Der „Südtiroler Landwirt“ fährt mit einer Gruppe von Leserinnen und Lesern im Februar 2023 in den Oman, um Land, Leute und Landwirtschaft dort kennenzulernen!
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Ein Ende mit Schrecken
„Bernhard, komm bitte schnell an die Rezeption, es ist dringend!“ Mit diesen Worten reißt mich Hamdy am Dienstagabend mitten aus den Vorbereitungen für unser Abschiedsessen am letzten Abend unserer Leserreise. Es sollte ein schöner Abschluss einer wunderbaren Reise sein, nach einem freien Tag für alle Teilnehmer, an dem jede und jeder ihr/sein Tempo selbst bestimmen konnte. Die allermeisten von uns sind im Laufe des Tages auf eigene Faust in Richtung des glanzvollen königlichen Opernhauses spaziert – viele davon am Strand entlang.
Wie ich an der Rezeption von Hamdy erfahren muss, endete dieser Spaziergang für ein Mitglied aus unserer Gruppe mit dem tragischsten aller Enden: Peter Noflatscher aus Albeins bei Brixen war mit seiner Frau Veronika am Rand des Wassers unterwegs, als ihn bzw. sein Herz offenbar plötzlich die Kräfte verließen und er ins Wasser fiel. Alle Wiederbelebungsversuche seiner Frau waren vergebens.
Dass uns diese Nachricht alle zutiefst schockiert, muss an dieser Stelle wohl nicht weiter ausgeführt werden. In den verbleibenden Stunden bis zu unserer Abreise versuchen wir, Veronika so gut wie möglich beizustehen. Und hier zeigt sich, dass wir viel mehr sind als eine einfache Reisegruppe, wir sind in diesen Tagen wie eine Familie zusammengewachsen, wo jeder den anderen unterstützt und ihm Halt gibt. Das ist in all der Tragik und Dramatik dieses Falles ein wunderschönes Zeichen.
Die bürokratischen Abläufe zum Rücktransport der Leiche nach Südtirol sind lang und kompliziert, zum Glück nimmt uns die Reiseversicherung viel davon ab und auch der große Einsatz des Reisebüros Primus Touristik ist beispiellos. Veronika kann gemeinsam mit uns den Rückflug antreten und wir schließen Peter in unser Gebet mit ein.
Der Rückflug am gestrigen Mittwoch und die Fahrt mit dem Bus nach Südtirol verlaufen dann ohne weitere Zwischenfälle. Der tragische Vorfall zum Abschluss legt natürlich einen dunklen Schleier auf die wundervollen Erfahrungen, die wir in den vergangenen Tagen sammeln durften. Dennoch bleiben auch die Erinnerungen an ein faszinierendes Land, an die vielen heiteren Stunden mit Hamdy und die wertvollen Einblicke in diese fremde Kultur und Religion.
Lieber Peter, wir werden dich als stillen und ruhigen Teil unserer Gruppe in Erinnerung behalten, mit dem man dennoch lange und ausgiebig diskutieren konnte. Unser aufrichtiges Beileid gilt Veronika und ihrer Familie, wir wünschen ihnen viel Kraft in dieser so schweren Zeit!
Pfiati, Peter! Ruhe in Frieden!
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Von der Moschee ins Versuchsfeld
Der letzte Tag mit offiziellem Programm hat es noch einmal in sich. Gleich am Morgen fahren wir zur Großen Moschee von Sultan Qabus – die mit Abstand größte Moschee im Oman und eine der größten der Welt. Der Gebäudekomplex aus zwei Gebetshallen, einem überdachbaren Innenhof und einer großen Freifläche wurde 1992 von Sultan Qabus in Auftrag gegeben, von 1995 bis 2001 gebaut und bietet bis zu 20.000 Gläubigen Platz. Das größte der insgesamt fünf Minarette ist 91,5 Meter hoch.
Beim Eingang um Moscheegelände werden wir – getrennt nach Geschlechtern – kontrolliert. Vor allem wird geprüft, ob wir die Kleiderordnung einhalten. Lange Hosen sind für alle Pflicht, die Frauen müssen auch lange Ärmel und geschlossene Schuhe tragen. Auch die Einzige unter uns, die das mit den deutlichen Vorgaben von Hamdy offenbar nicht ganz so ernst genommen hat, muss einsehen, dass die Muslime auf ihren Regeln beharren – und sie muss sich für den Besuch in der Moschee ein Kleid ausleihen, das den ganzen Körper bedeckt. Wieder andere sind nach wie vor erstaunt, dass es in der Moschee keine Bilder von Allah oder Mohammed gibt, dass hier keine Messen gelesen werden und dass unser Papst hier nun mal nicht das Kirchenoberhaupt ist.
Auf dem Gelände der Moschee erklärt Hamdy uns noch einmal ausführlich die fünf Säulen des Islam und den genauen Ablauf des täglichen Gebetsritus. Wir besichtigen die beiden Gebetshallen – die kleinere für die Frauen und die deutlich größere für die Männer. Letztere beeindruckt vor allem mit ihrem gigantischen Kristallleuchter von Swarowski, der in der 50 Meter hohen Kuppel schwebt und selbst 15 Meter groß, acht Meter breit und acht Tonnen schwer ist. Am Boden befindet sich der zweitgrößte Teppich der Welt mit 1,7 Milliarden Knoten und einem Gewicht von 21 Tonnen.
Nach diesem beeindruckenden Erlebnis erinnern wir uns, dass wir ja eigentlich eine landwirtschaftliche Leserreise sind, und fahren mit dem Bus zur landwirtschaftlichen Versuchsanstalt der staatlichen Universität von Sultan Qabus. Wer sich nun so etwas wie unser Versuchszentrum Laimburg erwartet, der wird enttäuscht. Zwar ist es ein weitläufiges Gelände, die Ausstattung zeigt aber, dass die Agrarwissenschaft hier weit hinter unserem Niveau zurückliegt. Dennoch führen uns Prof. Jamal Al Sabahi und sein Team über einen Teil des insgesamt 70 Hektar großen Geländes. Geforscht und gearbeitet wird hier in drei Bereichen: Tierzucht, Pflanzenbau und Bewässerung. Gleichzeitig wird auch die Jugend des Landes in diesen Bereichen ausgebildet. Zuerst sehen wir endlich einige Weihrauchbäume. Diese wachsen eigentlich im sehr fruchtbaren Süden des Landes, den wir auf unserer Reise nicht besucht haben (weil es den zeitlichen und wohl auch finanziellen Rahmen gesprengt hätte) auf der Dhofar-Hochebene in 700 Metern Meereshöhe. Wir erfahren, wie Weihrauch geerntet wird, dass die Blätter des Baumes auch als Tierfutter für Ziegen verwendet werden und dass der Honig, den Bienen aus den Blüten des Weihrauchbaumes gewinnen, sehr kostbar ist. Auch Mangobäume stehen hier als Versuchsobjekte.
