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Bin zurück!
Und das auch schon seit einer Woche. Das bisschen Kulturschock, das ich in Mumbai recht deutlich spüren konnte, hatte sich denn doch noch verflüchtigt. Nun bin in wieder in Detuschland, kippe alle paar Minuten ob der Preise aus den Latschen oder weil mir die Privilegien der Menschen hier so deutlich sind – sich ständig was Neues kaufen, die große Wahlfreiheit. Jedenfalls bin ich zufrieden und mache mich an meinem Leben zu schaffen: Bewerbungen an die DPA (Deutsche Presse-Agentur) und Journalistenschulen. Viel meditieren, Fahrrad fahren. Und die Wanderreise planen, die in drei Wochen losgeht. Alles spannend. Dieser Blog nähert sich jedenfalls seinem Ende. Freunde, wir können ja auch noch telefonieren. :)
Letzte Bilder aus Indien – die Global Pagoda in Mumbai und eine Stadtansicht:
Und von zu Hause in Ostholstein: Der Frühling.
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Am Rande
Im Moment ist ja immer noch der Indien-Pakistan-Konflikt aktuell. Dass der sich zu einem Krieg ausweiten kann, ist allen Parteien bewusst. Interessant – erschreckend – ist zu sehen, wie parteiergreifend, nationalistisch und eskalierend viele hiesige Medien sich positionieren und so die Öffentlichkeit beeinflussen. Da bringt die Times of India etwa einen Vergleich zwischen Bangladesch und Pakistan auf Seite eins, wo neben einigen statistischen Daten vor allem in großer Schrift steht: Bangladesch zeige, wie ökonomische Entwicklung gelänge, wenn man nicht seine Ressourcen "für das Stehlen con Atomwaffen und Unterstützung von Terrorgruppen" verschwende.
Das zieht sich durch weite Teile der Medien, überlegte Kommentare – überhaupt, Differenzierung von Kommentar und Bericht – findet man selten.
Auch aus der Politik selbst gibt es Merkwürdiges zu berichten: Parteiämter werden hier zu erstaunlichem Maße dynastisch vergeben (und die Presse übt, soweit ich das überblicke, nicht viel Kritik daran). Der Bürgermeister von Delhi tritt in den Hungerstreik, um die administrative Selbstbestimmung der Stadt gegenüber dem Bundesstaat (trotz gegenläufiger Verfassungsgerichtsurteile) durchzusetzen. Und noch ein Kuriosum: Hier in Mumbai ist das Spielen von PUBG, das hohes Suchtpotential besitzt, verboten und kann mit Haftstrafen belegt werden. Die Polizei berichtet, die Straftäter sind häufig so abgelenkt, dass sie nicht einmal die sich nähernden Polizisten bemerken. Die können dann genau den Strafbestand feststellen.
Anderes Thema: Am Bahnhof in Goa wurde ich gefragt, was ich über InderInnen denke. Obwohl ich eher negativ gestimmt war, fand ich erstaunlich viel Positives zu sagen: Die Hilfsbereitschaft, Gastfreundschaft, das enge Familienleben, die Unaufgeregtheit, das ehrliche Interesse, Freundlichkeit. Da war der Mann aus Goa schon zufrieden. Es stimmt auch alles, aber ich möchte auch mal die Schattenseiten ansprechen.
Immer wieder werde ich die selben Dinge gefragt. Name, where from? How long? Where next? Work? Married? (Inzwischen verstehe ich, dass ein paar Leute, die ich in Goa kennengelernt habe, sich Scheinidentitäten ausdenken ... Das macht es interessanter.)
Aber auch etwas anderes: Mit ganz ganz wenigen InderInnen habe ich in all dieser Zeit gute Gespräche geführt – vielleicht drei Personen. Das kann natürlich an Englischkenntnissen liegen, aber auch an der Gesprächsführung: Immer wieder wird ins Wort gefallen und reingeredet. Anstatt auf Nuancen achten, so scheint mir, meine Gesprächspartner immer wieder auf Buzzwords, bei denen sie dann selbst mit ihrer Meinung loslegen können. Immer wieder – wohl gutgemeint – sagen Menschen hier mir, was ich tun soll. Bitte dieses Buch lesen. Als Ausländer niemals nicht selbstgekochtes Essen zu sich nehmen. Nach Rajasthan fahren, in dieses und jenes Hostel, nach zwei Tagen an den solchen Ort und eine Safaritour machen, jetzt bitte die Nummer vom Bekannten aufschreiben, der einem ein Motorrad günstig verleihen kann. Und ich sitze da, bis ich mal dran bin (mein Reinreden isr wohl nicht energisch genug) und sagen kann: Ich fliege in drei Tagen schon ab und habe keine Zeit für Rajasthan. Oder: Ich habe schon andere Pläne, wie ich eben schon erzählt habe – hast du eigentlich zugehört, frage ich mich häufig. Ich fühle mich häufig als Projektion, nicht als ich selbst angesprochen.
