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#GustavMeyrink
aliceliawitch · 5 months
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Walpurgisnacht
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Ilustraciones de Stefan Eggeler para una edición de 1922 de Walpurgisnacht de Gustav Meyrink (1868-1932)
Gustav Meyrink (1894-1969), pintor, grabador e ilustrador austriaco.
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blog-aventin-de · 4 months
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Der Uhrmacher · Gustav Meyrink
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Der Uhrmacher · Gustav Meyrink · Prag · Fiktion Abraxas
»Die? Richten? Damit sie wieder geht?« fragte der Antiquar erstaunt, schob seine Brille auf die Stirn und blickte mich verdutzt an; »warum wollen Sie eigentlich, dass sie wieder geht? Sie hat doch nur einen einzigen Zeiger ... und keine Ziffern auf dem Weiserblatt«, setzte er hinzu, die Uhr beim grellen Schein der Lampe versonnen betrachtend, »nur Blumengesichter, Tier- und Dämonenköpfe statt der Stunden.« Er begann zu zählen, sah mich fragend an: »Vierzehn? Man teilt den Tag doch in zwölf Teile ein. Hab’ noch nie ein so seltsames Werk gesehen. Ich rate Ihnen, lassen Sie sie wie sie ist. Schon zwölf Stunden im Tag sind schwer genug zu ertragen. Von diesem Zifferblatt die richtige Zeit abzulesen? Wer gäbe sich heute die Mühe. Nur ein Narr.« Ich wollte nicht sagen, dass ich ein Menschenleben lang ein solcher Narr gewesen war, nie eine andere Uhr besessen hatte, vielleicht deshalb sehr oft zu früh gekommen war, wo ich hätte warten sollen – und schwieg. Der Antiquar schloss daraus, ich wolle auf meinem Wunsch beharren, sie wieder gehen zu sehen, schüttelte den Kopf, nahm ein kleines Elfenbeinmesser und öffnete behutsam das edelsteinverzierte Gehäuse, darauf in Email ein Fabelwesen gemalt war, auf einer Quadriga stehend: ein Mann mit Frauenbrüsten, zwei Schlangen statt der Beine, einem Hahnenkopf und in der rechten Hand die Sonne, in der linken eine Peitsche. »Vermutlich ein altes Familienstück«, riet der Antiquar. »Erwähnten Sie nicht vorhin, sie sei diese Nacht stehengeblieben ? Um zwei Uhr? Der kleine rote Büffelkopf mit den beiden Hörnern bedeutet doch wohl die zweite Stunde?« Ich war mir nicht bewusst, etwas derartiges gesagt zu haben, aber tatsächlich war die Uhr in der vergangenen Nacht um zwei stehen geblieben. Mag sein, ich hatte davon gesprochen, jedoch: ich konnte mich nicht erinnern, ich fühlte mich noch zu angegriffen – ich hatte um dieselbe Zeit einen schweren Herzkrampf gehabt und geglaubt, ich müsse sterben. Im Wanken meines Bewusstseins hatte ich mich noch an den Gedanken geklammert: wenn nur die Uhr nicht stehen bleibt. Im Dämmer meiner schwindenden Sinne musste ich Herz und Uhr in den Begriffen verwechselt haben. Vielleicht denken Sterbende ähnlich. Vielleicht bleiben aus diesem Grunde so oft die Uhren in den Todesstunden der Menschen stehen? Wir kennen die magischen Kräfte nicht, die bisweilen einem Gedanken innewohnen. »Es ist merkwürdig«, sagte der Antiquar nach einer Weile, hielt sein Vergrößerungsglas in die Nähe der Lampe, so dass der blendende Brennpunkt scharf auf die Uhr fiel, und wies mir eingravierte Buchstaben auf dem inneren goldenen Deckel. Ich las: summa scientia nihil scire. »Es ist merkwürdig«, wiederholte der Antiquar, »diese Uhr ist ein Werk des Wahnsinnigen, ist in unserer Stadt gemacht worden. Ich glaube nicht zu irren. Es gibt nur sehr wenig solcher Stücke. Ich hätte nie gedacht, dass sie wirklich gehen könnte. Hab sie für Spielerei gehalten. Eine kleine Marotte von ihm, in alle seine Uhren die Devise zu schreiben: Höchstes Wissen, nichts zu wissen.« Ich begriff nicht recht, was er meinte; wer mochte der »Wahnsinnige« sein, von dem er sprach? Die Uhr war sehr alt, sie stammte von meinem Großvater, aber was der Antiquar soeben gesagt, hatte doch geklungen, als lebe der »Wahnsinnige«, aus dessen Hand sie hervorgegangen sein sollte, noch heute! Ehe ich fragen konnte, sah ich im Geiste – deutlicher und schärfer, als ging er durchs Zimmer – einen Mann durch eine Winterlandschaft schreiten, einen schlanken hochgewachsenen Greis, ohne Hut, mit vollem, im Wind wehenden schneeweißem Haar, der Kopf sonderbar klein in Kontrast zu der ragenden Gestalt, das scharfgeschnittene Gesicht bartlos, die Augen schwarz, fanatisch blickend und dicht beieinander stehend, wie die eines Raubvogels. In einem langen, verschabten, verschossenen Mantel aus Samt, wie ihn einst die Nürnberger Patrizier trugen, schritt er einher. »Ganz recht«, murmelte der Antiquar und nickte zerstreut, »ganz recht?