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24. januar
fühl mich leer und laufe geradezu an schwarzen gedanken über, will reden und reden und reden und vor allem mich ablenken von all dem chaos und doch nur noch alleine sein und in einen traumlosen schlaf verfallen. die graustufen heben sich voneinander ab, aber sie sind alle dunkel und ordnen sich in die wolken am himmel ein.
der wecker klingelt und ich drücke ihn weg und das mache ich eigentlich nie, ich verziehe das gesicht und möchte wieder nachhause und das mache ich eigentlich nie, ich werde weniger, so viel weniger und das mache ich eigentlich nie. die lampen leuchten dunkelrot jetzt im januar und ich sehne mich so sehr nach der sonne und leichtigkeit.
innerhalb all dieser menschen fühle ich mich wie ein alien, lache und mache einen witz wenn es passt und falle nicht auf. du merkst viel, ich bin dankbar und es ist gerade ein kleiner rettungsring in den ich ab und an hüpfen kann. ich muss aber auch alleine gegen die wellen ankommen.
ich weiß, dass sie gerade viel zu tun hat und hätte mir trotzdem gewünscht, noch etwas mehr zeit miteinander zu haben in diesen dunklen wochen. es ist viel, für sie und für mich und das weiß ich und das weiß sie und ich bin trotzdem oft traurig.
der anruf nach münchen ist überfällig und kommt für einiges zu spät, aber noch nicht für alles und ich weiß, dass es richtig ist und dass es sein muss. bis dahin versuche ich nicht weiterzumachen wie bisher und mache es doch, betäube und kontrolliere, wo ich nur kann und halt mich selbst irgendwie zusammen.
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im bus ganz oben
wir streifen durch london, im bus immer ganz oben und vorne. ich falle öfter fast die treppe herunter, will dir die engen stufen folgen und bin doch nicht schnell genug. wir wechseln zwischen museen und iced lattes, unsere münder kleben von süßen softdrinks und klebrigen küssen.
dazwischen lachen wir. mir ist das nie besonders aufgefallen, aber wir lachen viel. es fühlt sich warm an und wie eine seifenblase. bunt schillernd, mit blick auf die außenwelt, und trotzdem irgendwie für uns. ich mag dich, ich sag es nun öfter, ich mag dich immer mehr, das habe ich noch nicht gesagt.
es ist so schön, dass manche dinge einfach so passieren. keiner hatte das geplant, wir hatten uns nicht geplant, und auf einmal gab es da aber ein wir. du und ich und wir, alles gleichzeitig. du und wir machen mein ich ein stückchen besser.
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staub
an der decke hängt ein staubfaden, er ist grau und lang und bewegt sich in der luft. das fenster ist nicht offen, eigentlich steht alles still und doch bewegt er sich sanft hin und her. wie wir.
ein paar angefange wörter, nicht zuende gedacht. mittlerweile fast ein jahr alt. wir liegen immer noch im selben bett und starren an die decke. der staubfaden ist weg. wir sind noch da.
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v&a
es ist mal wieder sommer in london. letztes jahr die heat wave, dieses jahr vor allem sonne im gesicht. viel zu kurz ist die zeit hier, wir wringen sie aus. im doppeldecker immer oben vorne und schauen, was die straßen der großstadt bieten. ich mag es hier, vor allem wohl wegen dir.
dieses mal machen wir kultur, du zeigst mir dein liebstes museum. im pub empfiehlt uns eine freundin das v&a, am nächsten tag wieder der doppeldecker vorne oben und wir stolpern durch die hohen gänge. im innenhof eine oase, das wasser glitzert und wir stecken unsere füße ins kalte.
zwei nächte, drei tage, mehr ist es nicht. und doch bleibt es im kopf, ein kleiner urlaub, ein kleines luftholen, ein vielleicht?