Wir gehen zum Stallgelände, wo einige Rinder und Kälber gehalten werden – wiederum für Versuchszwecke und für den Unterricht. Bei der Wahl der Rassen fühlen sich jene, die im Vorjahr bei der Leserreise mit dabei waren, auf die Azoren versetzt: Wir sehen hauptsächlich Holstein-Tiere und einige Exemplare der Rasse Jersey. Große Sprüher an der Decke und Ventilatoren an der Seite erinnern uns daran, welcher Hitze die Tiere hier vor allem im Sommer ausgesetzt sind. Dass die Landwirtschaft hier noch viel Entwicklung vor sich hat, zeigt sich auch daran, dass das Interesse der Omanis an unserer Viehzucht fast ebenso groß ist wie das unsere an der ihren. Wir sehen auch einige Tiere der für den Oman typischen Rinderrasse, die über einen kleinen Höcker verfügt. Nachdem wir einen Blick in den für 16 Tiere ausgelegten Melkstand geworfen haben und auch einige Ziegen und Hühner begutachtet haben, begeben wir uns zu den Gewächshäusern, in denen Blumen und einige Gemüsesorten gezüchtet werden. Den Abschluss bildet ein Besuch in einem durchaus luxuriös ausgestatteten Pferdestall, in dem einige preisgekrönte Tiere zu sehen sind.
Die Mittagshitze setzt uns doch etwas zu (wir sind ja nach dem Moscheebesuch immer noch langärmlig unterwegs) und wir sind froh, dass wir wieder in den klimatisierten Bus steigen können. Nach einer improvisierten verspäteten Mittagspause fahren wir noch in den Hafen, wo uns ein Dhow erwartet, mit dem wir einen Teil der Küste vor Muscat erkunden und den Sonnenuntergang genießen.
Das offizielle Programm unserer Leserreise ist nun vorbei. Uns erwartet noch ein freier Tag und ein gemeinsames Abschiedsessen mit Hamdy und unserem Busfahrer. Doch erstmal wollen wir die Hauptstadt des Oman auf eigene Faust erkunden.
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Süße Düfte, edle Pferde und ein ernstes Thema
Wir befinden uns nun bereits in der Nähe von Muscat, dem Ausgangspunkt und Ziel unserer Rundreise. Auf der Fahrt in die Hauptstadt machen wir aber noch mehrmals Halt. Beim ersten Zwischenstopp kommen vor allem die Frauen unter uns auf ihre Rechnung, wir besuchen nämlich die weltberühmte Parfumfabrik Amouage, die hier in Muscat Mitte der 1980er-Jahre von einem Mitglied der Sultan-Familie gegründet wurde. Wir erfahren, welche Düfte für diese Wässerchen verwendet werden, dass ein guter Teil davon aus dem Oman stammt (zum Beispiel die Rosenblüten und der Weihrauch, die uns bereits begegnet sind). Wir sehen, wie die Düfte in mehreren Schritten destilliert, gemischt und dann abfüllt werden. Bis zu 3000 Flaschen mit 100 Milliliter Inhalt verlassen pro Tag die Produktionshalle und werden in rund 50 Ländern weltweit verkauft. Die Mitarbeitenden sind fast ausschließlich Omanis. Wie jede Firma braucht auch Amouage (zu Deutsch „Die Wellen“, gemeint sind hier wohl jene der Düfte) ein Alleinstellungsmerkmal, in diesem Fall lautet dies „Wir haben die teuersten Parfums der Welt.“ Diese Tatsache hält viele von uns nicht davon ab, die Kreditkarten zu zücken und ein Fläschchen (die Preise starten bei umgerechnet 400 Euro für 100 Milliliter) zu kaufen. Auffallend dabei: Es sind durchaus auch Männer darunter, wohl für die jeweils besseren Hälften, die in einigen Fällen ja daheim geblieben sind …
Weiter geht die Fahrt durch die Vororte von Muscat. Hinter einigen verwinkelten Gassen erwartet uns Ahmed vom Gestüt Al Fares. Ahmed züchtet hier auf einem Hektar Fläche 30 Araber-Pferde bester Abstammung, und zwar seit zwölf Jahren. Er erzählt uns, dass die Tiere den ganzen Tag über Zugang zu bestem Heu haben und drei Mal täglich mit Kraftfutter gefüttert werden. Das Gestüt bietet auch Reitkurse an, die von der städtischen Bevölkerung auch gerne genutzt werden. Ahmed führt uns über sein Gelände, wobei uns riesige Ventilatoren auffallen. Diese werden hier vor allem im Sommer dringend benötigt, denn bekanntlich steigen die Temperaturen hier auf über 50 Grad bei hoher Luftfeuchtigkeit – ein schwieriges Klima für diese edlen Tiere.
Den Pferdemist sammelt Ahmed und verschenkt ihn an andere Landwirte, die ihn als Dünger für ihre Pflanzen verwenden können. Wir lernen einige der Tiere kennen, besonders stolz ist Ahmed auf Rahman, einen 23 Jahre alten Hengst, der bereits mehrere Preise gewonnen hat. „Ich würde dieses Tier niemals im Leben verkaufen, egal welche Summe mir geboten wird“, unterstreicht Ahmed.
Nach dem Rundgang zeigt uns Ahmed noch den Unterschied zwischen einem normalen und einem arabischen Sattel. Letzterer kommt mit vielen Silberbeschlägen sehr prunkvoll daher und verzichtet auf einen Sattelgurt und auf Steigbügel. Ahmed lässt eines seiner Tiere herrichten und lädt uns ein, in einem 30 mal 40 Meter großen Ring eine Runde auf dem Pferd zu drehen. Gar einige von uns nutzen die Gelegenheit, sich auf dem Rücken eines edlen Araber-Pferdes durch den Ring führen zu lassen.
Unser Mittagessen nehmen wir in einem türkischen Restaurant ein. Eigentlich würde dort auch ein guter Bekannter von Hamdy arbeiten, doch hier holt uns das aktuelle Weltgeschehen wieder ein: Hamdys Freund hat beim schweren Erdbeben in der Türkei und Syrien fast seine gesamte Familie verloren …
Bevor wir ins Hotel fahren, das bis zum Ende unserer Reise unsere Unterkunft sein wird, schauen wir noch in einem Einkaufszentrum vorbei. Im Supermarkt machen wir uns auf den Weg zur Obst- und Gemüseabteilung – in der Hoffnung, hier Südtiroler Äpfel zu finden. Diese Hoffnung wird enttäuscht, dafür entdecken wir einige Regale weiter eine breite Palette der Kekse eines bekannten Südtiroler Waffelherstellers. Schön, auch hier ein Stück aus unserer Heimat zu finden, auch wenn es keine Äpfel sind ...