Man sollte nicht ausblenden, dass da z.B. kulturelle Prägungen eine entscheidende Rolle spielen. Dass im europäischen Kontext vielleicht offener über Gefühle gesprochen wird, dass der eigene Wille des Individuums betont wird, mehr auf Subtexte geachtet wird – oder vielleicht eher: dass eine gemeinsame "Sprache" für Subtexte eingeübt ist, die nicht auf Anhieb kompatibel ist mit der indischen.
Auf jeden Fall fehlt mir hier häufig der emotionale und intellektuelle Tiefgang im Gespräch, die Feinabstimmung. Ich will niemanden dafür schuldig halten. Ehrlicherweise hätte ich dem Mann aus Goa allerdings auch sagen sollen: Ich komme klar mit den InderInnen. Zu Hause fühle ich mich bei ihnen aber nicht wirklich. Und um jetzt eine längere Einordnung einfach abzukürzen: Das ist in Ordnung so.
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Noch einen Tag treiben lassen, hat etwas in mir gedrängt, und so kam es.
Auf dem Weg zur Bahn fragt mich jemand erst nach einem Selfie, dann nach einem Tik Tok – er nimmt ein kurzes Video von uns auf, in dem er zu einem selbstgewählten Playback singt und immer wieder mit dem Zeigefinger auf sich und mich und in den Himmel zeigt. Ich gucke ziemlich ratlos und belustigt drein.
Ein Mann namens Vinod spricht mich an, zeigt mir den Bahnkartenschalter. Er sagt, er sei Sozialarbeiter. Er würde mir die Stadt auf seinem Motorrad zeigen, gegen Unterstützung für die Kinder unter seiner Betreuung. Ich sammle seine Nummer ein, frage ihn, ob ich ihn auf seine Arbeit begleiten könne. Plötzlich besteht er darauf, sofort mit mir traditionelle indische Kleidung kaufen zu gehen. Ich verziehe mich.
Auf dem Weg in einem ärmeren Viertel ruft mir ein Junge "Hello" zu und fragt mich nach einem Selfie. Mir dämmert schon: Er hat gar kein Handy, geschweige denn Smartphone: Er möchte einfach nur, dass ich ein Bild von uns mache. Raoul heißt er.
Ich besuche eine der "Wäschereien" in Mumbai: Hier wird massenhaft per Hand gewaschen. Die Kleidung wird eingeweicht, eingeseift, gebürstet, von jeder Seite sieben bis zehnmal auf Stein gehauen, in normales Wasser eingelegt, in Trommeln geschleudert, aufgehangen, gebügelt und zusammengefaltet. Und hier wird gekocht, frisiert und was die vielen Wäscher (allesamt Männer) sonst so brauchen.
An der Bahnstation renne ich zum Stadtzug, springe auf den anfahrenden Zug auf, werde um die Haltestange herumgewirbelt, reiße mir einen Riemen vom Jute-Rucksack ab. Das heißt: Schneider suchen.
Ich gönne mir ein Thali (unbegrenztes Essen mit unterschiedlichen Soßen, Currys, Roti, Chapati, Reis, Samosa, Nachspeisen und mehr). Eine ältere Dame kommt zu mir und wünscht mir ein gutes Essen in einem feierlichen Ton, als würde ich nun den Leib Christi verzehren. Dann fragt sie mich, ob ich Vegetarier bin. Ich bejahe, sie klopft mir mit strahlendem Lächeln auf die Schulter und geht. Sowas ist mir auch noch nicht passiert.
Ich beobachte die anderen Gäste: die lassen sich immer weiter nachfüllen, hören irgendwann zu essen auf und lassen die Reste eben stehen. Jetzt verstehe ich das Unverständnis der Kellner, wenn ich kein Nachfüllen mehr möchte, und warum ich am Ende jeden Thalis so leide: Weil ich immer alles aufesse, um ja nichts zu verschwenden.
In einem kleinen Viertel mit Holzhäusern und kleinen Gassen beobachte ich ein paar Katzen beim Fressen. Da kommt eine fette Ratte, vertreibt die Katzen und schnappt sich einen großen Brocken vom Essen. Überhaupt sehe ich hier so viele Ratten auf einmal wie nicht zuvor in meinem Leben.