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15. januar
heute morgen bin ich endlich wieder losgerannt, es hat geregnet. die tropfen perlen an mir ab, durchweichen meinen sweater zwar ein bisschen, aber ich spüre die kälte kaum. meine beine bewegen sich automatisch, besser als gedacht und viel zu gut, dafür was ich meinem körper in den letzten wochen zugemutet habe. ich bin dankbar und gelobe besserung und besser zu mir zu sein, ohne es wirklich so zu meinen.
das wochenende startet mit einem stolpern, unerwartet, die stolperer mag ich am wenigsten. ich denke zu viel nach und über manches doch zu wenig und das st��rt mich. ich weiß jetzt, dass du mitliest und dass ich unweigerlich botschaften aussende und das macht mich nervös und das alles ein wenig schwerer und so muss es aber auch sein.
mega, schreibe ich vorgestern abend irgendwann und lasse wie nicht oft der gewitterwolke freien lauf. ich bin an dem abend genervt, sehe schwarz und weiß und keine grautöne dazwischen. dass ich mir damit selbst steine auf den weg lege, weiß ich und mache doch damit weiter. am ende gehe ich früh nach hause und warte auf dich. die gewitterwolken haben sich verzogen, es bleibt nur ein kleiner grummeliger graubehangener himmel zurück. er wird wieder blau.
ich weiß noch nicht ganz, wie damit umgehen. ich bin wie ich bin und oft zu ehrlich und teile zu viel. eine schwäche, aber ich versuche das positive daraus zu ziehen und das ist der grund, weshalb ich hier auch schreibe. so bin ich, so war ich schon immer und ich will niemandem damit etwas böses oder auf den schlips treten. ich lerne mit meiner offenheit umzugehen und wann ich zu nah dran bin, an dir, an mir, an uns. try and error, leider so oft.
heute morgen bin ich dann also losgerannt und nun sitze ich und schreibe wieder. denke darüber nach, was zu viel ist und was zu wenig und wie das weitergeht. es gibt keine antwort und immer nur einen kompromiss.
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wie sagt man das?
wie sagt man das, wenn es zu viel ist und man nicht verletzen will?
wie sagt man das, wenn man selbst vielleicht gerade zehn tonnen wiegt?
wie sagt man das, wenn es vielleicht einfach nicht mehr passt?
veränderung ist eine der wenigen konstanten, die so sicher sind wie das amen in der kirche. wir alle verändern uns, sind jemand anderes, wenn wir am nächsten morgen aufstehen, vielleicht auch nur ein bisschen. wir nehmen dinge mit, greifen danach, uns werden aber auch sachen auferlegt und wir tragen sie. ob wir wollen oder nicht.
wir sind nicht mehr dieselben wie vor zwei jahren, das ist klar. ich denke, dass wir jetzt weiter sind als damals und dass das auch gut so ist. damals klickten wir, ganz schnell und einfach und passten. der sommer war so einfach und federleicht und dann kam aber doch irgendwann die schwere.
ich denke mir oft, dass ich sie mitgebracht habe. irgendwann hat sie sich an mich geheftet und ich hab sie eben mitgetragen. das fiel mir nicht leicht und uns dann auch nicht und es hat etwas mit uns gemacht. ich denke mir oft, ich habe es dir und damit uns nicht einfach gemacht und das tut mir leid.
mittlerweile ist die schwere wieder weg. ich hab sie abgelegt und nur manchmal findet sie mich noch. alles wie früher also? irgendwie ist alles anders wie früher. manchmal macht mich das traurig. öfter weiß ich aber, dass es gut ist. ich denke immer noch, dass wir jetzt weiter sind als damals. und dass das, auch wenn es wehtut, gut ist.
wir gehen die nächsten schritte jetzt alleine und das eigentlich schon ziemlich lange. haben uns davor ein wenig festgehangen, unsere kleinen finger etwas zu doll verhakt. schließlich hatten wir uns doch ein ehrenwort gegeben. für meinen teil gilt das immer noch. anders als vorher und vielleicht auf etwas mehr distanz.
wir sind jetzt anders. das ändert vieles. aber auch nichts. kleinesfingerehrenwort.
