#anyway. the thrilling conclusion. kommt mir das nur so vor oder liest es sich langsamer als es de facto passiert?
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awordwasthebeginning · 3 years ago
Text
Samstagmorgen
dwh, 1.8k (??!?!), fluff as soft as daunenfedern
Teil 1 Teil 2 Teil 3
Melanies innere Uhr sorgte dafür, dass sie um halb acht die Augen aufschlug und trotz der kurzen Nacht nicht wieder einschlafen konnte.
Sie warf einen Blick zur Seite. Wilma hatte sich wieder von ihr gelöst und sich in die Decke eingewickelt, zusammengerollt wie ein Kätzchen. Ihre Haare sahen ein wenig strähnig unter der Decke hervor. Melanie juckte es in den Fingern.
Sie stand mit einem gequälten Seufzen auf und tappte ins Bad, um sich den Schlaf aus dem Gesicht zu waschen. Ihr Blick fiel auf den Waschlappen, den Wilma benutzt hatte. Ein Rest Wimperntusche war doch noch darauf gelandet. Na, besser da als auf ihrem Kopfkissen.
Bevor die Vorstellung von Wilmas Wimperntusche (und wow, allein das war schon…ungewohnt) auf ihrer Bettwäsche seltsame Dinge mit ihrem Magen anstellen konnte, klatschte Melanie sich etwas kaltes Wasser ins Gesicht, schrubbte sich die Zähne und ging wieder ins Schlafzimmer, um sich etwas Straßentaugliches anzuziehen. Mit mühsam antrainierter Geduld bürstete sie sich die Haare – fünfzig Bürstenstriche rechts, fünfzig Bürstenstriche links – und stolperte im Flur beinahe über Wilmas Schuhe, als sie sich ihre eigenen anzog.
Noch einen Notizzettel an der Wohnungstür hinterlassen, dann zog sie die Tür hinter sich zu und flog beinahe die Treppen hinunter, so eilig hatte sie es plötzlich, nach draußen zu kommen.
Es war ein kühler, aber sonniger Morgen. Eine Ahnung der Böen von gestern Abend strich noch durch die Straßen und in der Ferne rauschten bereits Autos über die Hauptstraße, aber im Grunde war es still und die Luft klar. Melanie ging die Straße entlang, ihr Kopf leicht und leer und noch halb im Traum, wie das in unwirklich frühen Morgenstunden manchmal so war. Sie wollte jetzt nicht nachdenken, noch nicht.
Der Verkäufer im Drogeriemarkt an der Ecke sah sie ein wenig verdutzt an, als sie kurz nach Ladenöffnung an seiner Kasse stand, aber er wünschte ihr nichtsdestotrotz ein schönes Wochenende. Melanie steckte sich die kleinen Flaschen Make-up-Entferner und Spülung in die Jackentaschen.
Bei der Bäckerei zwei Straßen weiter war schon mehr los. Sie war hier nicht oft, wozu auch, aber die fröhliche Betriebsamkeit gefiel ihr. Die Leute schienen einander alle zu kennen. Neben Backwerk gab es hier auch Süßigkeiten zu kaufen, Zeitungen und Zeitschriften, Honig und Marmelade – und Eier. Melanie dachte nicht lange nach, bevor sie einen Zehnerkarton zu ihrer Brötchentüte dazulegte.
Die Stofftasche über ihre Schulter geschlungen, trat sie wieder auf die Straße. Okay, sagte eine Stimme in ihrem Kopf, die sich verdächtig nach Trude anhörte. Können wir jetzt endlich mal darüber reden?
Worüber?
Darüber, dass Wilma bei dir übernachtet hat und dein Herz deswegen flattert wie ein Huhn im Pappkarton.
Na schön. Melanie kickte einen Kiesel beiseite. Dann sah sie auf die Uhr. Schon nach halb neun. Sie setzte sich auf die Bank an der Haltestelle, fischte ihr Handy aus der Tasche und wählte.
„Geht’s dir gut?“, war das Erste, was Trude zu ihr sagte. Melanie musste lachen.
„Ja, wieso?“
„Es ist Samstagmorgen. Ich mach meinen Laden gleich auf, aber du musst heute doch nicht arbeiten?“
„Nee.“
Trude schnaubte. Melanie konnte ihre ungläubige Miene praktisch durch den Hörer sehen. „Okay, was ist los?“
Melanie legte den Kopf in den Nacken und blinzelte die Wolke an, hinter der sich die Sonne gerade verbarg. „Ich glaub, ich bin bi.“
Trude war für einen Moment still. Als sie wieder sprach, war ihre Stimme so warm und liebevoll, dass Melanie beinahe die Tränen kamen. „Oh. Oh! Oh, Melanie, du Liebe. Danke, dass du‘s mir gesagt hast.“
„Hm.“
„Und willkommen im Club.“ Trude gluckste leise.
Melanie prustete los. „Okay. Danke.”
