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Ein Jahr später
Nach einem Jahr Tumblrpause gibt es wieder einen Eintrag... was ist passiert?
1. Corona 2. Corona 3. Corona 4. Lockdown 5. Querdenkscheiße 6. Einiges an Operationen 7. Ich fühle mich dennoch immer noch teilweise wie eine Anfängerin, bei anspruchsvolleren Eingriffen, so wird es wahrscheinlich immer bleiben. Vor einigen Jahren war ein komplizierter, durchgebrochener Blinddarm eine aufregende Angelegenheit für mich, heute ein Routineeingriff. 8. Und weiter geht der Coronazirkus. Omikron ist ja nur ein leichter Husten. 9. Ich bin ein grosser Dolly Parton Fan. Tolle Frau. Tolle Musik. Und eine vernünftige Meinung zum Thema Impfen. (https://www.youtube.com/watch?v=OjbSWebA3Ko)
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Only god knows how this happened.
Sagt eine Person in einem Interview über die aktuelle Covid-Situation.
Ohne eine Diskussion über die Existenz von Gott auslösen zu wollen, aber besonders bei diesem Thema hat Gott absolut nichts verloren. Man weiß, wie sich Krankheiten verbreiten und welche Umstände dies begünstigen. Das Covid-19-Virus ist nicht die erste und letzte Erkrankung, die uns beschäftigt. Pest, Cholera, Ebola, Masern, Zikafieber, VRE, MRSA, ESBL,... es gibt unzählige Krankheitserreger, welche die Menschheit seit Jahrhunderten beschäftigen.
Aber nun zurück zu Covid und den kritischen Querdenker*Innen: Es gibt keinen allwissenden Gott, ein Gebet hilft nicht gegen eine Covid-Infektion, die Pharmafirmen und Regierungen schmieden in dem Fall mal ausnahmsweise keine gemeinen Pläne, um die Menschheit auszurotten. Wenn es eine Gottgestalt gäbe, würde sie sagen: Benutzt Masken. Haltet Abstand. Desinfiziert euch die Hände. Esst weniger Tiere. Reist weniger oft/weit. Covid ist hoffentlich bald vorbei. Die nächste Pandemie wartet schon.
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Meckern auf hohem Niveau
Hmmm, vor kurzem gab es hier einen Kommentar von wegen ich beschwer mich über meine Arbeitsbedingungen, während die Mittelschicht unter Corona zugrunde geht. Ja, ich bin extrem privilegiert: weiß, in Mitteleuropa geboren, Akademikerin. Ich schäme mich und verspüre Trauer und Zweifel, während ich unter der Decke aufm Sofa rumgammle, in der warmen Wohnung, neben mir ein Teller Weihnachtskekse, und mir Bilder aus Lipa ansehe.
Doch wie immer ist die Welt nicht schwarz/weiß und während man als Akademikerin nach einem 32-Stunden-Wochenenddienst kaputt nachhause geht, kann man sich trotzdem noch Sorgen und Gedanken um andere Probleme in der Welt machen.
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Das C-Wort.
Eigentlich kann ich es nicht mehr hören oder sehen. Aber worüber soll ich als Ärztin auf einer Notaufnahme sonst schreiben in diesen Zeiten?
Eigentlich bin ich Chirurgin, aber 2020 verbringe ich auf einer Notaufnahme. Seit nun fast einem Jahr beschäftigt mich das C-Thema privat und beruflich täglich von früh bis spät. Verschärfte Hygienemassnahmen, Lockdown, steigende Infektionszahlen, Kampf um Betten auf der Normalstation, Kampf um Isolationszimmer auf der Notaufnahme, Kampf um Betten auf der IMC, Kampf um Betten auf der ICU, Verlegungen in andere Spitäler, Verlegungen aus anderen Spitälern, kranke MitarbeiterInnen, der erste eigene Test, der zweite eigene Test und während des “Normalbetriebes” zig Anrufe von besorgten PatientInnen.
Ich bin müde.
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Veterinary medicine, because humans are gross.
Nach dem Abschluss der Facharztausbildung für Chirurgie entschied ich mich für einen etwas ungewöhnlichen Weg, für den ich oft mit großen Augen angesehen und gefragt werde, warum ich mich jetzt gegen das Menschenhandwerken entschieden habe. Der Grund: meine neue Stelle als Oberärztin auf einer interdisziplinären Notaufnahme. Sprich: von Bauchschmerzen, über Ohrenweh, Nasenbluten, Knochenbrüche, Herzinfarkt, Wundinfekte, Husten, bis hin zu Pneumothorax kommt erst mal alles ungefiltert rein. Ja, ich vermisse den OP. Ja, ich mag meine neue Stelle trotzdem. Mehr dazu vielleicht ein anderes Mal.
