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Haarausfall
Vom krankhaften Haarausfall (Alopezie) spricht man, wenn einem über einen längeren Zeitraum mehr als 100 Haare pro Tag ausfallen. Die häufigste Form ist der erblich bedingte Haarausfall bei Männern. Aber welche Formen von Haarausfall gibt es noch? Und welche Mittel helfen am besten? Lesen Sie jetzt alles darüber!
Haarausfall: Kurzübersicht
Formen: Erblich bedingter Haarausfall (mit über 60% häufigste Form), Kreisrunder Haarausfall, Diffuser Haarausfall, unspezifische Formen (z.B. durch Medikamente, Krankheit, mechanische Belastung) Behandlung: richtet sich nach der Form. Einige vielverprechende Ansätze insbes. bei erblich bedingtem Haarausfall/Geheimratsecken (s. Tabelle) Diagnostik: ausführliches Erheben der Vor- und Familiengeschichte (Anamnese, Familienanamnese), körperliche Untersuchung, Blutuntersuchung, Epilationstest (“Ausreißversuch”), Trichogramm (Bestimmung der Wachstumphasenverteilung), Haaranalyse, Biopsie (Gewebeprobe der Kopfhaut), Ausschluss anderer Erkrankungen Prognose: je nach Ursache unterschiedlich, oft langfristige (dauerhafte) Behandlung, früher Beginn verschlechtert Behandlungsaussichten. Kreisrunder Haarausfall heilt manchmal spontan.
Haarausfall: Welche Behandlung hilft?
“Was hilft gegen Haarausfall?” Das ist für die meisten Betroffenen die entscheidende Frage. Die Antwort hängt von Art und Ursache des übermäßigen Haarverlusts ab. So wird etwa Haarausfall eine hormonell-erblich bedingte Alopezie anders behandelt als ein Kreisrunder Haarausfall oder ein Haarausfall aufgrund von Mangelernährung. Insgesamt gilt: Der Erfolg einer medikamentösen oder sonstigen Haarausfall-Behandlung lässt sich schwer abschätzen - bei den einen wirkt die Behandlung, bei den anderen nicht.
In der folgenden Tabelle finden Sie eine Übersicht über die wirksamsten Medikamentenwirkstoffe und sonstigen Therapien, die bei den verschiedenen Formen von Haarausfall angewendet werden:
Finasterid wurde ursprünglich nur bei gutartiger Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie) verschrieben. Als Mediziner entdeckten, dass sich bei einigen Patienten unter Finasterid der Haarwuchs verbesserte, entwickelten Unternehmen eigene Präparate gegen erblich bedingten Haarausfall (Alopecia androgenetica).
Finasterid ist ein sogenannter 5α-Reduktase-Hemmer, das heißt: Er blockiert das Enzym 5α-Reduktase, das normalerweise das männliche Sexualhormon Testosteron in seine aktive Form Dihydrotestosteron (DHT) umwandelt. Bei Männern mit erblich bedingtem Haarausfall reagieren die Haarwurzeln überempfindlich auf DHT. Deshalb kann Finasterid bei den Betroffenen das Fortschreiten des Haarverlusts stoppen. Manchmal verdichten sich die Kopfhaare auch wieder. Die Wirkung zeigt sich allerdings meist erst nach drei bis sechs Monaten. Wird das Medikament abgesetzt, fallen die Haare erneut aus.
Minoxidil
Minoxidil war wie Finasterid ursprünglich zur Behandlung einer ganz anderen Erkrankung gedacht - Bluthochdruck. Auch hierbei wurde als Nebenwirkung ein verstärkter Haarwuchs beobachtet. Daraufhin entwickelten Forscher eine Minoxidil-haltige Haartinktur, die zur äußerlichen Anwendung bei erblich bedingtem Haarausfall zugelassen ist. Bei weiblichen Patienten gilt Minoxidil als derzeit wirksamste Therapie.
Gelegentlich wird auch versucht, mit Minoxidil Kreisrunden Haarausfall (Alopecia areata) zu lindern, wobei sich hier aber kein nennenswerter Erfolg einstellt.
Der genaue Wirkmechanismus von Minoxidil ist unbekannt, könnte aber unter anderem in einer gesteigerten Durchblutung der Kopfhaut bestehen. Die wirkstoffhaltige Haartinktur ist rezeptfrei erhältlich - für Männer gibt es eine 5-prozentige, für Frauen eine 2-prozentige Lösung. In Tablettenform wird der Wirkstoff nur als Blutdrucksenker eingesetzt.
Antiandrogene
Antiandrogene (wie Cyproteronacetat oder Dienogest) sind Substanzen, welche die Wirkung von Testosteron beziehungsweise dem stärker wirkenden Dihydrotestosteron (DHT) unterbinden, indem sie deren Andockstellen (Rezeptoren) besetzen. Manche Antiandrogene wie Chlormadinonacetat hemmen auch das Enzym 5α-Reduktase (wie Finasterid), sodass weniger DHT in den Zellen entsteht. Aufgrund dieser Wirkmechanismen sollen Antiandrogene gegen erblich bedingten Haarausfall bei Frauen helfen.
Nach den Wechseljahren können Antiandrogene allein verschrieben werden. Bei Frauen vor den Wechseljahren müssen sie in Kombination mit Östrogenen als Verhütungsmittel eingenommen werden. Denn während der Behandlung muss eine Schwangerschaft unbedingt vermieden werden: Antiandrogene würden bei einem männlichen Fötus die Genitalentwicklung stören und zur “Verweiblichung” führen.
Glukokortikoide (“Kortison”)
Meist wird Kreisrunder Haarausfall äußerlich mit Kortison-Cremes oder -Lösungen behandelt. Sie sollen die entzündliche Immunreaktion an den betroffenen Stellen lindern. Bei manchen Patienten kann dies tatsächlich den Haarausfall stoppen und neue Haare sprießen lassen, bei anderen dagegen nicht. Wenn die Behandlung erfolgreich ist, dann im Allgemeinen nur solange sie andauert: Wir die Kortisontherapie beendet, fallen die Haare oft wieder aus.
In bestimmten Fällen kann der Arzt auch Kortison-Spritzen in die kahlen Stellen verabreichen. Starker Haarausfall kann auch mit Kortison in Tablettenform behandelt werden. Die Gefahr von Nebenwirkungen ist dabei aber besonders groß.
Topische Immuntherapie
Wenn Kreisrunder Haarausfall zu größeren kahlen Stellen geführt hat, kann unter Umständen eine Topische Immuntherapie helfen. Dabei wird durch Aufbringen des Wirkstoffes Diphencypron (Diphenylcyclopropenon, DCP) gezielt eine allergische Kontaktdermatitis ausgelöst und durch wiederholte Behandlung aufrecht erhalten. Das soll die Immunzellen von einem Angriff auf die Haarwurzeln “ablenken”. Experten vermuten nämlich eine Autoimmunreaktion bei Kreisrundem Haarausfall - also einen Angriff von Immunzellen auf die Haarwurzeln aufgrund einer Fehlsteuerung des Immunsystems.
Nebenwirkungen: Die aufwändige Therapie kann unter anderem die Bildung von überschießenden Ekzemen auf den behandelten Hautstellen auslösen. Sie sollte deshalb nur von speziell geschulten Ärzten durchgeführt werden.
Falls die Behandlung anschlägt und die Haare nachwachsen, kann es später dennoch zu einem Rückfall kommen.
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