“Immer.” Etwas klimperte im Hintergrund. „Darf ich trotzdem fragen, weshalb du mir das an ‘nem Samstagmorgen um Viertel vor neun erzählst?“
Melanie wurde rot. „Wilma hat bei mir übernachtet.“
„Oh.“ Die bemühte Neutralität in Trudes Stimme ließ Melanie noch weiter erröten.
„Ich war gestern Abend im Theater. Wir waren noch was trinken mit ihren Kollegen. Sie hatte ein bisschen zu viel.“
„Melanie…“
„Es ist nichts passiert oder so“, sagte Melanie hastig. „Sie hat einfach nur bei mir gepennt. Und es war jetzt auch nicht der – der Auslöser, oder was auch immer, nur…ich krieg sie nicht mehr aus dem Kopf. Und es ist komisch, weil wir uns schon so lang kennen und ich damals so gemein zu ihr war, deswegen, und jetzt sind wir beide ganz anders und vielleicht kennen wir uns gar nicht mehr so, aber…ich krieg sie nicht mehr aus dem Kopf.“
„Auf das mit dem Auslöser komm ich irgendwann nochmal zurück.“
„Klar.“
„Aber vielleicht…“ Trude setzte kurz ab, wie sie es manchmal tat, um ihre Gedanken zu sortieren, bevor sie sprach. „Dass ihr anders seid, ist vielleicht grade der Grund, aus dem du jetzt anders empfindest. Weißt du, manchmal treffen sich Leute zum falschen Zeitpunkt. Oder es ist der richtige Zeitpunkt, aber sie sind in dem Moment selber nicht so weit. Und dann gehen sie wieder auseinander, und wenn sie Glück haben, treffen sie sich nochmal, wenn die Sterne günstiger stehen.“
„Meinst du?“
„Da bin ich mir ziemlich sicher.“
„Hm.“
„Wie war Wilma denn drauf?“
Melanie biss sich auf die Lippe. „Ich weiß nicht. Sie war – anders halt. Sie…“ Ich spiel Romeo. Ich dachte, du bittest mich nie. Du kannst mir gern auch das T-Shirt ausziehen. „Sie hat mit mir geflirtet? Glaub ich. Aber da waren andere Leute und sie war betrunken.“
„Dann schau doch erst mal, ob sie das auch macht, wenn sie nüchtern ist“, schlug Trude vor.
Melanie grinste auf ihre Schuhspitzen hinab. Wie ein verknallter Teenager. „Wenn sie noch da ist, wenn ich zurück bin, mach ich das vielleicht.“
„Wenn du zurück bist?“ echote Trude erschrocken. „Wieso, wo bist du denn grade, wenn nicht in deiner Wohnung?“
„Ich war Brötchen holen.“
Trude lachte leise. „Oh, Melanie. Dich hat’s ja echt erwischt.“
Sie schaffte es nicht, grimmig zu gucken. Schaffte es einfach nicht.
„Ich muss. Der Laden öffnet.“
„Alles klar. Und…danke.“
„Immer.“
Melanie hörte noch die Glocke an Trudes Ladentür, ehe sie auflegte.
~
Der Geruch war das erste.
Orangenblüten, ein fremdes Waschpulver. Kaffee.
Wilma öffnete langsam die Augen. Über ihrer Schläfe pochte es. Au.
Die Decke war auch fremd, viel aufgebauschter als ihre eigene.
Über einem Stuhl in der Ecke des fremden Zimmers hing – neben ihren eigenen Klamotten – ein schwarzes Kleid.
Melanie.
Fuck.
Wilma schälte sich hastig aus der Decke und kniff kurz die Augen zu, als die Kopfschmerzen stärker wurden. Da war ein flaues Gefühl in ihrem Magen, das nicht nur daher rührte, dass sie gestern nichts gegessen hatte. Sie öffnete die Augen wieder.
Zwei Decken. Melanie war nicht neben ihr, aber irgendwo in der Wohnung klapperte es.
Sie stand auf, sah an sich runter (fremdes T-Shirt, fremde Jogginghose) und fuhr sich mit der Hand durch die Haare, ehe sie in den Flur trat.
Melanie stand in der Küche, in Leggings und einem irgendwie geblümten Oberteil, und sah auf ihr Handy. Sie blickte auf, als Wilma näherkam, und lächelte. „Guten Morgen.“
„Hallo.“
„Was macht dein Kopf?“
Wilma verzog das Gesicht. Melanie grinste und hielt ihr eine Wasserflasche und einen Blister hin.
„Danke.“
„Kein Ding. Willst, ähm, willst du duschen?“
„Wenn ich darf?“
„Klar. Warte, ich hol dir ein Handtuch.“
Wilma kippte die Kopfschmerztablette mit der halben Flasche Wasser hinunter und trottete ins Bad. Melanie war nett. Fast wie immer. Also, außer dass Melanie nie nett gewesen war. Aber zumindest schien Wilmas Anwesenheit ihr nicht unangenehm zu sein. Das war schon mal gut.
