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Gestrandet
Bis zum Horizont nur Himmel
suchender Blick
Schienen Straßen Flüsse
so finde ich
am Morgen Land
eine Insel
die ein Olivenhain aus Chaos
ein Wohnzimmer aus Geschichten
eine Fata Morgana meiner Seele ist
und als ich an Land trete mit Gänsehaut
da beginnt es zu Pochen in mir
Hitze, Erwartungen, Angst
und ich weiß nicht wohin auf dieser meiner fremden Insel
meinen Blick kann keine Kontur zum Stillstand bringen
wie eine Schwalbe kreist er fliegend
und ist doch blind vor Geschwindigkeit
ich laufe umher
dem Morgensonnenlicht entgegen
bis das Pochen zum Rhythmus meiner Bewegung wird
der sandige Boden muss fruchtbare Erde werden
ich hinterlasse meine Fußabdrücke
bis der Wind sie davonträgt
So läuft mein Bewusstsein los, will erkunden den Ort
azurblauer Himmel, azurblaue Wellen, azurblaue Muscheln im Sand
im Küstenwald später am Vormittag sind
silbergrüne Blätter, silbergrünes Gras, silbergrünes Licht
und unbekannte Wesen im Wald
die Kleider aus spiegelnden Stoff tragen
die näher kommen mich mustern, sie schauen
wir schauen uns an
und ich folge ihnen, den Spiegelpunkten ins Walddickicht
um diese Menschen selbst
wirklich wirken zu sehen
einige Einzelne
legen ihre Spiegelkleider ab
lächeln
machen mir Mut mich näher heranzuwagen
und so begegne ich
schaue ihm tief lang tief an
und dann und dann und dann
lädt er mich ein
zu kommen neben ihm her
auf seine eigene Lichtung
gelbe Blumen gelbe Schmetterlinge gelber Wind
dann sprudelt aus einem Stein ein Fluss seiner Ideen
und meine Körperkonturen verlieren sich in dieser Strömung
zwischen Jetzt und Vision
bleiben, bleiben kann ich hier noch nicht
etwas von mir bleibt hier
so wird es Mittag und ich werde hungrig, ziehe weiter
vor mir ein Berg aus möglichen Wegen, ich nehme den steinigsten und sammle die Steine ein, die ocker, tiefgrün, bläulich schimmern im Mittagssonnenlicht
ein anderer Mensch kommt auf mich zu
berührt mich sanft am Handgelenk
und zusammen gehen wir weiter, Schritt für Schritt
erzählt sie mir, wie sie selbst auf dieser Insel strandete
auch verloren war bis sie dann
bis wir dann
auf dem höchsten Punkt, des Gipfels verweilen
ich öffne meine Sinne bis an die Grenze dieses Moments
und rieche, höre, blicke, spüre, schmecke mich um
und fühle fühle fühle
eine Melodie verfängt sich
einem Windspiel gleich in mir
auf den Rhythmus der Töne gleite ich den Berg hinab
im Tal entsteht vor meinem Blick ein Haus
rote Blumen, roter Stein, rote Nachmittagssonne
als mein Gefühl an das Haus klopft da öffnet sich hinter der Tür ein Raum
in dem Raum ein nächster Mensch
der mich Willkommen heißt
mir Orangensaft, weil ich durstig gewesen
und Reis, weil ich hungrig gewesen
und ein Bett, weil ich traumsuchend gewesen war
gibt
In einer Kugel aus Glas hat meine Realität
vor mir auf dem Holztisch sich manifestiert
ein Kristall der schwebt, der eine Erdkugel ist und
sich viel viel viel zu schnell dreht
gerade so dass es ein Wunder ist, dass ich nicht von dieser Insel hier
in den weiten Raum geschleudert werden
dass es ein Wunder ist, hier auf dieser Insel zu sein
und das Abendlicht bricht sich in dem Erdkristall und kreiert Regenbögen im Raum
aus denen polyphon alte Geschichten in unbekannten Sprachen erklingen
hinter dem Berggipfel zieht die Sonne längst weiter
es wird mir kalt, weil ich merke, dass der Tag vergeht
die letzten Sonnenstrahlen jagend laufe ich zum Fluss
der fast ausgetrocknet durch den heißen Tag
nur ein kleiner Teich geblieben ist
in ihm spiegelt sich das tiefste Blau, das satteste Türkis und ein letzter Schimmer goldenes Licht
und das Wasser ist voller Leben
Frösche quaken, Libellen fliegen und Vögel versuchen
als Silhouetten den Farben nah zu sein
und dazu dieses unendliche Leben in mir
die Begegnungen des Tages
der Tag, der auf der Insel zum Monat wird
gestern war ich noch auf See
morgen werde ich weiterreisen
und die Hoffnungen und Illusionen spielen alle zusammen als Orchester in mir
spielen leise immer weiter
und als ich satt nach Träumen aus Schlaf,
den Morgen begrüße
da fällt mir auf wie klar das Blau hier doch ist, wie tief
so dass sich nichts hinzufügen lässt
und ich es mit einem wachen Blick immer wieder neu berühren will
dann wird das Blau zum Blau meiner Welt
und ich begreife, dass diese Insel auch ein Ozean
und die Welt selbst eine Insel ist
und dass wenn ich nur immer weiter offen begegne
mein Blick selbst blauer und tiefer werden kann
und ich dann diese Insel nie verlassen muss.