Den weiteren Nachmittag genießen wir in unserem Hotel. Dabei geht vielen von uns ein Aspekt nicht aus dem Kopf, der uns bei der heutigen Busfahrt nach Muscat klar geworden ist: Unser Hamdy ist zwar für jeden Spaß zu haben, beim Thema Religion hört der Spaß für ihn aber rasch auf. Hamdy erzählt, wie es dazu gekommen ist, dass sich aus den 22 Staaten der arabischen Welt mehrere Teile gebildet haben, und welche Schuld daran die Engländer und Amerikaner tragen. „Die Länder Arabiens hätten alles, um unabhängig leben zu können, auch was die Landwirtschaft betrifft. Stattdessen haben uns unsere Herrscher in eine Abhängigkeit vom Westen gebracht, aus der wir nur schwer entkommen können“, betont Hamdy. „Die Araber produzieren keine Waffen, sie werden alle aus den USA, Europa und aus China geliefert. Wären diese Waffen nicht, würde es in der arabischen Welt keine Kriege geben“, ist Hamdy überzeugt. Besonders ernst wird Hamdy, wenn er von Israel spricht: „Für uns gibt es keinen Staat Israel, es gibt nur Palästina. Wir Araber werden diesen Staat niemals akzeptieren, denn er wurde in einem Land errichtet, das uns gehört! Solange es diesen Staat gibt, wird es nie Frieden geben“, bekräftigt Hamdy und berichtet von einem Vorfall bei einer deutschen Reisegruppe, die er vor einigen Jahren durch den Oman führen sollte: „Eine Frau hatte nicht einen roten Reisepass wie alle anderen Mitreisenden, sondern einen grünen. Als ich sie darauf ansprach, sagte sie mir, dass sie mit ihrem eigentlichen Pass nicht in den Oman einreisen könne, weil sie aus Israel stamme. Ich habe mich auf der Stelle geweigert, diese Reisegruppe zu führen, und mein Büro musste einen Ersatz schicken.“
Harte Worte, die uns betroffen zurücklassen. Wie ist es möglich, dass ein so großes und – wie wir in den vergangenen Tagen gemerkt haben – freundliches Volk einen solchen Hass empfinden kann? Die Erklärung von Hamdy für diese tiefe Abneigung können wir nachvollziehen, und doch bleibt eine tiefe Resignation zurück. Doch wir sind auch dankbar für so viel Ehrlichkeit und Offenheit, denn sie hilft uns, die Ursachen für einen Konflikt, den wir in der westlichen Welt eben nur aus einer Sichtweise kennen, besser zu verstehen. Hamdy versteht, dass wir betroffen sind: „Es ist mir als Reiseleiter wichtig, auch dieses Thema anzusprechen, und nichts zu beschönigen. Auch wenn es hart klingt, aber die Wahrheit zu sagen, ist meine Aufgabe, auch wenn sie nicht allen von euch gefällt.“
Zum Glück ist Hamdy nach diesen ernsten Worten bald wieder der lustige Kerl, den wir schätzen gelernt haben. Er hat im Grunde vollkommen recht: Ein Land und seine Menschen kennenzulernen heißt, dass man manchmal auch Dinge erfährt, die einem nicht gefallen. Ein aufrichtiges Danke, Hamdy, für diese Einblicke in deine Welt!
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Der Tag der Alternativen
Heute ist Samstag, und der gehört auch hier noch zum Wochenende dazu. Dennoch hätten wir auch heute zwei größere Programmpunkte geplant gehabt, aber ein großes Radrennen versperrt uns den Weg dorthin und Hamdy muss nach Alternativen suchen. Statt der neu restaurierten Festung von Al Hazm und den mineralhaltigen Quellen von Nakhl schauen wir uns den Fischmarkt von Barka an. Doch zunächst müssen wir mit den Geländewagen wieder vom Hochplateau des „Grünen Bergs“ hinunter ins Tal. Der Morgen ist doch noch recht kühl, im Tal erwarten uns dann aber fast wieder sommerliche Temperaturen.
Am Fischmarkt von Barka angekommen, erzählt uns Hamdy vom alten Fischmarkt, bei dem die Händler direkt am Strand den Fisch versteigert haben – ein besonderes Erlebnis, das seit einigen Jahren leider einer modernen Fischmarkthalle gewichen ist. 125 Sorten Fisch werden hier jeden Tag verkauft, davon allein 25 Sorten Barsch, den wir in den vergangenen Tagen bereits mehrfach am Hotelbuffet verkosten durften. Auch hier ist – wie in Muscat – der Fischfang innerhalb der ersten zehn Meilen vor der Küste nur den kleinen Fischerbooten erlaubt.
Nach dem Besuch auf dem Fischmarkt haben wir nun natürlich auch Lust, Fisch zu essen, und Hamdy macht sich auf die Suche nach einem geeigneten Restaurant. Auch diesen Plan mussten wir heute ändern, es ist eben der Tag der Alternativen.
Auf der langen Busfahrt beantwortet Hamdy wieder einige unserer unzähligen Fragen. Etwa zum Gesundheitssystem im Oman, das eigentlich sehr gut funktionieren würde – wenn da nicht wieder die Benachteiligung der Gastarbeiter wäre (zumindest jener, die nicht in einem staatlichen Beruf oder in einem großen Betrieb arbeiten). Hamdy erzählt uns von der Geburt seines dritten Kindes: „Wir wollten den Kaiserschnitt meiner Frau eigentlich in einem staatlichen Krankenhaus machen, dort hat man uns aber wieder nach Hause geschickt, weil ich eben keine staatliche Versicherung habe. In einem Privatkrankenhaus hat es dann geklappt, allerdings haben wir dort statt er knapp 900 Euro das Vierfache davon bezahlt.“
Dann erzählt uns Hamdy auch noch, dass er nicht vor hat, sein Leben lang im Oman zu bleiben, und dass sein Traumberuf eigentlich ein völlig anderer gewesen wäre: „Ich wollte Flugzeugpilot in der ägyptischen Armee werden. Kurz vor dem Ziel ist dieser Traum aber dann an mangelnden Beziehungen gescheitert, ohne die es auch in diesem Bereich nicht geht. Eines Tages möchte ich auf jeden Fall wieder nach Ägypten zurück, schließlich ist das meine Heimat.“
Den Nachmittag verbringen wir in unserem heutigen Hotel in der Küstenstadt Mussanah. Nach dem vollgepackten Programm der vergangenen Tage haben wir uns diese Pause redlich verdient.