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fernbeziehungen
meist fahre ich abends los, um noch ein paar stunden des tages zuhause zu nutzen. uni und arbeit, es gibt immer viel zu tun, eine ende sehe ich nicht. manchmal fahre ich über nacht, fange den schlaf zwischen bahnhöfen und dem dunkel der nacht im zugfenster ein, bevor ich dann schlaftrunken in diese andere stadt stolpere.
die anstrengung lohnt sich immer, dann wenn man sich in die arme fällt und die wärme beginnt. dann, wenn es egal ist, wo man sich gerade befindet und ob die heiße schokolade gerade in berlin, hamburg oder einen 500-einwohner-dorf in den händen gehalten wird. die ferne weicht der wohligen nähe, und für ein paar tage sind tausende kilometer viel zu leicht zu vergessen.
trotzdem sind sie da und klingen bittersüß nach, wenn die letzte umarmung ansteht. wann sehen wir uns wieder?, fragen wir uns dann und ein versöhnliches ach das ist ja schon bald, hilft dann oft. es bleibt ein kleiner schmerz in der rückfahrt, eine kleine leere beim ankommen und doch die tröstende gewissheit, dass es euch gibt.
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4. januar
die gassen sind klein und vor allem eng, früher und heute war nicht viel platz. wir laufen in grüppchen, zu zweit, zu dritt, manchmal allein, immer zusammen. wir fallen auf, ob in dem kleinen städtchen in dem “unser haus steht” wie f einmal sagte und worauf wir alle lachten, oder eine halbe autofahrt entfernt. wir sind umgeben von baguette und weichen hundepopos und den funkelnden kristallen und sagen bonjour und bonsoiree.
es ist so schön harmonisch und sonnig und fühlt sich warm an, auf der haut und innendrin. wer hätte das gedacht mit uns, vor allem mit uns und jenen zu denen wir in den letzten zwei jahren geworden sind. in mir drin sagt mir etwas, dass es die letzte umarmung ist, bevor wir uns lösen, das letzte mal lachen bis wir nicht mehr rechtzeitig die toilette erreichen und das letzte mal im auto sitzen und tanzen als gäbe es kein morgen. bald gibt es kein morgen. zumindest für eine weile.
es ist um himmelswillen weniger dramatisch als das, aber es fühlt sich in meinem kopf doch manchmal so an. kleine pflänzchen wachsen zu urwäldern, schwarztöne verschlucken das leuchtende grün und ich verirre mich in der dunkelheit.
sie ist das letzte jahr schon herangeschlichen und sie kommt mit in dieses neue, noch so frische jahr und macht es schon so alt. sie lähmt mich, friert mir das lächeln ein und fesselt mich, unsichtbar und unaufhaltbar. ich mag veränderung, schon immer, und lebe damit. und doch kommt sie mit all den veränderung, die sich anbahnen, gerade unwillkürlich mit. es die angst zu verlieren. euch, dich und mich, innerhalb all dieses wandels.
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zuhause ist
zuhause ist das licht, wie es auf die tür bricht. die stufen in den vierten stock, und dann noch ein paar mehr in den fünften. die dachfenster und das trommeln des regens. die hitze im sommer, weil man ganz oben eben ein bisschen mehr schwitzt. zumindest ist das zuhause für gerade und die letzen drei jahre gewesen.
zuhause waren schon immer die geschichten, die papa fluchend nach paris, kopenhagen und prag schleppte. die wörter, die trost spenden, wenn es draußen gewittert. es sind auch die bunten strumpfhosen, die glitzernden schuhe und der blaue eyeliner. weil ich dann weiß, dass ich mich trotz allem nicht verliere. es ist der kleine laptop, den ich immer mitschleppe und tippe, wenn ich nicht mehr so richtig weiterweiß.
zuhause ist auch wenn wir zusammen lachen und das obwohl gerade irgendwie vieles in trümmern liegt. es ist das umarmen aus der ferne, die stimmen im ohr und die gewissheit, dass wir füreinander da sind. es ist das stundenlange im zug sitzen und die wenigen tage, die wir haben ausquetschen, bevor es wieder alleine zurückgeht. ich dreh dich dann einfach, wenn wir uns das nächste mal sehen.
zuhause bist vor allem du. seit zwei jahren, das ist verrückt. wir haben beide unsere eigenen vier wände, aber doch auch ein heim miteinander. wer sagt, dass man das nicht kann? es sind die arme, die du um mich legst und das zuhören, wenn es aus meinem mund quillt. du gibst mir ein dach über dem kopf, wenn meines gerade undicht ist und das wasser in meinen kopf tropft.
zuhause ist so vieles. stuttgart ist manchmal, überall schon eher, ihr seid es immer.