- Friederike, 2017
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Hinführung
“Und was ich in jedem Moment sehe, ist was ich noch nie zuvor gesehen habe.” - Alberto Caeiro
Die folgenden Beiträge sind als Ausstellung konzipiert, so kann man nach einem ersten Eindruck und den ersten intuitiven Verknüpfungen der Bilder zu einer Geschichte, meinen formulierten Zusammenhang nachlesen. Schön wäre, wenn man sie in Ruhe auf sich wirken lassen könnte und Zeit für den Dialog mit jedem Menschen da wäre. Für mich war es wichtig, die Begegnungen möglichst authentisch festzuhalten. Da ich mit den meisten Menschen viele Stunden bis Tage verbrachte und immer wieder in verschiedener Form mit ihnen über Erschaffung – Raum – Poesie sprach und so intensive Momente und Einsichten teilte, schien mir diese Synthese aus dokumentarischen und künstlerischen Gestaltungsmitteln am besten geeignet. Besonders berührend war für mich die Ehrlichkeit, mit der diese Menschen sich mir öffneten, mir ihre Geschichten erzählten und diese wollte ich nicht durch ein dauerhaftes Filmen herausfordern. So sind die Bilder und Texte als Momentaufnahmen unter gedanklicher Langzeitbelichtung mir sehr wichtig und versuchen die Bedeutung zu umreißen, die diese Begegnungen für mich persönlich hatten. Gleichzeitig möchte ich den Betrachter einladen, selbst in Resonanz mit den Menschen zu gehen und so eine neue Begegnung ermöglichen. Da die Grenze zwischen Kunst und Dokumentation hier sehr fließend verläuft, was für mich so auch auf meiner Reise und während meiner Auseinandersetzung mit meinem Thema immer wieder spürbar war, habe ich versucht zusätzlich in der theoretischen Form eines Studienberichtes mein Thema zu vertiefen und es in der poetischen Form eines Gedichtes zu verarbeiten.
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Victoria
Victoria glaubt, dass alles, was wir tun Kunst ist, wenn wir es mit Liebe tun. Deshalb öffnet sie seit 7 Jahren ihr Haus für Reisende aus aller Welt und lädt sie ein, eine Woche mit ihr abgeschieden von Telefonnetz und der Stadt in ihrem kleinen Steinhaus zu leben. Dabei ist sie offen für jede Art von kreativen Projekten, die zur Verschönerung des Permakultur-Gartens oder des Hauses beitragen. So ist der Ort ein Museum von Ideen, man entdeckt hier Windspiele, Mosaike, selbstgebaute Hühnerställe, Tonskulpturen und vieles mehr, wenn man diesem Ort achtsam begegnet. Ein Ort, der ein Gemeinschaftsort ist, der mit seiner Weite und Stille, seiner Bibliothek voller spiritueller Weisheiten der Erde einlädt zu einer Achtsamen Lebensweise. Diese ist Victoria besonders wichtig, sie lernte viel über ein solches nachhaltiges Leben während ihrer Zeit im Zen-Kloster und in Auroville, einer großen spirituellen Gemeinschaft, in Indien. Es geht darum, seiner Intuition zu folgen, präsent und dankbar in der Natur zu sein. So ist Victoria ein tief spiritueller Mensch, der damit allerdings nicht in der Zurückgezogenheit verweilt, sondern daraus die Kraft für Projekte wie ihren Permakulturgarten, Mosaikkunst, die Organisation von Veranstaltungen und die Begegnung mit Interessierten aus aller Welt findet.