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Nachtrag: Ein Video vom Tiermarkt in Nizwa
Um euch einen Eindruck vom Lärmpegel auf dem Tiermarkt von Nizwa zu geben, hier noch ein Video. Boxen aufdrehen! ;)
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Vom Tiermarkt auf den „Grünen Berg“
Heute müssen wir etwas früher aufstehen als gewohnt – und das, obwohl heute ja eigentlich das ist, was wir Christen als Sonntag kennen. Doch der große Tiermarkt in Nizwa findet nun einmal am Freitag statt, und der Großteil unserer Gruppe nimmt den Bus um 7.30 Uhr und gönnt sich dieses Spektakel. Es ist wirklich ein großes Trara, das uns erwartet. Der Versteigerungsring, den wir gestern noch menschenleer gesehen haben, ist nun mit lautem Geschrei und vielen Omanis (und Touristen) gefüllt. In der ersten Stunde werde Schafe und Ziegen durch den Ring geführt und die Bauern bieten ihre Tiere den Händlern an. Der Ablauf ist immer derselbe: Ein potenzieller Käufer winkt, der Bauer oder der Vermittler kommt mit dem Tier zu ihm, das Tier wird begutachtet und der Handel entweder abgeschlossen oder abgelehnt. Das Ganze geschieht innerhalb weniger Sekunden, was dazu führt, dass jene, die ihre Tiere mit der Zeit nicht loswerden, immer energischer durch den Ring laufen. Gelingt ein Handel, so werden die Seile getauscht und die Geldscheine wandern in die Geldbörse des Verkäufers. Sobald die Kleintiere fertig sind, machen die Käufer etwas mehr Platz und die (für unser Auge spindeldürre, aber das will ja nichts heißen) Kühe und Kälber betreten den Ring. Auf dem Parkplatz vor dem Versteigerungsring werden noch allerlei andere Tiere zum Kauf angeboten, darunter auch einige Kamele, Hühner, Hasen und sogar Wellensittiche. Nach eineinhalb Stunden haben wir von dem hektischen Treiben genug und wir hren mit dem Bus wieder ins Hotel, wo der ausgeschlafene Rest der Gruppe schon auf uns wartet.
Gemeinsam fahren wir mit dem Bus nun wieder nach Birkat Al Mouz, wo wir in Geländewagen umsteigen und damit auf das Hochplateau des Jebel Akhdar fahren, was zu Deutsch so viel wie „Grüner Berg“ bedeutet. Auf den ersten Blick sehen wir auf der Fahrt hinauf wenig Grün, aber die Sträucher und Gräser zwischen den Felsen werden sichtlich mehr. Oben auf rund 2000 Meter Meereshöhe angekommen, fahren wir erstmal zu einem Parkplatz, von dem aus wir mit unserem Führer Al Nasser über einen schmalen Weg durch mehrere Häusergruppen wandern. Schon von weitem bestaunen wir die zahlreichen Terrassen, die in den Fels gehauen wurden und in denen auf dem fruchtbaren Boden zahlreiche Früchte angebaut werden – von Granatäpfeln, Walnüssen und Rosen bis hin zu Äpfeln und Weizen reicht die Palette. Leider sehen wir von den Früchten und Blüten nichts – kein Wunder, denn wir haben ja Mitte Februar und da hat auch hier die Vegetationsperiode noch nicht begonnen.
Das Hochplateau auf dem „Grünen Berg“ ist erst seit rund 15 Jahren ein Ziel für Touristen. Vorher – in der Zeit nach dem schon erwähnten Bürgerkrieg – war es lange Zeit militärisches Sperrgebiet. Jetzt werden dort immer mehr alte Häusergruppen restauriert und zum Teil in sehr schön ausgestattete Unterkünfte für Touristen umgebaut. Insgesamt befinden sich 35 „Dörfer“ auf dem Berg (unter Anführungszeichen, weil es sich wirklich durchwegs nur um kleine Häusergruppen handelt). Auch geologisch ist das Gebiet hochinteressant. Weil die Berge hier vor Millionen von Jahren nämlich Meeresboden waren, wurden hier bereits zahlreiche Fossilien gefunden – und auch wir entdecken bei einem Spaziergang nach dem Mittagessen seltsam anmutende Figuren auf den Steinen.
Anschließend treffen wir Al Nasser wieder, der uns gemeinsam mit seiner Familie in seinem Privathaus empfängt und uns in die Geheimnisse der Rosenwasser-Produktion einweiht. Zu unserer Verwunderung riecht das Rosenwasser, das hier entsteht, aber weniger nach Rosen als vielmehr nach Rauch. Wir erfahren, dass diese Flüssigkeit gemeinsam mit anderen Produkten zu wohlduftenden Wässerchen vermischt wird. Naja, wer auf leicht rauchigen Duft steht …
Zu guter Letzt – und nach einer weiteren obligatorischen omanischen Pause mit Datteln und Kaffee – geht es noch zum Ort Wadi Bani Habib, wo wir noch einmal über steile Treppen nach unten und dann wieder zurück nach oben wandern. Gottseidank sind die Temperaturen hier auf dem „Grünen Berg“ wesentlich angenehmer als unten in der Ebene, denn sonst käme man hier schnell ordentlich ins Schwitzen.
Der muslimische Feiertag ist nun für uns fast vorbei – wir fahren in unsere heutige Unterkunft (ein wahres Luxus-Resort mitten zwischen den Steinen) und genießen den kühlen Abend …
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Durch die Festung und auf den Berg
Heute starten wir den Tag mit einem Rundgang durch Nizwa. Ausgangspunkt ist das Geländes des Viehmarktes, der hier jeden Freitag (also für uns morgen) stattfindet. Erste Händler sind bereits vor Ort und wir unterhalten uns mit einigen von ihnen. Hamdy erzählt uns im Versteigerungsring, wie das beim Tiermarkt abläuft. „Die Bauern stellen ihre Tiere aus und ein Vermittler helfen ihnen dabei, einen Käufer zu finden. Als Zeichen, dass das Tier den Besitzer gewechselt hat, hängt der neue Besitzer sein Seil an das neue Tier an und gibt dem Vorbesitzer sein Seil zurück.“ Vom bürokratischen Aufwand, der bei uns in solchen Fällen anfällt, bleiben die Tierzüchter im Oman also verschont.
Wir schlendern anschließend wieder durch die Gassen der Stadt und decken uns in einem Laden mit zahlreichen Mitbringseln (Datteln in allen Geschmacksrichtungen, Gewürze, Tee und so weiter …) ein. Später besichtigen wir die große Festung von Nizwa. Erste Teile der Festung wurden bereits im 9. Jahrhundert errichtet, der Großteil jedoch im 17. Jahrhundert. In den 1950er-Jahren wurde die Festung zum Großteil zerstört. Schuld daran waren Luftangriffe der Engländer. Um zu erklären, wie es dazu kommen konnte, machen wir an dieser Stelle einen kurzen Exkurs:
Bis in die späten 1950er-Jahre war der Oman, so wie wir ihn heute kennen, ein geteiltes Land mit zwei Herrschern: dem Sultan in Muscat und dem Imam in Nizwa. Ab 1954 kam es zu einem Bürgerkrieg, weil der Sultan kurzerhand sein Sultanat umbenannte und seinen Machtanspruch auf den ganzen Oman ausweitete. Verständlich, dass die Anhänger des Imam in Nizwa sich das nicht gefallen lassen wollten und sich dagegen zur Wehr setzten. Einen entscheidenden Beitrag dazu, dass der Sultan schließlich doch die Oberhand behielt, leisteten die Engländer, die auf seiner Seite in den Krieg eingriffen – unter anderem auch mit Luftangriffen, denen die Festung von Nizwa zum Opfer fiel.