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lila lederjacke
ich hab jetzt deine lila lederjacke und ich trage sie fast jeden tag. als du fragst, wer sie haben möchte, habe ich gezögert. du hattest sie nicht oft an und trotzdem gehört sie zu dir wie deine feuerroten haare und dieses leichte lachen, wenn dich mal wieder etwas an mir amüsiert hat.
ich werde sie nicht so tragen können wie du, sie vermutlich mit farben kombinieren, bei denen ich dein kopfschütteln schon jetzt sehen kann und ich würde zehn lila lederjacken dafür geben, doch noch ein paar wochen zu haben.
sie zu füllen mit dieser leichtigkeit, die wir am anfang innehatten, und mit dem gemeinsamen lachen. wir nahmen uns und die welt nicht so ernst, obwohl es einiges an ernsthaftigkeit für uns gab. ich mochte das immer sehr an uns.
“steck dir eine tüte erdnuss chips in deinen zuckersüßen mund” schallt es durch die grünen weiten von møn und wir düsen lachend mit dem cabrio deiner mutter von strand zu strand. deinen lilafarben pulli verlieren wir, aber alles andere bleibt. willst du eigentlich dieses jahr wieder mit?
ich sehe, dir geht's gut im großen b und es macht die welt ein bisschen schöner, dass das so ist. die musikbranche steht dir und du trägst sie gerade so leicht und luftig. es ziehen auch in berlin dann irgendwann wolken auf und ich weiß, dass du dich gerade ein wenig im grau verloren hast. vergiss nicht, dass du ein feuerzeug und streichhölzer hast und die sonne auf dich wartet.
bald komme ich dich besuchen und ich bin gespannt auf dein berlin. ich kenne so viele versionen und werde immer wieder überrascht. ich freue mich durch deine augen zu schauen. vielleicht nehme ich die lila lederjacke mit.
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wieder weg?
alles in mir will wieder weg. jede faser, jeder knochen, jeder gedanke sucht sich einen ausweg und will wegrennen. wohin? keine ahnung. ehrlich gesagt, auch vollkommen egal. ins ungewisse, ins fremde. dahin, wo mich keiner kennt und ich auch niemanden.
es ist nicht schlimm und doch schlimm genug, dass das gefühl zurückkommt. ich bin schon so lange hier und ich war so lange auch glücklich. bin ich das jetzt nicht mehr? eine frage, die ich nicht beantworten kann. oder will? die frage ist wohl eher, ob woanders alles anders ist.
auch dort gibt es die grauen wolken und das schneckenhaus hab ich ja sowieso immer im gepäck. das neue macht mir keine angst, eher das altbekannte und dass sich alles so wenig verändert. letzteres ist eine lüge. natürlich verändert sich etwas und sogar vieles. vielleicht mag ich die veränderung aber dieses mal nicht.
ich dreh mich im kreis. mir ist schwindelig. ich drehe weiter.
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2. januar
im hintergrund läuft soul, und das obwohl nicht sonntag ist. es ist ungewöhnlich warm draußen und gestern noch lief ich durch die straßen und hab den frühling gefunden im januar. bedenklich, aber es sind die kleinen dinge und es hat mich leicht fühlen lassen. ich habe vergessen, welchen wochentag wir haben und bin dann verwundert, dass es ein montag ist, an dem dieses jahr und mein neues jahr startet.
die nächte sind gerade so kurz und ich finde zu wenig von der ruhe, die ich mir zwischen den jahren gewünscht hatte. es reicht gerade mal für einen vormittag, den ich in erinnerungen schwelge und an dem ich die seiten durchblättere. währenddessen streiche ich durch das weiche fell, habe die balkontür offen und werde weich. später erzähle ich dir davon und dass es so extrem war, so hoch und so tief. wir bleiben oben, das hoffe ich.
das auto ist bereit, die taschen sind gepackt. ich bin entspannt und bei mir, war schwimmen und allein und freue mich auf die tage in frankreich. ein wenig weg von allem und von allem, was bald kommt. bonjour, vingt cinq!
