#ich weiß dass Asterix nicht deutsch ist
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Deutsche Medien (im Sinne von Film, Musik, Literatur) haben eine ziemlich schlechte Reputation im Internet und überhaupt, deswegen möchte ich jetzt mal meine Dankbarkeit dafür ausdrücken, dass ich mit deutschsprachiger Kultur aufwachsen konnte.
Ich bin dankbar für Die Sendung mit der Maus und Käpt'n Blaubär und die Känguru-Chroniken. Ich bin dankbar für Ulrich Seidl und Michael Bully Herbig. Ich bin dankbar für die Hörspiel-Kultur, für Wendy und Asterix und ja, ich bin dankbar für die Drei Fragezeichen. Ich bin dankbar für die unfassbare Arbeit die hierzulande in Synchron gesteckt wird. Ich bin dankbar für Wir sind Helden und Deichkind und Thees Uhlmann und Rio Reiser. Ich bin dankbar für Bernd das Brot und Bravo und Viva. Ich bin dankbar für Cornelia Funke und Erich Kästner und Christine Nöstlinger und Bertolt Brecht und Loriot. Für Falco, für Nino aus Wien, für Hader.
Deutschsprachige Pop- und Subkultur ist so so reichhaltig und ich bin extrem dankbar, dass ich die Möglichkeit hatte, sie von Kind auf ohne Sprachbarrieren zu erleben.
#bitte nehmt zur Kenntnis dass ich diesen Text ohne Anglizismen geschrieben habe#ich weiß dass Asterix nicht deutsch ist#das bezieht sich auch auf die Hörspiele#bitte nehmt das zum Anlass eure liebsten deutschen Medien zu teilen!
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Fünf fafickte Favierfervietten
O.k. Neben mir liegen fünf fafickte Favierfervietten und vor uns acht Stunden Flugzeit. Acht Stunden, uns nochmal jede Folge dieser Produktion reinzuziehen, von der alle Beteiligten wussten, dass es sich um eine Reality-Soap handelt. Bis auf mich. Ich hab´s für die Realität gehalten. Weswegen ich das Material jetzt um ein paar Bonus Tracks ergänzen möchte, die ich bisher unter Verschluss gehalten habe, ist also `ne ganz exklusive Veranstaltung hier.
Auch wenn der Flug-Dispatcher die Regeln nicht zu kennen scheint.
Gate C ist nämlich falsch. Gate F müsste mein Abfluggate sein. Heute ist ein F-Tag und das ist von all den Arschkarten, die ich auf der Hand habe, noch die coolste. Ein F-Tag gestattet immerhin solche Annehmlichkeiten wie Flughafen, French Fries und Facebook. Stellt euch mal vor, mein Rückflug wäre auf einen B-Tag gefallen, wo hätte ich mich denn da bis zum Abflug rumtreiben sollen, da bleibt ja außer Brücken und Bus Stops nicht viel, wenn die Alternative nicht im Bett bleiben lauten soll. Und für B-Essen, das nicht ausgerechnet ein Burger ist, wäre ich wohl kaum um das gnadenlos überteuerte Organic-Sortiment bei Godess and Grocer herumgekommen - ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass irgendeine der anderen Buden in der Abfluglounge Banana Bread oder Bulgursalat im Angebot hätte. Ich will mich also nicht beschweren über meinen F-Tag mit Flughafen, Facebook und FeierdesAbschieds-French-Fries. Wobei natürlich auch fuckin French Fries und fuckin Flughafen und fuckin Facebook ginge. Was soll´s. Noch eine gute Stunde, dann stehe ich am Gate in der Schlange, und sobald die meine Bordkarte gescannt, die Klappen über den Sitzen dichtgemacht und die Kabinentüren verriegelt haben, bin ich raus aus der Nummer. Vorausgesetzt, ich reiß mich jetzt zusammen und krieg meinen Senf innerhalb der verbleibenden Stunde in Form gepresst. Und finde irgendwo freies Wifi, hier am Flughafen bieten die nur Boingo an, sieben Dollar die halbe Stunde, das ist mir echt zu happig. Ich brauch doch maximal eine halbe Minute, um den Text hochzuladen und meinen Tweet abzusetzen. Unfasslich, dass ein Flughafen wie O´Hare kein freies Wifi hat.