Ich finde einen Schneider, der mir fix den Riemen an meinen Beutel annäht. Als ich ihm einfach mein restliches Münzgeld in die Hand schütte – an die 35 Cent – leuchten seine Augen auf. So viel hat er anscheinend bei Weitem nicht erwartet.
Als ich in einer Bierbar nach der Toilette frage, werde ich durch die Backstube einer Bäckerei und die Waschküche einer Wäscherei geführt.
Am Strand mache ich ein paar Fotos, setze mich in den Schatten und warte ab, dass der sich anbahnende Hitzeschlag verschwindet. Ein Typ, der neben mir saß, kommt nach 5 Minuten mit seiner Freundin skypend zurück, dreht das Handy zu mir, ich winke freundlich zu, sie lächelt, er bedankt sich und geht.
Ich fahre in der dicht gedrängten Menschenmenge in der Bahn zurück. Viele Leute gucken mich an. Sobald ich zurück gucke, gucken sie weg. Ich kann diese Blicke auch jetzt, nach fast zwei Monaten Indien, immer noch nicht deuten.
Zurück im Hostel: Ich falle erschöpft ins Bett.
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Ich: warum so nachdenklich?
Ich: ich weiß nicht. Die Musik?
Ich: bist du immer nachdenklich, sobald langsame Musik läuft?
Ich: nee. Vielleicht wegen der leichten Brise, der Atmosphäre mit den Lichtern.
Ich: Oder, weil es dir wieder mal ziemlich gut geht?
Ich: vielleicht.
Ich: die Melancholie, dass auch dies sich ändern wird?
Ich: Vielleicht eher der Gleichmut. Eine Elegie. Wenn die Realität ein Tagtraum wird, wenn das Kopfkino echt ist. So fühle ich mich.
Ich: und das nur, weil du gut gegessen hast?
Ich: unverschämt gut.
Ich: was heißt das alles für die Zukunft?
Ich: Weiß ich nicht. Kann ich nicht sagen und mag ich gar nicht drüber nachdenken. Dieser Moment ist so ... anders. Und schön.
Ich: vor Indien meinte jemand, du sollst dich treiben lassen.
Ich: ja, und ich dachte schon, das hätte ich nicht getan. Immer war meine Reise geplant. Aber jetzt verstehe ich es. Ich treibe, im Moment, in meinen Gefühlen und Gedanken. Mal sehen, wo ich stranden werde.
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Erst hier, erst jetzt wird mir klar, wie bald ich schon zurück fliege. Drei Tage bleiben mir für Mumbai, für die Elefanteninsel, die Kunst- und Kulturmuseen, für die Besorgungen für Freunde und Familie, für einen Sonnenuntergang am Strand.
Noch liege ich mit Erkältung im Bett. Indien hat mich am Kragen.
Was ist also passiert in der letzten Woche?
1. Von Ooty nach Goa.
Auf dem Weg habe ich mir den Palast von Mysore angeguckt:
Der Palast ist zweitgrößter Publikumsmagnet Indiens nach dem Taj Mahal. Bunter Eklektizismus, der sich in Persien ebenso bedient wie in Barock-Italien, Gotik-England oder klassischen indischen Palastbauten. Entworfen von einem Briten.
2. Ein bisschen Goa:
Der kleinste indische Bundesstaat, früher Hippiehochburg, ist heute immer noch beliebt bei Touristen. Hippies sehe ich hier in Vagator nicht so viele, dafür durchgestylte Dreadlockmenschen auf fetten, lauten Motorrädern. Dazu gibt es die aggressivsten (und gleichzeitig wohlgenährtesten) Straßenhunde meiner Reise. Da macht allein im Dunkeln unterwegs sein nicht viel Spaß.
Interessant an Goa war für mich die viele portugiesische Architektur. Überall gibt es kleine und große Einflüsse der Kolonisierer zu entdecken, immer wieder gehen indische und portugiesische Stile eine Symbiose ein. Und während meine Intuition mir sagt, dass das viel passender aussieht als die protzige englische Kolonialarchitektur, hält mein Verstand entgegen, dass auch die Portugiesen hier gewaltsam eindrangen, Kriege führten, sich unrechtsam Land aneigneten und bis weit in Salazars Zeiten behielten. Ich weiß noch nicht, wie ich damit umzugehen soll.
3. Jetzt Mumbai.
Am ersten Morgen habe ich gleich den Süden erkundet, die Uni, das Gericht, das Taj Mahal Palace Hotel, das Gate of India, das Victoria Terminal … wieder ein Mix verschiedenster Stile. Handy war leer, darum ist nur ein Foto geblieben. Aber auch ohne Beweise müsst ihr mir abnehmen, dass das ziemlich eindrücklich war.