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Phineas
Die Suche nach Heilung für seine Hörprobleme, welche die Folge eines aufreibenden Lebens als Soundtechniker für Rockbands wie U2, mit denen er den ausschweifenden Touralltag teilte, mit ihnen um die Welt reiste, brachte ihn in den südlichen hügeligen Teil Portugals Algarve. Musik faszinierte ihn früh und die Möglichkeit als Klangtechniker der Musik ganz nah zu sein, ihr zu noch intensiverer Wirkung und den Musikern zu einer optimalen Atmosphäre zu verhelfen, war die Aufgabe, die er liebte. Dabei war der Dialog mit den Musikern das Entscheidende, ihnen ein sicheres Gefühl zu vermitteln, die Monitore so einzustellen, dass sie den Klangteppich bestmöglich hören konnten. Dabei faszinierte Phineas besonders die Dynamik der traditionellen indischen Musik, die spirituelle Tiefe und Ernsthaftigkeit, mit der ganze Familien zusammen musizierten und dabei Phineas selbst immer wieder ganz im Inneren berührten, sodass er manchmal Tränen überströmt am Mischpult stand. Doch so viel Klang und Rastlosigkeit war irgendwann eben zu viel für seinen Körper. So versucht er mit seinen Haus zwischen Hügeln und Orangenbäumen an einem Flusstal nun einen Ort der inneren und äußeren Stille zu schaffen. Versucht zeitlos hier zu leben, seinen Gemüsegarten zu pflegen, das Haus zu reparieren und meditierend anzukommen. Er öffnet diesen Ort auch für andere Menschen, hofft, dass sie hier fernab von Lärm und Geschwindigkeit der Städte, sich selbst heilen können. Der Mensch braucht ein Gleichgewicht, eine gewisse Ausgeglichenheit zwischen sich selbst und seiner Umgebung, um dies zu erreichen, braucht er vor allem einen Raum. Ein Ort wie hier in den Olivenhügeln, ein Ort wie Phineas ihn geöffnet hat.
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Nuno
Als er zehn Jahre alt war, zum ersten Mal Pessoa las, da spürte er schon, dass da mehr steckt in den Zeilen dieses Autors mit seinen vielen Persönlichkeiten, mehr, als er damals erfassen konnte. Eine neugierige Faszination die ihn von da an begleitete und leitete. So lebt er heute so nah an der Naturphilosophie Pessoas Heteronyms Alberto Caeiro wie er nur kann, baute ein Holzhaus im verlassenen Naturschutzgebiet an der Westküste Portugals und versucht dort im Einklang mit der sinnlichen Simplizität der Natur und sich selbst zu leben. Das bedeutete für Nuno auch, dass er seine Doktorarbeit an einer britischen Universität nicht beendete, dass er nachdem er in seinem Studium der Soziologie viele Theorien über ein gutes menschliches Leben und Zusammenleben gelernt hatte mit der akademischen Beschäftigung brach und mutig selbst so ein Leben auszuprobieren begann. Dabei begleitet ihn täglich die Poesie Alberto Caeiros, die er immer wieder rezitiert. Sich immer wieder selbst daran erinnert und so wie er meint mit der Wirklichkeit synthetisiert. Das Besondere an dieser Lyrik ist die Annahme, dass der Natur nichts hinzuzufügen ist, es keine Metaphysik und Metaphern nur wache Sinne bedarf um diese und damit auch uns selbst vollständig zu erfahren. Das Ideal ist es dabei, sich von Gedankenspiralen, welche uns von dem wirklich vor unseren Augen existenten entfernen, zu befreien, sich vollständig der gegenwärtigen Präsenz hinzugeben. „Ich bringe ein neues Universum, in das Universum, weil ich es zu sich selbst bringe“, so einige der Lieblingsverse, die Nuno auf seiner Terasse mit Ozeanblick immer wieder wiederholt. Diesen kraftvollen Ort teilt Nuno seit zwei Jahren auch mit Interessierten aus aller Welt, ihnen vermietet er drei einfache Caravans und ein Baumhaus. Tatsächlich kann man Alberto Caeiros Worte hier wahrhaftig erfahren, reicht es in dieser traumhaften Natur schließlich schon aus, einfach den Blick schweifen zu lassen. Wenn man zudem, wie ein anderes Gedicht beschreibt, so groß ist wie das, was man sieht, dann erlangt man hier in Nunos ruhigen Paradies, eine unglaubliche Größe.
