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McLaren 720S – Eine Woche Vortrieb. Gute 1500 Kilometer im McLaren 720S. Eine Woche Schnee, Matsch und Traktion. Eine Woche Alltag und 720 PS. Eine Woche x-mal Ein- und Aussteigen und eine Woche mit den schnellsten Winterreifen im Sport-Modus.
McLaren 720S by MSO
In Woking lag noch kein Schnee, dafür stand ein Senna vor der Tür. Direkt neben dem 720S. Als Anschauungsobjekt und nicht zu fotografieren. „Please, no pictures“. Ok, dann halt nur ansehen. Die neueste Kreation aus Woking im Stillstand. Grau-Blau, mit diesem Flügel am Heck, der von Downforce und Kurvengeschwindigkeit erzählt. In Genf feiert der Über-MacLaren seine Premiere. Wir steigen in den 720S und rollen vorbei am futuristischen Zentrum der McLaren-Welt.
McLaren 720S – Mitten im Epizentrum
Und da sind wir wieder. Mitten im Epizentrum des britischen Sportwagen-Himmels. Allein mit 720 Pferdestärken. Sitz-Einstellung für die nächsten Tage, bei Kurzausflügen siezt man sich. Wir duzen uns. So fühlt man sich, wenn der Händler den Wagen nebst Schlüssel und Papieren vor der Hautür abstellt und dann klingelt. Lottogewinner. Glückwunsch, sie haben das große Los gezogen. Der 720S und ich als mobile WG. Eine Woche Zweisamkeit, eine Woche im Fokus vieler, vieler Handycams. Aussteigen unter Beobachtung, einsteigen mit dem Gefühl, dass viele Menschen darüber nachdenken, wie das wohl ist, wenn der Einstieg zu alltäglichen Übung wird.
Das Einsteigen ist schon bei der Premiere kein Thema. Die Tür läuft fast von selbst nach oben, der breite Schweller wird kaum noch bemerkt. Der rechte Fuß ist immer der erste, dann kuschelt der Hintern kurz mit der Rückenlehne des Sitzes, er rutscht dann nach unten und der linke Fuß eilt dem rechte zu Hilfe. Fertig. Wenn man das zehnmal am Tag absolviert, weiß das Publikum, dass hier Routine, also regelmäßiges Wiederholen am Werke ist. Die beiden sind ein Pärchen.
McLaren 720S – Das Ich des Alltäglichen
Die Tür nach unten ziehen, die Schwerkraft hilft, Tür und Karosserie finde zueinander, der Kokon schließt sich und die Stille inmitten all des Leders und Carbons rückt näher. Zweisamkeit. Der McLaren und das Ich des Alltäglichen. In möglichst deutlicher Routine den Sitz justieren, die Spiegel einstellen, den Monitor auf der Mittelkonsole zum Leben erwecken. Alles für den Alltag. Der Wagen sieht mich an, mustert mich. Fragt sich womöglich, ob man zusammen passt. Für die nächsten Tage. Draussen wartet der graue, nasse Februar. Der Brite trägt Italiener. Mit Profil und der Bereitschaft zum Wandern durch Eis und Schnee. Reifen sind Schuhe und wer die falschen Schuhe trägt, kann den ganzen Auftritt versemmeln. Damen schauen beim Herrn immer auf die Schuhe. Und ein McLaren mit schlechten Schuhen, ist ein Gentleman, der morgens zu schnell aus dem Haus gelaufen ist. Pirelli Sottozero 3. Punkt.
McLaren 720S – Reihe 179
Von Woking nach Dover, der Überfahrt wegen, sind rund 150 Kilometer. Gute zwei Stunden, wenn man zügig nach vorn fährt und die Autos auf M3 und M20 halbwegs flüssig unterwegs sind. Der McLaren spult das locker auf einer Backe ab. Die superdicke Winterjacke schläft auf dem Beifahrersitz, aus dem Smartphone rieselt die Playlist kabellos in die Soundanlage des Wagens. Das Navi spricht deutsch. Und man sitzt halt verflixt tief. Anhalten, nach dem Weg fragen und der Dackel an der Leine schaut mich an, als wär´ ich ne neue Sorte Hund mit eigenem Haus auf Rädern.