„Hier, das Handtuch. Du kannst gern mein Shampoo benutzen. Und hier –“
Melanie drückte ihr eine Tube in die Hand. Wilma starrte stirnrunzelnd darauf. „Spülung?“
„Nach dem Shampoo einmassieren, kurz einwirken lassen, ausspülen. Tu mir den Gefallen. Das Gel ist auch nicht so gut für deine Haare.“
„Zu Befehl.“
„Alles klar. Ich lass dich dann mal.“ Aber bevor sie das Badezimmer verließ, drehte Melanie sich doch noch mal um. „Willst du was frühstücken?“
Bevor Wilma antworten konnte, gab ihr Magen ein lautes Knurren von sich. Sie sah auf, sah Melanie in die Augen. Und brach mit ihr in Gelächter aus.
~
Frisch geduscht (und mit wunderbar seidigen Haaren) kehrte Wilma kurz darauf in die Küche zurück. Sie hatte Melanies Jogginghose wieder angezogen und – nachdem sie einmal prüfend daran geschnuppert hatte – ihr eigenes Shirt. Melanies Blick fiel kurz darauf. Wilma grinste in sich hinein.
„Besser?“
Sie breitete die Arme aus und drehte sich. „Wie sieht’s aus?“
„Deine Haare sehen toll aus“, sagte Melanie spöttisch.
Wilma streckte ihr die Zunge heraus. Dann sah sie auf den kleinen Ecktisch. Brötchen, Kaffee, Marmelade, sogar eine Flasche Saft stand dort.
„Willst du Rührei?“
Wilma drehte sich mit großen Augen zu ihr um. „Hast du Geburtstag und ich hab’s vergessen?“
„Nee, wieso?“ Melanie wandte ihr den Rücken zu, aber Wilma sah die roten Flecken auf ihrem Hals. Sah sie ganz genau.
„Na, wegen dem Festmahl hier.“ Sie zuckte zusammen, als Melanie das erste Ei lauter aufschlug als nötig.
„Wenn ich schon mal Besuch hab…Also, willst du jetzt Rührei oder nicht?“
„Wenn’s keine Umstände macht.“
Melanie verdrehte hörbar die Augen. „Dann hätte ich die Dinger ja wohl kaum vom Bäcker mitgebracht.“
„Du warst beim Bäcker?“ Wilma musste sich setzen.
„Für sowas soll Zeit sein, wenn man nicht bis mittags pennt, hab ich gehört.“
Wilma warf einen Blick auf die Wanduhr. Halb elf, von wegen mittags. „Ja, schon, aber…warum?“
„Wilma.“ Melanie klang etwas verzweifelt. „Es ist Vormittag. Da isst man Frühstück. Und du hast gestern so gut wie nichts gegessen. Da dachte ich, wir schlagen zwei Fliegen mit einer Klappe.“ Sie warf einen Blick über die Schulter, der unsicherer war als ihre Stimme. „Es sei denn, du willst nicht…“
„Doch!“ Wilma stolperte beinahe über ihre eigene Zunge. „Danke. Ist wunderbar. Nur unerwartet.“
„Ja, das war gestern Abend auch.“
Wilma starrte Melanie an. Schon wieder. „Was?“
„Glaubst du vielleicht, ich geh oft ins Theater?“
„Ach, das hast du gemeint.“
Melanie lächelte schief und wandte sich wieder dem Rührei zu. „Ja, auch. Ich kann übrigens nicht garantieren, dass mein Kaffee gut ist. Falls du Milch willst, schau einfach im Kühlschrank nach.“
Wilma stand auf und trat neben sie. Ganz nah, so nah, dass ihre nassen Haare Melanies Schulter streiften. „Auch?“
Zu ihrer Überraschung lehnte Melanie sich ganz leicht gegen sie, Schulter an Schulter, Hüfte an Hüfte. „Auch. Und hol mal die Milch aus dem Kühlschrank. Eins nach dem anderen, Romeo.“
Wilma lächelte. „Ja, Schatz.“
~
Es war ganz leicht, stellten sie verwundert fest, trotz allem, was mal gewesen war. Vielleicht gerade deswegen.
Es war ganz leicht, als sie einander an dem kleinen Küchentisch schräg gegenübersaßen, Kaffee tranken und einander anlächelten.
Als unter dem Tisch ihre Knie sachte aneinanderstießen.
Als Melanie beim Abwasch das nun leere Marmeladenglas sorgfältig abtrocknete und nachdenklich betrachtete.
Als Wilma sich vorbeugte, für einen blitzschnellen, schüchternen Kuss, und anschließend ganz vorsichtig in das Glas blies, als wollte sie nur eine Ahnung davon verwahren.
Als sie im Flur standen, Wilma in ihren eigenen Klamotten und Melanie mit einer Flasche Abschminklotion in der Hand, die sie ihr in die Tasche steckte.
Wilma drückte ihre andere Hand und legte den Kopf schief. „Kommst du heute Abend wieder?“
Melanie lächelte und beugte sich noch einmal vor. Ein zweiter Kuss, leicht wie Schmetterlingsflügel.
„Bis heute Abend, Romeo.“
Es war ganz leicht.
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