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Fenna
Zuerst ist da immer ein Muster, ein Klang der sie fasziniert und dann versucht sie harmonierende Farben und Rhythmen, Strukturen und Melodien zu finden und so eine Collage, ein vorläufig fertiges DJ-Set oder Bild zu formen. Deswegen wird sie Collage, als interdisziplinäre Kunst, auch als Master in Amsterdam an ihren Bachelor in Philosophie anschließen. Fenna strahlt eine unglaubliche Gelassenheit aus, schafft es, das exzessive Leben als DJ und Zeit allein in der Natur irgendwie auch als eine Art Lebenscollage zu verbinden. So entdeckt sie immer wieder neue Universen mit dem selben Gefühl, dass sie auch als 16-Jährige hatte, als sie zum ersten Mal auf einem Konzert einen Elektronisches DJ-Set hörte und die Begeisterung, diese noch unbekannten Sphären zu entdecken, sie elektrisierte. Immer wieder bricht sie deshalb auch zu Reisen auf, verbrachte ein Semester in Istanbul, studierte in Belgien, lernte surfen in Spanien oder arbeitet in Portugal, wo wir uns begegnen. In der Türkei wurde sie Feministin, versucht sich gegen unterbewusste und offensichtliche Vorverurteilung von Frauen im gesellschaftlichen wie im persönlichen Kontext zu wehren. Dabei wirkt Fenna selbst unabhängig von jeglichen gesellschaftlichen Erwartungen, angekommen in ihrer selbst komponierten, schattierungsreichen Welt.
- Bild: agardenplease by Fenna
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Pedro
Eigentlich entschied sich alles mit dem Jazzfestival, welches Pedro, als dreizehnjähriger, in Rahmen eines Band-Schulprojektes besuchte. Die Tage, die er dort im Sog der Improvisation, der Klänge, der Intensität der live-gespielten Musik erlebte, führten Jahre später dazu, dass er begann Jazz-Drum zu studieren. Doch nach zwei Jahren spürte er, dass er mehr wollte, seine eigenen Melodien erschaffen und begann so Klavier zu lernen. Heute studiert er nun in Lissabon Komposition, an einer Schule, an der er sich seine Lehrer selbst jedes Jahr aussuchen darf. Denn Pedro ist es wichtig, etwas mit seiner Musik zu kommunizieren, zu bewegen, anzuregen. So beschäftigt er sich zu Beginn des Schaffensprozesses intensiv mit einem philosophischen oder naturwissenschaftlichen Thema und versucht dieses dann in seiner Komposition weiterzudenken, auf einer abstrakteren Ebene. Für Pedro sollte jeder Künstler ein Visionär sein, jemand, der sich mit der existentiellen konstruktivistischen Lebendigkeit konfrontiert und deswegen auf der Suche ist, diese zu manifestieren, aufzulösen vielleicht. Deswegen sind auch Naturwissenschaftler, sofern eben solche tiefe Fragen sie antreiben, Künstler. Pedro will mit seinen Kompositionen, deshalb auch verunsichern, den Zuhörer an die Grenzen der sinnlichen Wahrnehmung und der Gewissheit führen. Das gelingt besonders in Verbindung mit anderen Kunstformen und so träumt Pedro von mehr Gesamtkunstwerken, Kompositionen für Theater und Tanz, Kompositionen für Installationen, Kompositionen die futuristisch, unverständlich sind, um dem Zuhörer so verständlich zu machen, welche Illusion eine statisch geglaubte wahre Realität doch ist.
