#ich wollte diese ganzen gedanken nur mal runterschreiben irgendwie tut damit was ihr wollt :')
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fallingforfandoms · 2 years ago
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Die Geschichte vom Filmfestival-Tropfen, der das Trauma-Fass zum Überlaufen brachte, the traumatized and waaay to long version:
Eigentlich ist es ein entspannter Samstagabend. Die Freundin, die die letzten Tage zu Besuch war und von der ich mich massiv sozial überfordert gefühlt hab, ist vorhin nach Hause gefahren. Ich lungere in meinem Bett vor Game of Thrones rum. Neue Folge angeworfen. Neues Glück gefunden.
Bis es klopft und mein Vater den Kopf durch die Tür steckt.
"Der Opa hat eben angerufen. Hat dich im Fernsehen gesehen. Du hast da irgendein Interview gegeben, für den SWR oder sowas."
"Ich? 'n Interview? Nee, vor sowas renn ich doch immer weg, das kann nicht sein. Da hat der sich bestimmt verguckt."
"Der war sich sicher, dass du das warst. Wenn wir am Muttertag wieder da sind, wird das bestimmt das Thema für alle. Die Kleine im Fernsehen, entdeckt von Opi. Der hatte natürlich wieder 'ne Meinung zu allem. Hat gemeint, die neben dir sah aus wie ein Clown oder sowas."
Erst will ich's noch abwinken. Will's nicht wahrhaben. Will kein Gesprächsthema werden.
Aber dann kommt es zurück: Neles knallbunt gestreiftes Oberteil. Was im Vergleich zu meinem schwarzen Mantel halt schon ... auffällig war.
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Damals im Kino haben wir noch drüber gelacht. Hier und jetzt wird mir schlecht.
Ja, es stimmt: Da war dieses Filmteam. Diese blonde Frau mit ihrem verfluchten Mikrofon. Und ihr Kameramann. Und der Typ mit diesem viel zu grellen Licht. Und die sind immer wieder durchs Foyer von diesem Wiesbadener Kino geschlichen, auf der Suche nach Leuten, die ihnen Material liefern. Wie die Aasgeier auf der Suche nach dem nächsten Kadaver.
Und der nächste Kadaver ... waren wir. Nele und ich. Und jetzt, fast zwei Monate später, kommt das alles zurück: Wie die uns beide ausgeguckt haben. Wie wir nicht schnell genug weg konnten. Wie die uns irgendwas über dieses Kino gefragt haben, in dem ich noch nie war. Wie ich völlig davon überfordert war, wahrscheinlich auch genauso ausgesehen hab. Wie ich mich als Mainzerin outen musste, wohlwissend, dass das die lokale Rivalität schlechthin ist, während Nele mit ihrem ganzen kulturellen Background und ihrer neuen Wohnung da um die Ecke super wegkam. Die hat pausenlos reden können. Ich hab nur in die Kamera gelächelt.
"Möchte die Freundin vielleicht auch noch was sagen?", fragt die blonde Moderatorin und guckt mich an. Nur mich.
Nein. Nein, möchte ich nicht. Aber ich hab ja eigentlich keine Wahl. Die verdammte Kamera läuft ja noch, also Mund auf und los. Eine Blamage zum Mitnehmen, bitte. Wofür eigentlich? Keine Ahnung. Dieses Team hat sich ja gar nicht vorgestellt, ist einfach auf uns zu und hat uns mit seinen Fragen überrumpelt. Mit Kino-Fragen. Wird also wahrscheinlich für irgendein Promo-Filmchen von diesem Laden sein, oder von dem Festival, was dann irgendwo auf irgendeiner Website verstaubt. Das sieht keiner, den ich kenn. Also ist es auch nicht so schlimm, dass ich hier so dämlich vor mich hin stottere. Immerhin geht das ja unter. Verschwindet irgendwo in der Versenkung. Wird von keinem gefunden, der mich kennt. Dachte ich damals zumindest.
Während das Team sein nächstes Opfer sucht, können Nele und ich drüber lachen. Weil wir uns den Abend davon nicht kaputtmachen lassen. Immerhin haben wir eben Claudia Michelsen an der Bar gesehen, und aufm Klo sind wir in Barbara Philipp reingerannt, und der Typ in der Sitzgruppe sah aus wie Ferdinand Hofer, und ... "warte, oh Gott, guck mal da, die Locken kenn ich doch, das ist doch Ulrike, OH FU-"
Life is good. Fernsehkrimifestival is going on.
Until it isn't anymore.
Weil der Teil meiner Familie, der immer über alles und jeden herzieht, zwei Monate später ausgerechnet über diesen Schnipsel stolpert. Weil's wohl ein Schnipsel fürs Fernsehen war. Den hab ich übrigens bisher weder gefunden noch gesehen. Aber danach suchen will ich nicht. Ich hab einfach zu viel Angst vor dieser Scham, weil mir das in dem Moment so unangenehm war und ich das Gefühl hatte, dass ich mich wahnsinnig doof anstelle, also muss es ja auch ganz objektiv so gewesen sein, natürlich, klar.
Völlig bescheuert. ICH WEISS.
Aber mein Hirn macht deshalb die ganzen alten Fässer auf: Die ganzen anderen Male, wo ich Gesprächsstoff war und man damit gerechnet hat, zerrissen zu werden. In der Schule. In jeder Pause, jeder Stunde, bei jeder Partnerarbeit und in jedem Sportunterricht, wenn man überall übrig blieb.
Und dann ziehen auch die letzten zwei Tage an mir vorbei, wo diese Freundin aus Würzburg mal wieder zu Besuch war, wo ich aber immer mehr das Gefühl hatte, dass wir uns krass auseinandergelebt haben. Dass ich nicht weiß, was ich ihr erzählen kann, aber auch nichts auf das zu sagen weiß, was sie mir erzählt, außer "Mhm" und "Ach schön".
Es hat sich nichts verändert.
Ich bin auf der sozialen Ebene immer noch genauso unfähig, wie ich es immer schon war.
Obwohl ich in den letzten Monaten doch so hart daran arbeiten wollte, dass das besser wird, dass ich besser werde.
Oh well.
Eigentlich hat das hier überhaupt keine vernünftige Verknüpfung.
Absolut gar keine.
Eigentlich gibt's gar keinen vernünftigen Grund, dieses ganze Trauma ausgerechnet jetzt wieder auszupacken, wegen irgendsoeinem winzigen Schnipsel, der wahrscheinlich wirklich noch halbwegs okay war und den ich mir einfach gerade kaputtdenke.
Und trotzdem hab ich das Gefühl, da wird gerade mein Tatort safespace gekapert, von diesen verdammten toxischen Gedanken, weil dieses Interview eben auf 'nem Krimifestival passiert ist. Dabei war das doch immer so ein zuverlässiger Zufluchtsort, wenn ich von diesen Gedanken wegkommen wollte.
Aber gerade ist dieser Tatort safespace einfach nur negativ behaftet, mit Spott und Unfähigkeit und fehlender Anerkennung. Und weil dieser Tatortkram mittlerweile so ein großer Teil meiner Persönlichkeit ist, ... bin ich jetzt genauso behaftet. Zumindest in meinem Kopf.
Wenn ich diesen Kopf doch nur ausknipsen könnte, ey. Das wär mal was.
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