Von diesem Krieg ist heute nichts mehr zu sehen, die Festung wurde wieder aufgebaut und ist heute eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten des Landes. In den einzelnen Räumen der Festung erfahren die Besucher allerhand Wissenswertes über das Leben im Oman und die Geschichte des Landes, einige Räume geben auch Einblick in die Lebensweise der Menschen im 17. Jahrhundert.
Wir fahren mit dem Bus weiter zu unserem nächsten Etappenziel: Nahe der Stadt Al Hamra (zu Deutsch „Die Rote“, wegen der roten Erde) steigen wir auf einen Schulbus und drei Geländewagen um. Diese bringen uns in das Bergdorf Misfah (zu Deutsch „Bergoase“. Dort empfängt uns Abdullah Abdelrahman, der mit seiner Familie ein größeres Stück Land bewirtschaftet. Dazu gehört auch ein Restaurant, das auf einen Felsen gebaut wurde, in diesem nehmen wir unser Mittagessen ein.
Das Dorf Misfah befindet sich auf knapp 1000 Metern Meereshöhe auf mehrere Ortsteile verteilt mitten in den Felsen oberhalb von üppigen Dattel- und Bananenplantagen. Nach dem Mittagessen spazieren wir mit Abdullah und seinem Team durch die Anlagen, was manche von uns an einen Spaziergang auf einem Waalweg erinnert. Wir erfahren alles, was wir über die Bewässerung der Felder, den Anbau von Dattelbäumen und die mühsame Ernte der Früchte wissen wollen.
Die Bewässerung erfolgt über mehrere Terrassen mit Hilfe der uns bereits bekannten Falaj. Die Wasserrechte sind auch hier genau nach Stunden geregelt – je größer die zu bewässernde Fläche, umso mehr Zeit bleibt dafür. Abgesehen vom Beregnungswasser und dem Wasser, das die Frauen zum Waschen und Kochen benötigen, ist das Wasser kostenlos für alle. Neben Datteln und Bananen wachsen auf den Terrassen von Misfah auch Papayas, Knoblauch, Zwiebeln, Süßkartoffeln und Früchte, deren Name keiner von uns je zuvor gehört hat.
Wir erfahren auch noch, dass in den Feldern rund um uns 25 verschiedene Dattelsorten wachsen. Am Ende zeigt uns einer der Mitarbeiter noch, wie er am Stamm entlang auf einen Dattelbaum klettert. In den Monaten Jänner und Februar – also auch in der Zeit, in der wir hier sind – besteht die Hauptaufgabe in der Bestäubung der weiblichen Bäume. Diese erfolgt in Misfah zum Teil noch per Hand, mancherorts werden dafür aber auch schon Drohnen eingesetzt.
Die Erklärung von Abdullah wird kurz vom Ruf des Muezzin unterbrochen, der vom Minarett der Moschee die Gläubigen zum Gebet ruft. Hamdy übersetzt wieder für uns: „Allah ist der Größte, es gibt keinen Gott außer Allah, und Mohammed ist sein Prophet …“
Zum Abschied erhalten wir noch – wie das so üblich ist – noch Datteln und Kaffee zur Stärkung. Mit dem Bus geht es zurück nach Nizwa. Es gibt heute nämlich noch eine Premiere: Erstmals auf unserer Reise übernachten wir zweimal in Folge im gleichen Hotel.
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Gastarbeiter im Oman
Unser Reiseleiter Hamdy stammt – wie schon öfters erwähnt – aus Ägypten. Und dennoch erklärt er uns den Oman, als ob dieses Land seine Heimat wäre. Das ist umso erstaunlicher und bemerkenswerter, wenn man bedenkt, womit Gastarbeiter (und zu denen zählt Hamdy eben auch) hier zu kämpfen haben. Zwar ist Hamdy kein armer Mann und kann mit seinem Job als Reiseleiter gut leben, dass er kein Omani ist, bekommt er dennoch immer wieder zu spüren: Ob das nun seine Strom- und Wasserrechnung ist, die um einiges höher ausfällt als bei Einheimischen, ob es die Aufstiegschancen und möglichen Berufe sind, oder ob es um die omanische Staatsbürgerschaft geht, die zu erlangen für einen Ausländer fast unmöglich ist. Auch seine Kinder – Hamdy hat deren vier, zwei davon gehen bereits zur Schule – bekommen das zu spüren, indem sie im Schulalltag ausgegrenzt und abgewertet werden. Die Kinder sind übrigens (obwohl sie zum Teil im Oman geboren sind) ägyptische Staatsbürger und werden das wohl auch bleiben. In den diversen Restaurants, Bars und Hotels, die wir in den vergangenen Tagen besucht haben, haben wir nicht nur ausschließlich Männer gesehen, sondern vorwiegend Inder, Pakistani und Bangladescher. „Einheimische wären für die Betreiber viel zu teuer, denn ihnen müssten sie einen Mindestlohn bezahlen, der weit über dem liegt, was auch erfahrene Ausländer bekommen“, berichtet Hamdy. Skurrilerweise gilt diese Benachteiligung nicht für alle Ausländer. „Wenn jemand aus Europa oder Amerika kommt, dann bekommen die oft ein Vielfaches von dem, was wir Gastarbeiter erhalten.“ Dennoch liebt Hamdy seinen Job, und er stellt uns dieses Land vor als ob es sein eigenes wäre.
Der Oman ist ein reiches Land, dessen Staatsbürger – ohne Gastarbeiter natürlich – sich beim Erreichen des 24. Lebensjahres über ein Grundstück von 600 Quadratmetern freuen dürfen, das der Staat ihnen schenkt, um an ihrem Heimatort ein Haus zu errichten. Den nötigen Kredit für den Hausbau gibt es von der Bank, zurückzuzahlen ist dieser innerhalb von 20 Jahren, ohne Zinsen. Im Oman werden 900.000 Barrel Erdöl pro Tag gefördert, noch viel reicher sind die Erdgasvorkommen. „Und doch sind die jungen Omanis sehr neidisch auf die Menschen im Katar oder Bahrein, weil diese eben noch viel wohlhabender sind“, weiß Hamdy.
