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I.
Versuchen auch Sie es – fleischlos!
Ich bin 1940 geboren.-
Es war vor ungefähr 36 Jahren. Meine Leidenschaften waren meine drei Kinder, Kunsterzieherin zu sein an der Europäischen Schule Mol/ Belgien, Impulsgeberin für das kleine belgische Dorf, in dem ich mich zuhause fühlte und mein Interesse an mittelalterlichen Techniken, Papier herzustellen und zu dekorieren. Eine dieser Techniken war das „Marmorieren“ auf Papier und dazu benötigte man Ochsengalle. Dient als Treibmittel von Farben auf der großen Wasser-Leimfläche, so dass man dann die aufgetropften Farbflecken verziehen, ornamental verändern konnte.
Aber diese Ochsengalle als „Malmittel“ gab es nicht zu kaufen. Also beschloss ich, am örtlichen Schlachthof nachzufragen.
Kleinkind Tanya im Heck des Auto parkte ich vor der Eingangstür zur Schlachthalle… . Drei oder vier mittelalterliche Männer in blutverschmierten Kitteln vor der Tür lehnten an der Wand und rauchten. Ich fragte sie nach Ochsengalle. Kein Problem, meinten sie. Liegen zuhauf in der Rinne seitlich vom Gang.
In der Halle hätte ich mich nicht mehr verständlich machen können: Gequietsche, tieftönige Schreie, Bolzenschüsse, Elektromaschinengeräusche und zu sehen 20-30 hängende Tierkörper, in allen auch nicht vorstellbaren Zuständen. Und Blut, Blut, Blut.
Ohne nachzudenken faltete ich die mitgebrachte Plastiktüte auseinander, fasste mit einer Hand eine von den vielen durchsichtigen Blasen mit Galle aus der Rinne heraus, packte das Gebilde in die Tüte und machte mich auf den Rückweg.
Draußen auf dem Parkplatz hatte sich ein riesengroßer Lastwagen links neben die Schlachthalle manövriert. Modell Umzugswagen mit zahlreichen DinA5 großen Fenstern. Der hintere Teil der Ladefläche war gekippt und entlud lebende Rinder auf einen großen Berg mehr oder weniger noch lebender Rinder. Von diesem Berg wurden ganz offensichtlich die Rinderleiber mit den Greifern eines Krans zu ihrem Elektrotod weggehievt.
Ich wollte nur weg, weg… von diesem furchtbaren Ort. Beim Anlassen des Motors sagt ich zu meiner kleinen Tochter, die glücklicherweise nicht weiter nachfragte, nie wieder Fleisch, ich esse nie wieder Fleisch.
Dabei ist es geblieben. Bis heute – fast 100%. Und natürlich bin ich gerade jetzt, Juni 2020 froh darüber. Ich bin gesund – laut Blutanalyse jährlich in einem Labor der Stadt und keinem Besuch eines Arztes seit 15 Jahren.
Natürlich weiß ich nicht, ob das so bleibt – auch wenn ich täglich daran denke, meinen Eiweißbedarf pflanzlich zu decken.
Aber ich meine verantworten zu können, zu sagen:
Versuchen auch Sie es – fleischlos!
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