Ziemlich trübe Veranstaltung. Der Himmel legt sich echt ins Zeug, mir die passende Abschiedskulisse zu bieten. Die Delta-Maschine, die sich gerade in die graue Watte schraubt, wird immer mehr zum Papierflieger, je weiter sie sich entfernt. Ich hab uns einen Fensterplatz ausgesucht, damit Gino und Eddie was zu gucken haben, während ich schreibe. Im Moment sind sie ganz fasziniert vom Bodenpersonal, das in signalfarbener Regenmontur die beladenen Gepäcktrolleys übers Rollfeld schubst, während ich durch mein Facebookleben der letzten Monate scrolle. Das Display ist schon ganz fettig von meinen Pommesfingern und die glitschigen Papierservietten aus dem Spender taugen auch nicht wirklich für Notizen. Die sind irgendwie beschichtet, da haftet der Kugelschreiber nicht. Wie soll ich denn da Zeugnis ablegen, wenn die Wahrheit nicht mal auf Papierservietten haften will. Na, wenigstens wollte der Typ an der Bar keine ID sehen, sodass ich den Verlust meines Flachmanns kompensieren kann.
Die Wahrheit ist mehr als die Summe ihrer Teile. Die Wahrheit ist, dass ich betrogen worden bin. Dass Orange mich hintergangen hat. Das Kind, das wir kriegen wollten, mit einem anderen angesetzt hat. Das lässt sich so natürlich nicht in meiner Timeline ablesen. Das sieht man mir auch nicht an. Ich weiß über die Gestalten an den Tischen um mich rum ja auch maximal, dass sie auf ihren Boardingaufruf warten. Und nicht mal das kann ich sehen. Was ich sehe, ist, wie sich jemand Donutglasur von der Lippe wischt. Senf vom Finger leckt. Höre hinter mir jemanden Getränkereste zwischen den Eiswürfeln durch einen Strohhalm saugen. Und denen wird’s auch nicht anders gehen. Was die sehen, wenn sie ihren Becher absetzen, sich die Finger abgeleckt oder die Serviette zusammengeknüllt haben, ist ein unrasierter Typ, auf dem Kopf eine Wollmütze, unter der ein Wust verfilzter Haare hervorragt, der mit aufgestützten Ellbogen am Panoramafenster hockt und sich, den Blick auf sein Handy-Display fixiert, abwesend fettige Pommes aus einer Styroporbox in den Mund stopft. Gelegentlich scheint er sich mit zwei kleinen hellblauen Spielzeugnilpferden auszutauschen, die neben der Pommesschachtel stehen, um im Anschluss etwas mit Kugelschreiber auf einen Stapel Papierservietten zu kritzeln, was genau, lässt sich auf die Entfernung natürlich nicht entziffern. Was weder der widerliche Anzugtyp, der glaubt, dass keiner merkt, wie er über den Rand seiner Chicago Tribune ziemlich schamlos jeden weiblichen Körper im Umkreis scannt, noch das kleine glupschäugige Monster im Star Wars-Anorak sehen kann, ist, dass der grenzdebil wirkende Pommesfresser, der mit Spielzeug spricht und seine Tage alphabetisch ordnet, seinen Aufenthalt in der Abfluglounge einem Stapel Anwaltslyrik verdankt, in dem so unschöne Begriffe wie Cybermobbing vorkommen.