Nach 6 Jahren als Ärztin habe ich extrem viel Kuriositäten erlebt. Unverschämtes, Unglaubliches, Lustiges, extrem Trauriges, Tragisches, Langweiliges. Es gibt nichts, was es nicht gibt. Denkste.
Bis eines Tages ein Patient, bzw. Tierhalter anruft und meint, er komme jetzt mit seinem Hund ins Spital. Da er Fieber habe. Nach einigen Minuten Diskussion und Erklärungen, dass wir ein Krankenhaus für MENSCHEN sind, beharrt er auf den Besuch und meint, da wir doch generell wissen würden, wie man mit einem Lebewesen umgeht, das unter Fieber leide.
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Lebenszeichen
Liebe Leserinnen und Leser!
Gerne möchte ich kurz Bescheid geben, dass es mich noch gibt und neue Einträge wahrscheinlich erst im neuen Jahr folgen. Aufgrund eines Stellenwechsels und Weihnachtstrubel bin ich zur Zeit anderweitig beschäftigt.
Ich wünsche euch eine schöne Weihnachtszeit!
Die Menschenhandwerkerin.
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Schreibarbeit
Als ich vor x Jahren vom Land A ins Land B gezogen bin, war ich im neuen Job ob der Modernisierung und Digitalisierung der PatientInnendaten erstaunt.
Nicht, dass es sich bei Land A um ein Entwicklungsland handelte. Trotzdem ging man im Land A bei der Visite mit Papierkurven von Bett zu Bett, und musste unter anderem von Woche zu Woche alle Medikamente weiterverordnen. Frisch transplantierte PatientInnen erhalten schnell mal 20 verschiedene Medikamente pro Tag. Im Land B jedoch gab es Laptops auf Wägelchen, mit denen man durch die Zimmer kurvte. Die Medikamente werden elektronisch verordnet, die Befindlichkeit der PatientInnen werden von Tag zu Tag in das Computersystem eingetippt und die Pflegefachpersonen tragen 4- bis 6-stündlich die Vitalzeichen in die elektronische Kurve ein. Super praktisch, einfach, übersichtlich, selbsterklärend nach nur kurzer Einarbeitsungszeit.
Von Halbjahr zu Halbjahr entwickelte es sich jedoch vom digitalen PatientInnendatenverarbeitungssystem zur Zettelwirtschaft zurück. Die Radiologie hat ein anderes System und wünscht somit die Anmeldungen für eine Röntgenuntersuchung auf Papier. Okay, so ein Röntgenanmeldezettel ist keine Hexerei. Gewünschte Bildgebung? Röntgen Thorax, p/a und lateral, stehend. Verdachtsdiagnose? Pneumonie. Dann wird der unterschriebene und abgestempelte Zettel in die besagte Abteilung gefaxt. Jedoch wird vielleicht auch noch ein EKG benötigt, wobei die Kardiologie wieder mit einem anderen System arbeitet, weswegen man eine EKG-Anmeldung ausfüllt und diese wiederum faxt. Ist eine bestimmte Ultraschalluntersuchung erforderlich, kann man diese gottseidank elektronisch tätigen. Jedoch finden es die Ultraschallmenschen hilfreich, noch zusätzlich einen Anruf zu erhalten, um die Untersuchung zeitnahe zu erledigen. Eine ausserplanmässige OP-Anmeldung? Kein Problem, dafür müssen neben einem elektronischen Eintrag nur 3 weitere separate Formulare ausgefüllt und je nach Eingriff ein bis zwei zusätzliche Telefonate getätigt werden, wodurch ich mich an manchen Tagen wie eine medizinische Sekretärin (nichts gegen diesen Berufsstand!) fühle. Und am Ende des Tages wünscht man sich, man wäre länger am PatientInnenbett gestanden, anstatt vor dem Faxgerät, Computer und Telefon gesessen.
