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Zeit zu denken
Es geht gerade viel vor in meinem Kopf. Ich weiß gar nicht warum und was es ist. Ich merke es vor allem daran, dass mir eines fehlt. Zeit zu denken. Und so liege ich nachts teilweise stundenlang wach und denke nach. Eine Nacht lang habe ich gar nicht geschlafen.
Ich habe mich frei gemacht von dem Druck, nicht einschlafen zu können.
Und siehe da, es ging mit besser.
Kann ich im Schlaf vielleicht gar nicht alles verarbeiten?
Sich mit seinen eigenen Gedanken auseinander setzen zu müssen ist für ADS nicht die angenehmste Übung. Googelt Mal "ADHS und Achtsamkeit". Da kommt man schnell zu der allmeinen Meinung, dass Meditieren sehr gut bei ADHS ist, aber keine Sau macht's. Weil es unangenehm ist.
Ich nehme mir vor, mich zu überwinden und mir Zeit zum denken zu nehmen. Ich habe das Gefühl, es ist wie bei vielen im Leben eines ADSlers: Wenn man sich erstmal überwunden hat, kann es auch Spaß machen.
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Aufmerksamkeit? Wie im Film!
19:46 - Feierabend
Ich habe über die letzten beiden Jahre so viele Vergleiche gesucht, mit denen ich das Gefühl beschreiben wollte, das Chronische Aufmerksamkeitsdefizite verursachen können. Mal sehen wie viele ich noch zusammen bekomme. Das hier kann ein schöner Sammelartikel werden, den ich immer wieder ergänze.
- Wie ein Filmmarathon
Herr der Ringe gesehen? Die Spannung vor dem Kino, die Neugier, Erregung, endlich kommt der zweite Teil. Ich google nochmal den Hauptdarsteller oder die Hauptdarstellerin. Dann geht das Licht im Kino aus. Gutes Gefühl! Aufmerksamkeit pur! Dagegen läuft die Serie deines Partners, der umschalten nicht zulässt. Du hast keine Ahnung wer das ist und wo das Problem liegt. Aber es ist viel Gelaber und keine Handlung. Du bleibst aber trotzdem sitzen und denkst darüber nach, in welcher Farbe du die Küche streichen würdest. Aufmerksamkeit? Überall, nur nicht auf der Serie. Der zu folgen ist zu anstrengend. Andere Sachen begeistern uns mehr. Aber was, wenn sich deine eigene Serie, die mit dem korrupten Politiker, den Zombies und der College Studentin mit dem Jungsproblem irgendwann so anfühlt, wie ein Herr der Ringe Marathon in Stunde 11 oder ein einstündiges Tutorialvideo über die Grundlagen von html-Programmierung ? Schwer zu folgen! Klar, kann man ja auch mal Ausschalten! Überlege ich mir nochmal, ob ich da noch mal irgendwann weitergucken will. Oder gleich ganz Abhaken.
Was aber, wenn dein Hobby keine Freude mehr macht? Du uninspiriert bist, dich aber nochmal zwingst, weil du es doch eigentlich Mal gern gemacht hast. Und du nimmst die Gitarre in die Hand - und die fällt kein Lied mehr ein. Was wenn es die Arbeit ist, zu der du lustlos und uninspiriert gehst. Wenn du dich anstrengen musst, die Aufgaben zu erledigen, die dir früher so viel Spaß gemacht haben? Ich habe in Abständen von 6-12 Monaten regelmäßig das Gefühl gehabt, ich müsste umschalten. Meine Arbeit. Die mich immer fasziniert und dann nicht mehr interessiert hat. Genauso wie meine Wohnung, meine Stadt, die Grundfesten meiner Lebenssituation. Selbst meine Identität wollte ich andern. Weil ich statt Freude und Leichtigkeit das Gefühl hatte, ich müsste mich dauerhaft konzentrieren, um habe ich über kurz oder lang versucht zu ändern, weil ich mich dauerhaft zwingend konzentrieren musste, Dinge zu vergessen, dass ich über kurz oder lang an den klassischen Stresssymptomen leide. Schlafstörungen, depressive Phasen, Haut- , und Verdauungsprobleme. Einen Tinitus. Also, wirklich die ganze Liste aus dem Burnout-Ratgeber. Erst ein neuer Film
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Routinen
8:21 Uhr in der S-Bahn
Was es bedeutet mit ADHS Bahn zu fahren und warum Busse mir Angst machen
Ich fahre jeden Morgen mit der S-Bahn zur Arbeit. Das ist Routine. Ich weiß wann ich losgehen muss, wo ich einsteige und wie die Fahrt verläuft. Anstrengend wird es erst dann, wenn etwas nicht nach Plan läuft. So wie heute.