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Zurück in der Zivilisation
Nach der Nacht in der Wüste bringen uns die Beduinen wieder gut zurück in die Welt der Häuser und Asphaltstraßen. Dort steigen wir wieder in unseren Bus ein und fahren in die Stadt Ibra, wo an diesem Mittwoch traditionell der Frauenmarkt stattfindet, der – so Hamdy – „nicht so heißt, weil wir dort unsere hübschen Frauen verkaufen, sondern weil diesen Markt nur Frauen besuchen dürfen“. Um die Klischees endgültig zu bedienen, begeben wir Männer uns in der Zwischenzeit in eine nahe gelegene Bar. Nur auf das übliche Glas Weißwein werden wir hier vergebens warten, denn wir sind in einem islamischen Land …
Wieder mit „unseren“ Frauen vereint, schlendern wir gemütlich durch die Gassen von Ibra. Hier gibt es jede Menge Stände und Geschäfte, wo man alles kaufen kann, was das Einkaufsherz begehrt – Kleidung, Gemüse, Obst, Werkzeug, Gewürze, und sogar so machem Metzger kann man beim Zerteilen der Tiere zuschauen. Bevor wir in den Bus einsteigen, bestaunen wir noch einen Freiluftstand mit riesengroßen Teppichen, die größer sind als bei uns so manche Wohnung.
Wir fahren weiter in das verlassene und verfallene Lehmhüttendorf Al Minzafa. Ausgetrocknete Brunnen sehen wir hier ebenso wie die Überreste des Wohnhauses eines Gewürzhändlers, dessen Größe uns eher an einen Palast denken lässt (und auch die Frage klärt, wo solch große Teppiche wie vorhin vielleicht Platz finden könnten). Es ist mittlerweile Mittagszeit, und Hamdy erklärt uns anschaulich, wie das mit einem Gebet im Islam abläuft. Auch beim Zitieren eines Koranverses dürfen wir ihm zuhören, der Sprechgesang beeindruckt uns sehr.
Auf der weiteren Busfahrt berichtet uns Hamdy dann über das Leben eines Gastarbeiters im Oman, und er erzählt von versperrten Wegen und Ungerechtigkeiten. Weil uns dieses Thema doch recht nachdenklich macht, werde ich später noch einmal darauf zurückkommen.
Nach einer längeren Busfahrt und einer späten Mittagspause erreichen wir unser nächstes Etappenziel: die Stadt Birkat Al Mouz. Bekannt ist sie für ihre große Anlage von Dattelpalmen und Bananenbäumen – und für das ausgedehnte Bewässerungssystem des Falaj Al Khatmeen, der eine Gesamtfläche von 72 Hektar bewässert und Teil des UNECO-Weltkulturerbes ist. Die Kanäle erinnern doch stark an die bei uns bekannten Waale und wir spazieren durch die Plantagen. Die Verteilung des Wassers auf die einzelnen Felder folgt ganz präzisen Zeitplänen, die uns ebenfalls an unsere Heimat erinnern. Hamdy erzählt uns, dass der Oman ein Ziel hat: Er möchte die stolze Zahl von zehn Millionen Dattelpalmen erreichen.
Nach diesen vielen Informationen fahren wir schließlich in unsere heutige Unterkunft, ein großes Hotel am Stadtrand von Nizwa, der alten Hauptstadt des Oman. Ein völliger Kontrast zum Beduinencamp der letzten Nacht, an das wir immer noch gerne zurückdenken. Morgen werden wir die Stadt Nizwa und ihre Umgebung genauer erkunden, für heute soll es aber mit dem Blog genug sein, denn wir haben euch heute schon viel zum Lesen zugemutet …
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Besuch im Wadi und Fahrt in die Wüste
Wir zweigen von der Autobahn ab und biegen in ein schmales grünes Tal ein. Auf der Fahrt haben wir solche „Wadi“ schon mehrfach gesehen. Weil die Landschaft sonst nur aus Steinen besteht, fallen diese Täler gleich ins Auge. Wir ahnen schon, dass es hier wohl Wasser geben muss, denn linek und rechts der Straße sehen wir zahlreiche Bananenpalmen und Dattelpalmen. Hamdy erklärt uns, dass wir uns im Wadi Tiwi befinden und uns gleich mit einem Bauern treffen werden. Tatsächlich werden wir von einem Mann mit weißem Umhang empfangen, den Hamdy uns als Masrut vorstellt. Bevor Masrut uns seinen Betrieb vorstellt, setzen wir uns unter die Palmen und zwischen die Wasserläufe, die uns an unsere Waale erinnern. Nachdem wir uns bei einem Picknick gestärkt haben, ziehen wir die Schuhe aus und begeben uns in einen Raum.
Dort berichtet uns Hamdy, was Masrut ihm während unserer Mittagspause erzählt hat. Auf insgesamt über 100 Hektar baut Masrut eine bemerkenswerte Vielfalt an Produkten an: Neben drei Sorten von Bananen und Datteln sind das Zitronen, Orangen, Zwiebeln, Knoblauch und vieles mehr.
Etwas detaillierter beschreibt Masrut (bzw. Hamdy) den Dattelanbau. Insgesamt gibt es 39 Dattelsorten im Oman. Neue Bäume wachsen erst einmal für drei bis vier Jahre neben dem Mutterbaum, werden dann sorgfältig ausgegraben und an einer anderen Stelle wieder eingepflanzt. Nach weiteren drei bis vier Jahren trägt der neue Baum dann Früchte und trägt dann – je nach Sorte unterschiedlich – jedes Jahr oder alle zwei Jahre Früchte. Die Ernte der Datteln erfolgt in mehreren Schritten: erst werden sie von den Bäumen geholt, dann getrocknet, gewaschen und in große Säcke verpackt. Alle Produkte, die auf dem Betrieb von Masrut angebaut werden, landen dann auf dem großen Markt in der nahe gelegenen Stadt Sur.
Erstmals begegnet uns hier bei Masrut das ausgeklügelte Bewässerungssystem der Falaj, wir werden diese Kanäle in den kommenden Tagen noch öfter sehen. Das Bewässerungssystem ist bis zu 5000 Jahre alt – und auch wenn die Bauern im Iran behaupten, es erfunden zu haben, beharren die Omanis darauf, die Urheber der Falaj zu sein.
Wir verlassen den Betrieb von Masrut und fahren nach Sur. Diese Stadt wurde im 16. Jahrhundert gegründet und war lange ein wichtiger Handelspunkt – vor allem mit Indien und Sansibar. Ein Blick auf die Karte zeigt tatsächlich, dass Indien gar nicht so weit weg vom Oman liegt: ein Tag dauert heute die Fahrt dorthin, mit dem Flugzeug ist man in einer Stunde dort. Gehandelt wurde in Sur natürlich mit allerlei Waren, aber auch mit Sklaven. Wir besichtigen in Sur eine Dhow-Werft. Diese Schiffe werden aus Teakholz hergestellt, je nach Größe dauert das bis zu einem Jahr. Und sie kosten ein kleines Vermögen – ein kleines Exemplar ist für umgerechnet 380.000 Euro zu haben, So viel Kleingeld haben wir leider nicht dabei, und auch die Zeit zu warten haben wir nicht, denn der Höhepunkt des heutigen Tages liegt noch vor uns.