« dachte ich bei mir. »Es ist ein Zufall«, wusste ich sofort; »leere Worte sind’s, nichts weiter. Ich habe doch den Mund gar nicht aufgetan. Er hat dies , ganz recht’ nur gebraucht, wie es so oft geschieht, wenn man einen soeben gesprochenen Satz bekräftigen will; es hat keinen Bezug auf den alten Mann, den ich als Erinnerungsbild gesehen habe, keinen Bezug auf den - Wahnsinnigen! Als ich, ein kleiner Junge damals noch, in die Schule ging, musste ich immer an einer langen, kahlen, mannshohen Mauer vorbei, die einen Park von Ulmen umschloss. Jahre hindurch, Tag für Tag war mein Gehen zum Laufen geworden, wenn mich der Weg daran entlang führte, denn jedes Mal packte mich eine unbestimmte Furcht. Vielleicht – ich weiß es heute nicht mehr – weil ich mir einbildete – oder gehört hatte – ein Wahnsinniger zuhause darin, ein Uhrmacher, der behauptete, Uhren seien lebendige Wesen …… oder irrte ich mich? Wäre es eine Erinnerung an ein Erlebnis aus meiner Schulzeit, wie konnte es sein, dass etwas, was ich wohl tausendmal gefühlt, bis zum heutigen Tag in meinem Gedächtnis schlummernd gelegen hatte, um jetzt erst mit solcher Lebendigkeit aufzubrechen?….. Freilich, wohl vierzig Jahre waren seitdem vergangen; aber gab das eine Erklärung?« »Vielleicht habe ich es in der Zeit erlebt, die meine Uhr mehr zeigte als eine gewöhnliche!« sagte ich belustigt. Der Antiquar blickte befremdet auf und starrte mich verständnislos an. Ich grübelte weiter und kam zur Gewissheit: die Mauer, die den Park umschließt, steht heute noch. Wem hätte daran gelegen sein können, sie einzureißen? Damals hat es doch geheißen, sie sei die Grundmauer einer Kirche, die später zu Ende gebaut werden sollte. So etwas zerstört man nicht! Vielleicht lebte auch der Uhrmacher noch? Sicherlich würde er meine Uhr, die ich so liebte, wieder richten können. Wenn ich nur wüsste, wann und wo ich ihm begegnet war? Es konnte vor kurzer Zeit unmöglich gewesen sein, denn jetzt war Sommer, und in der Erinnerung – soeben – hatte ich sein Bild in der Winterlandschaft im Geiste gesehen! Zu tief in Gedanken versunken, als dass ich der langen Erzählung hätte folgen können, in der sich, mit einem Male redselig geworden, der Antiquar erging, vernahm ich nur in Pausen einige abgerissene Sätze. Sie rauschten auf mich zu, verstummten und kamen wieder, wie brandende Wellen; dazwischen das Sausen in den Ohren; das Brausen des Blutes, das der alternde Mensch vernimmt, wenn er lauscht, und nur im Lärm des Tages vergisst; - das unablässig, drohende, ferne Sausen des aus den Schlünden der Zeit her langsam sich nähernden Geiers, Tod,….. Ich wusste kaum: war er es, der da, die Uhr in der Hand, zu mir sprach, oder war es der Mund jenes Wesens in mir, das zuweilen aufwacht in einem einsamen Herzen, wenn man verschlossene Schreine berührt, welche die vergessenen Erinnerungen heimlich behüten, damit sie nicht zu Moder verfallen? Manchmal ertappte ich mich dabei, wie ich dem Antiquar zunickte und dann wusste ich: er hat etwas gesagt, was mir bekannt gewesen war, aber wollte ich mir die Worte überlegen, so gelang es mir nicht, sie glitten nicht, wie es sonst gesprochene Worte tun, in nahe Vergangenheit hinab, aus der ich sie zurück fangen und mit dem Verstehen hätte betasten können, nein, sie erstarrten zu leblosen Gestalten, dem Ohr fremd und unfassbar, kaum, dass ihr Klang erloschen war. Ich begriff ihren Sinn nicht mehr; sie hatten sich aus dem Reich der Zeit in das Reich des Raumes verirrt und umstanden mich als tote Maske. »Wenn doch die Uhr wieder gehen wollte!« sagte ich laut in meiner Qual mitten hinein in die Rede des Händlers. Ich hatte damit mein Herz gemeint, denn ich fühlte, es wollte vergessen zu schlagen, und mir graute bei dem Gedanken, der Zeiger meines Lebens könnte plötzlich stehen bleiben vor einer phantastischen Blume, dem Gesicht eines Tieres oder eines Dämonen, wie der Weiser auf jenem Zifferblatt mit den vierzehn Stunden. Ewig gebannt wäre ich in geronnener Zeit. Der Antiquar gab mir die Uhr zurück – er glaubte wohl, ich spräche von ihr. Als ich durch die verödeten nächtlichen Gassen schritt, geradeaus, dann kreuz und quer über schlafende Plätze und an träumenden Häusern vorbei, von blinkenden Laternen geleitet und doch meines Weges gewiss, da musste ich denken, der Antiquar habe mir anvertraut, wo der Uhrmacher ohne Namen wohne, wo ich ihn finden würde und wo die Mauer stünde, die den Ulmenpark umschließt. Hatte er denn nicht gesagt, nur der Alte könnte meine Uhr wieder gesund machen? Woher wüsste ich es sonst: auch den Weg zu ihm musste er mir geschildert haben, und hatte ich selbst mir ihn auch nicht gemerkt – meine Füße schienen ihn genau zu wissen: sie führten mich hinaus aus der Stadt auf die weiße Straße, die zwischen sommerhauchenden Wiesen hinein in die Unendlichkeit lief. An meine Fersen geheftet, glitten die schwarzen Schlangen hinter mir drein, die das grelle Mondlicht aus der Erde gelockt hatte. Waren sie es, die mir die vergifteten Gedanken schickten: Du wirst ihn nimmermehr finden, er ist vor hundert Jahren gestorben! Um ihnen zu entrinnen, bog ich scharf ab nach links in einen Seitenpfad, und da tauchte auch schon mein Schatten aus dem Boden und schluckte sie in sich ein. Er ist gekommen mich zu führen, begriff ich, und es war mir eine tiefe Beruhigung, ihn so unbeirrbar und, ohne zu wanken, schreiten zu sehen; beständig blickte ich auf ihn hin, froh, des Weges nicht achten zu müssen. Allmählich kam jenes unbeschreiblich seltsame Gefühl wieder über