#‚spicy white‘ broski ich bin so ein alman
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nomoreessays · 8 months ago
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Es ist Samstagabend. Jung und wild wie ich nun mal bin, bleibe ich bis neun in der Bib. Ich bin quasi das life of the fucking party, ich meine wer sonst in diesem Lesesaal wippt so wild mit dem Fuß wie ich? That’s right bitch, keiner, also *John Mulaney voice* do - not - fuck with me. Mitbewohnerin 1 schreibt mir wann ich nach Hause komme, ihr sei langweilig und sie wolle mit mir zu Abend essen. Ihre Nachricht klingt so, als sei sie die einsame Frau eines Seefahrers, die in ihrer kleinen Hütte auf der Klippe am Fenster sitzt und mit von der Sehnsucht zerfurchtem Gesicht auf das vom Wind gepeitschte Meer starrt. Vielleicht klingt ihre Nachricht auch normal und mir sind nur die zwölf Stunden Datenanalyse zu Hirn gestiegen. Ich frage mich, ob sie mein Hirn eher gekocht oder frittiert haben, weil das natürlich jeweils andere Beilagen usw. verlangt. Während ich mir mein Hirn zu verschiedenen Hauptspeisen verarbeitet vorstelle, kommt mir der Gedanke, dass ich vielleicht doch ein Bisschen durch bin. Ich packe also zusammen und trotte nach Hause.
In der Küche treffe ich auf sie und den Mitbewohner, die über Furries diskutieren und ich höre mit einem Ohr zu, während ich versuche, meinem leeren Kühlschrank-Fach ein anständiges Abendessen abzuringen. Sie weiß nicht, was Furries sind und hält das Treffen in einem Park, dass sie mitangesehen hat, für eine etwas schräge Kostümparty, und er hat sichtlich Freude daran, es ihr zu erklären, während ihre Mimik in sich zusammenfällt wie eine Hüpfburg die irgendeine Rotzgöre angepiekst hat. Ich schmiere mir in der Zwischenzeit ein Brot - warum sind mir die Kartoffeln ausgegangen? Kann man mir dafür den Pass entziehen? - und esse mit mäßigem Appetit. Das Gespräch wendet sich Rezepten zu und der Mitbewohner erzählt irgendwas mit Käse und einer - bei aller Liebe - gottlos klingenden Gewürzmischung.
Mitbewohnerin 1: „that sounds fucking disgusting, who would eat that?
Mitbewohner: *schnaubt* „ white people“ *er dreht sich zu mir* „no offense!“
Ich: *voll damit beschäftigt, mir einen Teller Bratkartoffeln zu wünschen* „none taken“
Mitbewohnerin 1: „why would she be offended?“
Mitbewohner: *gestikuliert vage in Richtung meines Gesichts* „well she‘s…“
Mitbewohnerin 1: *starrt mich an*
Ich: *starre zurück*
Mitbewohnerin 1: „oh yeah! I keep forgetting that your white!“
Mitbewohner: „same, I mean she’s not white white, you know“
Mitbewohnerin 1: „exactly, she’s not like a proper white person“
Mitbewohner: „yeah, we call that ‚spicy white‘“
Während dieser Analyse esse ich, etwas verunsichert ob ich das Ganze jetzt als Kompliment nehmen soll, weiter. Ich betrachte mein Spiegelbild im Küchenfenster und mein Gesicht hat im Kontrast zum Nachthimmel vage Ähnlichkeit mit einer Kugel Mozzarella. Ich lasse den Blick weiterwandern, vorbei an meinen Unterarmen, die so blass sind, dass sie das Licht der Deckenlampe reflektieren, und weiter zu meinem Teller mit der halbgegessenen Stulle, der ich mit einer halben Karotte ein Bisschen „Pep“ verleihen wollte. Ich muss lachen.
‚Spicy white‘ indeed.
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