Nach einer etwa eineinhalbstündigen Busfahrt steigen wir in acht Geländewagen um, die uns dann in einer abenteuerlichen Fahrt zu unserer heutigen Unterkunft bringen: ein Camp von Beduinen mitten in der Sandwüste. Der Sonnenuntergang, den wir vor dem Einchecken genießen dürfen, lässt sich in Worten nicht beschreiben – das überlassen wir den Fotos …
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Familienplanung auf arabisch
In der Wüste bei den Beduinen gibt es kein Internet, daher kommen die Blogeinträge mit etwas Verspätung. Jetzt sind wir wieder zurück und haben einen weiteren spannenden Tag vor uns – aber zurück zu gestern …
Wir sind wie immer sehr neugierig und fragen Hamdy die ganze Busfahrt Löcher in den Bauch. Unter anderem wissen wir nun, dass arabische Männer grundlegend andere Vorstellungen von schlanken Frauen haben als Franzosen („Dort heißt schlank nur Knochen“) und wie das so abläuft, wenn ein Paar miteinander verkuppelt wird. So berichtet Hamdy ganz ausführlich, wie er seine Frau (übrigens auch eine Ägypterin) kennengelernt hat. „Ich war Student und kaum zuhause. Da hat ein guter Freund von mir gesagt, dass unter seinen Cousinen mehrere Frauen sind, die noch keinen Mann haben. Das lief dann so ab, dass ich einen Termin mit ihrer Familie vereinbart und sie besucht habe. Dabei habe ich auch meine Frau kennengelernt. Aber vom kennenlernen bis zur Hochzeit sind das bei uns Arabern viele Gespräche zwischen den jeweiligen Familien, damit die Eltern der Frau auch verstehen, dass ich ein anständiger Mann bin. Es müssen aber schon beide Ehepartner einverstanden sein.“ Liebe definiert Hamdy so: „Dass es wirklich Liebe ist, was uns verbindet, merkt man erst, wenn wir gemeinsam auch schwierige Zeiten überstanden haben.“ Eine alles andere als unvernünftige Ansicht wie wir finden … Auch mit einem weiteren Mythos räumt Hamdy noch einmal auf: „Die Religion sagt, dass wir arabischen Männer bis zu vier Frauen haben dürfen. In der Praxis haben die allermeisten Männer nur eine Frau – vor allem, weil sie alle Frauen gleich gut behandeln müssen: Wenn eine ein Geschenk erhält, müssen die anderen Frauen alle auch ein gleichwertiges Geschenk erhalten. Das wird schnell teuer“, lächelt Hamdy …
Unser Tagesprogramm führt uns heute zuerst zu einer Touristenattraktion, dem Bimah Sinkhole. Dabei handelt sich um ein etwa 50 Meter tiefes Loch im Karstgestein, das zu etwas mehr als der Hälfte mit Wasser gefüllt ist. Die Sage erzählt, dass hier eine Sternschnuppe vom Himmel gefallen ist und den Omanis den Sultan gebracht hat. Entstanden ist das Loch jedoch vor mehreren Millionen Jahren.
Auf der Fahrt erzählt uns Hamdy auch vom omanischen Schulsystem. Schulpflicht gibt es hier keine, und doch besuchen alle Kinder die Schule: in den ersten vier Jahren gemeinsam, dann nach Geschlechtern getrennt. Nach zwölf Jahren endet die Schule, die besonders motivierten Jugendlichen können dann an der einzigen staatlichen Universität im Land studieren oder bei einem Auslandsjahr weitere wertvolle Erfahrungen sammeln.
Schließlich berichtet Hamdy auch noch mehr über die Kleidungsgewohnheiten der Omanis: „Männer tragen meistens einen weißen Umhang, aber nur wenn sie sich irgendwo befinden, wo dieser nicht schnell schmutzig wird. Vor allem bei der Arbeit auf den Feldern wäre weiß nicht gut.“ Frauen sieht man hingegen meistens mit schwarzen Umhängen – was bei der hier üblichen Hitze (im Sommer bis zu 50 Grad Celsius) eigentlich extrem unpraktisch ist. „Das hat zum einen mit der Tradition zu tun: Schwarz ist die Königin der Farben. Zum anderen waren Frauen meistens zuhause und somit nicht so stark der Hitze ausgesetzt. Dass es unter den schwarzen Umhängen oft sehr farbenfroh sein kann, werden wir im weiteren Verlauf unserer Reise vielleicht noch sehen …
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„Ich möchte Landwirt werden“
Heute werden wir Muscat verlassen und erstmal die Küste entlang Richtung Südosten fahren. Dann geht es ab in die Wüste. Weil es sich noch nicht abschätzen lässt, wie gut es dort mit der Internetverbindung aussieht, hier noch ein paar Eindrücke von gestern und ein paar Zeilen für euch.
Es geht um ein Gespräch mit unserem Reiseleiter Hamdy beim gestrigen Abendessen. Er erzählt von seiner Familie, seiner Frau und seinen vier Kindern. Anders als die meisten denken, haben die allermeisten Muslime nur eine Frau, mit der jedoch oft viele Kinder. Bei Hamdy sind es „nur“ vier, denn er will, dass alle eine gute Ausbildung erhalten.
Warum er im Oman arbeitet und nicht in seiner Heimat Ägypten? „Weil ich hier mit meiner Arbeit viel mehr Geld verdienen kann“, lautet seine nachvollziehbare Antwort. Wir haben mittlerweile gemerkt, dass Hamdy seinen Job sehr gerne und sehr gut macht. Sein wirklicher Traumjob ist jedoch ein anderer und der überrascht uns dann doch ein wenig: „Ich möchte Landwirt werden!“ Die arabische Halbinsel ist reich an Öl und Gas – doch beides kann man nicht essen und trinken. „Wir müssen so viele Dinge importieren und hätten doch auch Möglichkeiten, diese Produkte selbst anzubauen – mit der richtigen Technologie auch mitten in der Wüste“, ist Hamdy überzeugt. Er weiß: „Die Landwirtschaft ist der wichtigste Beruf, denn wer soll uns denn in Zukunft ernähren?“ Worte, die uns als Südtiroler Bäuerinnen und Bauern das Herz höher schlagen lässt.