Die Straßenbahn 16 in Köln wird wegen Bauarbeiten umgeleitet und fährt nicht mehr zum Hauptbahnhof. Sie hält jetzt an Der S-Bahn Station Hansaring. Auch hier fährt meine Linie. Ich kann also auch problemlos eine Station früher einsteigen und komme genau so gut zur Arbeit. Theoretisch. Denn schon bis zur S-Bahn gibt es einige Hürden und Probleme für mich. Zunächst war da der Tag, an dem die Straßenbahn nicht wie gewohnt zum Hauptbahnhof fuhr. Natürlich war das irgendwo angeschrieben. Ich hatte es aber nicht mitbekommen. Also wunderte ich mich, als die falsche Haltestelle angesagt wurde. Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen. Ok, nachdenken. Ich wusste ja, dass ich auch hier losfahren konnte. Jetzt musste ich den Weg zum S-Bahn Gleis finden. Auch kein Problem. Dann stellte ich fest, dass die S-Bahn hier 3 Minuten früher kommt. Ich verpasse also eine S-Bahn und muss 8 Minuten länger warten bis die nächste kommt. Das ist soweit alles in Ordnung. Dann komme ich halt 10 Minuten später zur Arbeit.
Erst am zweiten Tag merkte ich, wie problematisch die Umstellung wirklich ist. Denn nicht nur diese eine Haltestelle ändert sich. Jeder Schritt muss neu gedacht werden. Es gibt einen Aufzug, eine Treppe und eine Rolltreppe auf jeder Seite der Straßenbahnhaltestelle. Dazu drei Aufgänge zum Gleis der S-Bahn. Ich steige immer vorne in die Straßenbahn ein, damit ich beim Ausstieg am Hauptbahnhof näher an der Rolltreppe bin. Am Hansaring ist die Rolltreppe mit dem direkten Weg aber hinten. Also muss ich schon bei meinem Einstieg umdenken. Dann muss ich mir überlegen, wie ich am besten weiter gehe. Wo stelle ich mich an diesem neuen Bahnsteig hin, um auch beim Ausstieg direkt an der Treppe zu sein? Die dritte Tür der S-Bahn von vorne, da will ich einsteigen. Wo hält die aber hier? Das war am Hauptbahnhof immer die Stelle zwischen Raucherbereich und Werbetafel am Bahnsteig. Jeder Schritt, jede Position, jede Minute waren durchdacht und gelernt, damit ich morgens nicht mehr dran denken muss. Diese Routine fehlt mir auf einmal. Und ich merke, wie ich sie vermisse. Jeden Schritt muss ich nun neu überdenken. Ich frage mich, ob ich jetzt richtig stehe. Ärgere mich, wenn ich es nicht tue. Und dann kommt heute auch noch ein Kurzzug. Keine Ahnung wo der jetzt hält.
Routinen sind wichtig, denn ich muss mein Denkvermögen ein bisschen rationalisieren. Wenn ich morgens schon alles raushaue, dann bleibt abends nichts mehr übrig. Ohne meine morgendliche Routine komme ich schon angestrengter bei der Arbeit an. Deswegen fahre ich eigentlich lieber mit der Bahn als mit dem Auto. Und aus dem Grund fahre ich so ungerne Bus. Denn Busse sind der Teufel. Obwohl sie auch eine feste Route haben, sind sie unvorhersehbar. Wenn sie halten ist es mal eine Haltestelle, mal nur eine Ampel. Dann biegen sie plötzlich ab. Ich muss ständig auf der Hut sein, sonst geht irgendetwas beim Bus fahren ganz furchtbar schief. Wenn ich nicht weiß, was als nächstes passiert, bin ich automatisch aktiv. Oft zücke ich mein Handy und verfolge die Fahrt auf der Karte. Die Angst, etwas könnte schiefgehen ist zu groß. Da bietet mir die Schiene eine willkommene Konstante.
Das merkwürdige an diesen Routinen ist, dass ich sie erst brauche, wenn sie da sind. Als ich das erste mal mit der Bahn zur Arbeit fuhr gab es natürlich noch keinen festen Ablauf. Da war alles neu. Ich hatte überhaupt kein Problem damit, die Strecke neu zu erkunden. Dankbarerweise scheint mir mein Gehirn dafür Ressourcen zur Verfügung zu stellen. Doch je öfter ich Bahn fahre, je stärker sich diese Routine einprägt, umso schwerer ist es für mich, wenn sich dann etwas ändert.