McLaren 720S – Orange ist das neue Whow
Reihe 179, die Kreidefelsen im Rückspiegel, weiter vorn der Kanal und eine Fähre, die gleich ihren Wert verdoppelt. Orange ist das neue Whow und eine Horde Halbwüchsiger läuft die Front des 720S ab. Hin und her, ein paar Fotos, aber nicht zu deutlich zeigen, dass man den Wagen schon ziemlich cool findet. Auf der anderen Seite des Kanals wartet man dann bis der Wagen an einem vorbei fährt. Dann wird gefilmt und gepostet. Das alte Spiel läuft noch immer. Den Autoschlüssel in der Hosentasche, dann lässig den richtigen Knopf drücken, die Lichter zucken kurz auf, die Aussenspiegel fahren aus, wie die Ohren eines sehr schnellen Windhundes, der auf das Kaninchen wartet. Dann die Fahrertür nach oben laufen lassen, Jacke ausziehen, reinsetzen. Handy verkabeln, den Schlüssel im kleinen Netz ganz vorn am Fahrersitz verstauen. Sitz einstellen, weil man immer noch nicht die Memory-Funktion genutzt hat. Das alles unter Beobachtung.
McLaren 720S – Ein Foto zum Abschied
Ein paar schauen offen zu, lächeln oder grinsen. Andere üben sich in deutlicher Ignoranz. Daumen hoch oder Nase nach oben. Ganz nach Belieben. Offen zur Schau gestellter materieller Reichtum fasziniert, bewegt und emotionalisiert. So geht das auch später auf der Autobahn. An jeder Raststätte, bei jeder Betankung. Erst will man wissen, wer da aussteigt und dann will man sehen, wie er sich in das flache Teil hinein schlängelt. Enttäuschung, wenn das zu locker, zu lässig läuft. Ein Foto zum Abschied, wenn der flache Exot dann aus der Boxengasse auf die Beschleunigungsspur fährt und sein V8-Turbo-Abschiedslied singt. Adieu.
Calais – Gent – Antwerpen – Dortmund. Zwei Tempolimits. Das staatlich verordnete und das klimatische. Minus 6 Grad da draussen. Die Winter-Pirellis arbeiten sich an scharfkantigen Löchern, Rissen und sonstigen Unebenheiten des Autobahn-Teppichs ab. Früher waren Winterreifen die ungehobelten, lauten und groben Winterstiefel der Autos. Es rumpelte, es rumorte, es fühlte sich an, als hätte man 20 Jahre alte Springerstiefel um die Füße gebunden. Auf Asphalt so elegant und komfortabel wie ein Elefant auf Schlittschuhen beim Eistanz. Der McLaren läuft und ignoriert, fast, jede Unebenheit. Die Lenkung bleibt präzise, man erinnert sich, wie die Sommerreifen abrollen und sucht den Unterschied. Man sucht lange. Bis man dann später auf Eis und Schnee unterwegs ist. Da fehlt der Vergleich.
McLaren 720S – Ein paar Gedanken
Frankreich und Belgien ziehen vorbei. 120, 130 km/h. Der Wagen trinkt Benzin aus dem Strohhalm, der Motor übt sich in vornehmer Zurückhaltung, auch akustisch. Es ruht der Hintern auf Leder, umschlungen von Seitenhalt-bietenden Anbauten des Sitzes. Die Zeit ist reif für ein paar Gedanken. Was soll man mit einem McLaren anfangen? Sammeln? Vorzeigen? Jagen? Reisen? Arbeiten? Angeben?
McLaren 720S by MSO
Rückblick. Ein kleiner F1 hinter Glas. Keine zehn Zentimeter lang. Schwarz mit allen Details. Er steht da und wirkt. Der Kopf läßt den Wagen wachsen. Bis er in natura auf der Strasse steht. Tür öffnen und einsteigen. 1 plus zwei Sitze. Riesige Scheibenwischer. Innen alles aus Leder, die Frontscheibe wird zum Visier, die Strasse zur Rennbahn. Ein McLaren war damals nur eins: Speed. Schneller als alles, furioser als jeder andere Sportwagen, der Fluchtwagen aus dem Alltag.
Und heute? Immer noch die Flucht aus der Beliebigkeit. Nur einfacher, klarer. Verfügbar, alltäglich aber eben außergewöhnlich. Sammeln? Vorzeigen? Jagen? Reisen? Arbeiten? Angeben? Geht alles, nur lässiger als früher. Das Extravagante mag fehlen. Drama-Queens gibt’s immer noch. Auf alle Fälle ist der 720S kein Eisdielen-Dandy, er ist der fast Neue im Reigen der sehr, sehr schnellen Wagen. Er ist angekommen im Universum der Strassenblitze und er hält locker mit.
Fahrbericht McLaren 570 Spider
Weiter Richtung Grenze. Autobahn, Winterreifen, no limits. Irgendwie will man jetzt das Profi-Gesicht aufsetzen. Anlauf nehmen und bis Hamburg durchrennen. Den V8 auf Touren bringen bis er röhrt vor Freude. Minus 5 Grad, die Sottozero auf den Felgen vermitteln ein anderes Bild. Es ist trocken, der Wagen verbindet sich mit der Fahrbahn als wolle er sie heiraten. „Scheiss auf das Thermometer, ich bin heiß, Du bist heiß. Attacke!“ Leider geht das nicht so einfach, mehr als 270 sollen nicht sein und das langt auch. Für die feinen Ohren ob der Abrollgeräusche. Alles gut, nichts rumpelt, nichts dröhnt lauter als im schönsten Sommer.