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Hallo liebe Menschenhandwerkerin, ich schreibe dir eigentlich nur, um mich bei dir zu bedanken, einerseits für diese unglaublich verantwortungsvolle Aufgabe, die du jeden Tag übernimmst, und andererseits für diesen tollen Blog. Was du jeden Tag leistest, ist sehr beeindruckend und bewundernswert. Du hast meinen allergrößten Respekt. Deine Posts inspirieren mich immer wieder. Ich hoffe, du hast eine supertolle Woche und ich wünsche dir alles Beste! (:
Vielen, lieben Dank! Es freut mich sehr, das zu lesen. Ganz liebe Grüße!
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Der Holiday-Effekt
Wochenend- und Feiertagsdienste sind für beide Seiten (PatientInnen und deren Angehörige, sowie Personal) unvorteilhaft.
Auf der einen Seite steht das Personal, also die ÄrztInnenschaft und die Pflege - grob gesagt. An einem Wochenende oder Feiertag gibt es zwar kaum geplante Eintritte und Operationen, die Notfälle machen vor einem Nicht-Werktag natürlich nicht halt. Besonders in der Weihnachtszeit häufen sich aufgrund des üppigen Essens die akuten Cholezystitiden, also Gallenblasenentzündungen. Das Personal ist also trotz einer knallvollen Station reduziert. Das bedeutet, dass wir von PatientIn zu PatientIn stressen, uns um hauptsächlich Notfälle kümmern, wenig bis keine Zeit für eine Pinkel- oder Esspause haben. Hinzu kommen verpasste Momente mit den PartnerInnen, Kindern und sonstigen Familienmitgliedern.
Auf der anderen Seite leidet auch die PatientInnenschaft unter Wochenenden und Feiertagen. Warum? Ganz einfach: weniger Personal bedeutet eingeschränkte und dadurch schlechtere Betreuung. Schon an normalen Werktagen hetzt man zeitweise gestresst durch die Visite, da um eine bestimmte Uhrzeit eine Operation ansteht oder eine Landung des Helikopters mit einem Notfallpatienten angekündigt wird. Am Wochenende verschärft sich das Problem. Man kümmert sich um Not-Notfälle und ist an manchen Feiertagen sozusagen nur am “Feuer löschen”. Kein lebensbedrohlicher Notfall? Der Patient muss warten. Angehörigengespräch am Wochenende? Kaum möglich.
Dabei handelt es sich um den sogenannten “Holiday Effect”, zu dem es auch Studien gibt, welche oben Erlebtes bestätigen.
Die Lösung? Mehr Personal an Feiertagen und am Wochenende.
Was spricht dagegen? Sparmassnahmen.
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Rechnung
Irgendwann bekommt man die Rechnung präsentiert, die Quittung des Nicht-auf-sich-oder-andere-hören. Man ist jung und fit, arbeitet teilweise 100 Stunden pro Woche und findet das irgendwann normal. Ein junger Kollege, knapp über 30, ist wochenlang im Krankenstand und es fallen Sprüche von anderen Kollegen. Chirurgie sei halt kein Ponyhof. Heulen tut man im Kindergarten. Man hört auf Pausen zu machen während der Arbeitszeit, geht nicht mehr auf die Toilette und verschiebt das auf zuhause, ordnet sich unter. Noch dieses eine Telefonat, das Angehörigengespräch, das nächste Formular, dann in den Operationssaal, Schockraum, Notfall, hypotoner Patient auf der Bettenstation, Konsil, Operationssaal, Formular ausfüllen, Verordnungen, Rezept schreiben, nächstes Konsil, Versicherungsanträge, Datenbanken füllen, Arbeiten schreiben. Facharztprüfung zwischendurch. Erste OA-Stelle. In der Sprechstunde ratet man den PatientInnen, sie sollen sich gesund ernähren, Sport betreiben, Stress reduzieren, in Ruhe essen. In der Freizeit will man weiter Gutes tun und geht Blutspenden. Abweisungsgrund: Blutdruck 200/100mmHg und Ruhepuls von 120 bpm. Alter: unter 40.
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Fachärztin
Ich kann mich noch ganz genau an den Tag erinnern, als ich im Callcenter als Mitarbeiterin saß und nicht für den ersten Immatrikulationstag frei bekommen habe. Die Platzanzahl war begrenzt und so musste ich vorab klären, ob eine andere Person für mich hingehen kann. Nach vielen Mails und dem Ausstellen einer Vollmacht klappte die Immatrikulation für das Studium der Zahnmedizin. Während des Callcenterjobs machte ich einen Abendkurs für Latein, da ich mich im Gymnasium dagegen entschieden hatte. Biologie, Chemie und Physik hatte ich im naturwissenschaftlichen Schulzweig gottseidank zur Genüge.