Aber ich bin gewappnet: mein Akku ist voll und selbst wenn sie mich an der Security zwingen können, meine Schuhe auszuziehen und mich nackig zu machen, selbst wenn sie meinen Flachmann einkassieren, mein Handy und meine Kamera durchleuchten und 7 Dollar dafür kassieren, können sie mich nicht daran hindern, bis zur letzten Sekunde ihr WiFi zu nutzen. Und dem Serviettenspender an der Ketchup- und Mayostation so viele Papierservietten zu entnehmen, wie ich will. Ihr Kontrollzwang hat Grenzen. Sie können Menschen glauben machen, sie würden einen Preis gewinnen, wenn sie ihre Smartphones an die QR-Codes auf den Etiketten von Ketchupflaschen halten. Ketchup und Mayo haben sie unter ihre Kontrolle gebracht, aber keine Heimatschutzbehörde wird überprüfen können, wie viele Papierservietten ich am Airport Chicago O´Hare gezogen habe, um meine Geschichte zu erzählen. „Flieg nachhause, Anatol. Erzähl deine Geschichte. Geh Eichhörnchen füttern“, lautet Jerrys Anweisung. Bis auf die Eichhörnchen in ich auf dem besten Wege.
Fünf. Fünf brauche ich. Weil heute ein F-Tag und meine verbleibende Zeit begrenzt ist. Da müssen fünf fafickte Fafierferfietten fenügen. Mein Flug ist für 6:10 p.m. ausgeschrieben, das Boarding beginnt um halb. Meine Armbanduhr, die neben der Styroporpackung mit meinen Pommes liegt, zeigt 16:45 Uhr an, eine deutsche Uhr bleibt eine deutsche Uhr. Eine gute halbe Stunde, um elf Monate, in denen ich beinahe ein Kind gezeugt hätte und beinahe Vater geworden wäre, auf fünf Papierservietten auszubreiten. Die einzigen, die mir die Treue gehalten haben, sind zwei kleine hellblaue Spielzeugnilpferde aus dem Überraschungsei, die auch nach einem Jahr Aufenthalt hier weder Englisch noch ein Laserschwert bedienen können. Aber selbst wenn, mit einem Laserschwert wär ich nie und nimmer durch den Sicherheitsdetektor gekommen. Beläuft sich unsere kleine Reisegruppe also auf zwei nicht sicherheitsüberprüfte Hippos und einen sicherheitsüberprüften Einundzwanzigjährigen im Besitz eines deutschen Passes, einer Gepäckmarke und eines Boardingpasses für den United Flug UA 926 nach Frankfurt. Darüber hinaus verfüge ich über eine Flasche Fuckinduty-Free Fodka, die mir beim Besteigen des Flugzeugs wieder ausgehändigt wird, und einen Stapel Papierservietten.
“Final call for all passengers booked on United Airlines flight 926 to Frankfurt am Main. Please proceed immediately to Gate C 20.“ In der Styroporschale liegen noch ein paar verwaiste Pommes in einer Mayolache. Ich setze Gino und Eddie dazu und mache ein Selfie von uns dreien, dann lecke ich ihnen die Mayo von den Hufen und versenke sie in meiner Hosentasche. Mein Versuch, die vollgekritzelten Servietten im Vorbeigehen unter dem Schwingdeckel des Mülleimers zu versenken, scheitert am Schwingdeckel. Die Hälfte landet auf dem Boden. Ich weiß schon, fünf hat keine Hälfte, aber die Wahrheit ist ja auch mehr als die Summe ihrer Teile. Sollen sie mich doch für volltrunken halten, das Star Wars-Monsterkid und der Zeitungsspanner.
Dabei bin ich doch nur ein kleiner Möchtegern-Superheld, den man aus seinem Heldencomic rausgeschmissen hat. Asterix und die Trabantenstadt, kennt ihr, oder? Wo eben noch dieser majestätische Eichenwald stand, in dem Obelix immer Wildschweine jagen geht, klaffen plötzlich Krater im Waldboden, weil die Römer die Eichen rausgerissen haben. Aber nicht mit den Galliern. Ganz lässig werfen Asterix und Obelix im Vorbeigehen eine Zaubereichel in jedes Loch, und schwupp, schießt im Zeitraffer eine neue Eiche in die Höhe und Idefix fällt vor Schreck in Ohnmacht. Als Kind hab ich die Nummer mit den Zaubereicheln geglaubt. Es gibt dieses Foto, da stehe ich in quietschgelben Gummistiefeln an Papas Hand vor einem Schlammloch und hole, die geballte Faust hoch über dem Kopf, zum Wurf aus. So verstrahlt, wie Papa die Kamera anhimmelt, muss Mama das Foto gemacht haben, ich kann also nicht älter als vier gewesen sein, später hat Mama von Papa keine Fotos mehr gemacht. In der geschlossenen Faust halte ich eine Eichel und Mama hat mir erzählt, dass sie unbedingt den Moment erwischen wollte, in dem sie durch die Luft fliegt. Wer weiß, vielleicht hätte sie ihre magische Wirkung sogar entfaltet, wenn Mama im richtigen Moment abgedrückt hätte. Hat sie aber nicht.
