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Treibsand - Henning Mankell.
Verlag: dtv Übersetzer: Wolfgang Butt (aus dem Schwedischen) Seitenzahl: 383 Preis: 11,95€
Klappentext: “Im Angesicht seiner Krebserkrankung schlägt Henning Mankell den Bogen von seiner Kindheit bis heute. Er spricht über Menschen und Ereignisse, die von entscheidender Bedeutung für ihn waren, und reflektiert große Themen wie Zeit und Tod, Hoffnung und Angst, Politik und Verantwortung.”
Autor: Henning Mankell wurde 1948 im schwedischen Härjedalen geboren. In Deutschland ist er hauptsächlich für die Krimireihe um den Ermittler Kurt Wallander bekannt, hat jedoch auch viele weitere Romane, Theaterstücke und sogar einige Tatort-Drehbücher verfasst. 2015 starb Mankell im Alter von 67 Jahren in Göteborg.
Rezension: Bei diesem Buch handelt es sich im Grunde um eine Autobiographie. Mankell erzählt jedoch nicht linear sein Leben nach. Stattdessen besteht das Buch aus 67 einzelnen Kapiteln, vielleicht eine Anspielung auf sein Alter, die sich jeweils mit einem bestimmten Thema auseinandersetzen. Manche dieser Kapitel befassen sich mit Szenen aus Mankells Leben, andere mit Kunstwerken, und wieder andere mit eher abstrakten philosophischen Ideen. Die Kapitel sind in drei Teile organisiert, starke Brüche zwischen den einzelnen Teilen sind mir aber nicht aufgefallen.
Der rote Faden ist natürlich die Krebserkrankung des Autors. Im ersten Kapitel erhält dieser die Diagnose, das letzte Kapitel endet mit einem Ausblick in eine Zukunft mit Krebs, der zu diesem Zeitpunkt aber durch die Chemotherapie gebremst schien. Nicht in jedem Kapitel spielt der Krebs aber eine tragende Rolle. Er ist zwar immer präsent, oft aber im Hintergrund.
Oft blickt Mankell auf sein Leben zurück. Viele Episoden spielen in Afrika, insbesondere in Mosambik. Dort verbrachte Mankell große Teile seines Lebens, pendelte oft halbjährlich zwischen Schweden und Maputo, der Hauptstadt Mosambiks. Diese handeln oft von der bitteren Armut dort, und setzen Mankells Leben und Leiden, auch für ihn selbst, in ein ganz neues Verhältnis.
Mankell weiß, dass er krank ist und vermutlich an der Krankheit sterben wird. Trotzdem befasst er sich in diesem Buch hauptsächlich mit vergangenen Ereignissen seines Lebens, die ihn beeindruckt oder glücklich gemacht haben. Sicher gibt es Kapitel, die sich explizit mit Vergänglichkeit und Tod befassen, insbesondere denke ich da an die Kapitel “Der Traum von einem schlammigen Schützengraben in Flandern” und “Der Kadaver auf der Anklagebank”. Im Gesamteindruck bilden diese Kapitel aber nicht die Mehrheit.
Ein weiteres Motiv, das im Laufe des Buchs immer wieder auftritt, ist die Atomkraft. Insbesondere im ersten Teil des Buches wird diese in fast jedem Kapitel erwähnt. Ein besonderes Augenmerk legt Mankell auf die Endlagerung nuklearer Abfälle. Sie würden das Vermächtnis unserer Zivilisation werden, wenn von dieser nichts anderes mehr übrig sei. Mehrere Seiten werden auch der Frage gewidmet, wie man die Menschen der fernen Zukunft vor dem, was wir tief in der Erde vergraben haben, warnen kann. Noch in 100.000 Jahren wird von unserem Atommüll eine Gefahr ausgehen, und die Menschen der Zukunft werden ihn vielleicht genauso eifrig studieren wie wir die Höhlenmalereien der Steinzeitmenschen, ohne sich der tödlichen Gefahr bewusst zu sein.
Diese Höhlenmalereien bieten Mankell auch den Ansatzpunkt für einen weiteren wichtigen Teil des Buches, die menschliche Kulturgeschichte. Viele Kapitel widmen sich jeweils einem bestimmten Kunstwerk, von steinzeitlichen Skultpuren hin zu Gemälden der Neuzeit. Hervorheben möchte ich in diesem Zusammenhang auch die Seiten am Ende des ersten Teils, auf denen viele der im Buch erwähnten Kunstwerke farbig abgebildet sind, damit hatte ich so nicht gerechnet.
Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen. Der melancholische Grundton, der aber immer wieder von positiven Abschnitten unterbrochen wird, hat mir das Gefühl gegeben, nah an Mankells Gefühlswelt herankommen zu können. Inwiefern das stimmt, kann ich natürlich nicht beurteilen. Die kulturgeschichtlichen und biographischen Details fand ich sehr interessant, ebenso wie die Gedanken zur menschlichen Natur und zur Zukunft. Die häufige Wiederholung der Endlagerproblematik fand ich auf Dauer etwas störend, fast penetrant, das stört den guten Gesamteindruck aber nur unmerklich.
Zitat des Buches: “Gott ist die Zeit, während den Menschen die Möglichkeit gegeben ist, sie zu messen, sich von ihr ängstigen zu lassen oder sie zu verehren.”
Leseempfehlung? Wer nicht wenigstens ein grundlegendes Interesse an Kulturphilosophie hat, wird sich in weiten Teilen des Buches langweilen, da die eigentliche Handlung auf wenigen Seiten zu erzählen wäre. Für alle anderen: Ja!
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Er lächelte. Sagte 'danke, gut', auf eine Weise, die sie an den Mann erinnerte, der aus dem 19. Stock gefallen war, und der beim Passieren des 4. dachte: Bisher ist ja alles gut gegangen.
Jan Kjærstad, Homo falsus oder Der perfekte Mord.
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Stapel zu lesender Bücher.
Natürlich habe ich auch einige Bücher, die ich bisher noch nicht gelesen habe. Nicht bei allen davon habe ich in naher Zukunft vor, das zu ändern. Aktuell liegen aber acht Bücher auf einem getrennten Stapel, die ich so schnell wie möglich lesen möchte. Das heißt nicht, dass diese acht Bücher die nächsten sind, die ich lesen werde, weil immer wieder neue dazukommen können. Aber aus diesem Stapel wähle ich immer mein nächstes Buch aus. Aktuell besteht der Stapel aus den folgenden Büchern:
Nathan der Weise (G. E. Lessing),
Ein Volksfeind (Henrik Ibsen),
Von Männern, die keine Frauen haben (Haruki Murakami),
Schlaflos (Jon Fosse),
Ulysses (James Joyce)
Die Geschichte des Wassers (Maja Lunde),
Im Winter (Karl Ove Knausgård) und
Der Verführer (Jan Kjærstad).
Zwei dieser Bücher habe ich schon seit mehreren Jahren, keins liegt momentan aber seit mehr als drei Monaten auf dem Stapel. Welches ich als nächstes lesen werde, weiß ich auch noch nicht, aber ich bin gespannt!
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Was ich gerade lese.
Im Moment lese ich zwei Bücher mehr oder weniger parallel, habe bei einem der beiden aber schon eine längere Pause eingelegt.
Dieses Buch habe ich schon lange in meinem Regal stehen gehabt, aber nie gelesen. Ungefähr vor einem Monat habe ich es dann endlich mal in die Hand genommen. Es ist mein erstes Buch von Hemingway gewesen, und sicherlich kein leichter Einstieg. Die Haupterzählung “Der Garten Eden” ist eines der Werke, die bei Hemingways Tod noch unvollendet waren. Entsprechend wirr und zusammenhanglos wirkte der Text manchmal auf mich, aber ich habe mich durchgekämpft und bereue das nicht. Den “andere[n] Liebesgeschichten”, vierzehn an der Zahl, die das Buch noch enthält, habe ich mich bisher noch nicht gewidmet, werde das aber sicher noch tun.
Das andere Buch sind die “Mysterien” von Knut Hamsun. Diesen Roman habe ich erst vorgestern begonnen, aber schon weiter als bis zur Hälfte gelesen. Der Autor ist politisch sicher nicht unumstritten, er hat sich im hohen Alter in Norwegen sehr für die Nationalsozialisten engagiert und wurde dafür nach dem Zweiten Weltkrieg hart bestraft. Dieses Buch stammt jedoch aus dem Jahr 1892 und ist davon völlig unbeeinflusst. Für sein Alter ist es ein erstaunlich moderner Roman, und ich werde sicher nicht mehr lange brauchen, um ihn zu beenden.
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Hallo Tumblr!
Ein Tumblr-Blog über Literatur, kann das funktionieren? Keine Ahnung!
Ich habe schon länger darüber nachgedacht, es einfach zu versuchen. Was soll schon schiefgehen? Wo genau die Reise hingehen soll, weiß ich noch nicht. Ankündigungen, Rezensionen, Eindrücke, aber sicher auch die eine oder andere persönliche Nachricht wird es wohl geben. Ein Konzept gibt es nicht, aber hoffentlich ein Abenteuer!
Ich bin gespannt, was die Zukunft bringt!
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