Danach bin ich direkt ins Hostel und verbringe die Zeit im Bett – und hoffe darauf, noch rechtzeitig gesund zu werden, um noch ein letztes Bisschen erkunden. Darauf ein Glas Hustensaft.
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Mumbai.
Lichter ziehen Streifen, die verwinden und verweben sich zu Strängen, Seilen aus Licht. Massen aus Blech und Kautschuk fahren an ihnen entlang, darin einer in Burlywood-Uniform, das ist der Fahrer. Und massive Busse mit zwei Stockwerken in feuerrot, Menschen springen auf und heraus, die Luft erfüllt von Hupen und den Pfeifen des Verkehrspolizisten. Alles steht, alles fließt in chaotischer Harmonie, es ist schon spät abends.
Früh morgens ist Indien am Schönsten. Wenn die Sonne durch die letzten Staubwolken der Nacht goldig auf die ruhigen Straßen scheint, wenn die Ersten, die linke Hand auf dem Rücken, die Bürgersteige fegen, die Rough Sleepers ihre Sachen gerafft und sich auf den Weg – wohin? Wer weiß! – begeben haben, die Uniformierten noch gemächlich einen Chai schlürfen, wenn die ersten Vadas frittiert werden, wenn dieses Meer der unzähligen Lichter in Bewegung gerät.
Und das erst, nachdem die Uniformen, die Hemden und Hosen, die Kleider und Saris angelegt, nachdem die vielen Gesichter gewaschen, die Flips gefloppt wurden. Und da läuft sie, links, die Karawane nach Osten, und rechts die nach Westen. Und eine nach Norden und eine nach Süden. Koffer, Taschen, Rucksäcke.
Jedes Gesicht ein Schauspiel. Schnauzer, Narbe, weiße Zähne. Falten, Lächeln, und zwei starrende Augen. Dort, ein Auge guckt links und eines rechts. Ein schüchternes Hin- und Wegblicken. Ein Theater der tausenden Gesichter hier, an dieser einen Kreuzung.
An der Ecke stehe ich mit fiebriger Stirn. Und dann laufe ich für eine Weile mit, nach Westen, nach Süden und zurück. Treibe im Lichtermeer. Verstehe die Strömungen, spüre – rieche? – die Ausdünstungen dieser Wasserkörper, die der Staub des aufkommenden Mittags wieder löscht. Jedes Schauspiel ein Gesicht, im Lichte Mumbais.
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Let it roll.
Das Leben ist absurd, heißt es bei Camus, der Mensch ist zerrissen, hat die Welt, in die er geboren wird, nicht gewählt. Der moderne Mensch revoltiert gegen das existenziell Absurde im Leben. Wie Sisyphos. Der rollt einen Stein immer wieder den Berg hoch, obwohl der Stein wieder und wieder nach unten rollt. Camus ist fasziniert von diesem Sisyphos, wie er vom modernen Leben fasziniert ist. Von Sinnlosigkeit und Sinnsuche in vergeblichen Aufgaben.
Sinn suchen auch Romantiker. Sie suchen Sinn im Fremden, Unbekannten. Sie suchen nach der Erfahrung, die das Leben neu erschließt, eine andere Sicht der Dinge.
Nach 50 Tagen in Indien wird mir langsam klar, wie sehr mich diese Romantik getrieben hat in den letzten Jahren. Zum Reisen getrieben hat – die nächste Erfahrung könnte ja mein Leben ändern. Ich könnte mich selbst finden. Zu immer neuen und anderen Menschen getrieben hat – deren Sicht der Dinge, deren Energie würde auch mich ändern. Ich könnte mich in ihnen finden.
Dieses Verhalten, so wird mir klarer, war auch mein Weg der Revolte, gegen die Unzufriedenheit mit mir selbst und der Welt, die mich umgibt. (Ich weiß nun auch, dass es kein einfacher Eskapismus war – ich wollte ja nie einfach weglaufen. Sondern mich verändern und dann die Welt um mich herum.)
Aber ebenso wie Sisyphos' Arbeit letzten Endes eine vergebliche ist, ist auch diese romantische Sinnsuche für mich eigentlich vergeblich geblieben. Natürlich habe ich viel gelernt, viel mitgenommen – aber lange Zeit nicht das, was ich brauche. Und das ist Selbsteinsicht, gelebte Selbsteinsicht. Die gibt es nirgendwo zu kaufen, nicht einmal zu finden. Auch nicht in Indien. (Dass ich dafür nach Indien fahren musste, ist eine hübsche Ironie der Geschichte.)