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Fernanda
Ist Schauspielern wirklich das, was du tun willst? Mit dieser Frage konfrontierte ihr Lehrer Fernanda während des ersten Jahres ihres Schauspielstudiums und gab ihr Rilkes „Briefe an einen jungen Dichter“ zu lesen. Da wurde ihr bewusst, dass sie eigentlich immer schon gemalt hatte, selbst wenn sie im Theater war. So zog sie nach New York, um dort Kunst zu studieren, begegnete einer renommierten Künstlerin in deren Atelier sie mitarbeitete und irgendwann später bekam sie selbst ihr eigenes Atelier und eigene Ausstellungen, so lebte sie zehn Jahre mitten in der New Yorker Künstlerszene und entwickelte dabei ihren ganz eigenen Stil aus surrealistischen Motiven und intensiven Farben. Eines Tages beschloss sie, nach Lissabon zu ziehen, verschiffte ihre Sachen in einen Container und kam zum ersten Mal in ihrem Leben nach Lissabon. Was wie eine erträumte Geschichte klingt ist vor allem Fernandas Mut und ihre Unabhängigkeit gegenüber fremden Urteilen, Erwartungen und alltäglichen Sorgen zu verdanken, die ihr helfen, auf ihre Intuition zu hören, sich so weiterzuentwickeln und genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Ihre innere Stärke spiegelt sich auch in ihren Gemälden wieder. Häufig sind in diesen Frauengestalten, umgeben von einem Urwald aus Elementen der Natur, abgebildet, so schafft sie es Facetten des menschlichen Gefühls auf eine ehrliche, berührende, aber auch absurde, zynische Weise abzubilden. Fernanda ist Malerin, weil sie häufig nächtelang einfach malt, vor Ideen sprudelt, noch nie inspirationslos ans Aufhören dachte, einfach, weil dieser Gedanke ihr nicht kommt, weil die Farben und Bilder ihre Art und Weise sind ihren Alltag intensiver zu gestalten, ihre Gefühle auszudrücken. Fernanda sieht sich dabei selbst in einem ständigen Lernprozess, glaubt an kreative Energie, der sie sich durch tägliche Meditation zu öffnen versucht und ist offen für immer neue Projekte, wie ein Filmprojekt, an dessen Drehbuch sie schreibt oder der Glasbläserei, welche sie im Rahmen eines Residenzstipendiums im Herbst in Venedig ausprobieren darf. Fernanda sprudelt vor Ideen und einer Stärke, die aus einer ungeschönten Ehrlichkeit mit sich selbst und ihrer Umgebung entspringt. So thematisiert sie mit ihrer Kunst existentielle menschliche Konflikte auf eine kraftvolle positive Art und befreit so ihre Gedanken und auch die des aufmerksamen Betrachters.
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Joao und Miguel
Luís Vaz de Camões, Cesário Verde, Francisco Sá Carneiro, es gibt deutlich mehr portugiesische Lyriker als nur Pessoa. Portugiesische Poesie besteht aus einer Vielfalt an Persönlichkeiten, das bekannter zu machen und damit auch verschiedene Facetten Portugals und seiner Geschichte zu zeigen, ist die Vision des Verlags lisbon poets&co. Trotzdem war Pessoa für Joao und Miguel und ihren 2015 erstmals veröffentlichenden Verlag, eine Art Sponsor, denn Pessoa ist bekannt, markant und vor allem marketingwirksam. In Pessoas Schatten konnten sie dann ebenso talentierte, jedoch bisher im Ausland noch unbekannte Poeten veröffentlichen in einer gemeinsamen bilingualen Anthologie. Joao und Miguel trafen sich auf einer Buchmesse wieder und erkannten, dass sie die ergänzende Expertise, Organisationstalent und Kenntnis der Verlagslandschaft, zur Umsetzung dieser Idee hatten. Obwohl die beiden selbst weder Übersetzer noch Dichter sind, schafften sie es so in Eigenregie einen Verlag aufzubauen, der inzwischen in fünf Sprachen Übersetzungen der Sammlung portugiesischer Dichter anbietet und seine Angebot stetig erweitert. Die beiden erkannten die Möglichkeit, die sich mit dem wachsenden Tourismus in Portugal in den letzten Jahren ergab, als Chance auch im Ausland mehr von der portugiesischen Literatur zu vermitteln. Auch für sie war es eines von Pessoas Heteronymen welches ihnen zum ersten Mal die Kraft der Poesie vor Augen führte, welche sie seitdem immer wieder neu berührt. Sie sind voller Ideen und haben es so strategisch geschafft, einen neuen Raum für Kunst zu erschaffen. Sie setzten dabei auf gute Illustrationen und Neuübersetzungen statt auf bezahlte Werbung und bestehen so auch ohne staatliche Unterstützung im Konkurrenzkampf der Verlage. Sie schaffen es so, portugiesische Poesie immer mehr Menschen zugänglich zu machen, über die Sprachgrenzen hinweg. Mit ihrem Verlag, hinter und vor dem ein spannender kurviger Weg liegt, haben sie einen Ort geschaffen, der Licht wirft in den Schatten von Pessoa und so die blühende Kunstlandschaft Portugals in all ihren Schattierungen sichtbar macht.