mich, das ich als Kind gehabt, wenn ich für mich allein das Spiel spielte: mit geschlossenen Augen festen Schrittes vor mich hin zu gehen, unbekümmert, ob ich fallen würde oder nicht: -- es ist wie ein Losreißen des Körpers von aller irdischen Furcht -- wie ein Jauchzen des Inneren, wie ein Wiederfinden des unsterblichen Ichs, das da weiß, mir kann nichts geschehen! Da ließ der Erbfeind von mir ab, den der Mensch in sich trägt: der nüchterne, kalte Verstand, und mit ihm der letzte Zweifel, ich würde den, den ich suchte, nicht finden. Dann, nach langer Wanderung, eilte mein Schatten auf einen breiten, tiefen Graben – entlang der Straße – zu, schwand hinab und ließ mich allein; ich wusste: jetzt bin ich am Ziel. Warum hätte er mich sonst verlassen! Die Uhr in der Hand stand ich in der Stube dessen, von dem ich wusste, nur er allein kann sie wieder in Gang bringen. Er saß vor einem kleinen Ahorntisch und blickte durch eine Lupe, die an einem Kopfband vor seinem Auge befestigt war, regungslos auf ein glitzerndes winziges Ding auf dem hellgemaserten Holz. Hinter ihm an weißer Wand – im Kreis geordnet, wie ein großes Zifferblatt stand in verschnörkelter Schrift der Satz: summa scientia nihil scire. Ich atmete tief auf: hier bin ich geborgen!…. Der Bannspruch hält alles verhasste Denkensmüssen fern, jegliches Rechenschaftsfordern: wie bist du herein gekommen, durch die Mauer, durch den Park? Auf einem Bord, bezogen mit rotem Samt, liegen Uhren: wohl an die hundert – aus blauem, aus grünem, aus gelbem Email – juwelengeschmückt, graviert, gerippt, glatte und geperlte, manche flach, manche bauchig wie Eier. Ich höre sie nicht: sie zirpen zu leise, aber: die Luft, die über ihnen schwebt, muss lebendig sein, von dem unmerklichen Geräusch das sie erzeugen. Vielleicht rast dort der Sturm eines Zwergenreichs. Auf einem Postament steht ein kleiner Felsen aus fleischfarbenem Feldspat, geädert, bunte Blumen aus Halbedelstein wachsen daraus: mitten unter ihnen, als plane er nichts Böses, wartet der Knochenmann mit der Sense, sie abzumähen: eine 'Tödleinsuhr' aus romantischem Mittelalter. Wenn er mäht, dann schlägt er mit dem Griff seiner Sense auf die feine Glasglocke, die neben ihm steht, halb Seifenblase, halb wie der Hut eines großen Märchenpilzes. Das Weiserblatt darunter ist der Eingang zu einer Höhle, darin Zahnräder starren. Bis hinauf zur Decke des Zimmers, links und rechts sind die Wände mit Uhren behängt, mit Uhren: alte mit stolzen ziselierten Gesichtern, kostbar und reich, gelassen die Perpendikel schwingend, predigen sie mit tiefem Bass ihr ruhevolles Tack-Tack. In der Ecke steht eine Uhr in gläsernem Sarg, ein aufrechtstehendes Schneewittchen, tut, als schliefe es, aber ein leises rhythmisches Zucken mit dem Minutenzeiger verrät, dass es die Zeit nicht aus dem Auge lässt. Andere, nervöse Rokokodämchen – das Schönheitspflästerchen als Schlüsselloch – sind mit Zierrat überladen und ganz außer Atem, so trippeln sie sich ab, einander den Rang abzulaufen, und den Sekunden zuvor zu kommen. Daneben die winzigen Pagen, sie kichern dazu und hetzen: Zick - Zick, Zick. Dann eine lange Reihe Uhren, strotzend, in Stahl, Silber und Gold – wie schwergeharnischte Ritter; sie scheinen bezecht zu sein und zu schlummern, denn bisweilen schnarchen sie laut auf oder rasseln mit ihren Ketten, als ob sie mit dem Gott Kronos selbst einen Streit auszufechten gedächten, wenn sie aus ihrem Rausch erwachen. Auf einem Sims sägt ein Holzknecht mit Mahagonihosen und funkelnder Kupfernase die Zeit entzwei in Sägespäne…. Worte des Alten rissen mich aus meiner Beschaulichkeit: »Alle sind krank gewesen, ich habe sie wieder gesund gemacht.« Ich hatte seiner so gänzlich vergessen, dass ich zuerst glaubte, es sei das Schlagen einer der Uhren gewesen. Die Lupe an dem Kopfband saß, empor geschoben, jetzt an der Mitte seiner Stirn – wie das dritte Auge des Schiwa – und ein Funke glomm darin: Widerschein der Ampel an der Decke. Er nickte mir zu und hielt meinen Blick mit dem seinigen fest. »Ja, krank sind sie gewesen; sie haben gedacht sie könnten ihr Schicksal ändern, wenn sie schneller gehen oder langsamer. Sie hatten ihr Glück verloren an den Dünkel, sie seien die Herren der Zeit. Ich habe sie von diesem Wahn befreit und ihnen die Ruhe ihres Lebens wiedergegeben.« »So mancher findet, wie du, in den Nächten des Mondes im Schlaf den Weg aus der Stadt heraus zu mir, bringt mir seine kranke Uhr, klagt und bittet, ich solle sie heilen, aber am nächsten Morgen hat er alles wieder vergessen – auch meine Arznei.« »Nur die, die den Sinn meines Wahlspruches erfassen«, er deutet über die Schulter auf den Satz an der Wand, »nur die lassen die Uhren hier in meiner Obhut.« Ich ahnte dunkel: in dem Bannspruch lag noch ein Geheimnis verborgen. Ich wollte fragen, aber der Greis hob drohend die Hand: »Nicht wissen wollen! Lebendiges Wissen kommt von selbst! Dreiundzwanzig Buchstaben hat der Satz; sie stehen als Ziffern auf dem Weiserblatt der großen unsichtbaren Uhr, die eine Stunde weniger zeigt als die Uhren der Sterblichen, aus deren Rund es kein Entrinnen gibt« »Darum spotten die Verständigen:-- sieh da! der Wahnsinn! – sie höhnen, sie sehen die Warnung nicht: Lass dich nicht fangen von der Kreisschlinge Zeit! – sie lassen sich führen vom tückischen Zeiger Verstand, der ewig neue Stunden verspricht und immer nur alte Enttäuschungen bringt.