Und so kann ich nun ruhigen Herzens den Stein rollen lassen. Nicht nach ständiger Selbstverbesserung, Selbstüberwindung suchen. Hier und jetzt zu sein erfüllt mein Leben mit genug Sinn, sogar mit mehr, als die Sinnsuche.
Es ist die Romantik, die ich ein Stück weit abgelegt habe. Weil ich mit der Normalität des Lebens in Indien gesehen habe. Normal, weil ähnlich wie in Europa – menschlich. Hier wartet nichts Fremdes, und ich bezweifle, dass es woanders viel anders ist. Und normal, weil hier Menschen weniger davon getrieben sind, ein Mehr anzuhäufen – mehr Geld, mehr Glück, mehr Spaß. Sie leben ihr Leben, wie es kommt, als wäre es das Normalste auf der Welt. Das kann Leben eben auch sein. Die Sinnsuche kann sich gefälligst selbst suchen gehen.
Nach so etwas wie Normalität sehne ich mich auch ein bisschen. Danach, Zeit mit meinen Lieben zu verbringen, einen Beruf zu haben, mit dem ich mich identifiere, Dinge zu machen, von denen ich weiß, dass ich sie mag. In der Natur sein. Kreativ sein. Mit Menschen sprechen und lachen.
Es gibt keinen Grund, dafür in Indien oder sonstwo auf der Welt sein zu müssen.
Ich bin kein Stück enttäuscht, wie Stanley in der Zeichnung oben von seinem anzugtragendem Ich enttäuscht ist. Ich habe Akzeptanz gelernt. Damit kommen neue Möglichkeiten. Den Stein rollen lassen und sich ein neues Haus auf dem Berg bauen. Das alte Haus, auch das gilt es zu akzeptieren, ist so nicht mehr da. Ich bin kein Kind mehr, auch kein naiver Ersti, und auch kein romantisch Reisender mehr. Aber was ich bleiben kann, ist ein Mensch, der versucht, einsichtsvoll zu leben und seiner Umwelt gut zu tun. Da sehe ich den Sinn.
Als Lied klingt das so:
Did he raise both fists and say, "To hell with this" and just let the rock roll? / Let it roll, let it crash down low. / There's a house down there but I lost it long ago.
Konkret heißt das: Meine Freunde gehen im April auf eine lange Wandertour – und ich komme mit! Ich möchte Bewerbungen schreiben an die TAZ, den Tagesspiegel, die Zeit, vielleicht die FR. In eine Stadt ziehen und eine Weile da bleiben. Das sind Gründe, mich auf den Weg zu machen nach Europa, zurückzukommen.
Am 21. März lande ich in Frankfurt. Dann besuche ich meine Freunde in Jena, Leipzig, Berlin, fahre heim an die Ostsee. Dann mal weitergucken.
Ich freue mich auf euch.
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🚲ty
Wenn schon kein Wandern , dann wenigstens eine Fahrradtour, wenn auch mit E-Bikes. Das erste Mal, dass ich auf so einem Teil sitze. Unser Guide Satya bringt mich und drei Inder aus Kalkutta zu einigen Orten im Nordwesten Ootys. Ein Stausee, ein Wald, ein heiliger Wasserfall, ein Stop für's Mittagessen.
Satya und ich unterhalten uns über dies und jenes, bevor er mir plötzlich Fragen stellt, was Bäume und Natur mir bedeuten und wie er sein Geschäft mehr Richtung Öko-Touren und Achtsamkeit ausbauen könne.
Dass er mich so unverwandt fragt, überrascht mich ziemlich. Ich habe nun schließlich nicht viel Ahnung von Business. Aber ich hab ihm gesagt, was ich dachte und das wird schon gut sein. Satya ist ein ziemlich cooler Typ, hat früher professionell Bollywood-Tanz betrieben.
E-Bike fahren ist mindestens eigenartig, wenn nicht anstrengender als normales Radfahren. Man interagiert eben mot einer Extramaschine, die einem mal Schub gibt, mal Energie zurückholt. Dazu ist das ganze Fahrrad viel schwerer als ein normales, sodass selbst bei ausgeschaltetem Motor das Fahren deutlich schwerer ist. Dazu kommt die Unwucht im Kurvenfahren. Witzig ist, dass man sich bei Steigungen auch einfach mal hochfahren loassen kann – aber mit richtigem Fahrradfahren ist das nicht vergleichbar.
Die 48km schaffen wir drei Stunden früher als geplant, und am Abend gehe ich ohne jeden Muskelkater ins Bett.