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kopenhagen
mit vielleicht zehn oder elf jahren sitze ich im kettenkarussell und sehe die lichter über kopenhagen. ich habe eigentlich angst vor höhen, aber in freizeitparks dann doch nicht. die stadt und ich sind uns nicht fremd, schon oft bin ich mit meinem bruder und meinen eltern durch die stadt gezogen. immer einmal bei der kleinen meerjungfrau vorbei und dann schauen ob das dänische königspaar zuhause ist. ich wollte auch immer meerjungfrau sein.
jahre später kehre ich alleine zurück. ich bringe mein fahrrad mit und große träume. sie zerplatzen wie luftblasen und es bleibt wenig zurück. die stadt kann nichts dafür und ich mag sie nach wie vor. alleine entdecke ich das andere kopenhagen, die abgelegenen viertel und ich mag, was ich finde.
dieses jahr ist es anders als letztes jahr. wir sind zu dritt und nicht mehr zu zweit und ich zu voll. zu voll von erlebnissen und erschöpfung. wir zeigen a den second hand laden und ich kann kaum lächeln, als ich sehe, dass die besitzerin nach wie vor portwein trinkt. c und ich flüchten bald, und wir halten erst wieder an, als wir am wasser stehen. hier scheint die sonne und ich kann atmen.
wieder ist kopenhagen nicht schuld, wieder mal bin ich es selbst. c hält meine hand bis ich wieder atme und wir sitzen in der sonne. nächstes mal nehme ich mir vor etwas langsamer zu laufen und extra sauerstoff einzupacken, ich hab ja noch platz in der tasche.
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13. dezember
in zwei wochen ist weihnachten, das jahr vorbei und ich ein vierteljahrhundert alt. es passiert gerade so viel und so wenig und vor allem alles so schnell. jeden tag leuchtet mein handy auf und es ist nicht immer das, was ich sehen will, aber doch immer ein lied um in den tag zu starten und - wie c es so schön sagt - “durchzugrooven”. die temperaturen sind mittlerweile in den minusbereich gestiegen, es friert mich oft. auch wenn mir warm sein sollte.
es ist eine komische zeit, das hast du auch schon gesagt und ich schließe mich an. für dich genauso wie für mich, aber davon bekomme ich nicht viel mit. das ist okay und ich warte. und warte und warte und frage mich dann doch irgendwann worauf?
ähnlich wie im letzten jahr hängt vieles in der schwebe, ich bin eine marionette und hänge am seidenen faden. wir halten die fäden auf unterschiedliche weisen , schwingen sie umher und drehen uns. ein tanz, ein wanken, ein letztes mal im kreis. so fühlt es sich zumindest an, wenn ich ins dunkle und in die lichter schaue.
gestern abend lasse ich alles heraus, lasse es bis zum letzten tropfen aus meinem körper laufen und falle fast in ohnmacht. ich fühle mich in den letzten tagen oft ohnmächtig und bin im mir selbst gefangen. der pilot im osten hilft und füllt den leeren magen für eine weile, und ihr füllt mein herz und macht es wieder warm.
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gespräche
du kommst gerade frisch aus dem urlaub alleine, ich aus dem sommer in dänemark. mein kleid ist neu, ich passe gut auf den balkon mit dem gestreiften sonnenschein und meine münze aus dem norden funkelt in der sonne. du hast sekt zuhause und es ist zwar erst 15 uhr, aber wir stoßen trotzdem an. worauf, das wissen wir nicht genau. am ende sind da neben sprudelnden gläsern klebrige tränen und viele worte, die wenig sagen.
im folgenden jahr drehen wir uns im kreis. machen schritte nach vorne und gleich wieder zurück, halten uns im arm und zu fest und stoßen uns dann weg. ich weiß, dass ich dich viel weggestoßen habe und das tut mir leid. manche gespräche sind geplant, manchmal platzen sie aus uns heraus, einmal schreibe ich einen brief. meist weiß ich nicht mehr weiter und frage mich, ob die pflaster, die wir unserer freundschaft (sie sind bunt und voller muster) helfen können.