« Der Alte schwieg. Ich reichte ihm mit stummer Bitte meine tote Uhr hin. Er nahm sie mit seiner schönen schmalen weißen Hand und lächelte kaum merklich, als er sie geöffnet und einen Blick hinein geworfen hatte. Behutsam tastete er mit einer Nadel in das Räderwerk und nahm die Lupe wieder vor. Ich fühlte ein gütiges Auge spähte mir ins Herz hinein. Nachdenklich betrachtete ich sein ruhevolles Gesicht. Wie habe ich mich nur – als Kind – so vor ihm fürchten können, fragte ich mich. Dann fasste mich ängstlicher Schrecken an: er, auf den ich doch hoffe und vertraue, ist nicht wirklich – jetzt, jetzt wird er verschwinden! Nein, zum Glück: nur das Licht der Ampel hatte geflackert und meine Augen zu täuschen versucht. Und wieder starre ich ihn an und grübelte: heute zum ersten Male hab ich ihn gesehen! Das kann nicht sein! Wir kennen uns doch seit….? Da durchzuckte mich Erinnerung wie ein heller Blitz: niemals war ich als Schulbub an einer weißen Mauer entlang gelaufen; niemals hatte ich mich vor einem wahnsinnigen Uhrmacher gefürchtet, der hinter ihr hausen sollte; das leere, mir unverständliche Wort »wahnsinnig« war’s gewesen, das mich geschreckt hatte in frühester Jugend, als man mir drohte, ich würde »es« werden, wenn ich nicht bald zu Verstand käme. Aber, der Greis da – vor mir -, wer war es? Auch das glaubte ich zu wissen: ein Bild – ein Bild, kein Mensch! Was konnte es anders sein! Ein Bild, das – eine Schattenknospe meiner Seele – in mir heimlich gewachsen war; ein Samenkorn, hatte es Wurzel gefangen, als ich zu Beginn meines Lebens in einem kleinen weißen Bett lag, an der Hand gehalten von der alten Kinderfrau, und ihre eintönigen Worte in den Schlaf hinüber nahm…. ja, wie hatten sie nur gelautet? Wie hatten sie nur gelautet?… Bitterkeit stieg mir in die Kehle, brennende Trauer: so war also doch alles haltloser Schein hier rings um mich! Vielleicht nur eine Minute noch und ich stehe – ein erwachter Schlafwandler – draußen im Mondlicht und muss wieder heimwärts wandern zu den verstandesbesessenen geschäftigen Lebenden – Toten in der Stadt! »Gleich, gleich ist’s vorüber!« hörte ich des Uhrmachers beruhigende Stimme, aber es gab mir keinen Trost; denn mein Glaube an ihn war aus meiner Brust genommen. Wie haben die Worte der Kindesfrau gelautet? – wollte, wollte, wollte ich wissen… -- Langsam, langsam tauchten sie mir wieder auf – Silbe für Silbe: »Bleibt in der Brust das Herz dir stehen, bring’s ihm nur; jede Uhr macht er wieder das sie geht.« »Da hat sie recht gehabt«, sagte der Uhrmacher gelassen, legt die Nadel aus der Hand, und im Nu zerstoben meine düsteren Gedanken. Er stand auf und hielt die Uhr fest an mein Ohr; ich hörte, sie ging – regelmäßig und genau im Takt mit dem Pulsschlag meines Blutes. Ich wollte ihm danken – fand die Worte nicht, erstickt von Freude und von – Scham, an ihm gezweifelt zu haben. »Gräm dich nicht!«, tröstet er, »es war nicht deine Schuld. Hab ein kleines Rad herausgenommen und wieder eingesetzt. Uhren wie diese sind sehr empfindlich, sie vertragen bisweilen die zweite Stunde nicht!« »Hier! Nimm sie wieder, aber verrate niemand, dass sie geht! Man würde dich sonst nur verhöhnen und dir zu Schaden trachten. Sie hat dir von Jugend an zu eigen gehört, und du hast an die Stunden geglaubt, die sie zeigt: vierzehn statt eins bis – Mitternacht, sieben statt sechs, Sonntag statt Werktag, Bilder statt toter Zahlen!« »Bleib ihr weiter treu, doch sage es niemand! Nichts ist dümmer, als ein eitler Märtyrer zu sein! Trage sie verborgen am Herzen, und in der Tasche trage eine der bürgerlichen Uhren, der staatlich geeichten, mit dem braven schwarzweißen Zifferblatt, damit du auch immer nachsehen kannst, wie spät es für die anderen ist.« »Und lass dich nie vergiften vom Pesthauch der Zweiten Stunde! Tödlich ist sie wie ihre elf Schwestern. Rot fängt sie an, verheißungsvoll wie Morgenrot, schnell wird sie rot wie Feuersbrunst und Blut. Die Stunde des Ochsen nennen sie die alten Völker des Ostens. Jahrhunderte versinken, und friedlich läuft sie ab: der Ochs pflügt.« Read the full article
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mccallcompany · 3 years
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I love elaborate tooling, but I also love letting the materials and the theme speak for themselves. As with anything, balance is the key! . . . #McCallCo #bookbinding #grimoire #magic #magick #occultart #spellbook #bookofshadows #leatherbook #craftsmanship #leatherbound #booklover #journal #bibliophile #gustavmeyrink #angelofthewestwindow https://www.instagram.com/p/CVYT4cRvjGm/?utm_medium=tumblr
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scream-in-mind · 5 years