Die Natur hier wirkt manchmal schon verlockend. Aber zum einen ist beständig Gesetze zu brechen nicht mein Ding, zum anderen habe ich tatsächlich Respekt vor wilden Tieren wie Tigern. Obwohl ich mir auf Wikihow angelesen habe, wie man reagieren muss, wenn man einem begegnet.
Zurück von der Tour, überdenke ich meine Reisepläne – und buche kurzerhand meinen Rückflug. Deutschland, ich komme! Mehr dazu morgen.
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Der Gipfel: Ooty
Ooty ist eine alte – die erste – britische Hill Station. Was zieht mich hierhin? Die Nilgiri Hills, eine angeblich malerische Berglandschaft an der Nahtstelle zwischen Western und Eastern Ghats. Ootys 90000 Einwohner leben auf mehreren Hügelln und Tälern verteilt auf 2200 Höhenmetern. Ab und an sieht man dann auch Relikte der Briten: Ein typisches südenglisches Steinhaus, Torbauten in Anlehnung an den Tudor-Style.
Die Menschen: Gelassen und freundlich. Und sie tragen Mützen, Pullis, gefütterte Regenjacken. Das ist ein Novum für mich in Indien. Es dauert aber nur einen halben Tag, bis ich mir auch einen dicken Pulli zulege. Hier pendelt die Temperatur nämlich zwischen 5 und 20 Grad, in normaler Indiengarderobe würde ich wohl erfrieren.
Dann gibt's noch die Touristen. Die weißen laufen meistens mit dicker Kamera herum, lassen sich in Reisebussen kutschieren – von denen halte ich mich bewusst oder unbewusst fern. Mir scheint, hier manifestieren sich die Briten, die das alte Juwel in der Krone Britanniens besichtigen wollen, sehen wollen, wie sich ihr geliebtes Kind in seiner Selbständigkeit entwickelt. Wahrscheinlich ist das Projektion. Und dennoch.
Dass die Briten hierhin sogar ihre Administration verlagerten, macht Sinn: Klima und Vegetation haben eine gewisse Ähnlichkeit mit britischen Gegebenheiten. Heimweh also. Gleichzeitig brachten die Briten den Eukalyptus aus Australien. Der hat inzwischen weite Teile der Umgebung Ootys erobert und verdrängt die natürlichen Pinienwälder.
Und dann die Fauna: Die ist definitiv anders als in England. Tiger treiben sich herum, Elefanten, Geparden. Ihretwegen – zum Schutz von Mensch und Tier – ist dann auch das Wandern verboten, so ziemlich überall. Dazu kommt die Feuergefahr durch unachtsame Touristen, Raucher zumeist.
Das ist für mich eine Enttäuschung. Genauso wie die Tatsache, dass es keine Fahrräder oder Mopeds oder Roller zu mieten gibt: Die Lobby der Auto-Rikscha-Fahrer hat alle derartigen Vermieter sabotiert, um das Transportmonopol in der Gegend zu haben. Zumindest wird mir das erzählt.
Letzten Endes gilt also: Natur, nur gucken, nicht anfassen. Beziehungsweise, nicht mal richtig gucken. Wo die Natur undomestiziert bleiben soll, wird eben der Mensch beschränkt. Das kein Kompromiss, kein harmonisches Miteinander ermöglicht wird, finde ich schade. Von Touristen wird hier erwartet, dass sie sich zu zehn verschiedenen Attraktionen fahren lassen, dort aussteigen, Souvenirs kaufen und weiterfahren. Selbst bei Berggipfeln oder kleinen, freigegebenen (und offensichtlich von Menschen angepflanzten) Wäldern. Individualtourismus, Freiheit adé.
Auch die indischen Touristen scheint das nicht zu stören. Wenn ich polemisieren darf: Selfies kann man ja so oder so schießen. Ja, Selfies sind hier ein großes Ding, überall gibt es »Selfie Spots« und gefühlt alle fünf Minuten wollen irgendwelche Männer Selfies mit mir haben. Ich sage immer freundlich ja. Aber irgendwann ist mein inneres Lächeln nicht mehr da, es wird anstrengend. Ich verstehe, wie ich als weißer mit roten Haaren für diese Menschen zum außergewöhnlichen Reiseerlebnis gehöre. Mir ist sie Ironie des Ganzen bewusst, waren es doch die Europäer, die farbige Menschen in Käfigen in Europa ausstellten. Und dennoch: Ich fühle mich konsumiert. Wieder einmal kann ich es aber niemandem zum Vorwurf machen, vielmehr empfinde ich Mitleid mit den Menschen, die systemisch auf Bewunderung heller Hautfarbe konditioniert werden, und denen somit einige Chancen entgehen, Menschen auf anderer (tieferer?) Ebene zu begegnen.