wieder warst du in der ferne und ich war auch viel unterwegs. du holst mich ab, ich bringe schokoladigen kuchen mit und plastikgabeln. das gespräch wird wieder lange dauern, drei oder vier stunden, es ist nicht wichtig. mittlerweile sind wir beide älter, vielleicht ein wenig weiser und es fühlt sich erwachsener an.
es ist nicht auf einmal alles besser oder genau wie früher. das wird es nicht mehr sein, das wissen wir beide. eher ein neustart, ein einander-verstehen und auch ein altes-vergangen-sein-lassen. dass es nicht das letzte gespräch ist, da bin ich mir sicher. und darüber bin ich froh.
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die schöne insel
ab und an fühlt es sich an, als wäre es ein halbes leben her. der sand in meinen füßen und dieses verrückte gefühl am anderen ende der welt anzukommen. ich treffe dort auf das stückchen sonnenschein, das ich vor noch einem weiteren halben leben verabschiedet habe und bin ganz ungläubig, als wir uns in die arme fallen. du bist hier, sagst du. ich bin hier, wiederhole ich.
die fähre bringt uns noch am selben tag nach ilhabela, auf die schöne insel. es ist schwül und die berge sind zunächst noch nebelverhangen, ein verschleiertes grün. ich weiß noch, dass an unserem ersten abend ein schönes licht auf l fiel, als wir uns in einem burger-restaurant in der nähe unseres hostels niederließen. ich war unfassbar wach, obwohl ich seit beginn meiner reise kaum ruhig geschlafen hatte. die aufregung hielt mich wach und der hunger. der hunger nach der insel und der brasilianischen sonne.
am ende kaufen wir uns ein brigadeiros, eine lokale süßigkeit und der zucker schießt ins blut. die süße macht glücklich und wohlig warm. die kleinen, runden kugeln begleiten mich durch die insel und die tage, die von sand zwischen den zehen und eiskalten getränken am strand gefüllt waren.
ein halbes leben, und doch nur ein halbes jahr, ist es her, dass ich am strand lag und neben uns ein kleiner mensch herumtollte. das leben war weder leichter noch schwerer zu diesem zeitpunkt, es war ein anderes. ab und an möchte ich flüchten, in dieses andere leben, nur ein paar wochen, und dann wieder zurückkommen. es wird wohl wieder zeit nach flugtickets zu schauen.
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ecken schneiden blau
ich lauf so oft die gleichen wege hier. die gleichen gebäude, hier und da ein neues café (es ist ziemlich leer, läuft es nicht?), die kleinen küken am feuersee sind auch schon groß und weniger flauschig nun. manchmal ist es nur eine kleinigkeit, irgendetwas zwischen schönem licht, eckigen formen und strahlend blauem himmel, die mich anzieht. neues zwischen altem, auch wenn es manchmal schwer fehlt.
neu anfangen, wenn man doch eigentlich schon alles kennt. herauskommen aus den alten mustern, es macht angst und es beflügelt gleichzeitig. plötzlich liegt da wieder ein leeres blatt, pergamentweiß und ein stift daneben. natürlich ist es nicht komplett weiß. etwas vergilbt, ein paar kaffeeflecken und irgendwo ist auch die schrift vom vorblatt durchgedrückt. aber doch neu.
es tut gut. ich tanz durch die nächte, ganz wild und wieder so viel sorgloser. nüchterner, meistens, aber natürlich doch nie ganz da. wenn ich mich drehe, macht es mir jetzt nicht mehr so viel angst und ich weiß, dass ich nicht mehr wegrennen will.
natürlich sehne ich mich immer noch nach neuen straßen, neuen gebäuden, neuen begegnungen. wenn ich mal wieder zu sehr in meinem kopf stecke und nicht mehr rausfinde (das passiert gerade gar nicht mal mehr so oft), gehe ich raus und lauf dann eben doch durch die gleichen straßen. oft begegnet mir dann doch was neues und ich spür wieder ein kribbeln. wer hätte das gedacht.
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