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Incubo. #monster #ghost #occult #horrorart #horror #horrorstories #ghotic #inking #drawing #ink #illustration #comics #sketch #gustavmeyrink #greyroom #ritual #artofinstagram #night #nightmare #thirdeye #presence #woman #dreamwoman #babyghost #sketchbook #digitalpaint #digitalpainting #redandgreen #otherside #possession https://www.instagram.com/p/B8j-kwOq7od/?igshid=9whneu8dcate
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uzunburakefendi · 6 years
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. "dünyada ne gerçekleştireceksek gerçekleştirelim, bunlar hep yeni bir bekleyişe, yeni bir umuda yol açar; bütün evren doğamamış bir şimdiki zamanın cesetinin saçtığı pis kokuyla dolu. Bir doktorun, bir avukatın, bir memurun bekleme odasında kapıldığımız o sinir bozucu zayıflığı hissetmeyen var mıdır? Bizim hayat dediğimiz şey, ölümün bekleme odasıdır." syf.25 . "Kendimi bildim bileli, düşlem denen şeyin serpilip gelişmesine engel olan demirden bir çemberin beynimi sıkıştırdığı duygusuna kapılmışımdır. Neredeyse bende bir içsel duyunun eksik olduğunu söyleyesim geliyor, buna karşılık gözlerim ve kulaklarım bir vahşininki kadar keskin. Gözlerimi kapadığımda, servi ağaçlarının ufalanan manastır duvarlarının önündeki kaskatı kara silüetlerini, revaklı yolların zeminindeki yıpranmış tuğlaları, onları tek tek sayabileceğim kadar belirgin, yüreğimi sıkıştıran bir açıklıkla görebiliyorum hâlâ; yine de tümü soğuk ve dilsiz - bir şey söylemiyorlar bana, oysa şeylerin insanlarla konuşması gerektiğini ne çok okudum." syf.46 2014'ün sonlarıydı, Gustav Meyrink'in Golem'ini okumuş, etkilenmiş, o gazla ben de bir şeyler yazmalıyım deyip ilk öykümü yazmıştım. Yıllar sonra kendisiyle Babil diyarında tekrar karşılaştık, hiç değişmemiş. #gustavmeyrink #kardinalnapellus #çeviri #zehraaksuyılmazer #babilkitaplığı #dostkitabeviyayınları #kitap #neokuyorum #okumakiptiladır #okumahalleri https://www.instagram.com/p/BqClN9GlA-5/?utm_source=ig_tumblr_share&igshid=1drr8tt3qhfft
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EL #GOLEM #GUSTAVMEYRINK #Sueño La luz de la luna cae al pie de mi cama y se queda allí como una piedra grande, lisa y blanca. Cuando la luna llena empieza a encogerse y su lado derecho se carcome —como una cara que se acerca a la vejez, mostrando primero las arrugas en una mejilla y perfilándose después— a esa hora de la noche, se apodera de mí una inquietud sombría y angustiosa. No estoy dormido ni despierto, y, en el ensueño, se mezclan en mi alma lo vivido con lo leído y oído, como corrientes de distinto brillo y color que confluyeran. Antes de acostarme había leído la vida de Buddha Gotama e incesantemente volvían a repetirse en mi mente, de mil formas, estas frases: «Una corneja voló hacia una piedra que parecía un trozo de grasa y pensó: quizás haya aquí un buen bocado. Pero como la corneja no encontró nada apetitoso, se alejó. Del mismo modo que la corneja que se había acercado a la piedra, abandonamos — nosotros, los seguidores— al asceta Gotama, cuando hemos perdido placer en él.» #PrincipiosLiterariosDelTranceHumanista #PrincipiosLiterariosDeTransHumanismo #PrincipiosLiterariosDeTecnoHumanismo (en Mexico City, Mexico) https://www.instagram.com/p/CLom9U4Bl9V/?igshid=1t91b5wc6jwoq
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wil-ramiguel · 4 years
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...no bus(ques) instrucciones espirituales en otros sino en (tí) mism(o). Sólo las enseñanzas que proceden de nuestro propio espíritu llegan a buena hora, porque nos encuentran maduros para recibirlas. En cuanto a las revelaciones hechas a otros, debe mostrarse ciega y sorda. El sendero que conduce a la vida eterna es delgado como el filo de un cuchillo; ni podrá ayudar a otros cuando los vea titubear, ni tampoco esperar ayuda de ellos. El que mira a los demás pierde el equilibrio y cae en picado. Aquí no hay, como en el mundo, un avance colectivo; sin embargo es imprescindible tener un guía, pero éste debe surgir del reino del espíritu. Únicamente en los asuntos terrestres podrá servirle de guía otro ser humano. El rostro verde (1916) ~ #GustavMeyrink (al CLIII Aniversario de su natalicio: 19 de enero de 1868, Viena, Austria 🇦🇹. Fallecimiento: 4 de diciembre de 1932, Starnberg, Alemania 🇩🇪. (en Oaxaca, Mexico) https://www.instagram.com/p/CLfsHg-ryqt/?igshid=1o6x5v8aseokc
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givemesomesoma · 7 years
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Cento centesimi di euri Cento centesimi di ggioia #book #instabook #bookgarsm #bibliophile #reading #readingtime #enjoy #books #instalibri #bookstagram #bookshelf #lovebooks #ilovebooks #instabooks #bookoftheday #mybooks #readingtime #goodbooks #libribelli #orgasmicartacei #bookporn #bookaddict #bookaholic #bookworm #booklover #gustavmeyrink
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ive7 · 5 years
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Son perlas que se deslizan enhebradas en un cordón de seda, notas aisladas de una melodía que brota de la boca invisible.