Es gibt aber auch Ausnahmen. Wie der Mann neben mir im Bus zum Dodabetta Peak, der mir von seiner Nichte und seinem Sohn erzählt und nicht nur wissen will, wie ich heiße, wo ich herkomme und ob ich verheiratet bin.
Ich will nicht alles schlecht machen, aber hier in Ooty wird mir einiges klar. Über's Reisen, über mich, über Menschen.
Ooty ist geballte Normalität einer Stadt in den Bergen, so wie Bangalore die geballte Normalität einer IT-Stadt war. Genau diese Normalität, inklusive der ärmlichen Baracken, in denen viele Menschen hier leben, kontrastiert die Romantik des Reisens: Der Wunsch nach dem Außergewöhnlichen, das das eigene Leben umkrempelt, oder auch, das man meistern und beherrschen kann. Und wie dieser Wunsch konsumierend umgesetzt wird.
Ich möchte darin kein Teil sein. Doch darüber folgt sehr bald mehr.
Eindrücke von Ooty:
Vom Dodabetta Viewpoint auf 2260 Metern, Blick auf Ooty (Mitte rechts) und die Western Ghats.
1: Blick über die Pferderennbahn Richtung Zentrum.
2: Straßenszene.
Folgend: Impressionen aus dem botanischen Garten.
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YWCA!
Vier Tage verbringe ich hier: Eine alte britische Anlage inklusive Kapelle, Restaurant, Spielplatz. Ein schöner Ort zum Alleinsein. Und hab ich schon gesagt, dass es hier oben keine Moskitos gibt?
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Nachtbusfahren
Yeah mega. Bin in den falschen Bus eingestiegen.
Aber dann halb so wild, oder auch doppelt gut: Ich darf bleiben. Der Bus fährt auch nach Ooty. Und hat sogar eine Klimaanlage. Und ich bekomme einen Doppel-Sleeper-Platz. Bei meiner Körperlänge ein Segen.
Sowas wie einen Sleeper-Bus hab ich voeher nicht gesehen. Links und rechts vom Gang sind tatsächlich einfach Liegeplätze, zweistöckig. So werden dann auch die Schlaglöcher und sonstigen Rumpeleien des Busfahrens ziemlich erträglich ... Morgens wache ich zum Anblick nebelgefüllter Täler auf. Endlich wieder Natur!
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In der Notaufnahme
… war ich gleich zweimal seit dem letzten Eintrag. Und wie: Völlig dehydriert, blau angelaufen, zitternd und frierend, stoisch ins Leere blickend – innerlich was mir vor allem übel. Oh, wie unschön!
Ja, dramatisch war das! So kam es mir zumindest vor. Im Nachhinein war natürlich alles halb so wild. Irgendein Magen-Darm-Infekt, verstärkt durch meine Entscheidung, Burger (scharf) und Bier zu verzehren und danach noch zu rauchen.
Drei Tage Krankenhaus also. Aber stellt euch nicht vor, dass ein indisches Krankenhaus viel interessanter als ein deutsches wäre. Im Grunde ist alles gleich, nur das Essen nicht und man muss den Pflegern einiges dreimal sagen, bis es gemacht wird. Oder auf bestellten Fruchtsaft mal vier Stunden warten.
Und Vishnu, der Pfleger für die Nacht, stellt sich leider manchmal etwas tölpelig an: Als er eine Kanüle an die Nadel in meinem Arm anschließen will, laufe ich auf einmal aus, also mein Blut. Er schreit vor Schreck auf, schließt das Ventil und wischt sich seine Hand am Vorhang (!) ab. Jetzt weiß ich, wo die Blutflecken dadrauf herkommen ... Dann will er meinen Arm säubern und gießt so viel Flüssigkeit darauf, dass das Pflaster, das die Nadel befestigt, danach lose ist. Als er mir die Nadel nochmal mit Tape überklebt, knickt er die Kanüle so, dass die Infusion nicht mehr fließt ... you get the idea. ^^
Ich bin aber immer noch ziemlich gleichmütig. Probleme und Schmerzen kommen und gehen. Und Patienten auch. Nach einem Check zwei Tage später (ich bin wieder in bester Gesundheit) kann ich denn auch endlich das staubige, hektische Bangalore verlassen. Und weiter geht das Planen: Wohin als nächstes? Kurzerhand buche ich mir einen Nachtbus nach Ooty.
(PS: Leider merke ich erst im Bus, dass ich meine geliebte Regenjacke im Krankenhaus vergessen habe! Ich bleibe vergesslich, da hilft kein Meditieren.)
