auf den Tisch stemmte und sich mit ernstem Gesichtsausdruck vorbeugte. „Fasst einer noch einmal meine Familie an, reiße ich euch alle eigenhändig in Stücke und verbrenne eure Überreste“, als er das Entsetzen und japsten der Hexen hörte, schmunzelte er schief und richtete sich auf. „Dann ist ja alles geklärt, oder ladies?“
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Ihr Zeigefinger glitt über die Zeilen, die handschriftlich und fein säuberlich auf das Pergament geschrieben worden waren. Sobald sie jenes zusammen rollte, würde der Zauber das Schriftstück in Asche aufgehen lassen. Lovis konnte die feurige Magie spüren, die unter der Oberfläche brodelte. Andere würden es vielleicht nicht erkennen. Anderen waren jedoch auch nicht, wie sie es war. Wenn ich doch nur wüsste, was ich wirklich bin, dieser Gedanke umtrieb ihren Geist nun schon seit mehreren Monaten - und der Antwort war sie bis heute noch nicht näher. Lovis schüttelte den Kopf, um sich wieder auf das zu konzentrieren, was jetzt ihre Aufmerksamkeit forderte. Ein letzter Blick wanderte über die niedergeschriebenen Worte, bevor sie das Pergament auf den Tisch legte. Von alleine zog es sich zusammen, bildete eine perfekte Rolle und verschwand dann in einem Puffen, begleitet von einer kleinen, schwarzen Rauchwolke. “Leider muss ich schon wieder los”, erwähnte Lovis und schaute dabei in den Raum hinein. Lily, ihre beste Freundin, die zur Zeit mit ihnen zusammen wohnte, hob nur kurz ihren Blick an. Ein blonder Lockenschopf drehte sich jedoch zu ihr um. Verschiedenfarbige Augen betrachteten sie ruhig. Diese Aufmerksamkeit, die in den Tiefen dieser Augen vergraben lag, war fast schon beängstigend. Wenn man bedenkt, dass das ihre kleine Tochter war, die sie so anschaute. Andere Kinder wären wütend… oder enttäuscht. Sie wären frustriert darüber, dass sie so wenig Zeit mit ihrer Mutter verbringen konnte. Bei Rhosyn war es anders. Rhosyn verstand einfach so viel. Dabei hatte sie erst vor anderthalb Jahren das Licht der Welt erblickt. Auch, wenn ihre Optik eher einer Vier- bis Fünfjährigen entspricht. Ihr Verhalten verriet jedoch, dass anscheinend eine alte Seele in ihrem Körper wiedergeboren wurde. Lovis stand auf, im gleichen Moment, als Rhosyn sich erhob. In der Mitte des Wohnzimmers erreichten die beiden sich, sodass Rhosyn tief in die Umarmung ihrer Mutter sank. Sanft und beruhigend strichen die Hände von Lovis über den Rücken des Mädchens, die für einen Moment die Angst zuließ, die sie immer empfand, wenn ihre Mutter wieder verschwand. Zu viel haben sie in den vergangenen Jahren schon verloren. Rhosyns größte Angst, auch Lovis zu verlieren, war für einen Moment so stark, dass Lovis sich konzentrieren musste, um ihre empathischen Fähigkeiten vor den Gefühlen ihrer Tochter abzuschirmen. “Wir sehen uns wieder, Rho”, versprach Lovis ihr - und sie würde auch alles tun, damit sich das bewahrheitete. Koste es, was es wolle.
Zwischen den Stühlen zu stehen, beschrieb ihre derzeitige Situation ausgezeichnet. Auf der einen Seite befanden sich die Oberhäupter dreier angesiedelter Hexenzirkel. Lovis kannte die hiesigen Hexen nicht, aber eine ihr bekannte Hexe hatte diesen Kontakt zustande gebracht. Auch auf Bitten dieser Frau war Lovis jetzt hier. Auf der anderen Seite saßen drei Vampire, die mit ihrem undurchdringlichen Blick jemanden erdolchen konnten. Was auch immer zwischen diesen verschiedenen Wesen geschehen war, hat eine Spannung verursacht, die in der Atmosphäre greifbar war. Das Surren der Energie war wie elektrisch geladen. Lovis konnte spüren, wie mit jeder Sekunde das Knistern anschwoll. Es benötigte nicht viel, um ein lichterloh brennendes Leuchtfeuer entstehen zu lassen. „Was sind eure Bedingungen für den Frieden?”, jene Frage richtete Lovis an die Vampire. Die Hexen hatten gerade schon versprochen, dass sie diejenigen bestrafen würden, die gemeinsame Sache mit den Vampirjägern gemacht haben. Jedenfalls in ihren Zirkeln wären diese Hexen und Magier nicht mehr willkommen. Denn auch unter ihnen war es nicht gern gesehen, sich mit Feinden von Wesen zu verbünden. Um nicht abgelenkt zu sein, hatte Lovis ihre empathischen Fühler so weit eingeschränkt, wie es ihr möglich war. Dennoch bemerkte sie auf Seiten der Hexen jemanden, dessen Emotionen unter einer kühlen Maskerade verborgen gehalten wurden. So penibel gearbeitet, dass es auffällig war. Lovis drehte sich von den Hexen weg, um vor den Vampiren stehen zu bleiben. Seit sie die Königin des Fegefeuers war, verbarg sie ihre magische Aura nicht mehr. Auch, wenn man nicht erkennen konnte, was genau sie war, konnten jene, die fähig waren, Auren zu lesen, erkennen, welche Macht sich in ihr verbarg. Ihr unschuldiges, fast engelsgleiches Erscheinungsbild sollte sie zerbrechlich aussehen lassen. So, dass man gerne dazu neigte, sie zu unterschätzen - um es dann, wenn man sich mit ihr anlegte, bitter zu bereuen. „Dieser Friedensvertrag ist von euch abhängig. Ihr seid diejenigen, die hintergangen wurden.” Dabei ließ sie ihren Blick über die Gesichter der Vampire streifen. Einen Augenblick länger verharrten ihre Augen bei Marinos. Er war derjenige, bei dem sie am meisten Schwingungen empfing. Unter seiner ruhigen Fassade schwang eine Gefahr mit, die sie nicht außer Acht lassen konnte. Die silbernen und schwarzen Partikel in ihrer Iris bewegten sich so, als würde man durch ein Kaleidoskop in ihre Augen schauen.
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