El Golem, Gustav Meyrink
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#ElGolem #DerGolem #Golem #GustavMeyrink
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cesarflores · 8 years
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#Lectura #Libro #ElGolem #GustavMeyrink #Whiskey #JackDaniels #Alcohol #ATuSalud #Monterrey #Mty #Mexico #Mx #CesarFlores #KeepOnRockin'
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aliceliawitch · 5 months
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Walpurgisnacht by Gustav Meyrink
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"Cómica, fantástica y grotesca, Walpurgisnacht utiliza Praga como escenario para un choque entre la burocracia alemana encerrada en el antiguo castillo sobre Moldau y una revolución checa que bulle en la ciudad de abajo. Historia, mito y realidad política se fusionan en un clímax apocalíptico como Los rebeldes, incitados por un tambor cubierto de piel humana, asaltan el castillo para coronar a un pobre violinista "Emperador del Mundo" en la Catedral de San Vito.
Escrita en 1917, Walpurgisnacht continúa el mensaje de The Green Face, de una sociedad decadente al borde del colapso y de una Europa que ya no tiene salvación. En él vemos los poderes narrativos excepcionales de Meyrink en su apogeo."
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blog-aventin-de · 2 years
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Das Automobil
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Das Automobil
Das Automobil ⋆ Gustav Meyrink ⋆ Professor und Ingenieur
Sie erinnern sich meiner wohl gar nicht mehr, Herr Professor?! Zimt ist mein Name, Tarquinius Zimt; vor wenigen Jahren noch war ich Ihr Schüler in Physik und Mathematik — Der Gelehrte drehte die Visitkarte unschlüssig hin und her und heuchelte verlegen eine Miene des Wiedererkennens. — und da ich gerade durch Greifswald komme, wollte ich die Gelegenheit, Ihnen einen Besuch abstatten zu können, nicht versäumen — (Einige Minuten verstrichen in peinlichem Stillschweigen.) — — ehüm — — — nicht versäumen… Missbilligend musterte der Professor den Lederanzug des jungen Mannes. Sie sind wohl Walfischfänger? fragte er mit leisem Spott und tippte seinem Besuch auf den Ärmel. Nein, Automobilist; ich selbst habe die bekannte Automobilmarke »Zimt« — — — Also Schauspieler! unterbrach ungeduldig der Gelehrte; aber weshalb haben Sie denn früher Physik und Mathematik studiert? Wohl umgesattelt, junger Freund, umgesattelt!? Nun sehen Sie ---! Aber keineswegs, Herr Professor, keineswegs. Im Gegenteil. Sozusagen im Gegenteil! Ich bin Konstrukteur von Automobilen — — von Motoren — von Benzinmotoren, — Ingenieur — —! Ah, Sie stellen die Fantasiebilder für die Kinematographen zusammen, ich verstehe. Aber das kann man doch nicht Ingenieur nennen! Nein, nein, ich baue selber Automobile. Oder Kraftfahrzeuge, wenn Ihnen dieses Wort lieber ist. Wir verkaufen jährlich bereits — — — Ich darf beide Namen, mein lieber Herr Zimt, Automobil und Kraftfahrzeug, nicht gelten lassen; denn weder kann so eine Maschine sich vom Fleck fortbewegen — diese Bedeutung soll doch wohl im Wort Automobil liegen — noch ist aus demselben Grund der Ausdruck Fahrzeug zulässig, sagte der Gelehrte. Wie meinen Sie das: »kann sich nicht vom Fleck fortbewegen«? Vielleicht nur noch zehn Jahre, und wir werden überhaupt kein anderes Landfuhrwerk mehr benutzen. Fabrik um Fabrik wächst aus dem Boden, und wenn es auch vielleicht in Greifswald noch kein Automobil gibt, so — — — Sie sind ein Fantast, junger Mann, und verlieren den Boden der Wirklichkeit unter den Füßen! Frönen Sie wohl gar dem Spiritismus? In der Tat wohl das bedauerlichste Zeichen unserer Zeit, immer wieder das Gespenst des Perpetuum mobile unerfreulicher Weise sein hässliches Haupt erheben sehen zu müssen. Rein als ob die Lehrsätze der Physik gar nicht existierten. Traurig, fürwahr sehr traurig! Und auch Sie, obschon noch vor wenigen Jahren mein Schüler, konnten den klaren, besonnenen Weg unserer Wissenschaft verleugnen, um den schwülen Fieberfantasien roher, gedankenloser Empirie nachzujagen! Nun ja, mag wohl das heutige Treiben der Großstadt erschlaffend auf die Denkkraft unserer Jugend wirken, aber bis zum krassen Aberglauben, bis zur Wahnidee, man könne mittels Benzinmotoren einen Wagen von der Stelle bewegen, ist denn doch ein gewaltiger Schritt. So sollte man wenigstens glauben! Und erregt putzte der Gelehrte seine Brillengläser. Tarquinius