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Simao
Wie seine Zeichnungen mit den gewundenen organischen Linien scheint Simao selbst immer in Bewegung zu sein. Mit seinem Rucksack läuft er gerne am Morgen die noch ruhenden Straßen an Lissabons Hafen zu seiner Kunsthochschule, in der er seit einem Jahr Illustration und Comiczeichnen studiert, entlang. Am Nachmittag geht er häufig in den Proberaum, um mit einer seiner zwei Bands zu proben, zu jammen und neue Songs zu schreiben. Am Abend zieht er mit seinen Freunden durch die rissigen bunt durchmischten Straßen der Stadt, auf der Suche nach dem echten Lissabon, nach Bars mit Bühnen für lokale Musiker und billigem Bier. Simao machte seinen Schulabschluss mit künstlerischem Profil und so ist auch der Großteil seines Freundeskreises ebenfalls irgendwie Künstler. So kreisen ihre Gespräche um bewunderte Künstler, vergangene Auftritte, geplante Tourneen und gemeinsame Projekte. Sie scheinen dabei die lokale Kunstszene so zu kennen und zu unterstützen, dass es wie eine große Gemeinschaft erscheint, dass niemand darin verloren zu gehen droht. Simao scheint es leicht zu fallen, Neues zu erschaffen. Es dauert nur wenige Minuten bis er aus einem weißen Blatt eine kleine Welt geformt hat. Es ist selbstverständlich für ihn Künstler zu sein, weil er es einfach ist, er sich selbst auch nicht so nennt, weil es ihm einfach Spaß macht, Bass zu spielen und zu zeichnen. Weil Simao immer suchend danach strebt Neues zu kreieren, auch um Botschaften zu senden, vor allem aber des ästhetischen Genusses wegen und weil er es eben gern tut. Besonders diese Selbstverständlichkeit lernte ich von Simao, verstand, dass der kreative Prozess keine Insel ist, sondern ein Lebensstil, den man lebt, weil man eben gern in kreativer Bewegung ist.
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Juan
Seine Hände gestikulieren wild, als Juan versucht mir klar zu machen, wie groß das Potential dieses Ortes ist. In „Res da Rua“, einem Gemeinschaftshaus in einer alten Villa unweit vom Zentrum Portos, könnten viel mehr Kindergeburtstage, Workshops, Diskussionsrunden und Kunstausstellungen stattfinden. Dann würden auch verschiedene Menschen hierher kommen, die alternative Blase der Bewohner zum platzen bringen, Nachbarn, Touristen, zufällig Vorbeilaufende. Juan begrüßt jeden freundschaftlich, der die große Gemeinschaftsküche des Hauses betritt. Zusammen mit 15 anderen Menschen lebt er seit drei Jahren in dem selbst renovierten Haus mit traumhaftem Garten. Das ist genau so, wie er immer leben wollte, in nachhaltiger Gemeinschaft von Generationen als andere Familie, verkündet er strahlend. Er hatte Glück, denn als er wirklich bereit war so zu leben, da genau da, kam jemand mit der Idee für „Res da Rua“ und Juan war sofort dabei, packte mit an und ist einer der wenigen, der seitdem geblieben ist. Weil er bereit ist, Unachtsamkeiten und verschiedene Vorstellungen für das Zusammenleben, der größeren Vision unterzuordnen. Seine Hände kommen seinen Ideen kaum noch hinter her, wenn er weiter davon träumt, was alles möglich wäre an diesem freien Ort, an dem jeder willkommen ist, soviel gibt, wie er sich finanziell leisten kann und alles andere geteilt wird. Doch das Problem ist, dass man es auch wirklich tun muss, wirklich in das Schaffen kommen muss und dafür sein Denken fokussieren muss, erkennt Juan. An Orten wie „Res da Rua“ begeistert mich, dass hier die Vision von Gemeinschaft und Nachhaltigkeit konkret wird und dadurch ein neuer unendlicher Raum entsteht für Initiativen und Projekte. Dieser Raum ist kostbar, gerade in Städten, in denen die Gentrifizierung wütet wie in Porto. Doch zu der Kraft von Ideen gehört auch, dass sie sich immer noch erweitern, abstrahieren, entwickeln lassen und es viel Gespür verlangt den Zeitpunkt zu erkennen, um die Ideen auch zu manifestieren. Menschen wie Juan, geduldige Visionäre, die bereit sind jeden zu begrüßen, zuzuhören und Kompromisse anstreben sorgen dafür, dass Orte wie „Res da Rua“ entstehen können, bestehen bleiben und dass an diesen Orten sich dann immer mehr Ideen und Ideale verwirklichen lassen.