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Lieblingsbeilage im (süd-)indischen Essen: Coconut Chutney. Und jetzt auch Hauptbeilage: Ich glaube inzwischen, dass mein Magen bei den vielen Gewürzen nicht mitmacht. Egal, wie lecker es schmeckt … Darum vorerst nur Plain Rice, Coconut Chutney, Gemüse und Obst für mich. 🙁
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Bengaluru: Krishna Rajendra Market (1/3)
Gestern fühlte ich mich halbwegs fit und hab mich mal rausgewagt. Von Indiranagir bis zum Lalbagh-Garten fahre ich etwa 40 Minuten. Entspricht etwa Friedrichshain-Tiergarten. Nur, dass Bangalore auch dreimal größer ist als Berlin. Kosmopolitisch auch: Keine Besonderheit, wenn man vier Sprachen spricht, zum Beispiel Englisch und Hindi (die Verkehrssprachen), Kannada (die "ursprüngliche" Sprache der Region) und Malyalam oder Tamilisch oder Telugu, je nachdem, von wo Familienteile zugezogen sind.
Bengaluru ist ein IT-Zentrum und wächst beständig. In der nahen Zukunft drohen Wasser-Engpässe. Schon jetzt kommt der Großteil des Wassers mit Pumpen von einem Fluss aus 100km Entfernung.
Die Ingenieure und Programmierer, die ich treffe, sind sich bewusst, dass sie in Europa oder Amerika deutlich mehr verdienen würden. Doch sie sind zufrieden hier, wollen bei Familie und Freunden bleiben, sich nicht für mehr Geld aufopfern. Arbeiterrechte gibt es gleichzeitig so gut wie keine.
Jedenfalls ist Bengaluru (der Name bedeutet etwas à la "gekochte Bohnen") tatsächlich ein buntes Durcheinander aus Sprachen, Traditionen, Menschen, Religionen und so weiter.
Jedenfalls steige ich mitten in einem Markt aus, schaue mir ein unspektakuläres Fort an und streife über den Markt. Ohrstöpsel mit Musik schützen mich davor, angesprochen zu werden – ich bin etwas ruhebedürftig.
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Bengaluru: Tipu Sultan's Palace (2/3)
Danach laufe ich zu einem Palast im indo-iranischen Stil. Langsam machen mir Kopfschmerzen zu schaffen, aber der Palast macht das locker wett. Hier hat Tipu Sultan getagt, einer der widerständigsten indischen Herrscher gegenüber den Briten. 1799 (glaube ich) musste aber auch er sich geschlagen geben.
Von den aufwendigen ornamentalen Verzierungen ist nicht mehr viel übrig. Aber auch die Architektur ist schön anzuschauen.
Danach will ich zum botanischen Garten. Auf einhundert Metern Weg werde ich zweimal von Tuk-Tuk-Fahrern angesprochen. 100 Rupien möchten sie für die anderthalb Kilometer zum botanischen Garten. Das ist 300% mehr, als Einheimische zahlen, glaube ich. Als ich sage, dass ich Metro fahre, rufen sie mir hinterher, die sei geschlossen, was natürlich nicht stimmt.
So etwas passiert in Indien immer mal wieder. Der Trick ist, sich darüber nicht aufzuregen, denn sonst landet man nur selbst in schlechter Laune. Ich fühle eher Mitleid mit den Menschen.
Meine Metro kostet dann 15 Rupien und ich komme entspannt im Garten an.
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Bengaluru: Lalbagh (3/3)
Der botanische Garten namens Lalbagh ist mein Highlight des Tages. Überall riesige Bäume, mir unbekannte Pflanzen. Ich schlendere hindurch, lese ein wenig. Der Park ist schön, wenn auch etwas bieder angelegt.
Eichhörnchen tummeln sich auf den Bäumen, indische Pärchen auf den Bänken darunter. Ein ungewöhnlicher Anblick angesichts der sonstigen Reserviertheit.
Aber vor allem die Bäume! Ob sie mir nur so magisch vorkommen, weil ich inzwischen so erschöpft, geradezu fiebrig unter ihnen entlang taumele?
Auf einem Hügel bietet sich dann einer der seltenen Blicke auf Bangalore. Eine Sprite später bin ich auch schon auf dem Rückweg. Der Park schließt bald, meine Kopfschmerzen hämmern und der Nacken ist verspannt – ich will nach Hause. Gelohnt hat es sich dennoch.
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Die erste Filmrolle ist entwickelt und gescannt. :)
Burj Khalifa, Dubai.
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