Dann begann ich nach Umwegen also das Studium der Zahnmedizin, zwei Jahre später wechselte ich auf Humanmedizin. Zahnmedizin alleine war mir zu beschränkt. Nach Jahren der Streberei war das Studium dann irgendwann vorüber und ich konnte es zu Beginn schwer fassen. Jetzt bin ich also Ärztin. Der erste Job, der erste Patient, die erste Operation als Assistentin, die erste Operation als Operateurin.
Irgendwann dann die Fachärztinnenprüfung. Nach dem Erhalt des Resultates fühlt es sich irgendwie ein bisschen unwirklich an. Nun habe ich das Gefühl, als ob es jetzt erst richtig losgehe. Vom Teenager im Callcenter zur Fachärztin für Allgemeinchirurgie.
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Merci, dass es dich gibt
Vorab: Ich führe kein Sport- oder Schritttagebuch. Mein Gefühl sagt mir jedoch, dass ich als Ärztin mich mehr bewege als damals als Studentin. Sport habe ich als Teenagerin aufgehört zu betreiben. Aber als Studentin saß ich doch dauernd in Vorlesungen oder in der Bibliothek oder in Lokalen. Heute laufe ich während der Visite rum, von Konsil zu Konsil, und die Arbeit im Operationssaal artet je nach Eingriff teilweise in schweißtreibende Arbeit aus. Einen Blinddarm holt mal schnell mal locker in 20 Minuten raus. Verglichen dazu mit einer mehrstündigen Operation in einer mehreren Kilogramm schweren Bleischürze dazu ein Klacks.
Der Blick auf die Waage jedoch beweist das Gegenteil und ich frage mich, wie es dazu gekommen ist. Mein BMI sagt zwar kein Übergewicht, jedoch 10 Kilo zwischen damals und jetzt sind 10 Kilo.
Damals konnte ich halt so gut wie nie in ein Restaurant essen gehen (zu teuer) und der große Vorteil einer Kaffeeküche im Spital ist natürlich das wichtigste Getränk des Berufsalltags (Kaffee), allerdings stapeln sich dort auch die Pralinenschachteln, welche täglich von den PatientInnen an das Personal verschenkt werden. Ich finde es wirklich nett, wenn man ein Dankeschön zurückbekommt, aber schön langsam sollte ich die Finger davon lassen. Besonders gefährlich finde ich Nachtdienste, in denen ich mich durch Koffein- und Glucosezufuhr wach halte. Ich sollte mich an die Ratschläge halten, die ich eigentlich PatientInnen gebe: gesund ernähren, sportliche Aktivität, Stressreduktion. So, und jetzt schluck ich den PPI mit einem Schluck Kaffee runter!
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Sprachbarrieren
Mit der Flüchtlingswelle vor einigen Jahren kommt es immer häufiger vor, dass man auf der Notaufnahme mit PatientInnen zu tun hat, die schlecht oder gar kein Deutsch oder Englisch sprechen. Immer häufiger höre ich dann auch von ArbeitskollegInnen abschätzige Bemerkungen, die mich etwas wütend stimmen. Nicht nur über Neuankömmlinge, sondern auch über Menschen, die schon länger im Land sind. “Die ist schon seit 5 Jahren hier, und kann noch immer kein Deutsch”. Klar, es ist schwierig zu kommunizieren und ich stelle mir vor, wie beängstigend es sein muss, wenn man flüchten musste und dann einen operativen Eingriff braucht, den man nicht oder kaum versteht. Man bekommt Infusionen, und weiß nicht, was einem verabreicht wird. Man wird gestochen, untersucht, muss sich ausziehen, und hat wenig Ahnung, was mit einem geschieht. Man kann nur vertrauen und hoffen, dass alles gut geht.
In den meisten Fällen gibt es Angehörige, FreundInnen oder sonstige ÜbersetzerInnen, die in so einer Situation helfen. Ob vor Ort, oder über die Lautsprecherfunktion des Telefons. Hilfreich sind auch Zeichnungen oder Skizzen. Bei uns gibt es auch plastische Modelle, die nicht nur bei nicht deutsch sprechenden PatientInnen sehr hilfreich sind.
