Don't wanna be here? Send us removal request.
Quote
A person of bourgeois origin goes through life with some expectation of getting what he wants, within reasonable limits. Hence the fact that in times of stress 'educated' people tend to come to the front.
George Orwell
0 notes
Quote
Nicht nur die Wirtschaft kennt Globalisierung. Auch die Empörung globalisiert sich. Schwule, Frauen, Journalisten, Städter, Professoren aller Länder - vereint gegen Trump! Jetzt machen alle mit beim Blacklivesmatteroccupywomensmarch. Aber wo war der Protest, als das Fundament für Trumps Erfolg gelegt wurde? Die liberale Gesellschaft hat in der Vergangenheit bitter versagt. Und auf die wichtigste Frage der Zukunft hat sie keine Antwort: Was, wenn Trump Erfolg hat? Die Sängerin Madonna ist jetzt über ihren neuen Präsidenten so empört, dass sie davon träumt, "das Weiße Haus in die Luft zu jagen". Das hat sie so gesagt. Dümmere Sachen sagt Trump auch nicht. Beim Women's March in Washington haben sich Madonna und all die Frauen mit den rosa Mützen ihre Wut aus dem Leib geschrien. Aber als die Früchte der Globalisierung unfair verteilt wurden, als die Arbeiter ihre Jobs verloren und die Familien ihre Häuser, wie laut war da der Protest? Selbstgerechtigkeit ist es, wenn die Ungerechtigkeit erst dann zum Anliegen wird, wenn man sich selbst betroffen wähnt. Die Bürgersfrauen, die Journalisten, die Schwulen, die Professoren, die Künstler, die jetzt gegen Trump protestieren - sie waren in der Vergangenheit die Profiteure eines Systems, das sich um Rechte gekümmert hat, und dabei Gerechtigkeit völlig außer Acht ließ. "Flyover states" heißt das weite Land, in dem Trump gewonnen hat. Die Flugzeuge fliegen nur darüber hinweg auf dem Weg von Küste zu Küste, wo die liberale Gesellschaft lebt. Das ist nicht nur ein amerikanisches Phänomen: In der ganzen westlichen Welt hat die Masse der Abgehängten in der Vergangenheit den Kondensstreifen der Globalisierung hinterhergeblickt. Donald Trump, der Milliardär im Gewand des Volkstribuns, ist die Antwort. Er ist der Beweis für ein trauriges Gesetz: In seiner Krise gebiert der Kapitalismus den Faschismus, und die Demokratie ist dagegen nicht nur machtlos, sie bereitet den Weg. Dieser Mann hat sich nicht an die Macht geputscht. Er wurde demokratisch gewählt. Die Vertrumpung der Welt ist die Tragödie unserer Gegenwart. Denn wir lernen nicht. Das Missverständnis geht weiter, die Spaltung wird tiefer. In der "New York Times" verspottet ein Linguist die simple Wortwahl des neuen Präsidenten, der nur "rede", nicht "spreche". Diese dumme Arroganz ist ein Beweis der eigenen Sprachlosigkeit. Solche Liberalen haben den Abgehängten, die Trump & Co. wählen, nichts mehr zu sagen. Unerschütterlich schwärmen wir von der liberalen Demokratie und der bedeutenden Rolle der Medien, als sei das Versagen von Demokratie und Medien nicht längst offensichtlich. Spott ist eine schwache Waffe gegen die Wirklichkeit In der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" hat Stefan Niggemeier uns alle aufgefordert, uns gegen die Wirklichkeit zu wehren. Wir dürften uns, schreibt der Journalist, an diesen Präsidenten nicht gewöhnen und unsere Vorstellungen von Normalität von ihm nicht verändern lassen. Was für ein trauriger Rat! Es waren "unsere" Vorstellungen von Normalität, aus denen Trumps Erfolg erwachsen ist. Wir sind schuld. Spott ist eine schwache Waffe gegen die Wirklichkeit. Trump hat gesagt, er werde "Straßen, Brücken, Tunnel, Flughäfen, Schulen und Krankenhäuser" erneuern und Millionen von Arbeitsplätzen schaffen: "Ich werde der größte Jobproduzent sein, den Gott jemals schuf." Und die Liberalen haben gelacht: Gottes Hand im Arbeitsmarkt? Das Lachen sollte ihnen ebenso im Hals stecken bleiben wie ihre Empörung. Der Dow Jones hat die historische Marke von 20.000 Punkten überschritten.
S.P.O.N. Jakob Augstein
0 notes