Was glaubt ihr eigentlich, warum einer wie ich ein Jahr lang Container nach verwertbaren Lebensmitteln durchwühlt und nebenbei zum Experten für die verschiedenen Stadien weiblicher Fruchtbarkeit avanciert? Einen Real Life Hero wollte ich aus mir machen lassen, mit Zaubereicheln Hoffnung in die Krater der Zivilisation säen. Einer, der sein ganzes Leben auf die Einladung in ein Asterix-und-Obelix-Heft wartet, lässt sich doch auf jedes Spiel ein, das ein bisschen Eichelmagie verspricht. Selbst, wenn es ein Scheißspiel ist. Hab ziemlich viele Runden gebraucht, um zu kapieren, dass meine Mitspielerin jede gottverdammte Regel bricht, um weiterzukommen. Dabei war doch das einzige, was ich wollte, ein Foto. Ein Foto, auf dem ich mit meinem Kind und seiner Mutter „Engelchen flieg“ mache.
Hallo. Miss? Lassen Sie mich kurz etwas erklären: worum es doch letztendlich geht, ist, die Dinge aus ihrer Perspektive zu sehen. Wir sind uns doch einig, dass ich der Täter bin und sie das Opfer, right? Ich meine, dazu haben wir das ganze Spiel doch überhaupt nur gespielt, oder? Sie müssen mir schon eine kleine Chance lassen, a fuckin tiny chance, ich meine, hallo, was soll die Scheiße, ich mach das doch nicht für mich, Sie werden doch jetzt noch die paar Sekunden warten können, bis dieses fuckin´ Flughafen-WiFi mitspielt und meinen Post hochlädt. Ich bin hier in einer ernsthaften Mission unterwegs! Schon klar, ohne Batmansuit und Flügel kaufen Sie mir das nicht ab, aber wollen Sie mir im Ernst erzählen, die hätten mich im Heldenkostüm durch die Sicherheitskontrolle gelassen? – Hier gucken Sie, jetzt hab ich Netz…. - Wie, meine Geschichte interessiert Sie nicht? Mich hat doch auch niemand gefragt, ob ich Oranges Geschichten hören wollte, und wir reden hier von einer wirklich schwer gestörten zwanghaften Lügnerin, I´ve had it, people! Da kann ich auch ganz gediegen und dezent fünfmal pissen gehen und die Pulle, von deren Existenz ihr nichts wisst und die ich nicht mit ins Flugzeug nehmen darf, dem Zustand zuzuführen, der sie zu keinem Problem mehr macht. Womit das einzige verbleibende Problem ich wäre. Außerdem find ich meine Bordkarte ja gleich, tu ich, wirklich, muss nur kurz rülpsen, sorry, aber irgendwie ist das doch ein angemessener Abgang, so Jimmi Dean-Style, mit hochgestelltem Kragen und ordentlicher Fahne, oder Brando, Brando ginge auch. Sagen Sie, Miss, glauben Sie, der fette Brando hätte das gewollt, dass sich einer so fühlen will wie er, oder glauben Sie, der wollte auch einfach nur nüchtern sein und geliebt werden? Doch, doch, ich will an Bord, und betrunken, nein, ach, gucken Sie, hab sie ja doch, meine Bordkarte….
So, wie sieht´s aus, auch ne Bordkarte? Sobald wir drin sitzen, gibt´s für mich ne Bloody Mary und für Euch alle Staffeln im Director´s Cut.
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