Zimt war fassungslos. Aber um Gottes willen, Herr Professor! Sie werden doch nicht die Existenz der Motorwagen leugnen wollen. Heute, wo bereits viele Tausende im Verkehr sind! Wo jeder Monat eine Neuerung brachte. Ich selber bin doch mit meinem Automobil, einem fünfzigpferdekräftigen »Zimt«, den ich selber konstruiert und gebaut habe, von Florenz hierher gefahren! — Wenn Sie einen Blick aus dem Fenster werfen wollen, können Sie es vor dem Haustor stehen sehen. Um Gottes willen! Ich sage nur: um Gottes willen! Junger Freund, omnia mea mecum porto, wie der Lateiner so trefflich sagt. Ich sehe keinen zureichenden Grund, aus dem Fenster zu blicken; und weshalb auch — trage ich doch den alles umfassenden mathematischen Verstand stets in mir. — Dem schwankenden Boden der Sinneswahrnehmung sich anvertrauen? Sagt mir nicht mehr — mehr, als die Sinne je vermögen — die schlichte Formel, die jedes unmündige Schulkind begreift — gewiss sind Sie ihrer noch aus der Studienzeit froh eingedenk! — die Formel: xyz und so weiter! Nun sehen Sie? Das hilft nun aber alles nichts, antwortete gereizt der Ingenieur, denn ich selber bin mit meinem Automobil von Florenz bis Greifswald — bis vor Ihr Haus gefahren! — und wenn selbst die zitierte Formel nicht wäre, fuhr der Gelehrte unbeirrt fort, deren Ergebnis hinsichtlich des sogenannten zylindrischen Zapfens gewiss das noch günstigst Zulässige ist, indem die mit der Verminderung des Umschlingungsbogens der Lagerschale verknüpfte Steigerung der Flächenpressung nicht auf eine Erhöhung von μ hinwirkt und, insoweit sie überhaupt zulässig erscheint, den Aufwand zur Überwindung der Reibung bei φ0 < π / 2 verringert, gäbe es noch eine Reihe wirksamer Einwürfe, deren jeder einzelne die reine Möglichkeit denkbaren Gelingens — — Aber um Gottes willen, Herr Professor — Pardon! — — — die reine Möglichkeit denkbaren Gelingens in überaus in die Augen springender Weise entkräften müsste. Wie könnte man, um laienhaft zu sprechen, beispielsweise im Bereich mechanischer Möglichkeiten, der durch die schnell aufeinanderfolgenden Benzingasgemischexplosionen in den Zylindern a, b, c und d stets anwachsenden beträchtlichen Erhitzung und hierdurch resultierenden Ausdehnung und wiederum hieraus sich ergebenden Anpressung an die Zylinderwände bis zur Unbeweglichkeit des metallischen Kolbenmaterials anders als durch immerwährende großmengige Zufuhr mittels ausreichender Kühlung stets neu zu beschaffenden Wasserquantitäten, was wiederum angesichts des verkehrten Verhältnisses des Gewichtes zum Krafteffekt des Motors das Resultat des Versuches im negativen Sinn klar zutage treten lässt, vorbeugen? — Fassen wir ferner — — — Ich bin von Florenz bis Greifswald gefahren —, warf verbissen der andere ein. — — fassen wir ferner unter Zugrundelegung der Formel: ins Auge, dass durch Erzitterungen und sonstige der Ruhe des Ganges nachteilige Schwingungen infolge ihrer eigenartigen zur Wachrufung von Massenkräften unliebsame Veranlassung gebende Bewegungen von Maschinenteilen, in diesen, seien sie auch elastisch, fortgesetzt Formveränderungen vor sich gehen müssen, so ergibt sich — — — Ich bin aber dennoch von Florenz bis Greifswald gefahren! — — — Formveränderungen vor sich gehen müssen, so ergibt sich — — — — Ich — bin — aber — von — Florenz bis Greifswald ge—fah—ren! Der Gelehrte warf einen verweisenden Blick über seine Brille auf den Sprecher. Es könnte mich nichts hindern — gestützt auf zwingende mathematische Formeln —, meinen Zweifel an Ihren Aussagen mit direkten Worten Ausdruck zu verleihen, doch ziehe ich es vor, nach Art der alten Griechen lieber alles Verletzende zu vermeiden, und will bloß, wie schon Parmenides, hervorheben, dass es dem Weisen nicht zukommt, seinen eigenen Sinnen, geschweige denn denen eines Fremden, irgendwelche Beweiskraft einzuräumen. Tarquinius Zimt dachte einen Augenblick nach, dann griff er in die Tasche und reichte dem Professor schweigend einige Fotographien. Dieser betrachtete sie nur flüchtig und sagte: Nun, und Sie glauben, junger Freund, durch derlei Lichtbilder von scheinbar in Fahrt befindlichen Automobilen die Gesetze der Mechanik in Misskredit bringen zu können!? — Ich erinnere nur der Ähnlichkeit der Fälle wegen an die Abbildungen animistischer Phänomene durch Crookes, Lombroso, Ochorowicz, Mendelejeff! Wie genau versteht man heutzutage solche Fotographien durch allerlei Kunstgriffe hinsichtlich des wahren Tatbestandes täuschend zu gestalten. Im