Egal ob Sprache, Konsumverhalten oder (Un-)Sportlichkeit. Wir sollten alle PatientInnen mit Respekt und Fürsorge behandeln, und besonders rassistisch angehauchte Bemerkungen sind in dem oder sonstigen Kontext nie angebracht. Vielleicht ist der seit 5 Jahren in dem Land lebende Patient Analphabet, hat nie schreiben oder lesen gelernt. Vielleicht lebt die nicht deutsch sprechende Frau hauptsächlich mit der Familie, ist Hausfrau und eingebettet in das Universum ihrer Angehörigen und hat aus welchem Grund auch immer nie Deutsch lernen können oder wollen. Wenn jemand krank ist, behandeln wir Menschen. Wir behandeln Menschen mit Krebs, den sie vielleicht bekommen haben, weil sie sich ungesund ernährt und hunderte Zigaretten geraucht haben. Wir behandeln den Leberzirrhotiker, der trinkt oder getrunken hat. Wir behandeln PatientInnen mit Diabetes und Hypertonie, die ihr ganzes Leben nie Sport betrieben haben. Und wir behandeln Menschen, die eine andere Sprache sprechen.
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Süßigkeitenverbot.
Auf Notfallstationen in echten Krankenhäusern geht es leider oder gottseidank nur halb so spannend oder dramatisch zu wie in Grey’s Anatomy. Doch dann kam er, Herr B., ein erwachsener Mann. Ein medizinischer Leckerbissen. Eine Spielwiese der Diagnostik, auf der man sich stundenlang austoben kann.
Ich werde auf den Notfall gerufen. Ein 50-jähriger Patient, wäre seit Jahrzehnten nicht beim Arzt gewesen. Mit einem Tumor am Großzeh und multiplen inguinalen Lymphknotenmetastasen. Ich will eigentlich schon einhaken, dass sie die Viszeralchirurgin am Telefon haben, und ob sie sich verwählt hätten. Doch es geht weiter: der Patient sei zusätzlich ikterisch und habe Bauchschmerzen. Jetzt wird es interessant für mich. Die Leber seit durchsetzt von tumorösen Formationen. Ich sehe mir das CT an, und schon wird der Fall für mich als Chirurgin uninteressanter, das Interesse verschiebt sich in Richtung Onkologie. Was auch immer sein Grundproblem ist, keine Chance irgendeine Metastase resezieren zu können. Das Organ besteht hauptsächlich aus Tumorgewebe. Palliative Chemotherapie. Doch plötzlich fallen mir im Oberbauch ganz kleine, feine Luftbläschen auf. Das deutet auf eine Hohlorganperforation hin, meistens handelt es sich bei freier Luft im Oberbauch um ein perforiertes, also geplatztes Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwür. Ich gehe zu dem Patienten, neben ihm sitzt sein Sohn. Als ich den Raum betrete, fällt sofort eines auf: ein unendlicher Gestank. Die Grosszehe ist keine Zehe mehr, sondern ein schwarzer, fauliger Knoten. Er sei heute zum Arzt gegangen, da er nicht mehr gehen könne. Kein Schuh passe mehr. Ein bisschen Bauchweh habe er auch, aber am meisten störe ihn der Zeh. Ob wir diesen bitte abschneiden könnten. Ähm, ja, grundsätzlich schon. Zusätzlich ist Herr B. gelb von Kopf bis Fuss. Bis auf den einen Zeh, der wie erwähnt schwarz ist. Wir klären ihn über die Befunde auf. Der Zeh, der aufgrund großen inguinalen Lymphknotenmetastasen wahrscheinlich einen bösartigen Befund beherbergt. Die höckrige Leber, die entweder einen Primarius oder multiple Metastasen beherbergt. Und letztendlich die freie Luft, weswegen er eigentlich auf den OP-Tisch gehört. Wenn er das möchte, da das Operationsrisiko aufgrund des drohenden Leberversagens erhöht ist. Ich überschlage die Laborwerte im Kopf... Child C. Währenddessen schaut er einen direkt keck an, und ich frage mich, ob er lebensmüde oder enzephalopathisch ist. Der Sohn hat aufmerksam zugehört, wirkt in dem Moment relativ gefasst. Inne halten und abwarten, wie die Familie auf die Diagnosen reagiert. Am Ende des Gesprächs sieht der Sohn den Vater an und meint: “Ab sofort gibt es keinen Zucker mehr für dich.”
Der Patient und ich sehen den Sohn beide mit einem großen Fragezeichen ins Gesicht geschrieben an.
Der Sohn fährt fort: “Zucker ist die Ursache von Krebs, deswegen ist Zucker ab sofort gestrichen für dich.”