Also sind Routinen gut, denn sie schonen geistige Kapazitäten. Doch noch besser ist es, wenn ich mehr Kapazität zur Verfügung gestellt bekomme, um Routinen zu lernen. Das macht ja sogar Spaß. Naja, zumindest ist es überhaupt nicht anstrengend. Innerhalb einer solchen Routine werde ich faul. Ich formuliere es mal so: So lange ich neue Wege gehen kann, tue ich das mit Leichtigkeit. Neugierig, motiviert, kreativ. Bis ins Detail geplant. Doch je öfter ich ihn gehe, je mehr dieser Weg ausgetreten wird, umso schwerer fällt es mir, wenn ich etwas ändern muss.
Diese Bahnfahrt heute ist ein gutes Beispiel für die Lethargie der Routine. Etwas, was mich durch mein ganzes Leben verfolgt. Sei es die Arbeit selbst, Hobbies, private Interessen, sogar soziale Kontakte. Doch das ist ein anderes Thema.
9:01 Uhr - Endlich auf der Arbeit!
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Gedanken, die weg müssen
Tagebuch schreiben war noch nie was für mich. Ich bin zu ungeduldig. Doch manchmal möchte ich mich mit meinen Gedanken auch mal auseinandersetzen. Dann mache ich mir häufig einfach Notizen. Mal hier. Mal dort. Überall. Ich habe so viele unterschiedliche Notizen, Dokumente und Ordner mit Themen, die ich alle nicht zuende gedacht habe. Und die ich auch selbst nicht mehr lesen mag.
Warum ich daran immer scheitere? ADHS! Was das bedeutet? Keine Ahnung. Das versuche ich schon seit einiger Zeit rauszufinden. Und ich bin noch lange nicht fertig damit. Erklärungsversuche habe ich genügend. Unfertige halt. Eine erste knappe Antwort lautet: Alles, was ich über eine längere Zeit tue, tue ich irgendwann ungern. Motivation, Freude, Zufriedenheit sind eng verbunden mit der Suche und der Erfahrung von etwas Neuem. Novelty seeking sagt man da wohl auch! Deswegen bringe ich Dinge nicht zu Ende, fange ständig neues an. Und vergesse, was ich eigentlich wollte. Dann fange ich wieder was neues an.
Dieses hier wird ein neuer Versuch. Ich will hier in einem relativ einfachen Textfeld versuchen, einen zentralen Ort zu finden, an dem ich Ideen sammeln kann. zur Not kann ich noch ein Bild dran hängen. Ich kann am Handy oder am Laptop schnell und ohne Verzögerung einen Gedanken festhalten, bevor er wieder verschwindet und mein Unterbewusstsein nervt. Und am Ende kann ich es veröffentlichen.
Warum aber ein online Blog? Ich schreibe doch nur für mich! Weil ich mich besser motivieren kann, wenn ich mir zumindest vorstelle, dass ich für jemand anderen schreibe. Denn für mich selbst ist es egal, wie ausführlich ich erkläre, wie sehr ich mich um Rechtschreibung, Grammatik und Tippfehler kümmere. In der Gedanke zu Ende geführt wird. Das Spiel lautet: Online Redakteur. Ich stelle mir vor, dass jemand anderes das hier liest und diesen Gedanken auch verstehen möchte. Spielerisch zwinge ich mich dazu, die Texte zumindest soweit fertig zu schreiben. Und dann veröffentliche ich sie. Denn das ist ziemlich endgültig. Veröffentlichen heißt: Der Gedanke ist fertig. Weg damit! Der Text wird nicht mehr angerührt.
Wie also sieht das aus?
Regel Nummer 1 des Schreib-Club: Sprich nicht über den Schreib-Club! Dieses Tagebuch ist anonym. Denn wenn das hier jemand liest - und ich weiß, dass das hier jemand liest - dann ist es kein Spiel mehr. Dann wird es real. Eine Verpflichtung. Mit Druck und Rechtfertigungen, Unsicherheit und mit Sätzen, die ich überdenke, weil ich nicht möchte, dass sie jemand liest.
Sonst gibt es keine Regeln. Das hier ist ein Ventil für meine Gedanken. Kein Anspruch auf Ordnung, auf Korrektheit, auf Regelmäßigkeit. Kein Stress für mich!
Übrigens entspringt die Idee, ein Tagebuch zu führen einem speziellen Gedanken: ADHS-Foren sind kein guter Ort für Menschen mit ADHS. Ein Online-Forum für ADHS ist wie eine Disko für Autisten. Als würde man einen Fuchs in einen Hühnerkäfig sperren. Da gehe ich nicht rein, das kann nicht gut ausgehen. Dann schreibe ich lieber für mich alleine.
So etwas - und ganz viele Erklärungsversuche zu ADHS - will ich hier in kleinen Portionen festhalten. Ich sollte Mal Schein, ob ich es schaffe, die Zeit, die ich an einem Text sitze, aufschreibe.
Dieser Text entstand in etwa 30 Minuten auf einer Bank am Rheinufer.
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