übrigen, wusste nicht schon Heraklit, dass nach den Gesetzen der Logik ein abgeschossener Pfeil auf jedem mathematischen Punkt seiner Flugbahn sich in vollkommener Ruhe befindet? Nun, sehen Sie! Und mehr als das — im übertragenen Sinne — können auch im besten Falle Ihre Lichtbilder nichts beweisen. In den Augen des Ingenieurs glomm eine tückische Freude. Gewiss werden Sie mir als Ihrem ehemaligen, Sie so sehr bewundernden Schüler, hochgeehrter Herr Professor, die Bitte aber nicht abschlagen, sagte er mit heuchlerischer Miene, mein vor Ihrem Haus stehendes Automobil wenigstens anzusehen? Der Gelehrte nickte gütig, und beide begaben sich auf die Straße. Eine Menge Menschen umstand den Wagen. Tarquinius Zimt zwinkerte seinem Chauffeur zu. Ignaz! Der Herr Professor möchte unser Automobil besichtigen, zeigen Sie doch mal die Maschine. Der Mechaniker, in der Meinung, es handle sich um einen Verkauf des Wagens, begann eine Lobeshymne: Hundertfünfzig Kilometer können wir mit unserem »Zimt« machen, und von Florenz bis hierher haben wir nicht einen einzigen Defekt gehabt. Wir fahren — — Lassen Sie das nur, guter Mann, wehrte der Professor überlegen ab. Der Chauffeur klappte die Haube des Motors auf, dass die Maschine frei lag, und erklärte die Bestandteile. Wie bringen Sie, Herr Professor, fragte Tarquinius Zimt mit verhaltenem Spott, eigentlich die Tatsache, dass heute von den Fabriken Daimler, Benz, Dürkopp, Opel, Brasier, Panhard, Fiat und so weiter und so weiter Tausende solcher Wagen gebaut werden, mit Ihrer Behauptung, die Maschinen könnten unmöglich funktionieren, in Einklang? Übrigens, Ignaz, lassen Sie den Motor mal angehen! In Einklang? Junger Freund, ich bin lediglich Fachgelehrter, und so interessant die Lösung dieser Frage einem Psychologen dünken mag, so wenig, ich muss es gestehen, liegt es mir zu wissen am Herzen, aus welchen Gründen wohl diese Fabriken solch anscheinend müssiger Beschäftigung frönen mögen. Das Schwirren des leerlaufenden Motors unterbrach die Rede des Professors. Die Menschenmenge wich einen Schritt zurück. Tarquinius Zimt grinste. Also Sie glauben noch immer nicht, dass der Wagen fahren wird, Herr Professor? Ich brauche nur diesen Hebel anzuziehen, die Kuppelung setzt ein, und das Automobil saust mit hundertfünfzig Kilometer Geschwindigkeit dahin. Der Gelehrte lächelte mild. Oh, Sie jugendlicher Schwärmer! Nichts dergleichen kann sich ereignen. Unter dem Druck der Explosion — die Festigkeit der Kuppelung vorausgesetzt — werden vielmehr augenblicklich die Zylinder a, b und d springen. Mutmaßlich bleibt hingegen der Zylinder c unversehrt nach der Formel — nach der Formel — wie lautet sie doch nur! — — nach der Formel — — — Los, jauchzte Zimt, los! Fahren sie los, Ignaz! Der Chauffeur zog den Hebel an. Da! — Ein lauter, dreifacher Knall — und die Maschine steht still! Tumult! Ignaz springt aus dem Wagen. Lange Untersuchung. Da! die Zylinder eins, zwei und vier sind geborsten! Geborsten in einer Weise, wie niemals Zylinder, und wenn Nitroglyzerin in ihnen gewesen wäre, bersten können. Mit glanzlosem Blick starrt der Professor ins Weite, seine Lippen bewegen sich murmelnd: Warten Sie, nach der Formel — — nach der Formel — Zimt fasst ihn am Arm und schüttelt ihn — weint fast vor Wut. Es ist unerhört, unglaublich; seit es ein Automobil gibt, ist so etwas noch nicht vorgekommen. Es ist hirnverbrannt. Zum Verstand verlieren. Ich telefoniere sofort um Ersatzzylinder. — Das geht so nicht, Sie müssen sich mit eigenen Augen hier überzeugen, Sie müssen! Ärgerlich reißt sich der Gelehrte los: Junger Mann, das geht zu weit, Sie vergessen sich. — Glauben Sie wirklich, ich hätte Zeit übrig, Ihren kindischen Versuchen ein zweites Mal beizuwohnen! Sind Sie denn noch immer nicht überzeugt? Danken Sie lieber Ihrem Schöpfer, dass es nicht ärger ausfiel, Maschinen lassen nicht mit sich spaßen. Nun sehen Sie! Und er eilt ins Haus. Noch einmal dreht er sich in der Tür um, erhebt abweisend den Finger und ruft zürnend zurück: Sunt pueri pueri, pueri puerilia tractant. Knaben sind Knaben, und Knaben machen Knabenhaftes (Dummheiten). Das Automobil ⋆ Gustav Meyrink ⋆ Professor und Ingenieur Read the full article
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mccallcompany · 3 years
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scream-in-mind · 5 years
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tjanarens · 5 years
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