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10 Fragen an eine Ärztin
Es war ein verregneter Tag, ich hatte frei und nichts vor. Das Nichtstun genießend surfte ich im Internet, umgeben von meinen schnurrenden Katzen. Auf Youtube schlug es mir eine Folge von Galileo vor, “10 Fragen an einen Chefarzt”. Ich bin zwar keine Chefärztin, hier trotzdem meine Antworten:
1. Welches Auto fahren Sie, und wieviele?
Keines, ich lebe in einer Stadt einem gut ausgebauten Öffi-Netz und fahre ansonsten auf Urlaub gerne mit dem Zug.
2. Wieviel hat der Klinikalltag mit den typischen Krankenhausserien zu tun?
Ich bin da nicht so bewandert und kenne nur Scrubs und Grey’s Anatomy. Gemessen an diesen Serien: ziemlich wenig! Weniger Dramatik, keine Hintergrundmusik, und die Mitarbeitenden sehen nicht so gut aus.
3. Bevorzugen Sie PrivatpatientInnen?
Nein. Ich arbeite in einem öffentlichen Spital und weigere mich so gut es geht in einem System einer Zwei- oder Drei-Klassenmedizin mitzuarbeiten.
4. Stimmt es, dass ÄrztInnen während der OP Musik hören?
Selten läuft der Radio im Saal, und das auch nur bei einfachen Routineeingriffen. Mehr Lärm im Saal ist mit einer höheren Komplikationsrate assoziiert.
5. Hatten Sie schon mal was mit einer Krankenschwester?
Ja.
6. Haben Sie schon mal etwas in einem Patienten vergessen?
Ja! Ich war als Assistenzärztin gemeinsam mit der Oberärztin und dem Chef am Tisch, und wir vergaßen ein Tuch im Bauch eines Patienten. Als Hauptoperateurin ist mir das gottseidank noch nie passiert, allerdings hatte ich schon 3 Komplikationen: 2 relevante Nachblutungen und einmal dislozierte der Clip am abgesetzten Ductus cysticus, sodass der Patient am 2. postoperativen Tag revidiert werden musste. In diesem Fall setzte ich den Clip einfach neu.
7. Schon mal aufgeputscht, Drogen genommen?
Im Dienst noch nie, auch nicht davor, um mich munter oder konzentrierter zu machen. Kaffee und Cola sind meine einzigen Aufputschmittel. Auch von meinen KollegInnen bekomme ich so etwas nicht mit. Wenn ich daran denke, dass man unter Drogen/Medikamenteneinfluss einen Fehler begeht, ein Mensch dadurch verletzt wird und ich meine Arbeitsbewilligung verliere... Horrorvorstellung.
8. Wurden Sie schon mal von einem Patienten bedroht?
Das ist mir schon häufig passiert, allerdings ausschließlich durch demente PatientInnen. Denen nehme ich es nicht übel, egal ob es verbale Beleidigungen sind oder ein tätlicher Angriff. Auch Menschen unter Drogeneinfluss würde ich es glaube ich nicht wirklich böse nehmen, da die es ja auch nicht aus purer Bösartigkeit oder Spaß tun.
9. Behandeln junge Ärzte besser, da sie neueste Techniken kennen?
Ich setze hier auf das Mittelfeld ;-) Die jungen Hüpfer haben noch zu wenig Erfahrung.
10. Wieviel verdient ein Chefarzt?
Keine Ahnung. Als Assistenzärztin verdient man je nach Ausbildungsjahr und nach Abzug der Steuern circa 5500 Euro pro Monat.
Als Zugabe gibt es eine elfte Frage, die mir von einer Leserin/einem Leser zugeschickt wurde:
11. Mich würde interessieren, ob man als Menschenhandwerkerin selber eigentlich auf lange Sicht gesund bleiben kann.. mental gesehen zumindest..?!
Das ist eine interessante und schwierige Frage. Ich denke ja. Mir fällt zwar auf, dass ich weniger tragischen Schicksalen gegenüber etwas abgestumpfter geworden bin. Nicht, dass ich es lächerlich finde, aber wenn man fast täglich tragische Krankheits- oder Unfälle miterlebt, und wie innerhalb von wenigen Sekunden eine Familie in tiefste Trauer gestürzt wird, dann habe ich oft wenig Mitverständnis wenn sich jemand über schlechtes Essen/Wetter beschwert, oder ähnliche First-World-Problems. Oder wenn sich jemand über eine 40-Stunden-Woche beschwert, kann ich mittlerweile auch nur mehr mild lächeln.
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