Jetzt sind wir aber dann doch gespannt, was uns dieses Land außer dem geschäftigen Treiben seiner Hauptstadt noch zu bieten hat. Die Anweisung von Hamdy: „Packt die wichtigsten Dinge für eine Nacht in einen Rucksack, die Koffer haben in den Geländewagen nicht Platz und bleiben im Bus." Na dann, los geht’s …
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Ein Abend in Muscat mit köstlichem Essen und schöner Abendstimmung...
... und zum Abschluss nochmal auf den Markt und ein Gruppenfoto mit Hamdy.
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Fische, Gerüche und ein „kleines Regierungsviertel“
Auf dem Weg in das historische Zentrum von Muscat stellt Hamdy („Schreibt man so wie das Handy, nur mit m“) erst mal sich selbst näher vor. Er stammt ursprünglich aus Ägypten, arbeitet aber seit 2012 im Oman als Reiseleiter – einer der wenigen, der auch so gut Deutsch spricht, dass er deutschsprachige Gruppen durch das Land führen kann. Dank seiner humorvollen Art (wenn wir ihm mal zu langsam sind, triebt er uns gleich mit einem „Yalla, Yalla“ an und grinst dabei) haben wir ihn schnell ins Herz geschlossen.
Der Oman ist in etwa so groß wie Italien, hat aber nur so viele Einwohner wie dessen Hauptstadt Rom. Der Großteil des Landes besteht aus Wüste, der Großteil seiner Einwohner lebt in Städten wie der Hauptstadt Muscat, die wir heute erkunden.
Muscat ist ein beliebtes Reiseziel für Kreuzfahrtschiffe. Ein solches sehen wir im Hafen zwar nicht, dafür aber zwei der drei Jachten des Sultans Haitham bin Tariq Al Said, der seit drei Jahren an der Spitze der Monarchie steht. Er ist bei den Omanis beliebt, auch wenn er noch immer im Schatten seines Vorgängers, seines Cousins Qabus ibn Said, steht.
Unser erster Zwischenstopp ist die Fischmarkthalle. Dort versuchen die omanischen Fischhändler jeden Tag, den Fang des vergangenen Morgens unter die Leute zu bringen. Die Halle ist erst fünf Jahre alt und ihr Äußeres erinnert selbst an einen Fisch mit seinen Gräten. Fischer ist übrigens einer der Berufe, den nur Omanis ausüben dürfen und der somit den zahlreichen Gastarbeitern verwehrt bleibt. Hamdy erklärt uns, dass ein 14 Kilogramm schwerer Thunfisch umgerechnet rund 800 Euro kostet und dass der Hamour ein besonders schmackhafter Fisch ist.
In der angrenzenden Obst- und Gemüsehalle schlägt uns gleich ein intensiver Weihrauchduft entgegen. In der Halle gibt es bekannte und ungewohnte Früchte in großen Mengen – und wir merken schnell, dass Datteln die wohl am weitesten verbreitetste Frucht in diesem Land sind.
Unser nächster Weg führt zum Mutrah souk, dem bekanntesten Markt in Muscat. Hier merkt man schnell, dass Touristen gern gesehen sind. Beim Schlendern durch den überdachten Markt vergeht kaum eine Sekunde, in der nicht einer der Händler seine Waren (auf recht aufdringliche Weise) anpreist. Manche unter uns geben dem Drängen nach und decken sich gleich mit neuen Kopfbedeckungen ein, die wir sicher auf manchen Fotos noch sehen werden.
Der Bus (den übrigens ein Pakistani fährt, was ungewöhnlich ist, denn auch Busfahrer dürfen eigentlich nur Omanis sein) fährt nun zu einem kleinen Museum, das sich in einem der alten Stadttore von Muscat befindet. Das sehr informative Museum zeigt uns viel über die Geschichte des Oman und über Besonderheiten, die wir in den kommenden Tagen noch näher kennenlernen werden. Zum Abschluss der Besichtigungsrunde schauen wir noch im Regierungsviertel des Sultans vorbei, das in etwa so groß ist wie eine Kleinstadt und aus mehreren riesigen prunkvollen Palästen besteht.
Dann will uns Hamdy zwar noch dazu bewegen, dass wir eine Rundfahrt auf einem Dhow (einem traditionellen omanischen Holzschiff) buchen, um uns den Sonnenuntergang anzusehen. Wir sind aber dermaßen müde von der kurzen Nacht im Flugzeug, dass wir dankend ablehnen und uns erstmal auf unser Bett im Hotelzimmer freuen. Heute Abend gibt es noch ein typisches omanisches Abendessen und für das wollen wir wieder fit sein.
Während ich diese Zeilen schreibe, flimmern über meinen Fernseher im Zimmer schockierende Bilder über das verheerende Erdbeben in der Türkei und Syrien. Der Gedanke, dass wir vergangene Nacht ziemlich genau über diese Region geflogen sind, treibt einem schon einen Schauer über den Rücken. Wir haben hier nichts von dem Erdbeben gespürt und sind in Gedanken bei den Opfern …
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Willkommen in Muscat!
Das hat schon was: In München bei Schneefall in das Flugzeug einsteigen, dann vor der Landung vom Sonnenaufgang begrüßt werden und dann noch unseren überaus sympathischen Reiseleiter Hamdy kennenlernen. Er schenkt den Frauen unter uns gleich mal eine rote Rose, alle aus der Gruppe bekommen Datteln und echten omanischen Kaffee, seeehr lecker!
Am Flugplatz hat es zuvor zwar ein Weilchen gedauert, bis wir nach draußen gefunden haben - aufgehalten von der Passkontrolle, bei dem die Mitarbeiter einer aus unserer Runde weismachen wollten, dass sie aus Kroatien kommt, und in die Irre geführt von einem leicht verwirrenden Aufzug - aber die Fahrt ins Hotel ist dann nicht so lang und es gibt sogar noch ein Frühstück. Jetzt geht's dann los zur Besichtigung der omanischen Hauptstadt. Temperatur 26 Grad! :)
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Gemüse, Datteln, Bananen, Rosen, Granatäpfel, Walnüsse, Kamele, Pferde, typische Bewässerungssysteme, ein vielfältiger Tiermarkt – und jede Menge Kultur: Mehr als einmal wurde mir in den vergangenen Wochen die Frage gestellt, was denn der Oman – das Ziel unserer diesjährigen Leserreise – mit Landwirtschaft zu tun hat. Nun, all die eingangs genannten Produkte und Tiere werden wir ab kommender Woche auf unserer Reise durch das Land im Südosten der arabischen Halbinsel besuchen, verkosten und begutachten.
In zwei Tagen geht es los – mit einer 30 Mann und Frau starken Reisegruppe – ich freu mich riesig darauf, euch in den kommenden Tagen auf diesem Blog viele Eindrücke aus diesem Land zu liefern.
Euer Bernhard
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Die Wetterprognosen für unsere Leserreise sind ja durchaus vielversprechend :)
Quelle: BBC Weather
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