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Martina
Martinas Augen sind erschöpft nach einem über zwei stündigen Treffen der Mitglieder von „Casa da Horta“ (Haus am Gemüsegarten). Doch sie lohnen sich, diese wöchentlichen Besprechungen, denn hier werden alle Entscheidungen ohne Hierarchie und im Konsens getroffen. Deswegen ist „Casa da Horta“ ein Ort, der alle ihre Ideale widerspiegelt, Raum lässt genau die Alternative zur Gesellschaft zu sein, die sie sich wünscht. Deshalb blieb Martina nach einem einjährigen Freiwilligendienst einfach länger und lebt jetzt schon seit drei Jahren dort. Sie arbeitet im „Casa da Horta“ als Köchin, als Kellnerin, Einkäuferin und als Organisatorin von Veranstaltungen, wie Sprachenabenden und Kunstperformances, die hier regelmäßig stattfinden. Denn in „Casa da Horta“ macht jeder alles und am Ende der Woche wird der Gewinn dann aufgeteilt. „Casa da Horta“ ein vegan/vegetarisches Restaurant im Zentrum Portos, welches für politischen Aktivismus und kulturellen Austausch einen Raum geben will, soll so auch die Mitwirkenden unabhängig machen von herkömmlichen Arbeitsverhältnissen. Konfrontiert ist „Casa da Horta“ dabei mit dem anwachsenden nicht-nachhaltigen Tourismus in Porto und der konservativen Einstellung der eigentlichen Bewohner des Viertels. So versucht „Casa da Horta“ sich in einer Stadt, die sich immer schneller verändert und von deren Hauptplätzen es nur 10m entfernt liegt, eine Insel zu sein für mehr nachhaltiges Bewusstsein im sozialen und ökologischen Kontext. Es muss sich deshalb immer weiter erschaffen und dennoch den eigenen Werten treu bleiben. In der bunten gemütlichen Gaststube, in die Martina nun verschwindet, um die ersten Gäste zu bedienen, hängen Flyer über Frauen in Syrien, langsame Stadtbesichtigungen, den G20 Gipfel und ökologische Höfe in der Umgebung.
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Vasco
Vasco, der fünf Sprachen fast fließend spricht, der in Macau und Schweden lebte, wohnt nun wieder in seinem Heimatort Maia, wo auch schon seine Großeltern lebten. Vascos Eltern leben nur wenige Straßen weiter und einmal die Woche treffen sie sich zum gemeinsamen Essen zum Erzählen. Denn Vasco sehnt sich danach, Geschichten zu erleben. So Menschen nah zu sein, die Welt auch im Kleinen wieder zu entdecken, dort den Sinn zu finden. Deshalb öffnet er seine Wohnung für Reisende aus aller Welt, bietet Raum für etwas, das sich interkulturellen Austausch nennen mag, im Konkreten einem Glas Portwein und warmen detaillierten Erzählungen der Geschichte Vascos und Portugals entspricht. So lernte ich viel von ihm, Vasco, dem idealen Gastgeber, besonders aber teilte er mit mir einfache Erkenntnis, dass Poesie eine Lebenseinstellung ist. Denn als er mich mitnimmt in das höchste Gebirge Portugals und es auf einmal ganz still wird nur die Felsen, die Farben und wir da erkenne ich, dass es erstmal gar nicht darum geht etwas Neues zu erschaffen, zu kreieren, der Welt etwas hinzuzufügen. Sondern wieder zuentdecken, zu begegnen, wie reich diese Welt an Schönheit und Bedeutung schon ist und dadurch selbst unsere Wirklichkeit um authentische Erfahrungen zu erweitern.
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