Hamburg rückt näher, immer wieder mal runter von der langen, grauen Bahn. Landstrassen und deren Leben. Gewunden, für die Profile des McLaren und seiner Schuhe wie gemacht. Die Bremsen von 100 bis 20 km/h in Kürze, als hätte man den Eingang verpasst, was aber nicht stimmt. Der Brite rennt los, läßt sich dabei wie ein Skalpell führen. Chirurgie mit 720 PS im Nacken und dabei so unaufgeregt, als ginge es um ein Pflaster gegen Aua. Man macht das wieder und wieder, und es wird nicht langweilig, geschweige denn routiniert. Es bleibt ein Niveau-Fest. Ganz oben.
McLaren 720S – Auf Pirrelli Sottozero3
In Hamburg liegen ein paar Fetzen Schnee am Strassenrand. Weiter oben, Richtung Fehmarn werden die Schals um die Hälse der Spaziergänger länger und dicker. Ostwind, Du Spielverderber. Ein Waldweg als Boxengasse und Winterreifen-Ausprobier-Stück. Stehen, Anfahren, mal schneller mal langsamer. Das Profil der Pirellis arbeitet mit, der McLaren ist kein SUV und auch kein Arbeitsgerät von Herrn Oberförster, aber mit diesen Reifen verlängert sich der Ausflug ins weiße Grün erheblich, weil man einfach weiter fahren kann.
Fahrbericht McLaren 570 GT
Wieder eine Fähre. Nach Dänemark. Ein Stündchen unter Deck, zwischen LKW und Urlaubs-Vorfreude auf Rädern. Der McLaren steht da rum wie ein Spielzeug, das jemand im Sommer vergessen hat. Ein Passagier dreht ein wenig ab und umrundet den Wagen, als gelte es ein Revier zu markieren. Bei der Ausfahrt wieder die Bitte doch ein paar Minuten zu warten, das Stativ müsse aufgebaut werden. So einen bekomme man schließlich nicht jeden Tag vor die Kamera. „Unglaublich, wie geil der aussieht.“ Zwei Raststätten mit Bockwurst, Kaffee und minus 8 Grad. Kopenhagen rückt näher. Der Wagen ist eine Besonderheit, weil er einen Zwilling hat. Aus Legosteinen. Und der steht in einer grossen Halle. Der 720S aus Woking soll genau da hin. Bitte nicht waschen. Die Kollegen haben gewürfelt, wer den Wagen durch die Waschstrasse fahren darf.
Dann die Bilder des Events. Kinder, die ein paar Steine des Lego-McLaren aufsetzen. Als Krönung sozusagen. Beide McLaren haben noch eine Gemeinsamkeit: Sie tragen die gleiche Schuhmarke. Pirelli.
Ein Blick zurück. Eine Woche McLaren 720S. Die Ausnahme wurde zur Normalität. Der Kraftprotz wurde zum täglichen Begleiter. Ein paar Routinen gehören bald dazu. Ein- und Ausstieg sind so einfach wie der tägliche Weg zum Bäcker und die magnetische Wirkung des Briten auf allerlei Menschen auf dem Parkplatz ist kein Grund für Egoismen des Fahrers. Die technische Überlegenheit des McLaren ist auch Ausdruck einer Distanz zu Zeiten, als man Motorkräfte und fahrerisches Talent nur recht selten auf einem Niveau erleben konnte. Der McLaren 720S, mit seinen enormen Leistungen, ist auch Ausdruck einer Epoche des Automobilbaus in der Sicherheit und Leistungspotenziale nahezu deckungsgleich vorhanden sind.
Ein Woche Vortrieb heisst: Eine Woche 720 PS, 770 Newtonmeter Drehmoment, im Schnitt 12 Liter Verbrauch, reichlich Publikum, die Normalität des Anormalen. 250.000,00 Euro für zwei Personen plus etwas Gepäck. Die Suche nach der Antwort auf die Frage, ob man so etwas braucht, wird zum Zeitvertreib, zum Hobby oder zum philosophischen Ausflug. Aber nach ein paar Tagen in diesem Wagen stellt sich die Frage, weshalb man eigentlich ein zweites Auto haben sollte.
Fotos: Ralf Bernert / McLaren
McLaren 720S – Eine Woche Vortrieb McLaren 720S – Eine Woche Vortrieb. Gute 1500 Kilometer im McLaren 720S. Eine Woche Schnee, Matsch und Traktion.
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